Antibiotika
Bakteriostatische Wirkstoffe, wie Chloramphenicol (CAM), sollten, wegen der potentiellen Wechselwirkung, nicht zusammen mit bakteriziden Antibiotika angewendet werden (Watson 1991b); dies trifft insbesonders zu, wenn die Wirtsabwehr herabgesetzt ist (Dowling 2006a). Die bakterizide Wirkung der Penicilline und Aminoglykoside kann mit dem CAM antagonisiert werden. In zwei Studien wurde dieser Antagonismus mit dem Penicillin, sowohl bei einer Streptokokken-Endokarditis bei Ratten (Carrizosa 1975a), als auch bei einer Pneumokokken-Meningitis bei Hunden (Wallace 1965a), nachgewiesen. Trotzdem wurden diese Antibiotika-Kombinationen in der Klinik schon mehrmals erfolgreich eingesetzt (Plumb 2002a).Rifampicin kann die CAM-Serumwerte senken hingegen kann das Penicillin die CAM-Serumhalbwertszeit erhöhen.(Plumb 2002a).
Interaktionen mit den bakterizid wirkenden Wirkstoffe Streptomycin und Kanamycin sind auch möglich (Sisodia 1980a).
Antibiotika, welche an die 50S-Ribosomenuntereinheit empfindlicher Bakterien binden, wie z.B. die Makrolide Erythromycin, Clindamycin, Lincomycin und Tylosin, können möglicherweise die CAM-Wirkung antagonisieren. Die klinische Relevanz dieser möglichen Wechselwirkung wurde nicht untersucht (Plumb 2002a; Papich 2001a; Caprile 1987a).
Carbomycin und Vernamycin B kompetitieren auch mit dem CAM um die Bindung an Ribosomen (Fernandez-Munoz 1971a).
CAM wirkt antagonistisch zu Fluoroquinolonen. Nachdem die Fluoroquinolone das DNA-Supercoiling unterbrochen haben, interferiert CAM mit der Produktion der zur Zelllyse nötigen Autolysine (Dowling 2006a).
Die Kombination von Lasalocid und CAM kann bei Hühnern eine neuromuskuläre Tozizität hervorrufen. Die Symptome können gekennzeichnet sein durch: abnormale Gangart, Gehen auf den Zehen und fortschreitende Gehbeschwerden. Eine Korrelation zwischen der Verabreichungsdauer und dem Schweregrad der Symptome wurde beobachtet (Perelman 1986a). In einer Studie von Broz et al. wurde diese Interaktion in Hühnern untersucht. Eine gleich- und langzeitige Verabreichung von Lasalocid und CAM verursachte Wachstumsdepressionen sowie eine herabgesetzte Futteraufnahme und beeinträchtigte Futterverwertung. Mehrere Hühner wiesen deutliche Vergiftungssymptome wie Ataxie, Beinschwäche und Paralyse auf. Die Entwicklung und Frequenz dieser klinischen Symptome war von der Lasalocid-Dosierung und Dauer der gleichzeitigen Verabreichung abhängig (Broz 1987a).
Die gemeinsame Verabreichung von Monensin und CAM kann bei Puten zu einem Anstieg der Muskelenzyme (LDH, CK, AST) und Laktatwerte führen. Zusätzlich sind extrazelluläre Ionenverschiebungen (Hyperkaliämie und kurzzeitiger Abfall der Kalziumwerte) und eine dekompensierte metabolische Azidose möglich. Symptome wie Lahmheit, Kreislaufschwäche und Schweratmigkeit können auftreten (Tipold 1988a). Andere Autoren berichten bei Puten über hochfrequente Atmung, Stehunvermögen, häufiges Absitzen, Zehenverkrampfung, Seitenlage und schliesslich Streckstellung der Extremitäten, verbunden mit einer Mortalität bis zu 10% (Dorn 1983a). Ein Bericht über eine Vergiftung von Puten bei der kombinierten Verabreichung von CAM mit Monensin erwähnt folgende Symptome: Anorexie und ein Rückgang der Legeleistung; weiter können, bei der gleichzeitigen Verabreichung von 500 mg/l CAM und 42 ppm Monensin, Lahmheit und eine Mortalität von 12% auftreten (Friedman 1998a).
Barbiturate
Das CAM verlängert die Wirkung der Barbiturate markant (Adams 1970a), wie z.B. bei Pentobarbital, Hexobarbital und Amobarbital (Adams 1970b). Bei Hunden und Katzen verlängert CAM eine Pentobarbital-Anästhesie. Die verminderte Metabolisierung des Pentobarbitals kann die Schlafphase um 120% bei Hunden, bzw. 260% bei Katzen, verlängern (Papich 2001a; Plumb 2002a); zusätzlich kann das Pentobarbital die CAM-Plasmakonzentration senken (Plumb 2002a). Todesfälle wurden bei epileptischen Hunden, welche gleichzeitig mit CAM und Pentobarbital behandelt wurden, beobachtet (Adams 1970a). In einer Studie von Adams und Dixit war bei gleichzeitiger i.m. oder i.v. Verabreichung von CAM die Pentobarbital-Anästhesiedauer bei Hunden und Katzen signifikant verlängert. Die Anästhesie schien bei den mit CAM behandelten Tieren nicht tiefer zu sein als bei der Kontrollgruppe. Das Anästhesistadium 3 (Toleranzstadium) wurde bei allen Tieren erreicht, aber die Dauer dieses Stadiums war länger bei den Hunden und Katzen, welche mit CAM behandelt wurden; diese Tiere wiesen auch eine längere Erholungsdauer auf. Die Dauer der Pentobarbital-Anästhesie ist möglicherweise bei kranken Patienten noch stärker verlängert. Dies ist höchstwahrscheinlich auf eine Hemmung der mikrosomalen Leberenzyme zurückzuführen, welche das Pentobarbital durch 3'C-Hydroxylierung inaktivieren (Adams 1970a).Cyclophosphamid
Extreme Vorsicht ist geboten bei der Verwendung von CAM zusammen mit Stoffen, welche eine Myelosuppression induzieren könnten wie z.B. Cyclophosphamid (Plumb 2002a).Darmmotilitätsregulatoren
Wirkstoffe, welche die Darmmotilität beeinflussen, können die CAM-Absorption herabsetzen. Die Aufnahme von Futter welches die Darmmotilität steigert, erhöht die CAM-Absorption (Clark 1978b).Interaktionen mit Primidon sind möglich (Anonymous 2003c). Bei Hunden können Anorexie und ZNS-Depression auftreten (Plumb 2002a).
Digitalisglykoside
Interaktionen mit Digitalisglykosiden sind möglich, indem CAM die Eliminationsrate der Digitalisglykoside senkt, was zu einer toxischen Anreicherung führen kann (Anonymous 2003c).Eisen-Salze und Vitamin B12
Die Wirkung von Eisen-Salzen und Vitamin B12 auf die Hämatopoese kann bei gleichzeitiger Anwendung von CAM reduziert werden (Plumb 2002a).Hepatisch metabolisierte Wirkstoffe
CAM kann den hepatischen Metabolismus von verschiedenen Wirkstoffen, inklusive Phenytoin, Primidon, Pentobarbital und Cyclophosphamid, hemmen. Wenn diese Wirkstoffe gleichzeitig mit CAM verwendet werden, sollten die Serumwerte dieser Arzneimittel überwacht werden (Plumb 2002a). Die hepatischen Cytochrom P-450-Enzymkomplexe werden vom CAM irreversibel gehemmt; diese Wirkung kann durch andere gleichzeitig verabreichte Arzneimittel, welche auch von diesem System abhängig sind, potenziert werden (Caprile 1987a).Die Metabolisierung von Hexobarbital, Codein, Aminopyrin, Acetanilid, Tilazol, Pentobarbital, Bishydroxycoumarin, Diphenylhydantoin und Tolbutamid (Sisodia 1980a) wird, wegen der Hemmung der Aktivität der mikrosomalen Leberenzyme durch CAM, gehemmt (Adams 1970a). Stoffe, die gleichzeitig verabreicht werden und auch eine hepatische Metabolisierung benötigen, werden langsamer metabolisiert und damit deren Wirkungsdauer verlängert (Dowling 2006a).