Wirkstoff - Unerwünschte Wirkungen
Morphin

Lokale Nebenwirkungen

Nach epiduraler Anwendung wird häufig ein verzögertes Haarwachstum um die Injektionsstelle herum beobachtet (Nolan 2000a). Selten kann lokal auch Juckreiz auftreten (Troncy 2002a).
 
Pferd
Epidural appliziertes Morphin kann zu Pruritus mit einer anschliessenden Dermatitis führen (Haitjema 2001a; Burford 2006a; Skarda 2007d).
 
Hund
Nach intravenöser Applikation kann als Folge der Histaminfreisetzung und der daraus folgenden Vasodilatation eine Rötung der Haut auftreten, welche vor allem um die Lefzen, an der Ohrinnenseite sowie an der Maulschleimhaut sichtbar ist (Guedes 2006a).
 

Systemische Nebenwirkungen

Alle durch Opioide verursachten Nebenwirkungen treten bei Tieren mit Schmerzen stark abgeschwächt auf (Dugdale 2010a).
 

Nervensystem

Die Wirkung von Morphin auf das ZNS ist speziesspezifisch (Plumb 1995a; Löscher 1999e). Viele Opioide erhöhen den intrakraniellen Druck und vermindern den zerebralen Blutfluss (Nolan 2000a). Morphin kann bei allen Tierarten zu paradoxen Erregungserscheinungen führen. Insbesondere hohe Dosen können bei Wiederkäuern, Katzen, Schweinen und Pferden zu paradoxen Erregungserscheinungen führen. Bei sehr hohen Dosen treten Krämpfe auf (Plumb 2011a). Morphin führt ausserdem zu einer Dämpfung sympathischer Areale, so dass der Sympathikotonus zur Peripherie hin gesenkt wird (Löscher 1999e).
 
Hund
In der Regel wirkt das Opioid bei Hunden sedierend (Maiante 2009a; Guedes 2007b; Plumb 1995a). Die lokomotorische Aktivität nimmt ab. Bei Dosierungen von 1,2 - 2,4 mg/kg intravenös nehmen die Tiere eine Brust- oder Seitenlage ein und scheinen das Bewusstsein zu verlieren (Kamata 2012b). Ausserdem kann eine Dysphorie auftreten (Kukanich 2005b; Kukanich 2009a; Maiante 2009a; Guedes 2007b). Initial können auch Erregungserscheinungen wie Kreisbewegungen, Bellen, Schnappen und Würgen auftreten (Novack 1976a). Während einer konstanten Morphin-Infusion kommt es öfters zu Lautäusserungen (Guedes 2006a). Nach einer subarachnoidalen Morphin-Applikation traten bei einem Hund Myoklonien auf, die jedoch mit Pentobarbital unter Kontrolle gebracht werden konnten. Das Tier litt in der Folge an einer propriozeptiven Ataxie mit einer Hinterhandparese. Nach der Gabe von Dexamethason zeigte der Hund kurze Zeit später wieder ein normales Gangbild (Kona-Boun 2003a).
 
Katze
Katzen können mit Erregungserscheinungen und Dysphorie reagieren (Kukanich 2009a). Morphin kann aber auch leicht sedativ und euphorisch wirken (Robertson 2003c). In einem Versuch wurde nach der intravenösen Applikation von 0,3 - 2,4 mg/kg eine Abnahme der lokomotorischen Aktivität beobachtet. Die Tiere sassen unbeweglich da und starrten auf einen fixen Punkt, blieben aber bei Bewusstsein. Beim Nähern von Menschen zeigten sie euphorisches Verhalten wie Schnurren, Wälzen und Kopfreiben am Boden. Weder Aufregung noch Aggressivität wurden beobachtet (Kamata 2012b). Auch nach der epiduralen Applikation kann euphorisches Verhalten auftreten (Castro 2009a).
 
Pferd
Erregungserscheinungen, Verhaltensveränderungen sowie der langanhaltende Bewegungsdrang limitieren den routinemässigen Einsatz von Morphin bei dieser Spezies. Pferde zeigen bei alleiniger Anwendung von Morphin oft eine dosisabhängige Exzitation und eine gesteigerte lokomotorische Aktivität (Kukanich 2009a), wobei diese unerwünschten Wirkungen häufiger nach intravenöser als nach intramuskulärer Applikation auftreten (Dobromylskyj 2000a). Zeichen einer leichten Exzitation sind Muskelzucken, plötzliche Kopfbewegungen, Kopfdrücken, Tremor am Maul und hochhalten des Schweifs. Ausserdem kann eine Ataxie auftreten (Clarke 1988a). Einige Pferde wirken nach der Gabe von Opioiden sediert, sind aber durch Geräusche leicht weckbar. Die Tiere können auch desorientiert wirken und überempflindlich reagieren (Muir 2008b). Die intravenöse Gabe hoher Dosen (2 mg/kg) während einer Isoflurannarkose führte zu einer schwierigen und gefährlichen Aufwachphase. Die Tiere waren sehr unruhig, zeigten Renn- und Galoppbewegungen in Seitenlage, schlugen mit dem Kopf gegen den Boden, waren nach dem Aufstehen ataktisch und hatten einen starken Bewegungsdrang (Steffey 2003a). Nach der intravenösen und intramuskulären Gabe von 0,05 - 0,1 mg/kg Morphin wurden bei gesunden Pferden keine Verhaltensveränderungen beobachtet. Allerdings hatten diese Dosierungen auch keinen messbaren analgetischen Effekt (Figueiredo 2012a).
 
Wiederkäuer
Bei Wiederkäuern wirkt Morphin stimulierend auf das ZNS (Plumb 1995a). Hohe Dosen können zu Exzitationen führen (Wren 2008a; George 2003a). Nach epiduraler Applikation einer Kombination von Romifidin und Morphin ist beim Rind ein sedativer Effekt zu erwarten (Fierheller 2004a).
 
Schwein
Auch bei Schweinen wirkt Morphin stimulierend auf das ZNS (Plumb 1995a). Nach der intravenösen Injektion von 1 mg/kg treten Erregungserscheinungen auf (Hannon 1991a).
 
Mensch und andere Primaten
Bei Menschen und anderen Primaten hat der Wirkstoff eine dämpfende Wirkung auf das ZNS (Plumb 1995a; Allen 1993a).
 

Respiratorisches System

Opioide verursachen eine dosisabhängige Atemdepression. Sie hemmen das Atemzentrum, indem die Antwort auf eine erhöhte Kohlendioxidspannung (pCO2) im Blut herabgesetzt wird (Kukanich 2009a; Plumb 1995a). Sie tritt vor allem dann auf, wenn Opioide in hohen Dosen, oder zusammen mit anderen stark atemdepressiv wirkenden Substanzen verabreicht werden (Guedes 2007b; Maiante 2009a; Kukanich 2009a). Die atemdepressiven Effekte werden von gesunden Tieren nach supratherapeutischen Dosen gut toleriert. Probleme treten insbesondere bei Tieren mit bestehenden respiratorischen Krankheiten, wie z.B. Asthma, Bronchitis oder Cor Pulmonale auf. Opioide passieren die Plazenta und wirken dadurch auch atemdepressiv auf den Fötus (Kukanich 2009a). Bei epiduraler Anwendung besteht die Gefahr einer verzögert auftretenden Atemdepression (Coombs 1994a). Dies scheint aber eine geringe klinische Relevanz zu haben (Dobromylskyj 2000a). Durch Stimulation des Nervus vagus kann v.a. bei Hunden und Katzen eine Bronchokonstriktion auftreten (Löscher 1999e). Ausserdem kann der Hustenreflex unterdrückt und die Sekretion in den Atemwegen vermindert werden (Plumb 2011a).
 
Hund
Obwohl in erster Linie das Atemzentrum gedämpft wird, kommt es beim Hund als Folge der Wirkung auf das thermoregulatorische Zentrum im Hypothalamus initial zu einer Atemstimulation. Die Hunde hecheln, um aufgrund der veränderten Thermoregulation ihre Körpertemperatur zu senken (Plumb 1995a; Novack 1976a; Kukanich 2009a). Die gesteigerte Atemfrequenz dauert nach höheren Dosierungen länger an (Cullen 1999a). Auch während einer konstanten Verabreichung einer Morphin-Infusion steigt die Atemfrequenz signifikant an (Guedes 2007b). Hohe Dosierungen bis zu 2,4 mg/kg bewirkt aber bei allen Hunden eine Atemdepression (Kamata 2012b). Neugeborene Welpen reagieren zudem empfindlicher auf die atemdepressive Wirkung (Bragg 1995a). Morphin wirkt durch die Hemmung des Hustenzentrums antitussiv (Plumb 2011a; Kukanich 2009a).
 
Pferd
Die intravenöse Injektion von Morphin 20 Minuten nach der Narkoseeinleitung senkte bei Pferden den arteriellen Sauerstoff-Partialdruck (paO2). Dies scheint klinisch jedoch nicht relevant zu sein (Love 2006a).
 
Rind
Beim Rind kann ebenfalls eine Atemdepression auftreten (Wren 2008a).
 
Schwein
Beim Schwein führt die intravenöse Injektion von 1 mg/kg als Folge der Exzitation zu einer graduellen Erhöhung der Atemfrequenz (Hannon 1991a).
 

Kardiovaskuläres System

An den Gefässen wirkt Morphin vasodilatatorisch, was einerseits durch die Senkung des Sympathikotonus, andererseits durch die Histaminfreisetzung hervorgerufen wird (Löscher 1999e; Muldoon 1984a). Insbesondere hohe intravenöse Dosen können zu einer starken Hypotension mit kardiovaskulärem Kollaps und Tachykardie führen (Guedes 2007b; Dobromylskyj 2000a; Kukanich 2009a). Am Herzen kommt es zu einer ausgeprägten Atropin-responsiven Bradykardie, die durch eine Vagusstimulierung (direkt und indirekt aufgrund der Hemmung sympathischer Zentren) zu erklären ist (Löscher 1999e; George 2003a).
 
Hund
Beim Hund kann eine koronare Vasokonstriktion mit erhöhtem vaskulären Widerstand und vorübergehend erniedrigtem arteriellen Druck auftreten (Plumb 2011a). Die intravenöse Applikation einer initialen Ladedosis und der anschliessenden kontinuierlichen Infusion von Morphin führt bei gesunden, wachen Tieren zu einer variablen Histaminfreisetzung mit nur minimalen kardiovaskulären Effekten (Guedes 2006a). Nach intravenöser Injektion von Morphin wurden bei Hunden hohe Histaminkonzentrationen im Plasma gemessen. Bei Hunden mit einem intakten endokrinen System und einem gesunden sympathischen Nervensystem tritt in der Regel keine Hypotension auf (Guedes 2007a). Jedoch können bei Patienten mit einer Beeinträchtigung des sympathoadrenergen Systems oder einer limitierten kardiovaskulären Reserve schwerwiegende hämodynamische Nebenwirkungen auftreten (Guedes 2006a). Die kombinierte epidurale Anwendung von Morphin und Fentanyl kann bei mit Sevofluran anästhesierten Hunden zu einer kardiorespiratorischen Depression führen (Naganobu 2004a). Bei 32 mit 0,5 mg/kg Morphin und 0,02 mg/kg Acepromazin intramuskulär prämedizierten Hunden stellte man während einer Inhalationsnarkose mit Isofluran bei 45% der Tiere eine Bradykardie und bei 55% eine Hypotension fest (Monteiro 2015a).
 
Katze
Durch die Vagusstimulation kann eine Bradykardie auftreten (Löscher 1999e). Epidural appliziertes Morphin beeinflusste die Wirkung des sympathischen Nervensystems auf das Herz und die Nieren, wobei es zu einer Senkung des Blutdrucks und der Herzfrequenz kam. Im Gegensatz dazu hatte die gleiche Dosis intravenös verabreicht keinen Effekt. Epidural angewendetes Morphin scheint die Aktivität des sympathischen Nervensystems sowie die kardiovaskuläre Funktion stärker zu hemmen als intravenös angewendetes (Mori 1998a). Bei subkutaner Anwendung und bei Injektion in die Cisterna magna werden durch die Hemmung des Sympathikotonus ein lang anhaltender Blutdruckabfall und eine Bradykardie ausgelöst (Feldberg 1986a).
 
Pferd
Nach der intravenösen Injektion tritt eine vorübergehende Tachykardie auf (Clarke 1988a).
 
Wiederkäuer
Beim Rind kann eine Bradykardie und Hypotension auftreten (Wren 2008a). Die Verabreichung hoher Dosen führen beim Wiederkäuer jedoch zu einer Tachykardie (George 2003a).
 
Schwein
Beim Schwein führt die intravenöse Injektion als Folge der Exzitation zu einem leicht erhöhten Herzauswurf, einer deutlich gesteigerten Herzfrequenz sowie einem deutlich erhöhten mittleren systemischen und pulmonalen arteriellen Druck (Hannon 1991a).
 

Gastrointestinaltrakt

Emetischer / antiemetischer Effekt
Durch eine direkte Stimulation der Chemorezeptor-Trigger-Zone wirkt Morphin bei Hund und Katze emetisch (Plumb 2011a). Die Chemorezeptor-Triggerzone liegt ausserhalb der Blut-Hirn-Schranke und vermittelt die emetische Wirkung der Opioide, das Brechzentrum deren antiemetischen Effekt (Takahashi 2007a). Weil Morphin aufgrund seiner geringen Lipidlöslichkeit die Chemorezeptor-Triggerzone früher erreicht als das Brechzentrum, ist es möglich, dass initial Übelkeit und Erbrechen auftritt, nach wiederholter Anwendung aber wieder abklingt (Kukanich 2009a). Sobald der Wirkstoff das Brechzentrum erreicht hat, tritt die antiemetische Wirkung ein (Dugdale 2010a; Takahashi 2007a).
 
Motilität und Flüssigkeitshaushalt
Opioide führen mittels zentraler und peripherer Mechanismen zu einer Abnahme der gastrointestinalen Motilität. Die intestinale, pankreatisch und biliäre Sekretion wird gehemmt. Die Magenentleerung wird verlangsamt, die intestinale Flüssigkeitsabsorption erhöht, die propulsive Peristaltik reduziert und der Tonus gastrointestinaler Schliessmuskeln, wie z.B. des Pylorus und Ductus pancreaticus erhöht. In der Folge kann es zu einer Konstipation kommen (Kukanich 2009a).
 
Hund
Als Folge der Vagusstimulation und der Anregung der Dickdarmmotilität können unmittelbar nach der Verabreichung des Opioids Hypersalivation und Defäkation auftreten (Löscher 1999e; Guedes 2007b). Erst später kann es aufgrund der herabgesetzten intestinalen Motilität, der Verzögerung der Darmpassage und der nachlassenden Sekretion im Kolon zur Konstipation kommen (Plumb 2011a; Kukanich 2009a). Übelkeit und Erbrechen (Plumb 2011a; Kukanich 2005b; Kamata 2012b) treten vor allem bei wachen Hunden nach der präanästhetischen Verbreichung auf. Seltener tritt Erbrechen bei Patienten nach postoperativer Applikation, oder bei Patienten mit Schmerzen aufgrund eines akuten Traumas auf (Kerr 2007b; Kukanich 2009a; Nolan 2000a). Die Häufigkeit des Erbrechens steigt bei gesunden Hunden mit steigenden Dosierungen an (Wilson 2005a). Nach epiduraler Applikation tritt seltener Erbrechen auf (Dobromylskyj 2000a). Bei gesunden Hunden führt die präanästhetische Gabe von Morphin während der nachfolgenden Narkose zu einem gastroösophagealen Reflux (Wilson 2005a).
 
Katze
Initial führt die Stimulierung der Dickdarmmotilität kurz nach der Applikation zur Defäkation. Danach nimmt die propulsive Peristaltik sowie die Sekretion im Kolon ab. Die Darmpassage wird verzögert (Kukanich 2009a). Katzen erbrachen nach der versuchsweisen intravenösen Applikation von 0,3 - 2,4 mg/kg Morphin nicht (Kamata 2012b). Bei einem Tier führte die einmalige epidurale Gabe infolge einer neurologischen Dysfunktion zu chronischer Verstopfung und zu einem verminderten Perinealreflex (Song 2011a).
 
Pferd
Nach intravenöser, intramuskulärer und epiduraler Applikation wird die gastrointestinale Motilität kurzfristig und vorübergehend gehemmt (Figueiredo 2012a; Sano 2011a). Ein in-vitro-Versuch am Pferde-Jejunum zeigt, dass Opioide einen geringen Einfluss auf die Kontraktion dieses Darmabschnitts haben (Menozzi 2012a). Jede 12-stündlich intravenöse Applikation von 0,5 mg/kg Morphin während 6 Tagen führte zu einer 6 Stunden andauernden gastrointestinalen Passagestörungen; die Kotabsatzfrequenz, das Gewicht und der Flüssigkeitsgehalt des Kotes sowie die Darmgeräusche waren reduziert. Ausserdem verzögerte sich die gastrointestinale Transitzeit. Das Risiko einer Konstipation und eines Ileus wird dadurch erhöht. Einige Pferde wiesen nach der Applikation Anzeichen von Unwohlsein auf (Boscan 2006a). Eine retrospektive Studie zeigt, dass Pferde, die perioperativ systemisch Morphin erhielten, ein 4-fach höheres Kolik-Risiko aufweisen (Senior 2004a). In anderen Studien konnte dies jedoch nicht bestätigt werden (Andersen 2006a; Mircica 2003a).
 
Wiederkäuer
Beim Wiederkäuer werden die rumenoretikulären Kontraktionen nach der intravenösen Injektion für ca. 20 Minuten stark gehemmt; die Tiere regurgitieren nicht (George 2003a). Ausserdem kann beim Rind nach epiduraler Applikation eine Konstipation auftreten (Wren 2008a).
 

Harntrakt

Initial kann Morphin den Harnabsatz fördern. Nach höheren Dosierungen wird die Urinsekretion durch einen Anstieg des antidiuretischen Hormons vermindert (Plumb 2011a) und als Folge eines erhöhten Sphinkter-Tonus kann es zu Harnabsatzstörungen und Harnretention kommen (Plumb 2011a; Kukanich 2009a).
 
Hund
Die intrathekale Applikation führt zu einer Relaxation der glatten Blasenmuskulatur mit nachfolgender Harnretention (el-Bindary 2001a). Ausserdem hat der Wirkstoff eine antidiuretische Wirkung und führt zu einer verminderten Urinproduktion (Kukanich 2009a; Anderson 2008a). Eine Studie zeigt, dass eine konstante intravenöse Infusion zu einer klinischen und statistisch signifikanten Reduktion der Harnproduktion führt. Der genaue Wirkmechanismus ist unbekannt (Anderson 2008a). Auch nach epiduraler und subarachnoidaler Anwendung kann beim Hund gelegentlich eine Harnretention auftreten (Nolan 2000a; Troncy 2002a; Kona-Boun 2003a). Ein Tier zeigte erst 7 Tage nach der epiduralen Applikaton von Morphin und Bupivacain eine Harnretention und eine Überlaufinkontinenz mit anschliessender Detrusoratonie der Harnblase (Herperger 1998a).
 
Katze
Bei dieser Spezies treten selten ernsthafte Langzeitschäden nach epiduraler Injektion auf. Eine Katze entwickelte nach einmaliger epiduraler Morphin-Injektion als Folge einer langanhaltenden neurologischen Funktionsstörung eine chronische Harnretention (Song 2011a).
 
Rind
Auch beim Rind kann eine Harnretention auftreten. Dies ist auch nach epiduraler Gabe möglich (Wren 2008a).
 

Auge

Miosis
Durch Erregung des Okulomotoriuskerns (Nucleus nervi oculomotorii) löst Morphin vor allem beim Hund, aber auch beim Menschen und Kaninchen eine Miosis aus (Löscher 1999e; Kerr 2007b; Plumb 2011a).
 
Mydriasis
Bei der Katze tritt eine Mydriasis auf (Kerr 2007b; Robertson 2003c). In einem Versuch zeigten alle Katzen unmittelbar nach der intravenösen Applikation eine Mydriasis (Kamata 2012b). Beim Schaf und Pferd kann Morphin ebenfalls eine Weitstellung der Pupillen bewirken (Löscher 1999e).
 

Immunsystem

Morphin unterdrückt die humorale Immunantwort. Es scheint, dass dieser Effekt in erster Linie durch einen indirekten Mechanismus unter Einfluss von Glukokortikoiden zustande kommt (Pruett 1992a). Die Wirkungen von Opioiden auf das Immunsystem sind komplex; je nach experimenteller Anordnung können sowohl immunsuppressive als auch immunstimulierende Wirkungen beobachtet werden (Kukanich 2009a).
 

Peripheres Gewebe

Die lokale Injektion von Morphin in ein Entzündungsgebiet bewirkt eine Analgesie (Nolan 2000a). Dieser Effekt kommt peripher zustande und ist nicht die Folge einer systemischen Absorption (Ferreira 1979a).
 

Abhängigkeit

Eine Langzeitanwendung kann zur Abhängigkeit führen (Plumb 2011a). Die physische Abhängigkeit macht sich beim Absetzen des Opioids, oder nach Gabe von Opioidantagonisten in Form von Entzugssymptomen wie Schwitzen, Epiphora, Diarrhoe, Erbrechen, Tachypnoe, Blutdruckkrisen, Kreislaufversagen, Anstieg der Körpertemperatur sowie Schmerzen bemerkbar. Beim Menschen erreicht das akute Entzugssyndrom seinen Höhepunkt nach etwa einem Tag und hält weitere 5 - 10 Tage mit verminderter Intensität an (Illes 2005a).
 
Hund
Nach dem Absetzen können beim Hund Entzugserscheinungen wie Hyperaktivität, Beissen, Graben, Zittern, Nausea, Hyperthermie, gesteigerte Wachsamkeit, erhöhte Herzfrequenz sowie eine Hypertonie auftreten (Yoshimura 1993a).
 

Toleranz

Die Entwicklung einer Toleranz ist möglich. Das heisst, dass eine Langzeitgabe die analgetische Wirkung vermindert und dadurch höhere Dosen zur Aufrechterhaltung der Analgesie benötigt werden (Illes 2005a; Psatha 2011a; George 2003a).
 

Opioid-induzierte Hyperalgesie

Opioide können die Empfindlichkeit auf Schmerzreize steigern und damit ihrerseits Schmerzen intensivieren (Psatha 2011a).
 

Thermoregulation

Hyperthermie
Bei Rindern, Ziegen, Kaninchen, Pferden und Katzen führt Morphin zu einer leichten bis mittelgradigen, vorübergehenden Hyperthermie (Posner 2010a; Plumb 2011a).
 
Hypothermie
Beim Hund kann die Körpertemperatur sinken (Lucas 2001a; Plumb 2011a). Während einer konstanten intravenösen Morphin-Infusion fällt die Temperatur bei dieser Spezies sogar signifikant ab (Guedes 2007b).
 

Blutwerte

Plasma-Amylase und Lipase können bis 24 Stunden nach Morphin-Gabe erhöht bleiben (Plumb 1995a).
 
Schwein
Beim Schwein steigen nach intravenöser Injektion der Hämatokrit und die Hämoglobinkonzentration an (Hannon 1991a).