Wirkstoff - Indikationen
Neostigmin

Allgemein

Neostigmin wird als Peristaltikum bei Pferd, Wiederkäuer, Schwein, Hund und Katze verwendet (Löscher 1999d).
 

Auge

Neostigmin kann lokal am Auge zur Glaukombehandlung angewendet werden (Löscher 1999d).
 

Gastrointestinal- und Harntrakt

Neostigmin kann bei Blasen- und Darmatonien systemisch angewendet werden (Löscher 1999d). Das indirekte Parasympathomimetikum ist als schwaches Abführmittel geeignet. Der Einsatz ist jedoch nur für das Anwendungsgebiet der atonischen Obstipation, insbesondere der postoperativen Darmatonie, angezeigt. Bei allen anderen Indikationen für Laxantien ist Neostigmin wegen zu starker Wirkung nicht angezeigt (Ungemach 1999c).
 

Myasthenia gravis

Beim Hund ist Neostigmin, teilweise in Verbindung mit Immunsuppressiva, erfolgreich bei Myasthenia gravis, einer Autoimmunerkrankung mit verminderter Aktivität des parasympathischen Systems, angewendet worden (Löscher 1999d). Während der Neostigmintherapie kann es schwierig sein, eine Myastheniakrise von einer cholinergen Krise zu unterscheiden. Erstere weist auf eine Verschlimmerung der Muskelschwäche hin. Die cholinerge Krise dagegen ist auf eine Überdosierung des Cholinesteraseinhibitors zurückzuführen: Durch die Akkumulierung von Acetylcholin (ACh) an den neuromuskulären Junctions kommt es zu einer Muskelschwäche (Adams 2001c).
 

Vergiftungen mit nicht-depolarisierenden Muskelrelaxantien vom d-Tubocurarintyp

Die Wirkung der Muskelrelaxantien vom d-Tubocurarintyp kann durch indirekte Parasympathomimetika (Neostigmin, Pyridostigmin) aufgehoben werden (Decurarisierung). Um dabei die muskarinergen Wirkungen der Parasympathomimetika zu verhindern, sollte Neostigmin zusammen mit Atropin verabreicht werden (Löscher 1999d). Bei der Verabreichung dieser Muskelrelaxantien für einen chirurgischen Eingriff kann Neostigmin nach der Operation als Antagonist eingesetzt werden (McEvoy 1992a).
 

Allgemein Grosstiere

Neostigmin wird zur Stimulation der intestinalen Motilität angewendet, ist jedoch bei einer intestinalen Obstruktion kontraindiziert (Allen 1993a).
 

Schwein

-Peristaltikförderung
-Blasenentleerung
-Stimulation der Skelettmuskelkontraktionen (Plumb 1999a).
 

Pferd / Pony

-Peristaltikförderung
-Blasenentleerung
-Stimulation der Skelettmuskelkontraktionen (Plumb 1999a).
-Beschleunigung der Transportgeschwindigkeit der Ingesta im Caecum und grossen Colon (Edens 1997a).
-Reduktion der Ammoniakbildung im Darm (Robinson 1997a).
 
Beim Pferd kann Neostigminsulfat eine vorhandene Magendilatation und Reflux verschlimmern; auch die Magenentleerung wird durch Neostigmin verzögert. Beim Pony führt Neostigmin zu einer Verminderung der jejunalen Motilität (Adams 1985a).
 

Wiederkäuer

-Pansenatonie (Plumb 1999a); diese Anwendung ist jedoch umstritten. Gemäss einer anderen Quelle sollte Neostigmin bei vorhandener Pansenatonie nicht verabreicht werden. Die Begründung liegt darin, dass eine vagale Aktivität für die Wirkung von Neostigmin Voraussetzung ist. Der Wirkstoff kann demnach bei Tieren mit einer vagal bedingten Atonie keine primären Kontraktionen bewirken. Im hypomotilen Stadium dagegen kann Neostigmin jedoch nützlich sein, da es die Stärke der primären Kontraktionen erhöht, ohne den Rhythmus oder die Koordination der Kontraktionen durcheinanderzubringen (Constable 1993a).
-Peristaltikförderung
-Blasenentleerung
-Stimulation der Skelettmuskelkontraktionen (Plumb 1999a)
 

Rind

-Caecale Dilatation
 
In einer Studie wurde aber festgestellt, dass durch Neostigmin vielmehr die retrograde Motilität anstatt der anterograden gefördert wurde; daher ist Bethanechol dem Wirkstoff vorzuziehen (Steiner 1995a).
 

Allgemein Kleintiere

Neostigminmethylsulfat wird zur Therapie und Diagnose der Myasthenia gravis angewendet (Allen 1993a).
 

Hund

-Diagnose und Behandlung von Myasthenia gravis. Dabei kann es zu ausgeprägten dosisabhängigen Unterschieden des klinischen Erscheinungsbildes kommen (Allen 1993a).
-Therapie nach einer Überdosierung mit nichtdepolarisierenden neuromuskulären Blockern (Plumb 1999a).
 

Katze

-Diagnose und Therapie der Myasthenia gravis. Dabei kann es zu ausgeprägten dosisabhängigen Unterschieden des klinischen Erscheinungsbildes kommen (Allen 1993a).