Wirkstoff - Unerwünschte Wirkungen
Medetomidin

Lokale Nebenwirkungen

Eine intramuskuläre Injektion von Medetomidin oder auch von Medetomidin-Ketamin kann Schmerzen an der Injektionsstelle verursachen (Nilsfors 1989a; Dobromylskyj 1996a).
 

Systemische Nebenwirkungen

ZNS

Medetomidin kann zu Muskelzuckungen führen (Thurmon 1996e; Vainio 1989b), dessen Ursache eine akustische Hypersensitivität ist (Sinclair 2003a). Medetomidin kann auch zu Erregungszuständen führen (Plumb 2002a).
 
Die intravenöse Verabreichung von Medetomidin, gefolgt von Midazolam zur Prämedikation kann bei Hunden paradoxe Verhaltensweisen wie Unruhe, Erregung, Aggression sowie Lautäusserungen hervorrufen (Le Chevallier 2019a).
 
Medetomidin führt ausserdem zu einer Hypothermie (Vainio 1989b).
 

Kreislaufsystem

Initial kommt es zu einer Vasokonstriktion und als Folge davon zu einem Blutdruckanstieg (Erhardt 2004b). Anschliessend führt Medetomidin zu einer Hypo- (Savola 1989a) oder Normotension (Vainio 1989b). Die kardiovaskulären Nebenwirkungen sind dosisabhängig (Bryant 1996a). Je höher die Dosis, desto ausgeprägter ist der Blutdruckanstieg (Pypendop 1998a). Eine intravenöse Injektion führt zu einer deutlicheren Hypertension als eine intramuskuläre Applikation (Vainio 1989a).
 
Medetomidin führt zu einer Bradykardie (Vainio 1989b), gelegentlich zu AV-Blöcken (Plumb 2002a) und Arrhythmien (Bettschart-Wolfensberger 1999a).
In einer Studie mit gesunden Hunden konnte gezeigt werden, dass eine kombinierte Verabreichung zusammen mit Acepromazin (20 μg/kg Acepromazin i.v. gefolgt von 2 μg/kg Medetomdin i.v. 15 min später) die Auswirkungen von Medetomidin auf das Herz-Kreislauf-System abschwächt und das Auftreten von AV-Blöcken unterdrückt (Saponaro 2013a).
 
Medetomidin führt aufgrund der peripheren Vasokonstriktion zu blassen Schleimhäute. Bei einigen Tieren sind aber auch als Folge des reduzierten Blutflusses (Paddleford 1999a) die Schleimhäute zyanotisch (Schmidt-Oechtering 1992a).
 
Durch Medetomidin kommt es zu einem schwachen Puls (Schmidt-Oechtering 1992a).
 
Medetomidin führt zu einer peripheren Vasokonstriktion, was das Legen eines Venenkatheters erschweren kann (Alef 2003a).
 

Respirationstrakt

Medetomidin wirkt depressiv auf die Atmung, die Tiere zeigen eine Bradypnoe (Alef 2003a) und zum Teil kommt es sogar zu einer Apnoe (Plumb 2002a; Hall 2001j). Vor allem bei hohen Dosen Medetomidin und bei einer Kombination mit anderen ZNS-depressiven Wirkstoffen (Paddleford 1999b) kommt es zu einer verringerten Atemfrequenz. Medetomidin-Propofol führt häufig zu Hypoxämien (Cullen 1993a).
 
Beim Schaf kommt es nach der Anwendung von α2-Agonisten zu schweren Hypoxämien (Celly 1997a; Kästner 2001a; Bryant 1996a) und einer erhöhten Atemfrequenz (Ranheim 2000a). Auch eine intramuskuläre Injektion von Medetomidin führt zu dieser Nebenwirkung (Kastner 2003a). Allerdings führt die intramuskuläre Applikation von Medetomidin, im Gegensatz zu der intravenösen Injektion, zu weniger schweren Hypoxien (Kästner 2000b).
 

Gastrointestinaltrakt

Sowohl eine intramuskuläre, als auch eine subkutane Injektion (Virtanen 1989b) führen zu Beginn der Sedation (Lendl 2004a) bei Hunden und Katzen zu Erbrechen (Thurmon 1996e; Nilsfors 1989a). Im Gegensatz dazu kommt es bei der intravenösen Verabreichung von Medetomidin weniger häufig zu einer Emesis (Hall 2001b). Auch epidural verabreichtes Medetomidin führt bei Katzen zu Erbrechen, was darauf hinweist, dass der α2-Agonist resorbiert wird und systemisch wirken kann (Hall 2001c).
Auch bei Löwen trat nach intramuskulärer Injektion von Medetomidin gelegentlich Erbrechen auf (Tomizawa 1997a)
 
Medetomidin hat einen hemmenden Einfluss auf die Darmmotorik (Maugeri 1994a) und auf die Pansenmotilität beim Wiederkäuer (Sinclair 2003a).
 
Zu Beginn der Sedation kann Medetomidin bei Bären zu Erbrechen führen. Die Tiere sollten deshalb vorher gefastet werden (Onuma 2003a).
 

Urogenitaltrakt

α2-Agonisten verringern einerseits die ADH-Ausschüttung und führen anderseits durch eine Hemmung der Insulinsynthese im Pankreas zu einer Hyperglykämie. Die Folge dieser beiden Mechanismen ist eine Polyurie (Erhardt 2004b; Crighton 1990a; Bettschart-Wolfensberger 1999a).
 
Aufgrund der vermehrten Harnproduktion sollte man Pferden, die eine Dauerinfusion Medetomidin während einem operativen Eingriff erhalten, einen Harnkatheter für die Dauer der Anästhesie legen (Bettschart-Wolfensberger 2004a).
 

Allergische Reaktion

Nach der intravenösen Verabreichung von Medetomidin kam es bei einem Dalmatiner zu einer allergisch bedingten Hautreaktion (Gesichtsödem, Erythem im Kopfbereich), welche mit einem Antihistaminikum behandelt wurde. Es ist unklar, ob diese Reaktion aufgrund des Wirkstoffes selber oder aufgrund der Konservierungsstoffe auftrat (Viscasillas 2011a). Eine ähnliche Reaktion wurde bei einem Pferd festgestellt, welches für eine Studie Medetomidin verabreicht bekam. Innert 30 Minuten nach der Applikation zeigte das Pferd Urtikaria am ganzen Körper, rote Schleimhäute und einen Blutdruckabfall. Das Pferd wurde erfolgreich mit Ringerlaktat, Haes und Methylprednisolon behandelt (Ringer 2007a).