Akute Toxizität
Anwendungssicherheit
Hund
Bei einer Dosis von p.o. 0,31 mg/kg 6-mal pro Woche, während 12 Monaten verabreicht, kam es lediglich zu weichem Kot (
Niemegeers 1974b).
Symptome
Hund
Intoxikationserscheinungen treten in der Regel innerhalb von 6 h auf (
Cortinovis 2015a). Es kann zu Ataxie, Zusammenbrechen, Mydriasis, Exzitation, Kopfpressen, Kreislaufen und Blindheit kommen. Ausserdem können Erbrechen, Konstipation, Durchfall, Kolik, Anorexie, Meteorismus, Hypersalivation, Adipsie, Maultrockenheit, Bradykardie, Dyspnoe, Zyanose, Oligurie, hämorrhagische Diarrhoe und eine Hypothermie auftreten (
Cortinovis 2015a). Hunde zeigten bei einer Dosierung von p.o. 0,63 mg/kg Erbrechen. Gab man Dosierungen von p.o. ≥ 0,5 mg/kg, kam es zu Hinterhandparesen (
Hugnet 1996b).
MDR-1-Gendefekt
Bei bestimmten Hunderassen wie Collies, Australian Shepherds oder Shetland Sheepdogs, bei denen relativ häufig ein genetischer Defekt des P-Glykoprotein-Transporters vorkommt, können bereits in therapeutischen Dosen zentralnervöse Intoxikationserscheinungen auftreten (
Ungemach 2010d). Das MDR-1 Gen ist für die schützende Funktion der Blut-Hirn-Schranke verantwortlich und limitiert das Eindringen vieler Wirkstoffe und Substanzen ins Zentralnervensystem. Bei einer homozygoten Mutation geht diese Schutzfunktion verloren und die Empfindlichkeit auf neurotoxische Effekte bestimmter Substanzen wird erhöht (
Geyer 2005a). Eine Dosis von 0,15 mg/kg kann schwere neurologische Symptome wie Mydriasis, Ataxie, Zusammenbrechen bis hin zum Koma zur Folge haben (
Hugnet 1996b).
LD50
Chronische Toxizität
In einer Studie erhielten Hunde Loperamid in Dosierungen von p.o. 0,31, 1,25 und 5 mg/kg während 12 Monaten 6-mal pro Woche verabreicht. Bei der niedrigsten Dosis wiesen die Tiere lediglich weichen Kot auf; bei den Tieren, welche 1,25 bzw. 5 mg/kg erhielten trat in der ersten Versuchswoche Apathie, Erbrechen und Salivation auf und einer der Probanden, welcher 5 mg/kg erhielt, starb aufgrund einer hämorrhagischen Enteritis. Alle Tiere nahmen in den ersten 2 Wochen an Gewicht ab, danach wieder zu. Sie erreichten bis zum Schluss des Experimentes das Anfangsgewicht nicht wieder (
Niemegeers 1974b).
Kanzerogenität / Mutagenität
Loperamid wirkt weder genotoxisch noch liegt ein kanzerogens Potential vor (
Schaefer 2013a).
Fertilität / Teratogenität
Ratte
Bei männlichen Ratten, welche p.o. 2,5, 10 und 40 mg/kg/Tag Loperamid über einen Zeitraum von mindestens 60 Tagen vor der Paarung erhielten, konnte kein negativer Effekt auf deren Fertilität festgestellt werden. Bei weiblichen Tieren führte eine Dosierung von 40 mg/kg/Tag während mindestens 14 Tagen vor der Paarung, zu einer verringerten Anzahl überlebender Foeten. Bei Dosierungen von 2,5 und 10 mg/kg konnten weder negative Wirkungen auf die Fruchtbarkeit noch auf die Foeten festgestellt werden (
Niemegeers 1974b;
Schaefer 2013a).
Kaninchen
Dosierungen von 5, 20 und 40 mg/kg während dem 6. bis 18. Trächtigkeitstag hatten keine Missbildungen der Jungen zur Folge (
Niemegeers 1974b).
Therapie
Bei leichten Fällen reicht eine symptomatische und unterstützende Behandlung mit p.o. 2 g/kg Aktivkohle und 2 h später Paraffinöl p.o.; allenfalls ist die Gabe von Sauerstoff und i.v. Infusionen notwendig, um den Flüssigkeits- und Elektrolytverlust auszugleichen. In schweren Fällen, welche mit Koma und Atemdepression einhergehen, ist die Behandlung mit dem Antidot Naloxon in einer Dosierung von i.v. 0,01 - 0,04 mg/kg indiziert. Da die Wirkung von Loperamid länger dauert als jene von Naloxon, können Wiederholungen der Naloxon-Verabreichung indiziert sein (
Hugnet 1996b;
Schaefer 2013a;
Cortinovis 2015a).