● | Klinischer Fall 1: |
| Ein 5 Monate alter Collie nahm eine unbekannte Menge einer Moxidectin-haltigen Pferdeentwurmungspaste oral auf. 2 Stunden später wurde der Hund lethargisch, entwickelte schnell eine Ataxie aller 4 Gliedmassen und zeigte generalisierte Krämpfe. Die Gabe von Diazepam beendete die Krampfaktivität. Wenig später fiel der Hund ins Koma. Alle Reflexe, einschliesslich myotaktischer (Patellarreflex, Cranial Tibialreflex, Extensor carpi radialis, Bizeps, Trizeps usw.) Reflexe fehlten. Einzig ein schwacher Pupillarreflex war noch feststellbar. Eine spontane Atmung war nicht vorhanden. |
| Therapie: |
| kontrollierte Beatmung, intravenöse Flüssigkeitszufuhr, Aktivkohle über Nasenschlundsonde, Metoclopramid-Infusion (2 mg/kg) zur Magenentleerung, alle 4 Stunden Umlagern, Maulpflege, Physiotherapie, Fütterung über Nasenschlundsonde, Cimetidin (10 mg/kg alle 8 h, i.v.) zur Verhinderung einer Reflux-Oesophagitis, Antibiotika zur Bekämpfung einer bakteriellen Pneumonie. |
| Nach 10 Tagen intensiver symptomatischer und supportiver Therapie konnte der Hund gesund entlassen werden (Beal 1999a). |
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● | Klinischer Fall 2: |
| Eine 5-jährige, kastrierte Labradorhündin nahm eine unbekannte Menge Moxidectin in Form von mit Pferdefutter gemischtem Pferdeentwurmungsmittel auf. 24 Stunden später wurde sie leicht ataktisch, nach 30 Stunden zeigte die Hündin milde, partielle Anfälle und Muskeltremor. Zwischen den Anfällen war der Hund neurologisch normal, jedoch nahm die Intensität und Frequenz der Anfälle zu. Die intravenöse Applikation von Diazepam hatte keinen Effekt. |
| Therapie: |
| Intravenöse Flüssigkeitszufuhr (Ringerlaktat, 4 ml/kg/h), Aktivkohle. Der Muskeltremor und die partiellen Anfälle wurden mit Propofol (initial 1 mg/kg i.v., dann nach Bedarf) behandelt. 5 Tage später zeigte sich der Hund neurologisch normal (Snowden 2006a). |
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● | Klinischer Fall 3: |
| Ein 2-jähriger, kastrierter Weimaraner-Rüde entwickelte ca. 6 Stunden nach der Aufnahme von einer unbekannten Menge Moxidection in Form von Pferdeentwurmungspaste generalisierten Tremor, Hyperaesthesie und Ataxie. Diazepam und Pentobarbital zeigten keinen Effekt auf Ataxie und Tremor. |
| Therapie: |
| Ringerlaktat (2 ml/kg/h), Aktivkohle. Der Hund erholte sich innerhalb von 2 Tagen (Snowden 2006a). |
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● | Klinischer Fall 4: |
| Ein 16 Wochen alter, weiblicher Jack Russel Terrier zeigte 45 Minuten nach der oralen Aufnahme einer unbestimmten Menge eines Moxidectin-haltigen Entwurmungspräparates für Pferde Erbrechen, Ataxie und Tremor, kurze Zeit später tonisch-klonische Krämpfe. Die Krampfaktivität wurde mit Diazepam gestoppt; der Hund wurde komatös, bradykard und reagierte nicht auf äussere Stimuli. Die Pupillen waren mittelgross und reagierten auf Licht, der palpebrale Reflex war vorhanden. Die initiale Therapie bestand in der Verabreichung von 0,9%iger NaCl-Lösung i.v., Glycopyrrolat 0,01 mg/kg, i.v., Atropin 0,04 mg/kg,i.v., Medizinalkohle p.o. und einer kontrollierten Beatmung mit 100%igem Sauerstoff. Ca. 10 Stunden nach der Aufnahme des Moxidectins wurde dem Welpen eine Lipidemulsion i.v. verabreicht (20%iges Sojabohnenöl in Wasser), initial als Bolus von 6,5 ml, gefolgt von einer Infusion von 12 ml/Stunde über 4 Stunden. Innerhalb von 2 Stunden begann der Welpe wieder selbstständig zu atmen, blieb aber bewusstlos. 11 Stunden später konnten Schluckbewegungen beobachtet werden, das Tier wurde extubiert, erhielt aber weiterhin Sauerstoff über eine Nasensonde. 16 Stunden nach Beginn der Lipidtherapie wurde ein zweiter Bolus einer Lipidemulsion verabreicht (48 ml i.v. über 30 Minuten). Gleichzeitig wurde Diazepam als Dauerinfusion (0,3 mg/kg/h) appliziert, um eine mögliche Krampfaktivität zu verhindern. 30 Minuten später war der Welpe gehfähig, jedoch ataktisch. Über die nächsten 3 - 4 Stunden normalisierte sich das Verhalten, nach 6 Stunden konnte das Tier normal fressen. Zwei Tage später wurde der Welpe nach Hause entlassen (Crandell 2009a). |
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● | Klinischer Fall 5: |
| Ein 10 Monate alter, weiblicher Border Collie zeigte nach der Aufnahme einer unbekannten Menge einer Moxidectin-haltigen Entwurmungspaste für Pferde schwere neurologische Symptome in Form von Ataxie, Krämpfen, Koma und Atemdepression. Die Behandlung war symptomatisch-supportiv: intravenöse Flüssigkeitstherapie, Verabreichung von Aktivkohle und kontrollierte Beatmung. Nach 34 Stunden atmete der Hund wieder spontan und reagierte auf äussere Reize. 42 Stunden nach der Aufnahme des Moxidectins konnte der Hund wieder selbständig fressen, trinken und laufen, und wurde 58 Stunden nach der Intoxikation aus dem Spital entlassen (Gallagher 2008a). |