Wirkstoff - Indikationen
Detomidin

Allgemein

Detomidin ist ein gutes Sedativum, das vor allem beim Pferd verwendet wird (Plumb 2002a). Auch bei Eseln führt der Wirkstoff zu einer Sedation sowie zu einer herabgesetzten Schmerzwahrnehmung (Lizarraga 2015b).
 

Anwendung bei trächtigen Tieren

Im Gegensatz zu Xylazin, das beim Rind zu Aborten führt (Knight 1980a), hat Detomidin keine Auswirkungen auf den bovinen Uterus (Jedruch 1986a) und führt nicht zu einem Abort (Jedruch 1986a; Pyorala 1986a). Darum ist Detomidin das Sedativum der Wahl bei trächtigen Rindern (Jedruch 1986a; Hall 2001f). Auch beim Pferd ist Detomidin ein sicheres Sedativum für trächtige Tiere (Hall 2001f), da es in den üblichen klinischen Dosierungen keinen Einfluss auf die Trächtigkeit hat (Katila 1988a; Luukkanen 1997a). Trotzdem sollte Detomidin vorsichtshalber nicht während des letzten Trächtigkeitsmonats verwendet werden (Demuth 2003a).
 

Sedation

Detomidin führt zu einer guten Sedation (Clarke 1986a; Matthews 1999a), die notwendig ist, um verschiedene klinische Untersuchungen, wie Röntgen, Endoskopie, rektale oder gynäkologische Untersuchung durchzuführen (Demuth 2003a). In Kombination mit einem Lokalanästhetikum kann Detomidin auch verwendet werden, um kleinere chirurgische Eingriffe durchzuführen (Taylor 1999a; Clarke 1985b; Ramsay 2002a).
 

Jungtiere

Auch für Fohlen eignet sich Detomidin als Sedativum (Muir 1991c).
 

Detomidin-Opioide

Diese Kombination bewirkt eine vertiefte Sedation (Clarke 1988a) und Detomidin kann die durch Opioide verursachten Exzitationen mindern (Clarke 1988a). Sehr oft wird beim Pferd Butorphanol mit Detomidin kombiniert, dies führt zu einer tieferen Sedation, einer verstärkten Analgesie (Clarke 1988a; LeBlanc 1991a) und durch die Kombination mit Butorphanol kann die Dosis an Detomidin gesenkt werden. Damit werden die kardiovaskulären Nebenwirkungen reduziert (Riebold 1995a). Zusätzlich schlagen die Tiere weniger aus und viele diagnostische Untersuchungen können einfacher durchgeführt werden (Taylor 1988a).
 

Detomidin-Acepromazin

Detomidin kann mit Acepromazin kombiniert werden. Dies führt zu einer verstärkten sedativen Wirkung (Taylor 1999a).
 

Analgesie

α2-Agonisten führen zu einer Analgesie (Hall 2001b). Vor allem beim Pferd kommt es durch Detomidin zu einer guten analgetischen Wirkung (Moens 2003a; Kamerling 1988a; Owens 1996b). Auch bei Eseln setzt der Wirkstoff die Schmerzwahrnehmung herab (Lizarraga 2015b).
 

Kolik Pferd

Detomidin führt zu einer ausgezeichneten Analgesie bei einer Kolik beim Pferd (Hall 2001b; Jochle 1989b; Taylor 1999a), wobei die analgetische Wirkung von Detomidin besser ist als die von Butorphanol oder Flunixin (Jochle 1989a) und länger anhält als die von Xylazin (Lowe 1986a).
 
Bei der Anwendung von Detomidin muss bedacht werden, dass einerseits unerwünschte kardiopulmonäre Nebenwirkungen auftreten und Detomidin auch zu einer reduzierten Darmmotorik führt (Hall 2001f). Zusätzlich können durch den α2-Agonisten die klinischen Symptome der Kolik maskiert werden und ein notwendiger chirurgischer Eingriff kann hinausgezögert werden (Jochle 1989a; Hall 2001f). Darum sollte vor der definitiven Diagnose Detomidin nur in geringen Dosierungen verwendet werden (Hall 2001f).
 
Einige Autoren beurteilen den Gebrauch von Detomidin als kontrovers, da durch die Verlangsamung der Darmmotorik die Auflösung der Kolik noch verzögern werden könnte (Hubbell 1996a) und auch das Risiko für einen Ileus erhöht ist (Thurmon 1996e). Daher empfehlen sie, nur geringe Dosierungen zu verwenden und die Tiere ständig zu beobachten (Hubbell 1996a).
 
Detomidin kann mit Butorphanol kombiniert verabreicht werden, dies führt zu einer sehr guten Analgesie, die sich auch eignet, um Pferde mit einer Kolik zu transportieren (Zimmel 2003a).
 

Epiduralanalgesie

α2-Agonisten können epidural oder subarachnoidal verabreicht werden und führen so zu einer guten Analgesie. Ein Teil der Dosis wird dabei immer auch absorbiert und bewirkt systemische Nebenwirkungen, wie Ataxien beim Pferd (Hall 2001f).
 

Prämedikation

Detomidin eignet sich als Prämedikans vor einer Anästhesie beim Pferd (Taylor 2001b). Die Prämedikation mit α2-Agonisten führt zu einer guten Muskelrelaxation, Analgesie und verlängert die Dauer der Anästhesie (Muir 1991a). Ausserdem wird die notwendige Dosis an Inhalations- oder Injektionsanästhetika (Hall 2001b; Hall 2001f; Steffey 2002a) reduziert, der MAC von Halothan ist um 33% herabgesetzt (Wagner 1992a). Eine Verabreichung von Detomidin nach dem operativen Eingriff hat zur Folge, dass weniger Komplikationen in der Erholungsphase auftreten (Santos 2003a; Thurmon 1996e).
 

Anxiolyse

Detomidin führt zu einer Anxiolyse (Taylor 1999a).
 

Anästhesie

Detomidin-Ketamin

Detomidin-Ketamin führt zu einer Anästhesie mit einer guten Muskelrelaxation beim Pferd (Jochle 1986a; Saarinen 1986a; Clarke 1986b; Clarke 1986b; Benson 1990b). Durch die Kombination können die unerwünschten kardiovaskulären Nebenwirkungen von Detomidin gesenkt werden (Short 1986c), da Ketamin die durch Detomidin verursachte Bradykardie und Hypertension reduziert (Clarke 1986b). Detomidin wird am besten 10 Minuten vor dem Ketamin appliziert, damit die Sedation ausgeprägt ist und die Einleitung der Anästhesie nachher ruhig verläuft (Trim 1999b).
 

Detomidin-Zoletil®

Detomidin kann auch mit Tiletamin-Zolazepam kombiniert werden, dies führt ebenfalls zu einer guten Anästhesie (Wan 1992a; Lin 1992a) mit einer guten Muskelrelaxation und einer guten Erholungsphase (Wan 1992a).