Wirkstoff - Unerwünschte Wirkungen
Furazolidon

Die Nebenwirkungen sind in der Regel gering (Plumb 2002a).
 

Systemische Nebenwirkungen

Kardiovaskuläres System

Das Auftreten einer Hypotension (Longhofer 1988a), Angioödem (Mensch) (McEvoy 1992a) und Anämie wurde beschrieben (Ali 1989a).
 
Die tägliche Verabreichung von p.o. 10 mg/kg FZ für 5 Tage an Ziegen führt zu einer Abnahme der Herz- und Pulsfrequenz. Es erfolgt eine Abnahme folgender Werte: Erythrozytenzahl, Aktivität der Pseudocholinesterase, Ascorbinsäure- und Gesamt-Protein-Konzentration im Plasma (Mustafa 1986a).
 
FZ führt zu einer dosisabhängigen Zunahme der Glykogenablagerung in der linken Ventrikelwand von Truthühnern. Dies ist nach dem Absetzen des Wirkstoffes reversibel (Czarnecki 1974b).
 

Haut

Beim Menschen sind folgende Reaktionen beschrieben worden: Urtikaria, vestibuläre oder morbiliforme Hautausschläge und Erythema multiforme (McEvoy 1992a).
 

Hypersensitivität

Bei Tieren (Longhofer 1988a) sowie Menschen tritt gelegentlich Fieber auf (McEvoy 1992a).
 

Gastrointestinaltrakt

Das Auftreten von Anorexie (Lindsay 1995a; Ali 1989a; Plumb 2002a), Nausea (Lindsay 1995a), Erbrechen (Lindsay 1995a; Longhofer 1988a; Plumb 2002a), Durchfall (Longhofer 1988a; Plumb 2002a) und Körpergewichtsverlust (Ali 1989a) ist möglich.
 
Die Behandlung von Ziegen mit therapeutischen Dosen führt zu hepatischen Funktionsstörungen, was histologisch bestätigt werden kann. Hinzu kommen Anzeichen von Anorexie und Körpergewichtsverluste (Ali 1989a).
 
Die Verabreichung von p.o. 12,5 mg/kg FZ für 5 Tage an Hühner führte zu einem Gewichtsverlust von 9% am letzten Behandlungstag. Der Gewichtsverlust mit Dosen von 25 und 50 mg/kg für 5 Tage beträgt 19% (Ali 1989b). Auch 0,4 g FZ/kg Futter für 10 Tage führte zu einem Gewichtsverlust und Anorexie (Ali 1982b).
 
Bei Hühnern, Entchen und Truthühnern führte die Verabreichung von Futter mit 0,04% FZ für 10 Tage zu Anorexie sowie einer Abnahme der Wachstumsrate. Metergolin, ein 5-Hydroxytryptamin-Antagonist, hat keinen Einfluss auf die Anorexie in FZ-behandelten Hühnern. Dies deutet darauf hin, dass die Anorexie nicht eine Folge der 5-Hydroxytryptamin-Zunahme im Gehirn ist (Ali 1982b). Die FZ-Behandlung von Hühnern (40 - 80 mg/kg während 5 Tagen) bewirkt dosisabhängig biochemische Veränderungen, die auf einen schwachen bis mittelmässigen Leberschaden hindeuten, was histologisch bestätigt werden kann (Ali 1989a).
 
Bei der FZ-Therapie beim Menschen treten gelegentlich Bauchschmerzen und Durchfall auf. Diese Nebenwirkungen können durch eine Reduzierung der Dosis oder Absetzen des Wirkstoffes vermindert oder eliminiert werden (McEvoy 1992a).
 

Harntrakt

FZ kann den Urin dunkelgelb bis braun verfärben (Plumb 2002a; Lindsay 1995a; Longhofer 1988a).
 
Die Behandlung von Ziegen mit therapeutischen Dosen führt zu renalen Funktionsstörungen, was histologisch bestätigt werden kann (Ali 1989a).
 
Die FZ-Behandlung von Hühnern (40 - 80 mg/kg während 5 Tagen) bewirkt dosisabhängig biochemische Veränderungen, die auf einen schwachen bis mittelmässigen Nierenschaden hindeuten, was histologisch bestätigt werden kann (Ali 1989a).
 

Geschlechtsapparat

FZ wurde an Ziegenböcke in 2 unterschiedlichen Dosierungen während 5 Tagen oral verabreicht. Die therapeutische Dosis von 10 mg/kg reduzierte das Ejakulatvolumen, sowie die Anzahl lebendiger und beweglicher Spermien pro Ejakulat signifikant; sekundäre Abnormitäten nahmen ebenfalls zu. 40 mg/kg FZ hatten die gleichen Effekte, wobei zusätzlich eine Abnahme der Wellenbewegung der Spermien festgestellt wurde. Beide Dosen führten zu einer Abnahme der Fruktose-Konzentration im Ejakulat; die Zitronensäure blieb hingegen unbeeinflusst. Die Aktivität der alkalischen Phosphatase war mit 10 mg/kg FZ herabgesetzt, hingegen mit 40 mg/kg signifikant erhöht (Mustafa 1987a).
 
Die Verabreichung von bis zu p.o. 30 mg/kg FZ für 7 Tage an Truthühner führte zu einer dosisabhängigen Abnahme der LH-Konzentration; diese war statistisch signifikant bei Dosen von 15 sowie 30 mg/kg FZ. Weiter kam es auch zu einer dosisabhängigen Abnahme der Eierproduktion (Ali 1987b).
 
Eine Dosis von p.o. 20 mg/kg FZ für 14 Tage führte bei Truthühner zu einer Abnahme der LH- und Testosteron-Plasmawerte. 5 mg/kg hingegen hatten keine signifikante Wirkung. Dosen von 1 bis 20 mg/kg p.o. für 14 Tage hatten jedoch keinen Einfluss auf die Prolaktin-Konzentration. Normalerweise führt eine i.m. Injektion von 5 µg/kg LHRH nach 30 Minuten zu einer deutlichen Zunahme der LH-Konzentration; diese Wirkung wurde durch die Behandlung mit 20 mg/kg FZ deutlich beeinträchtigt (Ali 1988c).
 
FZ führte in der Samenflüssigkeit von Truthähnen zu einer dosis- als auch zeitabhängigen Abnahme der Spermienmotilität. Weiter traten mit einer Dosis von p.o. 20 mg/kg folgende histologischen Veränderungen auf: Abnahme der Spermatozytenbildung, Wellung der Zellkernhülle der Spermien und Ausdehnung des endoplasmatischen Retikulums der Spermatiden (Ali 1988c).
 

Respirationstrakt

Beim Menschen können pulmonale Infiltrate und eine pulmonale Eosinophilie beobachtet werden (McEvoy 1992a).
 

Bewegungsapparat

Bei Tieren (Longhofer 1988a) und Menschen treten gelegentlich Gelenkschmerzen auf (McEvoy 1992a).
 

ZNS

Das Auftreten von Krämpfen ist möglich (Plumb 2002a).
 
Die tägliche Verabreichung von p.o. 10 mg/kg FZ für 5 Tage an Ziegen führt zu einer Abnahme der Rektaltemperatur und Hemmung der Monoaminoxidase. Diese Hemmung ruft eine Akkumulierung des Serotonins (5-HT) im Gehirn hervor, welche wiederum die FZ-induzierte Hypothermie verursachen könnte (Mustafa 1986a).
 
Die orale Verabreichung von FZ-Dosen zwischen 12,5 - 50 mg/kg für 5 Tage an Hühner führte zu einer dosisabhängigen Zunahme der GABA- sowie Glutamat-Konzentration im Gehirn. Diese Erhöhung ist bei einer Dosis von 50 mg/kg FZ statistisch signifikant (Ali 1989b).
 
Eine Dosis von p.o. 30 mg/kg FZ p.o. für 14 Tage führte bei Truthühner zu einer bedeutenden Zunahme der Noradrenalin-, Adrenalin- und Dopamin-Konzentration im Hypothalamus. Eine Woche nach Entzug des Wirkstoffes erreichten die Amin-Konzentrationen wieder die Normalwerte (Ali 1988b).
 

Monoaminoxidase und Diaminoxidase

FZ hemmt bei verschiedenen Tieren die Monoaminoxidase (MAO) (Quiring 1970a; Hoogenboom 1991a) in den Mitochondrien von Leber (Stern 1967a), Gehirn (Palm 1967a), Herz und Verdauungsapparat (Ali 1980a; Ali 1979a). Bei Hühnern und Entenküken konnte die MAO-Hemmung durch p.o. Neomycin antagonisiert werden (Ali 1982a). 24 Stunden nach der Verabreichung von p.o. 500 mg/kg FZ an Ratten war die MAO-Aktivität in Leber und Gehirn um 95% gehemmt (Palm 1967a).
 
Eine hemmende Wirkung auf die Diaminoxidase (DAO) wurde bei Ratten (Quiring 1970a) nach der Verabreichung von p.o. 50 mg/kg FZ für 5 Tage beschrieben. Die Hemmung war am ausgeprägtesten bei der Duodenumschleimhaut und Leber. Die normale Enzymaktivität war 14 Tage nach der letzten Verabreichung wieder erreicht; dies wahrscheinlich durch die Neusynthese des Enzyms (Ali 1983e).
 

Hormone

Die Verabreichung von p.o. 500 mg/kg FZ an Ratten führte einerseits zu einer Erhöhung des Noradrenalin- sowie Serotoningehaltes des Gehirns um 60 - 70%, andererseits zu einer Erhöhung des Noradrenalingehaltes im Herzen um ca. 60% (Palm 1967a).
 
FZ ist ein "Stressor"-Agens, das die Kortikosteroidkonzentration im Plasma bei Hühnern und Prolaktinkonzentrationen bei Truthähnen erhöht (Ali 1989a). Nach oraler Verabreichung von Dosen bis zu 0,5 g/kg FZ an Küken erhöht sich der Plasmacorticosterongehalt dosisabhängig. Der Wirkstoff scheint somit neben der antibiotischen Wirkung auch eine Stressorfunktion zu besitzen (Sidorov 1971a).
 
Bei einer Untersuchung der Nebennierenfunktion wurde jungen Hähnen p.o. 0,4 g/kg FZ für 10 Tage verabreicht. Die Adrenalin-, Noradrenalin- und Ascorbinsäure-Spiegel blieben unbeeinflusst. Es konnte ebenfalls keine Wirkung auf den Cholesterin- und Glucosespiegel im Plasma beobachtet werden. Das Gewicht der Nebennieren war bei den behandelten Tieren nur unbedeutend erhöht; der Grund ist wahrscheinlich eine Hypertrophie der Nebennierenrinde (Ali 1983b).