Nach der Verabreichung am Auge findet eine schnelle, jedoch unvollständige Absorption (geringe Penetration durch die Kornea) statt (
). Nach oraler Verabreichung bei Ratten wird Pilocarpin innerhalb von 30 Minuten sehr schnell und fast vollständig aus dem Gastrointestinaltrakt absorbiert (
).
Verteilung
Im Gegensatz zu Carbachol weist Pilocarpin keine quaternäre Ammoniumstruktur auf und gelangt daher durch die Blut-Hirn-Schranke ins ZNS (
Löscher 2003b;
Löscher 2002a). In einem mathematischen Model wurde berrechnet, dass sich Pilocarpin in den intraokkulären Geweben weit verteilt (
Miller 1981b). Der Wirkstoff akkumuliert nicht im Augengewebe (
McEvoy 1992a). Nach oraler Verabreichung bei Ratten durchdringt ein sehr geringer Anteil von Pilocarpinhydrochlorid die Plazentarschranke. Weniger als 0,09% der maternalen Dosis konnte im Fötus festgestellt werden. Pilocarpin gelangt in die Muttermilch und erreicht eine ähnliche Konzentration wie im Plasma (
Omori 2004a).
Metabolismus
Pilocarpin wird von der Cholinesterase nicht hydrolysiert (
Löscher 2002a).
Elimination
Nach intravenöser Verabreichung von Pilocarpinnitrat beim Hund findet eine schnelle, biphasische Elimination statt (
Weaver 1992a). Nach intravenöser oder oraler Verabreichung von Pilocarpinhydrochlorid bei Ratten wird innerhalb von 6 Stunden ca. 80% über den Urin ausgeschieden (
Omori 2004a).
Bioverfügbarkeit
Beim Kaninchen ist die Bioverfügbarkeit nach topischer Anwendung am Auge aufgrund einer entstehenden Vasodilatation, einem vermehrten Auswaschen des Wirkstoffes durch die erhöhte Tränenproduktion, einer Absorption über die Nickhaut und einer geringen Penetration durch die Kornea tief (
Lee 1979a). Durch die Bindung von Pilocarpin an die Pigmentproteine der Iris reduziert sich die Bioverfügbarkeit ebenfalls (
Nagataki 1980a). Die errechnete Bioverfügbarkeit laut einer Studie von Omori et al. beträgt nach p.o. 0,1 mg/kg 151%, nach p.o. 0,3 mg/kg 113% und nach p.o. 1 mg/kg 104% (
Omori 2004a).
Wirkungseintritt
Intraokkulärer Druck (IOD)
Die Abnahme des IOD beginnt 15 Minuten nach topischer Anwendung (
Gelatt 1999a;
Gelatt 1997a).
Miosis
Bei lokaler Verabreichung einer 2%igen Lösung in den Bindehautsack tritt innerhalb von 15 Minuten eine Miosis ein (
Adams 2001c;
Löscher 2003b;
Löscher 2002a). Bei der Katze tritt innerhalb von 30 Minuten eine Miosis ein (
Wilkie 1991c).
Tränendrüsen
Nach s.c. 5 mg/Hund Pilocarpinhydrochlorid erfolgt eine erhöhte Tränenproduktion nach 1 Stunde, nach s.c. 3,75 mg/Hund nach 2 Stunden. Nach p.o. 4 mg/Hund Pilocarpinnitrat oder 3,75 mg/Hund Pilocarpinhydrochlorid erhöht sich die Tränenproduktion nach 1 Stunde (
Rubin 1967a).
Wirkungsdauer / -maximum
Intraokkulärer Druck (IOD)
Bei der Katze erfolgt 4 Stunden nach lokaler Anwendung von Pilocarpin 2% eine maximale Reduktion des IOD um 30,4% (
Wilkie 1991c). Die Wirkungsdauer beträgt bis zu 12 Stunden mit einem maximalen Effekt zwischen 2 und 6 Stunden (
Wilkie 1991c).
Miosis
Eine maximale Miosis tritt 30 Minuten bis zu 1 Stunde nach Applikation ein. Der Rückgang zum ursprünglichen Pupillendurchmesser erfolgt langsam über 12 Stunden (
Wilkie 1991c); die Miosis kann bis zu 24 Stunden anhalten (
Adams 2001c;
Löscher 2003b;
Löscher 2002a). Pilocarpin wird von der Cholinesterase nicht hydrolysiert und hat daher eine lange Wirkungsdauer (
Löscher 2002a).
Tränendrüsen
Nach s.c. 3,75 mg/Hund Pilocarpinhydrochlorid erfolgt eine erhöhte Tränenproduktion für 7 Stunden, nach konjunktival 4 mg/Hund für 9 Stunden und nach p.o. 3,75 mg/Hund für 5 Stunden (
Rubin 1967a).
MRT (Mean residence time)
Wirkspiegel
Maximale Konzentration im Kammerwasser
Nach lokaler Verabreichung von Pilocarpin ins Auge kann bei jüngeren Kaninchen eine signifikant höhere Konzentration im Kammerwasser gemessen werden als bei älteren Kaninchen. Verschiedene Faktoren wie z.B. verschiedene Volumina der Augengewebe, Unterschiede in der Rezeptorsensitivität, kornealen Permeabilität oder präkornealen Flüssigkeitsdynamik werden als Ursache vermutet (
Friedman 1976a;
Miller 1981c).
Maximale Plasmakonzentration (Cmax)
Nach intravenöser Verabreichung von Pilocarpinnitrat beim Hund in einem Dosisbereich von 225 - 600 µg/kg findet eine lineare Verteilung statt. Die Plasmakonzentrationen liegen bei 10 - 120 µg/l (
Weaver 1992a).
Ratte: | nach i.v. 0,3 mg/kg: 125 ± 2 ng/ml |
| nach p.o. 0,1 mg/kg: 38,5 ± 3,1 ng/ml |
| nach p.o. 0,3 mg/kg: 116 ± 13 ng/ml |
| nach p.o. 1,0 mg/kg: 447 ± 56 ng/ml (Omori 2004a) |
Zeitpunkt der maximalen Plasmakonzentration (Tmax)
Ratte: | nach i.v. 0,3 mg/kg: 0,14 ± 0,1 h |
| nach p.o. 0,1 mg/kg: 0,42 ± 0,14 h |
| nach p.o. 0,3 mg/kg: 0,33 ± 0,14 h |
| nach p.o. 1,0 mg/kg: 0,25 ± 0,00 h (Omori 2004a) |
Eliminationshalbwertszeit
Verteilungsvolumen
Verteilungsvolumen im Steady-State
AUC
Ratte: | nach i.v. 0,3 mg/kg: 199 ± 18 ng●h/ml |
| nach p.o. 0,1 mg/kg: 101 ± 13 ng●h/ml |
| nach p.o. 0,3 mg/kg: 220 ± 9 ng●h/ml |
| nach p.o. 1,0 mg/kg: 700 ± 101 ng●h/ml (Omori 2004a) |
Proteinbindung im Gewebe
Pilocarpin bindet sich an Gewebsproteine, vor allem an die Pigmentproteine (
Nagataki 1980a).
Clearance