Wirkstoff - Pharmakokinetik
Furazolidon

Absorption

Furazolidon (FZ) wird im Gastrointestinaltrakt kaum absorbiert (Lindsay 1995a; Plumb 1999a; Davidson 1984a; Gaede 1991a), aber das Vorhandensein von farbigen Metaboliten im Harn ist der Beweis dafür, dass der Wirkstoff zu einem gewissen Grad absorbiert wird (Plumb 2002a). Wird FZ als Darmtherapeutikum verwendet, ist die Absorption nur bezüglich Nebenwirkungen und Gewebeinteraktionen von Bedeutung (Plumb 1999a). Wegen der geringen Reabsorption erstreckt sich die Hauptwirkung auf pathogene Bakterienarten und Kokzidien im Darm (Gaede 1991a).
 
Nach der topischen Anwendung des Antibiotikums auf intakter Haut von Tieren und Menschen konnte kein FZ im Blut nachgewiesen werden (St Omer 1978a).
 

Verteilung

Der Wirkstoff wird im Körper gut verteilt (Spoo 1995a).
 
Bei Schweinen, welche täglich p.o. 16,5 mg/kg FZ für 14 Tage erhielten, konnten nach dem Absetzen die höchsten Rückstände in der Leber gemessen werden (41,1 ppm), gefolgt von den Nieren (34,4 ppm), der Muskulatur (13,2 ppm) und dem Fettgewebe (6,2 ppm). Nach 45 Tagen betrug die Menge in allen Geweben jeweils ungefähr 2 ppm (Gottschall 1995a).
 

ZNS

FZ gelangt in die Cerebrospinalflüssigkeit (Plumb 2002a). 4 Stunden nach der Verabreichung von p.o. 20 mg/kg FZ an Hunde betrug die Konzentration in der Cerebrospinalflüssigkeit 2,5 mg/l. 6,5 Stunden nach der Gabe konnten noch 0,9 mg/l in der Cerebrospinalflüssigkeit nachgewiesen werden (Paul 1960a).
 

Milch

8 Stunden nach der Verabreichung von p.o. 10 mg/kg FZ an Ziegen wurde in der Milch eine maximale Konzentration von 0,88 ± 0,32 µg/ml erreicht. Nach 16 Stunden konnte der Wirkstof in der Milch nicht mehr nachgewiesen werden (Mustafa 1985a).
 

Eier

Eine Übertragung des FZ vom Muttertier zum Küken findet über das Ei statt (McCracken 2005a).
 

Metabolismus

Absorbiertes Furazolidon (FZ) wird rasch in der Leber metabolisiert und der grösste Teil des absorbierten Wirkstoffes über den Harn eliminiert (Plumb 2002a). Es werden Protein-gebundene Reste gebildet, u.a. solche, welche eine ganze Aminooxazolidinon-Seitenkette enthalten (Gottschall 1995a; Leitner 2001a). Ein Metabolit der Seitenkette ist das 3-Aminio-2-Oxazolidinon (AOZ) (McCracken 2005a). Der Hauptmechanismus der Metabolisierung ist die Reduktion der Nitrogruppe. Weitere Mechanismen, wie z.B. die Oxidation in der Leber zu 4-Hydroxyfurazolidon, sind von geringerer Bedeutung. Die vermeintlich karzinogenen und mutagenen Effekte sind auf aktive Metaboliten zurückzuführen, die durch das Tier und Mikroben produziert werden (Ali 1989a).
 
Es konnte gezeigt werden, dass FZ bei vielen Spezies die MAO-Aktivität hemmt. Da der Wirkstoff die MAO-Aktivität in-vitro nicht hemmt, wird angenommen, dass FZ im Körper zu einem oder mehreren aktiven Metaboliten biotransformiert wird (Ali 1989a). Es wurde gezeigt, dass in-vitro alle Körpergewebe FZ schnell und vollständig abbauen; dies trifft für das Blut nicht zu. Die Abbaurate beträgt ungefähr 100 mg/kg Gewebe pro Stunde (Rogers 1956a).
 

Wiederkäuer

FZ wird im Pansensaft schnell und in erheblichem Umfang mit einer Halbwertszeit von etwa 4 min reduktiv abgebaut. Als Metaboliten des FZ sind das bei Oeffnung des Furanringes entstehende Nitrilderivat (Hauptmetabolit) und 5-Nitro-2-furaldehyd nachzuweisen, welches zu 5-Amino-2-furaldehyd weiterreduziert wird (Loserth 1988a).
 

Küken

Die AOZ-Konzentration ist in der Leber und in der Muskulatur eines Eintagskükens mit 4 bis 7 µg/kg ähnlich (McCracken 2005a). In den Hühnereiern erfolgt keine Metabolisierung des FZ (Beek 1985a).
 

Kaninchen

Nach oraler Verabreichung hemmt FZ die Diaminoxidaseaktivität (DAO) im Gewebe. Es bestehen Hinweise dafür, dass die Darmflora in die Transformation des FZ zu einem aktiven DAO-Hemmer involviert sein könnte (Ali 1989a)
 

Ratten

Nach oraler Verabreichung von 100 mg/kg FZ während 4 Tagen wurden zwei Metaboliten im Urin gefunden: N-(4-Carboxy-2-Oxobutylidenamino)-2-Oxazolidon und α-Ketoglutarat. Es wurde zudem gezeigt, dass Aminofuran ein Zwischenprodukt in der Umwandlung zu diesen Metaboliten ist (Ali 1989a).
 

Elimination

Der grösste Teil des absorbierten Wirkstoffes wird via Urin ausgeschieden (Plumb 1999a; Longhofer 1988a). Ungefähr 50% der Gesamtdosis wird in aktiver Form eliminiert. Eine Urinansäuerung fördert die tubuläre Reabsorption, was wiederum die Wirkstoffgesamtkonzentration im Urin vermindert (Spoo 1995a).
 
Nach der p.o. Verabreichung von Furazolidon (FZ) an Hühner wird ungefähr 7,5 ± 3,0% der Dosis innerhalb von 12 Stunden über den Harn eliminiert (Craine 1972a).
 
Bei Ratten konnten nach der p.o. Verabreichung von 600 mg/kg FZ im Harn nur Spuren und im Kot 13% der Dosis nachgewiesen werden (Paul 1960a). Mit einer Dosis von p.o. 100 mg/kg waren in einem anderen Versuch im Kot innerhalb von 24 Stunden 3,5% der Dosis vorhanden (Rogers 1956a).
 
Beim Menschen werden nach einer oralen Dosis ungefähr 5%, unverändert sowie als Metaboliten (welche den Harn färben können), im Harn ausgeschieden (McEvoy 1992a).
 

Bioverfügbarkeit

Nach der oralen Verabreichung von Furazolidon (FZ) an Wiederkäuer werden nur geringe Plasma- und Gewebespiegel erreicht. Ursache der geringen Bioverfügbarkeit kann eine Metabolisierung im Pansen sein. Dabei ist in erster Linie an reduzierende Biotransformationen, wegen der reduzierenden Eigenschaften des Pansensaftes, zu denken. Vermutet wird eine Reduktion der Nitrogruppe, die unter Aufnahme von 6 Elektronen in eine Aminogruppe überführt wird (Loserth 1988a). Bei der anaeroben Inkubation in einer Bakteriensuspension wird FZ unter Öffnung des Furanringes zu den entsprechenden Nitrilen reduziert (Loserth 1988a).
 

Wirkspiegel

Plasmakonzentrationen

Hund:4 h nach p.o. 20 mg/kg: 3,6 mg/l (Paul 1960a)
6,5 h nach p.o. 20 mg/kg: 0,7 mg/kg (Paul 1960a)
 

Maximale Plasmakonzentration, Cmax

Ziege:nach p.o. 10 mg/kg: 1,57 ± 0,52 µg/ml (Mustafa 1985a)
 

Zeitpunkt der maximalen Plasmakonzentration, Tmax

Ziege:nach p.o. 10 mg/kg: 8 h (Mustafa 1985a)
 

Plasmaproteinbindung

Der Wirkstoff bindet bei Ratten zu ungefähr 30% an Plasmaproteine (Paul 1960a).
 

Postmortaler Abbau

Ein schneller und kompletter postmortaler FZ-Abbau erfolgt in Leber, Nieren und Muskeln des Kalbes. Unterschiedliche Halbwertszeiten wurden bei den verschiedenen Geweben beobachtet; sie liegen zwischen weniger als 7 min bis 63 Minuten. 24 h nach der Schlachtung konnte FZ im essbaren Gewebe nicht mehr nachgewiesen werden (Loserth 1988a).