Wirkstoff - Pharmakokinetik
Physostigmin

Absorption

Es findet eine schnelle Absorption aus dem Gastrointestinaltrakt sowie von subkutanem Gewebe und von der Schleimhaut statt (Taylor 2001c).
 

Verteilung

Physostigmin verteilt sich im ganzen Körper und reichert sich in der Leber an (Somani 1986a).
 

Metabolismus

Parenteral verabreichtes Physostigmin wird im Körper innerhalb von 2 Stunden abgebaut, hauptsächlich mittels hydrolytischer Spaltung durch die Plasmaesterase (Taylor 2001c). Im Plasma findet eine schnelle und im Gehirn eine vergleichsweise langsame Metabolisierung statt (Somani 1986a). Beim Hund wird Physostigmin schnell zu Eserolin und zu zwei weiteren Metaboliten, M1 und M2, abgebaut (Giacobini 1987a). Eserolin und der M2-Metabolit kommen im Plasma nur in geringen Mengen vor (Somani 1989a); der Hauptmetabolit ist M1 (Somani 1986a). Bei der Ratte wird Physostigmin zu Eserolin und drei weiteren Metaboliten, M1, M2 und M3, abgebaut (Somani 1987a).
 

Elimination

Physostigmin wird primär via Metabolisierung eliminiert (Giacobini 1987a). Die renale Ausscheidung spielt eine geringe Rolle (Taylor 2001c). Bei Ratten wird nach intramuskulärer Verabreichung 2,5 - 4% über den Urin ausgeschieden (Somani 1985a). Wichtiger ist die Ausscheidung über die Galle. Nach intravenöser Verabreichung bei Ratten wird 27% über die Galle ausgeschieden. Die biliäre Exkretion findet sehr schnell statt, hauptsächlich innerhalb der ersten Stunde (Boyer 1985a).
 

Bioverfügbarkeit

Die orale Bioverfügbarkeit beträgt 25% (Hartvig 1986a).
 

Wirkungseintritt / -dauer

Bei lokaler Anwendung am Auge tritt innerhalb von einer Stunde eine Miosis ein und bleibt zwischen 12 und 24 Stunden bestehen (Adams 2001c). Die Wirkungsdauer bei systemischer Anwendung ist kurz (Löscher 2003b).
 
Katze:1 Minute nach i.v. 0,1 mg/kg sinkt der mittlere Blutdruck sowie die Herzfrequenz; Physostigmin erreicht einen maximalen Effekt nach 5 Minuten. Der Blutdruck erreicht nach ungefähr 60 - 80 Minuten wieder seinen Normalwert. Die Herzfrequenz ist für ca. 15 Minuten vermindert (Hara 1992a).
  
Hund:Nach i.v. 0,1 mg/kg findet innerhalb von 2 Minuten eine maximale Hemmung der Cholinesterase im Plasma um 78% statt. Nach 45 Minuten ist die Cholinesteraseaktivität im Plasma immer noch um 60% vermindert (Giacobini 1987a).
 

Wirkspiegel

Maximale Plasmakonzentration (Cmax)

Hund:nach i.v. 0,1 mg/kg: 124 ng/ml (Giacobini 1987a)
Ratte:nach i.m. 0,65 mg/kg: 582,9 ± 34,4 ng/ml (Somani 1986a)
 

Zeitpunkt der maximalen Plasmakonzentration (Tmax)

Meerschwein:nach i.m. 0,146 mg/kg: 33,4 ± 12,3 Minuten (Lukey 1990a)
Ratte:nach i.m. 0,65 mg/kg: 5 Minuten (Somani 1986a)
 

Eliminationshalbwertszeit

Hund:nach i.v. 0,1 mg/kg: 30,74 ± 17,12 Minuten (Giacobini 1987a)
Ratte:nach i.v. 0,1 mg/kg: 15,0 ± 0,87 Minuten (Somani 1987a)
Mensch:nach i.v. 1 mg: 21,72 Minuten (Hartvig 1986a; Giacobini 1987a)
 

Verteilungsvolumen

Hund:nach i.v. 0,1 mg/kg: 1832 ml/kg (Giacobini 1987a)
Ratte:nach i.v. 0,1 mg/kg: 1350 ml/kg (Somani 1987a)
Mensch:nach i.v. 1 mg: 664 ml/kg (Hartvig 1986a; Giacobini 1987a)
 

AUC

Hund:nach i.v. 0,1 mg/kg: 2425,90 ± 640 ng/ml/min (Giacobini 1987a)
Ratte:nach i.v. 0,1 mg/kg: 1609,0 ± 44,6 ng/ml/min (Somani 1987a)
Mensch:nach i.v. 1 mg: 648 ng/ml/min (Hartvig 1986a; Giacobini 1987a)
 

Plasmaproteinbindung

Bei einer 50-fachen Erhöhung der Wirkstoffkonzentration sinkt die Plasmaproteinbindung von 3H-Physostigmin bei Ratten von 49% auf 41% und steigt beim Mensch von 29% auf 43% (Unni 1985a).
 

Clearance

Hund:nach i.v. 0,1 mg/kg: 41,23 ml/min/kg (Giacobini 1987a)
Ratte:nach i.v. 0,1 mg/kg: 62 ml/min/kg (Somani 1987a)
Mensch:nach i.v. 1 mg: 22,02 ml/min/kg (Hartvig 1986a; Giacobini 1987a)