● | Klinischer Fall 1: |
| Nach der Gabe von 1 mg Ivermectin per Injektion an 7 Wochen alte Kätzchen traten 18 Studen später Diarrhoe, milde Ataxie der Hintergliedmassen und Miosis auf. Innerhalb der nächsten 72 Stunden fielen 2 Tiere in ein tiefes Koma. Nach weiteren 48 Stunden waren erste Zeichen der Erholung sichtbar. Die komatösen Kätzchen reagierten auf physische Reize mit Muskelzuckungen und Lautäusserungen. 7 Tage nach der Ivermectingabe hatten die Tiere sich vollständig erholt und waren klinisch normal. Während dieser Zeit wurden die Tiere in einem Inkubator bei 28°C gehalten, stündlich gewendet und mit 1 mg Dexamethason täglich behandelt. Alle 12 Stunden wurden 10 ml physiologische Kochsalzlösung subkutan verabreicht, die Ernährung erfolgte über eine Magensonde (Frischke 1991a). |
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● | Klinischer Fall 2: |
| 12 Stunden nach der subkutanen Gabe von Ivermectin in einer Dosierung von 0,3 mg/kg wurde ein 3 Monate altes Kätzchen komatös, reagierte nicht mehr auf externe Stimuli und zeigte eine Miosis. Die myotaktischen Reflexe und die Hirnnerven waren normal, der Würgereflex fehlte. Das Tier wurde symptomatisch und supportiv behandelt: Lagerung in sternaler Position, intravenöse Flüssigkeit, Aufrechterhalten der Körpertemperatur, befeuchtende Augensalben, künstliche Ernährung per Sonde. 7 Tage nach der Ivermectingabe starb das Kätzchen (Lewis 1994a). |
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● | Klinischer Fall 3: |
| Ein 4 Wochen altes, 300 g schweres Kätzchen wurde nach der Gabe von 15 mg Ivermectin (250-fache Überdosierung) komatös, zeigte Salivation und starb nach 2,5 Stunden. |
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● | Klinischer Fall 4: |
| Ein ebenfalls 4 Wochen altes, 300 g schweres Kätzchen zeigte 2 Stunden nach der Gabe von 7,5 mg Ivermectin (125-fache Überdosierung) Ataxie und Salivation, wurde am nächsten Tag komatös und zeigte Mydriasis, leichtes Fieber, Tachypnoe und Tachykardie. Es wurde mit Neostigmin (25 µg) und 20 ml 5%ige Dextroselösung zweimalig im Abstand von 30 Minuten behandelt, starb jedoch 12 Stunden später. |
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● | Klinischer Fall 5: |
| Ein 2-jähriger, 4 kg schwerer Kater erhielt 15 mg Ivermectin (16,6-fache Überdosierung) subkutan. Er entwickelte daraufhin folgende Symptome: leichte Salivation, Lakrimation, Mydriasis, Vorfall des 3. Augenlids, Tachypnoe, Tachykardie und Ataxie. Die Behandlung bestand aus der Gabe von Neostigmin (150 µg), 100 ml 5%ige Dextroselösung und 200 ml Hartmanns-Lösung intravenös. Dies wurde nach 6 Stunden wiederholt. An den folgenden 2 Tagen wurden Neostigmin und Dextrose weiterhin 1 × täglich intravenös verabreicht. Es kam zu einer vollständigen Erholung nach 5 Tagen (Muhammad 2004a). |
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● | Klinischer Fall 6: |
| Eine 12-jährige Katze zeigte 18 Stunden nach einer versehentlichen Applikation eines Ivermectin-haltigen spot-on Präparates feinen, generalisierten Tremor. Eine Propofolinfusion führte zum temporären Verschwinden der Symptome, welche jedoch wieder auftraten, sobald die Wirkung des Propofols nachliess. Die intravenöse Verabreichung einer Lipidemulsion (Intralipid® 20%), initial als Bolus (1,5 ml/kg), gefolgt von einer Infusion (0,25 ml/kg/Minute) über 30 Minuten führte zu einer sehr schnellen klinischen Besserung, der Tremor verschwand komplett, das Verhalten normalisierte sich und die Katze konnte am nächsten Tag entlassen werden (Pritchard 2010a). |
- | Erhaltungsbedarf mit balancierter Elektrolytlösung sichern, |
- | Wärmezufuhr, regelmässiges Wenden, |
- | Hornhautschutz mit befeuchtenden Augensalben, |
- | Magensonde zur Fütterung, |
- | bei starker Dyspnoe Beatmung, |
- | bei Bradykardie: Glykopyrrolat (0,01 mg/kg s.c.); Glykopyrrolat ist ein Muskarin-Antagonist, es passiert nicht die Blut-Hirn-Schranke und ist deshalb dem Atropin vorzuziehen (Hadrick 1995a). |
● | Klinischer Fall 1: |
| Eine 2-jährige Border Collie Hündin (ohne MDR1-Gendefekt) zeigte ca. 5 Stunden nach einer oralen Aufnahme von 6 mg/kg Ivermectin in Form einer Entwurmungspaste für Pferde Lethargie, Ataxie, Tremor, Unfähigkeit alleine zu laufen, beidseitige Mydriasis und Blindheit. Die Pupillen reagierten nicht auf Licht, sowohl der Droh-, als auch der Blendreflex waren nicht vorhanden. Neben supportiven Massnahmen, wie einer intravenösen Flüssigkeitstherapie, wurde die Hündin über einen zweiten peripheren Venenkatheter mit einer 20%igen, sterilen, nichtpyrogenen Lipidlösung (Liposyn III 20%, Hospira Inc.) behandelt. Die Dosierung betrug 1,5 ml/kg als Bolus über 10 Minuten, danach 0,25 ml/kg/min über 60 Minuten. Sechs Stunden nach Beginn der Lipidtherapie wurde die Hündin wieder ansprechbar und gehfähig; ein diffuser Muskeltremor und die Ataxie blieben weiterhin bestehen. Der Blendreflex kehrte beidseitig zurück. Zwölf Stunden nach der ersten Lipidinfusion wurde eine zweite Lipidinfusion durchgeführt. 1,5 Stunden nach Beendigung dieser zweiten Infusion war die Hündin wach und aufmerksam, mit noch leichtem Tremor und milder Mydriasis; der Pupillarreflex war schwach, aber vorhanden. Weitere 4 Stunden später war der Muskeltremor komplett verschwunden, der Drohreflex wieder vorhanden und die Hündin konnte mit Unterstützung fressen und trinken. 48 Stunden nach Beginn der Lipidtherapie konnte die Hündin entlassen werden und war nach insgesamt 4 Tagen klinisch vollständig normal (Clarke 2011a). |
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● | Klinischer Fall 2: |
| Ein 16 Wochen alter, weiblicher Jack Russel Terrier zeigte 45 Minuten nach der oralen Aufnahme einer unbestimmten Menge eines Moxidectin-haltigen Entwurmungspräparates für Pferde Erbrechen, Ataxie und Tremor, kurze Zeit später tonisch-klonische Krämpfe. Die Krampfaktivität wurde mit Diazepam gestoppt; der Hund wurde komatös, bradykard und reagierte nicht auf äussere Stimuli. Die Pupillen waren mittelgross und reagierten auf Licht, der palpebrale Reflex war vorhanden. Die initiale Therapie bestand in der Verabreichung von 0,9%iger NaCl-Lösung i.v., Glycopyrrolat 0,01 mg/kg, i.v., Atropin 0,04 mg/kg,i.v., Medizinalkohle p.o. und einer kontrollierten Beatmung mit 100%igem Sauerstoff. Ca. 10 Stunden nach der Aufnahme des Moxidectins wurde dem Welpen eine Lipidemulsion i.v. verabreicht (20%iges Sojabohnenöl in Wasser), initial als Bolus von 6,5 ml, gefolgt von einer Infusion von 12 ml/Stunde über 4 Stunden. Innerhalb von 2 Stunden begann der Welpe wieder selbstständig zu atmen, blieb aber bewusstlos. 11 Stunden später konnten Schluckbewegungen beobachtet werden, das Tier wurde extubiert, erhielt aber weiterhin Sauerstoff über eine Nasensonde. 16 Stunden nach Beginn der Lipidtherapie wurde ein zweiter Bolus einer Lipidemulsion verabreicht (48 ml i.v. über 30 Minuten). Gleichzeitig wurde Diazepam als Dauerinfusion (0,3 mg/kg/h) appliziert, um eine mögliche Krampfaktivität zu verhindern. 30 Minuten später war der Welpe gehfähig, jedoch ataktisch. Über die nächsten 3 - 4 Stunden normalisierte sich das Verhalten, nach 6 Stunden konnte das Tier normal fressen. Zwei Tage später wurde der Welpe nach Hause entlassen (Crandell 2009a). |