ZNS
Detomidin hemmt die Noradrenalinfreisetzung im ZNS und führt zu einer Sedation und Analgesie (
Muir 1991c;
Raekallio 1992a). Detomidin hat keine Auswirkungen auf die Dopamin-, Histamin-, Opioid- und Serotonin-Rezeptoren (
Virtanen 1985c;
Virtanen 1986b).
Die sedativen und analgetischen Wirkungen von Detomidin sind stärker ausgeprägt (
Jochle 1986a) und Detomidin hat eine längere Wirkungsdauer als Xylazin (
Clarke 1986a).
Sedation
Durch die Stimulation der α
2-Rezeptoren im ZNS kommt es zu Sedation (
Trim 1999a;
Virtanen 1985c).
Analgesie
Die analgetische Wirkung von Detomidin (
Haerdi-Landerer 2003a) kommt über eine Aktivierung von Rezeptoren im Hirnstamm (
Stenberg 1989a;
Cullen 1999b) sowie durch eine Bindung an Rezeptoren im Dorsalhorn des Rückenmarks zustande (
Chambers 1993a). Die analgetische Wirkung ist vor allem viszeral sehr ausgeprägt (
Taylor 1999a;
Riebold 1995a). Detomidin wirkt dabei stärker analgetisch als Xylazin (
Virtanen 1986b).
α
2-Agonisten sind die einzigen Nicht-Opioide, die in ihrer analgetischen Wirkungsstärke mit dem Morphin vergleichbar sind (
Löscher 2003a). α
2-Agonisten und Opioide haben verschiedene Gemeinsamkeiten im Wirkmechanismus. Ihre Rezeptoren sind in denselben Regionen im Gehirn zu finden und zum Teil sogar auf denselben Neuronen lokalisiert. Die Aktivierung von μ-Rezeptoren und α
2-Rezeptoren führt bei beiden Substanzen zu einer Aktivierung derselben Transduktionssysteme (
Hall 2001b).
Epiduralanalgesie
Detomidin hat eine epiduralanalgetische Wirkung (
Prado 1999a). Es kommt zu einer Blockade der sensorischen, nicht aber der motorischen Fasern (
Skarda 1994a).
Muskelrelaxation
Detomidin führt zu einer guten Muskelrelaxation (
Muir 1991e;
Szeligowski 1986a), indem es die interneuronalen Uebertragungen im Rückenmark hemmt (
Cullen 1996a;
Erhardt 2004a).
Hyper- / Hypothermie
Aufgrund einer Hemmung von noradrenergen Rezeptoren im Hypothalamus (
MacDonald 1988a) kommt es zu einem Abfall der Körpertemperatur (
Sinclair 2003a). In sehr hohen Dosierungen führt Detomidin aber aufgrund der α
1-agonistischen Wirkung zu einer Hyperthermie (
Hall 2001b;
Muir 1991c;
Virtanen 1986a). Im Gegensatz dazu führt Xylazin nur zu einer Hypothermie, die aber dafür viel deutlicher ausgeprägt ist (
Virtanen 1986a;
Virtanen 1985b).
Mydriasis
Durch eine zentrale Hemmung von parasympathischen Fasern der Iris kommt es zu einer Dilatation der Pupille (
Virtanen 1985b;
Virtanen 1988a).
Kardiovaskuläres System
Die kardiovaskulären Veränderungen sind mit denen von
Xylazin und
Medetomidin vergleichbar (
Hall 2001f;
Sarazan 1989a). Nach anfänglicher Hypertension aufgrund einer peripheren Vasokonstriktion kommt es zu einem Blutdruckabfall (
Nilsfors 1986a). Zusätzlich kommt es zu einer langanhaltenden Bradykardie mit AV-Blöcken 1. und 2. Grades und einem reduzierten Herzminutenvolumen (
Trim 1999a;
Thurmon 1996e;
Sarazan 1989a;
Wagner 1991a;
Gehlen 2004a).
Respirationstrakt
Durch die Wirkung der α
2-Agonisten auf das ZNS kommt es zu einer respiratorischen Depression (
Sinclair 2003a), wobei der O
2-Partialdruck nur geringgradig abfällt (
Hall 2001f). Gewisse Pferde entwickeln nach der Applikation von Detomidin eine Tachypnoe für 10 - 15 Minuten (
Hall 2001f).
Detomidin führt zu einer Relaxation der Muskulatur der oberen Atemwege (
Riebold 1995a), wobei auch der Larynx relaxiert (
Wayne 1996a).
Detomidin führt beim Schaf zu Apnoephasen mit anschliessender Tachypnoe und Hypoxämie (
Celly 1997a).
Gastrointestinaltrakt
Detomidin hemmt die Darmmotorik (
Hall 2001b;
Hall 2001f;
Roger 1987a), die Pansenmotilität (
Prado 1999a) und kann zu Blähungen und Anorexie beim Rind führen (
Riebold 1995a).
Detomidin hemmt die Magensäuresekretion (
Soldani 1987a).
Pankreas
Detomidin führt zu einer Hemmung der Insulinsynthese in den β-Zellen des Pankreas, was zu einer Hyperglykämie und damit verbunden einer Polyurie führt (
Muir 1991c). Die Hyperglykämie ist deutlicher ausgeprägt als bei Xylazin (
Steffey 2002a).
Urogenitaltrakt
Detomidin aktiviert α
2-Rezeptoren im Nucleus paraventricularis des Hypothalamus, was zu einer erniedrigten Freisetzung von Vasopressin (ADH) führt (
Cabral 1998a). Die Folge davon ist eine erhöhtes Harnvolumen (
Salonen 1989a). Gleichzeitig kommt es zu einer Hyperglykämie (
Hall 2001f), was die Polyurie noch verstärkt (
Hall 2001b).
Beim Rind und beim Pferd kommt es bei trächtigen Tieren zu einer erhöhten Kontraktilität des Uterus, allerdings ohne einen Abort auszulösen (
Jedruch 1986a;
Katila 1988a). Im Gegensatz dazu kann Xylazin kaum zu Abort führen (
Sakamoto 1996a).