Bei den Magen-Darm-Strongyliden (MDS) handelt es sich nicht um eine taxonomische Gruppe, sondern um die zur Ordnung Strongylida gehörenden Nematoden, welche im Magen-Darm-Trakt parasitieren. Unter anderem sind dies:

• Chabertia ovina
• Oesophagostomum venulosum, Oe. columbianum (Knötchenwürmer)
• Bunostomum phlebotomum, B. trigonocephalum
• Cooperia oncophora, C. punctata
• Haemonchus contortus
• Marshallagia marshalli
• Ostertagia ostertagi, O. circumcincta, O. lyrata
• Teladorsagia circumcincta, T. trifurcata
• Trichostrongylus vitrinus, T. colubriformis, T. longispicularis, T. axei
• Nematodirus battus, N. filicollis, N. helvetianus, N. spathiger
  

Mono- und Mischinfektionen mit Haemonchus contortus sind für einen grossen Teil der Endoparasitose-bedingten Todesfälle verantwortlich.
Der Einsatz des FAMACHA© Systems unterstützt auch bei Neuweltkameliden den angemessenen Einsatz von Antiparasitika.

Der koproskopische Nachweis von Nematodirus spp., Ostertagia spp. und Teladorsagia spp. kann wegen häufig intermittierender oder tiefer Eiausscheidung problematisch sein.

Tipp

Eine antiparasitäre Behandlung sollte nur nach einem Parasitennachweis erfolgen. Das Parasitenmanagement soll auf die Herde individuell abgestimmt werden, unter Berücksichtigung von Haltungsstrukturen und Herdenzusammensetzung. Der/die für das Parasitenmanagement zuständige Tierarzt/-ärztin sollte über detaillierte Kenntnisse zur epidemiologischen Situation im Bestand verfügen.

Hinweis zu den Applikationsarten bei Neuweltkameliden

Bei Pour-on-Verabreichungen wurden in Studien schlechte, widersprüchliche und stark variierende Resultate erzielt, sowohl bei der Wirksamkeit als auch bei den Plasmakonzentrationen. Man geht davon aus, dass die Absorption bei Neuweltkameliden aufgrund einer anderen Hautfettzusammensetzung deutlich geringer ist als beispielsweise bei Schafen. Daher sollten für anthelminthische Behandlung keine Pour-on-Präparate eingesetzt werden.

Die orale Applikation von Makrozyklischen Laktonen erzielt keine systemische Wirkung.

Die intravenöse Applikation von Ivermectin kann zu adversen Reaktionen führen und sollte daher vermieden werden.

1. Wahl

• Fenbendazol (Tierarzneimittel)
  
  • Anwendung / Dosierung:
    • 5 - 20 mg/kg KGW, p.o., einmalig
    • Bei Anwendung gegen Nematodirus spp.: 20 mg/kg KGW, p.o., 1 × täglich für 5 Tage
• Ivermectin (Tierarzneimittel)
  • Anwendung / Dosierung:
    • 0,2 - 0,4 (- 0,6) mg/kg KGW, s.c., einmalig
      oder 0,2 mg/kg KGW, p.o., einmalig
• Doramectin (Tierarzneimittel)
  • Anwendung / Dosierung:
    • 0,2 - 0,3 mg/kg KGW, s.c., einmalig
      oder 0,2 - 0,4 mg/kg KGW, i.m., einmalig
• Oxfendazol (Tierarzneimittel)
  • Anwendung / Dosierung: 5 mg/kg KGW, p.o.
• Mebendazol (Tierarzneimittel)
  • Anwendung / Dosierung: 22 mg/kg KGW, p.o., 1 × täglich für 3 Tage
• Thiabendazol (Tierarzneimittel)
  • Anwendung / Dosierung: 50 - 100 mg/kg KGW, p.o., 1 × täglich für 1 - 3 Tage
• Pyrantelpamoat (Tierarzneimittel)
  • Anwendung / Dosierung: 8,5 - 18 mg/kg KGW, p.o., 1 × täglich für 1 - 3 Tage
• Levamisol (Tierarzneimittel)
  • Bei laktierenden Tieren nicht empfohlen
  • Anwendung / Dosierung:
    • 5 - 8 mg/kg KGW, p.o., einmalig
      oder 6 mg/kg KGW, s.c., einmalig
    • Bei p.o. Anwendung gegen Haemonchus contortus: 8 mg/kg KGW

2. Wahl

• Albendazol (Tierarzneimittel)
  
  • Wegen der beobachteten Toxizität wird die Verabreichung an trächtige Stuten und ganz junge Fohlen nicht empfohlen.
  • Anwendung / Dosierung:
    • 10 mg/kg KGW, p.o., einmalig
      oder 5 mg/kg KGW, p.o., 2 × im Abstand von 14 Tagen
• Moxidectin (Tierarzneimittel)
  • Von der Anwendung wird abgeraten, ausser wenn in der Herde Nematoden mit Resistenzen gegen andere Wirkstoffe nachgewiesen wurden.
  • Anwendung / Dosierung:
    • 0,2 mg/kg KGW, s.c. einmalig
      oder 0,2 - 0,4 mg/kg KGW p.o., einmalig

Stark eingeschränkter Einsatz

• Monepantel (Tierarzneimittel)
  
  • Nur als Reserve-Anthelminthikum verwenden
  • Anwendung / Dosierung: 3,75 - 7,5 mg/kg KGW, p.o., einmalig

Bitte beachten Sie die jeweiligen Hinweise zu den besonderen Vorsichtsmassnahmen für die Entsorgung nicht verwendeter Tierarzneimittel oder bei der Anwendung entstehender Abfälle in der Arzneimittelinformation des verwendeten Präparates.

• Wirksamkeitskontrollen der Anthelminthika (McMaster)
• Vermeiden der Futteraufnahme vom Stallboden
• Regelmässige mechanische Reinigung (z.B. mit einem Dampfstrahlgerät) und Desinfektion des Stalles
• Mindestens alle 3 Tage, besser 1 × täglich Kot auf der Weide aufsammeln
• Regelmässig Körpergewicht kontrollieren (mittels Wägen oder Körperkonditionsbeurteilung)
• Regelmässige Kotuntersuchungen: Einzel- und/oder Sammelkotproben zwei- bis viermal pro Jahr
• Quarantänemassnahmen bei Neuzugängen: Immer Kotuntersuchung und Behandlung mit Erfolgskontrolle bevor Tiere in den Bestand integriert werden

Zum Vorkommen von Anthelminthika-Resistenzen bei Neuweltkameliden in Zentral- und Westeuropa ist nicht ausreichend Literatur vorhanden. Jedoch muss davon ausgegangen werden, dass die bei anderen Wirtstierarten vorkommenden Resistenzen auch bei Neuweltkameliden auftreten.

Bei Verdacht auf mangelnde Wirksamkeit oder Resistenzen ist die Wirksamkeitsprüfung mittels McMaster Methode empfohlen.