Verteilung
Nach der Injektion wird Lidocain schnell in den gut durchbluteten Geweben (Leber, Niere, Lunge, Herz) verteilt. Es besitzt eine hohe Affinität zu Fettgewebe. Lidocain gelangt auch in die Milch (
Plumb 1999a).
Metabolisierung
Lidocain wird in der Leber durch Glukuronidierung (
Sponer 1996a) schnell zu aktiven Metaboliten (MEGX und GX) (
Plumb 1999a;
Cox 2012b) und inaktiven Metaboliten metabolisiert (
Harkins 1998a;
Ungemach 1994c). Hauptmetabolit ist das 3-Hydroxylidocain (
Harkins 1998a). Da die Biotransformationsleistung beim geriatrische Patienten aufgrund einer verringerten Lebergröße, einer verringerten hepatischen Durchblutung und einer verringerten Aktivität der mikrosomalen Enzyme abnimmt, kann die Eliminationszeit verlängert sein (
Miller 1989a). Bei Patienten mit Leberzirrhose ist die systemische Clearance von Lidocain nach oraler Gabe verringert (
McLean 1991a).
Im Gegensatz zu anderen Spezies, konnten beim Rind nach der intravenösen Gabe von 1,5 mg/kg Lidocain die Metaboliten MEGX und GX nicht im Plasma nachgewiesen werden (
Cox 2012b;
Hoogenboom 2015a).
Ausscheidung
Weniger als 10% der ursprünglichen Dosis werden unverändert über den Urin ausgeschieden (
Plumb 1999a). Auch 3-Hydroxylidocain wird über den Urin ausgeschieden, das Maximum erscheint im Urin 1 Stunde nach subkutaner Injektion (
Harkins 1998a).
Clearance
Rind: | nach i.v. 1,5 mg/kg: 2532 ± 1228 ml/h●kg (Cox 2012b) |
Wirkungseintritt und -dauer
Wirkungseintritt nach intravenöser Bolusinjektion
Wirkungsdauer nach intravenöser Bolusinjektion
Wirkungseintritt nach konstanter Infusion ohne initialen Bolus
- | es kann bis zu einer Stunde dauern, bis ein therapeutischer Spiegel erreicht ist (Plumb 1999a) |
Wirkungsdauer nach intramuskulärer Injektion
Eine intramuskuläre Verabreichung sollte nur gewählt werden, wenn eine intravenöse Injektion nicht möglich ist. Sie ist schwierig zu überwachen und zu steuern, die Injektionen müssen im Abstand von 1,5 Stunden gegeben werden (
Plumb 1999a).
Wirkungsdauer nach epiduraler Applikation
Eliminationshalbwertszeit
Bei Patienten mit Herzinsuffizienz oder einer hepatischen Erkrankung kann die Halbwertszeit verlängert sein (
Plumb 1999a).
Eliminationsrate
Rind: | nach i.v. 1,5 mg/kg: 0,66 ± 0,42 l/h (Cox 2012b) |
Wirkspiegel
Maximale Konzentrationen, Cmax
Milchkühe erhielten insgesamt 2,6 g Lidocain in Kombination mit Adrenalin als Infiltrationsanästhesie subkutan und intramuskulär verabreicht. Die maximale Konzentration von Lidocain wurde im Plasma nach 20 - 30 Minuten erreicht, in der Milch nach 60 - 120 Minuten und im Urin nach 180 Minuten. Maximale Konzentrationen der Metaboliten wurden nach denselben Zeiten wie für die Muttersubstanz erreicht, oder 30 - 60 Minuten später (
Hoogenboom 2015a).
Therapeutischer Spiegel
Steady-State-Spiegel
Ein konstanter Plasmaspiegel wird beim Hund bei konstanter Infusionsrate nach 3 - 4 Stunden erreicht (
Tilley 1997a)
Beim Pferd liegen die Plasmakonzentrationen von Lidocain nach einer initialen Bolusinjektion von 1,3 mg/kg und folgender konstanter Infusion von 0,05 mg/kg/min über 12 Stunden zwischen 1,21 - 3,13 µg/ml (
Milligan 2006a).
MRT (Mean residence time)
Rind: | nach i.v. 1,5 mg/kg: 1,53 ± 0,91 h (Cox 2012b) |
AUC
Rind: | nach i.v. 1,5 mg/kg: 723 ± 362 h●ng/ml (Cox 2012b) |
Plasmaproteinbindung
Lidocain wird an Plasmaproteine gebunden, besonders an ein Glykoprotein (alpha1-acid Glycoprotein). Die Bindung ist großen Schwankungen unterworfen; dies muss bei Hunden mit inflammatorischen Erkrankungen besonders beachtet werden (
Plumb 1999a). Die Proteinbindung ist konzentrationsabhängig (
Ngo 1997a).
Beim Pferd bindet Lidocain
in-vitro bei einer Konzentration von 2 µg/ml zu 53% an Plasmaproteine. Stark proteinbindende Substanzen können Lidocain vom Plasmaprotein verdrängen. So vermindert
Ceftiofur die Proteinbindung von Lidocain um 26%,
Flunixin um 17% (
Milligan 2006a).
Verteilungsvolumen
Beim geriatrischen Patienten muß die Änderung der Zusammensetzung des Körpers berücksichtigt werden. Da sich lipidlösliche Wirkstoffe wie Lidocain besonders im Fettgewebe anreichern, wird bei einer Verschiebung der Anteile zugunsten des Fetts ein niedrigerer Plasmaspiegel erreicht (
Miller 1989a).
Nachweiszeiten Doping Pferd
- | 60 - 300 mg/Tier s.c. (Norocaine®): | 48 h (2 Tage) (FEI 2008a) |
Hinweis: | Individuelle Faktoren können zur Verlängerungen der angegebenen Zeiten führen: z.B. der pH-Wert des Urins (abhängig von Ernährung und Belastung), reduzierte Leberdurchblutung bei starker Belastung, Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln, Wiederaufnahme von ausgeschiedenen Sustanzen mit dem Stroh, Dosiserhöhungen, Leber- und Nierenfunktionsstörungen, sowie Krankheiten. Deshalb besteht keine Gewähr für negative Dopingkontrollen nach den angegebenen Nachweiszeiten (EHSLC 2006a)! |
Nachweiszeiten Rind
Um die Absetzfristen von Lidocain zu eruieren, erhielten Milchkühe insgesamt 2,6 g Lidocain in Kombination mit Adrenalin als Infiltrationsanästhesie subkutan und intramuskulär verabreicht. 3,5 Stunden und 48,5 Stunden danach wurden der Urin, das Plasma, die Milch, Muskulatur, Injektionsstelle sowie Leber und Nieren auf das Vorhandensein von Lidocain und dessen Metaboliten untersucht. Nach 48,5 Stunden lagen die Werte des Metaboliten DMA (2,6-Dimethylalinin) in der Muskulatur, den Nieren sowie der Milch unterhalb der Nachweisgrenze, bzw. nahe der Bestimmungsgrenze von 0,4 μg/kg. In der Leber konnten nach 48,5 Stunden noch 10 μg/kg DMA nachgewiesen werden. An der Applikationsstelle lag die DMA-Konzentration ebenfalls knapp über der Bestimmungsgrenze. Vom Wirkstoff selber waren nach dieser Zeit 1000-mal geringere Mengen (229 μg/kg) nachzuweisen als bei der Messung nach 3,5 Stunden. Basierend auf diesen Daten wird eine Wartezeit von 7 Tagen auf Milch und 28 Tagen auf Fleisch empfohlen, da nach dieser Zeit weder von Lidocain, noch von den Metaboliten Rückstände zu erwarten sind (
Hoogenboom 2015a). Dahingegen wird in einem Dokument der EMA (European Medicine Agency) eine Wartezeit auf Milch von 15 Tagen angegeben (
EMEA 2015e).