Akute Toxizität
LD50 Neostigminmethylsulfat
Überdosierung
Bei einer Überdosierung besteht die Gefahr von Kolik, Darminvaginationen und -rupturen (
Ungemach 1999c). Zudem kann Neostigmin eine cholinerge Krise mit folgenden Symptomen verursachen:
- | Nausea |
- | Erbrechen |
- | Diarrhö |
- | übermässiges Speicheln |
- | Schwitzen (bei Tierarten mit Schweissdrüsen) |
- | Miosis |
- | Tränenfluss |
- | erhöhte bronchiale Sekretion |
- | Bradykardie oder Tachykardie |
- | Spasmus des Myokards |
- | Bronchospasmus |
- | Hypotension |
- | Muskelkrampf und -schwäche |
- | Unruhe und Angstzustände |
- | Rastlosigkeit |
- | Paralyse (Plumb 1999a; Löscher 1999d; Adams 2001c; Allen 1993a) |
Durch die Blockierung der Depolarisation der neuromuskulären Junctions, mit anschliessender erhöhter Sekretion und Bronchokonstriktion, ist die Todesursache einer Neostigminintoxikation meistens eine respiratorische Paralyse und ein pulmonales Ödem, oder ein Herzstillstand (
Adams 2001c;
McEvoy 1992a).
Myasthenia gravis
Bei der Behandlung von Myasthenia gravis ist eine Neostigminüberdosierung am wahrscheinlichsten. Bei diesen Patienten ist es schwierig, zwischen einer cholinergen- und einer Myastheniakrise zu unterscheiden. Die Unterscheidung sollte mit einer Testdosis von Edrophonium durchgeführt werden (
Plumb 1999a;
Löscher 1999d;
Adams 2001c;
Allen 1993a). Einen Anhaltspunkt darauf, ob es durch eine Neostigminüberdosierung, oder Unterdosierung, bzw. Resistenz gegen den Wirkstoff, zu der cholinergen Krise kam, ist der Zeitpunkt des Eintretens der Muskelschwäche. Beginnt diese etwa 1 h nach der Wirkstoffverabreichung, deutet dies auf eine Überdosierung hin. Beginnt die Schwäche aber drei oder mehr Stunden nach der Wirkstoffverabreichung, ist diese höchstwahrscheinlich die Folge einer Unterdosierung oder Resistenz gegen den Wirkstoff (
McEvoy 1992a).
Therapie bei Überdosierung
Die cholinerge Krise sollte mit einem vorübergehenden Einstellen der Neostigmintherapie und einer intravenösen
Atropinsulfatverabreichung behandelt werden. Um die muskarinergen Symptome unter Kontrolle zu halten, muss das
Atropin eventuell alle 5 - 30 min verabreicht werden und dies solange, bis die Symptome zurückgehen. Eine
Atropinüberdosierung sollte allerdings vermieden werden, da diese zu einer ausgeprägten bronchialen Sekretion mit Verstopfung der Bronchien führen kann. Es sollte auch beachtet werden, dass
Atropin nur die muskarinergen Wirkungen antagonisieren kann. Die Wirkungen auf die Skelettmuskulatur und die daraus resultierenden Atembeschwerden können durch
Atropin nicht gelindert werden. Bei Atemnot muss eine mechanische Beatmung gewährleistet werden (
Plumb 1999a;
McEvoy 1992a).