Wirkstoff - Toxikologie
Morphin

Anwendungssicherheit

Bei bestimmungsgemässer Dosierung führt Morphin nur selten zu paradoxen Erscheinungen (Löscher 1999e). Empfohlene Dosen können auch bei der Katze relativ sicher angewendet werden (Hall 2001b).
 

Symptome bei Überdosierung

Nach einer Überdosierung tritt eine starke Dämpfung des Atemzentrums mit Hypoventilation und Zyanose bis hin zur Atemlähmung auf (Löscher 1999e; Plumb 1995a). Die unmittelbare Todesursache ist immer der Atemstillstand (Illes 2005a). Ausserdem sinkt der Blutdruck und es kann zum Kreislaufversagen kommen. Beim Menschen liegt üblicherweise eine Miosis vor, bei ausgeprägter Hypoxie tritt aber eine Mydriasis auf. Hypothermie sowie Stauung in der Lunge erhöhen die Infektionsneigung und können zu Bronchopneumonien führen (Illes 2005a). In toxischen Dosen treten bei allen Spezies zentrale Erregungserscheinungen und tonisch-klonischen Krämpfe auf (Löscher 1999e; Kukanich 2009a). Pferde, Katzen, Schweine und Rinder zeigen eine Hyperreflexie, Tremor und können kollabieren (Plumb 1995a). Bei Dosierungen von 2 - 5 mg/kg werden Katzen ängstlich und schüchtern, jedoch nicht aggressiv. Tiere, welche 20 mg/kg erhielten, zeigten heftige motorische Exzitationen, Ataxie, Tobsuchts- und Krampfanfälle (Müller 2001a).
 

Akute Toxizität

LD50

Mauss.c.: 500 mg/kg (Windholz 1983a)
 

Letale Dosen (Morphinhydrochlorid)

Die toxische bzw. letale Dosis unterscheidet sich individuell und speziesspezifisch stark (Humphreys 1988a).
 
Hunds.c./i.v.: 100 - 200 mg/kg (Löscher 1999e)
s.c.: 80-530 mg/kg (Humphreys 1988a)
  
Katze:s.c.: 20 - 390 mg/kg
  
Schwein:s.c.: 316 mg/kg
  
Ziege:s.c.: 1000 mg/kg
  
Schaf:s.c.: > 367 mg/kg
  
Rind:s.c.: 25 mg/kg
  
Pferd:s.c.: 7 - 30 mg/kg (Humphreys 1988a)
 

Therapie bei Überdosierung

Die Therapie zielt insbesondere auf die Aufhebung der Atemdepression. Eine assistierte oder kontrollierte Beatmung muss sichergestellt werden. Die Injektion von Naloxon richtet sich nach der Schwere der Atemdepression. Da Naloxon eine bedeutend kürzere Halbwertszeit als Morphin besitzt, muss bei Unwirksamkeit oder beim Wiederauftreten der Vergiftungssymptome mehrmals nachapplizert werden (Illes 2005a; Plumb 1995a). Zur Behandlung von Katzen mit Exzitationen und Anfällen wird die Applikation von Pentobarbital vorgeschlagen. Dabei muss aber beachtet werden, dass Barbiturate und andere Narkotika einen additiven Effekt haben und die Atemdepression verstärken können (Plumb 2011a). Wegen der Krampfgefahr sollten auch bei starker zentraler Dämpfung keine zentralen Analeptika eingesetzt werden (Löscher 1999e).