Anwendungssicherheit
Die systemische Verabreichung von Pilocarpin kann zu toxischen Reaktionen führen und sollte nur nach einer gründlichen Untersuchung vorgenommen werden (
Rubin 1967a).
Akute Toxizität
Eine toxische Dosis führt zu Kolik, Diarrhoe und vermehrter Sekretion der exokrinen Drüsen und einer starken Miosis. Bronchokonstriktion und eine Ansammlung von Schleim in den Luftwegen führt zu Dyspnoe. Hypotension und eine starke Bradykardie, zusammen mit exzessiver Bronchokonstriktion und bronchialer Sekretion führen zum Tod (
Adams 2001c). 1 mg/kg Pilocarpin bei Katzen intraperitoneal verabreicht führt zu akuter Atemnot (
Marini 1981a).
Klinischer Fall
Ein 13-jähriger Dachshund, männlich unkastriert, hatte seit 9 Monaten eine KKS mit bilateral pigmentierter Keratitis, Konjunktivitis und ein korneales Ulkus an einem Auge. Der Hund hatte zusätzlich ein systolisches mitrales Herzgeräusch Grad 5. Die Behandlung mit 4 mg Pilocarpin (Totaldosis) zweimal täglich peroral (Augentropfen ins Futter verabreicht) wurde eingeleitet. Zwei Tage nach Beginn der Behandlung wurde der Hund wieder in der Klinik vorgestellt wegen profusem Speicheln, Würgen, Atemnot und Apathie. Das Herzgeräusch war unverändert schwer und rasselnde Atemgeräusche bei der Thoraxauskulatation feststellbar. Die Schleimhäute waren blass und der Hund speichelte. Es wurde eine Sauerstofftherapie eingeleitet, aber der Hund starb. Die klinische Diagnose eines Herzblocks wurde gestellt. In der Pathologie wurde ein pulmonäres Oedem und eine Kongestion festgestellt (
Rubin 1967a).
LD50
Therapie bei Ueberdosierung
Antidot ist
Atropin. Die Dosis sollte genug hoch sein, damit die Blut-Hirn-Schranke durchdrungen wird. Bei schweren kardiovaskulären Effekten oder Bronchokonstriktionen sollte zusätzlich
Adrenalin verabreicht werden (
Brown 2001a).