Wirkungsort
Parasympatholytika hemmen kompetitiv die Wirkung von Acetylcholin an den postganglionären muskarinartigen Cholinozeptoren. Erst in hohen Dosen wird auch die Übertragung an autonomen Ganglien und der motorischen Endplatte durch Blockierung nikotinartiger Cholinozeptoren gehemmt (
Löscher 2002a). Die Wirkung von Parasympatholytika an einem bestimmten Organ ist auch abhängig vom vorherrschenden parasympathischen oder sympathischen Tonus (
Adams 2001c).
Wirkungsmechanismus
Durch die Blockierung der muskarinartigen cholinergen Rezeptoren wird die Wirkung von Acetylcholin an den Neuroeffektorstellen der glatten Muskulatur, Herzmuskulatur, Drüsenzellen, peripheren Ganglien und im zentralen Nervensystem gehemmt. (
Brown 2001a).
ZNS
In therapeutischer Dosis bewirkt Scopolamin eine Depression des ZNS. Dies äussert sich in Benommenheit, Gedächtnisverlust, Schläfrigkeit und traumlosem Schlaf mit einer Reduktion der REM-Phase. Bei starken Schmerzen kann der Wirkstoff bei gleicher Dosierung Erregungszustände, Unruhe, Halluzinationen oder Delirium hervorrufen (
Brown 2001a). Scopolamin, das wie Atropin ins ZNS gelangt, wirkt beim Menschen im Gegensatz zu Atropin zentral dämpfend. Deshalb wird der Wirkstoff in der Humanmedizin auch als Sedativum verwendet. Beim Tier wirkt Scopolamin dagegen wie Atropin meist zentral erregend (
Löscher 2002a). Geringe Dosen von Scopolamin können bei Hund und Katze beruhigend wirken. Höhere Dosen führen bei Hund, Katze und Pferd zu Delirium und Erregungszustände (
Adams 2001c). Scopolamin wirkt sehr gut gegen Reisekrankheit, wahrscheinlich durch eine Wirkung im Kortex oder im Vestibulärapparat (
Brown 2001a). An der Area postrema wirken M
1-Antagonisten, am N. solitarius, N. ambiguus und N. vestibularis sind M
2-Antagonisten wirksam (
Petzinger 2002a).
Gastrointestinaltrakt
Generell wirken Parasympatholytika hemmend auf die Motilität des Gastrointestinaltraktes. Der Tonus sowie die Amplitude und Frequenz der peristaltischen Kontraktionen werden reduziert (
Brown 2001a). In einer humanmedizinischen Studie wurde nach transdermaler Applikation von Scopolamin (0,5 mg über 3 Tage) eine Verminderung sowohl der basalen wie auch der gastrischen Säuresekretion, welche durch Betazol, Pentagastrin und Pepton induziert wurde, festgestellt (
Scheurlen 1982a).
Kardiovaskuläres System
Bei einer niederen Dosierung von 0,1 oder 0,2 mg Scopolamin (Totaldosis) vermindert sich beim Mensch die Herzfrequenz stärker als bei Atropin. Bei einer höheren Dosierung erhöht sich initial die Herzfrequenz, normalisiert sich aber wieder innerhalb von 30 Minuten (
Brown 2001a).
Respirationstrakt
Belladonna-Alkaloide wie Atropin und Scopolamin vermindern die Sekretion in Nase, Mund, Pharynx und Bronchien. Dadurch wird auch die Häufigkeit von Laryngospasmen während Anästhesien vermindert (
Brown 2001a).
Auge
Wie
Atropin wirkt Scopolamin als Mydriatikum und Zykloplegikum. Im Vergleich zu Atropin bietet Scopolamin jedoch keine Vorteile und wird in der Veterinärmedizin kaum eingesetzt (
Davidson 1992a).
Urogenitaltrakt
siehe
Atropin