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Ätherische Öle

I. Allgemeine Toxikologie

1. Chemisch-physikalische Eigenschaften

Ätherische Öle sind organische flüchtige Bestandteile, die durch Destillation oder Kaltpressung aus einer Reihe von Pflanzen gewonnen werden. Sie bestehen grösstenteils aus Gemischen verschiedener Terpene, Sesquiterpene oder aromatischer Verbindungen. In der Regel handelt es sich um kleine, unpolare, lipophile Moleküle.
 

2. Quellen

Ätherische Öle werden in der Aromatherapie, in pflanzlichen Heilmitteln, Insektenschutzmitteln, Insektiziden, Duft- und Aromastoffen, Kosmetika und als Konservierungsmittel eingesetzt. Sie haben Duft-, Geschmacks-, Anti-Aging-, antioxidative, antimikrobielle, antivirale sowie juckreizstillende und entzündungshemmende Eigenschaften.
 

3. Kinetik

Ätherische Öle können aufgrund ihrer Lipidlöslichkeit gut über die Haut, Schleimhäute und Atemwege resorbiert werden und haben ein grosses Verteilungsvolumen. Die meisten ätherischen Öle, deren Pharmakokinetik bekannt ist, werden in der Leber verstoffwechselt und unterliegen zum Teil einer enterohepatischen Rezirkulation (z.B. Teebaumöl). Die Ausscheidung erfolgt in erster Linie über die Nieren (Teebaumöl: Ausscheidung der Metaboliten 2-3 Tage), teilweise auch über die Leber und die Lunge.
 

4. Toxisches Prinzip

Je nach Öl vaiiert der Wirkmechanismus:
-Wintergrünöl (Gaultheriaöl; Gaultheria procumbens) und Birkenöl (Betula lenta) enthalten Methylsalicylat. Dieses ist mit dem Aspirin verwandt und hat die gleichen Toxizitätsprobleme.
-Poleiminzenöl (Pennyroyal oil; Mentha pulegium) und Frauenminzenöl (American pennyroyal; Hedeoma pulegioides) enthalten Pulegon, das eine Hepatotoxizität, Lebernekrosen, Magen-Darm-Beschwerden und sogar Todesfälle verursachen kann.
-Zitrusöl enthält D-Limonen und Linalool; es bewirkt Magen-Darm-Geschwüre, Phototoxizität und bei Katzen mit massiven Dosen selten eine toxische epidermale Nekrolyse (TEN).
-Pfefferminzöl (Peppermint; Mentha piperita) und Bergminzenöl (Calamint; Clinopodium nepeta, Calamintha nepeta) enthalten Menthol und Pulegon; hohe Dosen verursachen Magengeschwüre, Hepatotoxizität und Krampfanfälle. Die Pulegon-Gehalte bei der Zugabe von natürlichen Aromen für bestimmte Lebensmittel ist eingeschränkt: alkoholische Getränke mit Minze oder Pfefferminze dürfen höchstens 100 mg/kg Pulegon, nichtalkoholische Getränke maximal 20 mg/kg Pulegon enthalten, bei Kaugummis liegt der Grenzwert bei 350 mg/kg Pulegon, bei Süsswaren bei 250 mg/kg Pulegon und bei sehr kleinen Süsswaren zur Erfrischung des Atems bei 2000 mg/kg Pulegon.
-Zimt- und Nelkenöl enthalten Eugenol; in niedrigen Dosen verursachen sie Reizungen des Magen-Darm-Trakts, in hohen Dosen können sie metabolische Azidose und Krampfanfälle verursachen.
-Zimt- und Cassiaöl enthalten Zimtaldehyd; Oregano-, Bohnenkraut- und Thymianöl enthalten Carvacrol; Thymian- und Oreganoöl enthalten Thymol; alle diese Öle können Magen-Darm-Reizungen bewirken.
-Ysopöl (Pinocamphon), Wermut-, Salbei- und Thujaöl (Thujon) und Eukalyptusöl (Eukalyptol; Eucalyptus globulus) können neurologische Symptome hervorrufen.
-Bittermandelöl kann Blausäure enthalten; diese wird in den meisten kommerziellen Produkten entfernt und als "frei von Blausäure" (FFPA) gekennzeichnet.
-Teebaumöl (Melaleuca alternifolia) enthält Terpene und Cineol; hohe Dosen bewirken Haut- und Schleimhautreizungen mit Salivation, Vomitus, ZNS-Depression bis Koma, Myopathie, Hepatopathie, periphere Vasodilatation und Dyspnoe.
-Kiefernöl enthält α-Terpineol, Terpenether und phenolische Verbindungen; hohe orale Dosen, bei Katzen bereits geringe Mengen, können Magen-Darm-Symptome auslösen, nach der Resorption Bewusstseinsveränderungen, Atemdepression, Ataxie, Anämie sowei eine Nephritis.
 

5. Toxizität

-Die Toxizität und die klinischen Anzeichen der ätherischen Öle sind je nach Art und Konzentration sehr unterschiedlich.
-Im Allgemeinen weisen die ätherischen Öle in niedrigen Konzentrationen eine grosse Sicherheitsspanne auf.
-Die meisten Vergiftungen werden durch dermale Verabreichung grosser Mengen verursacht.
-Raumdüfte (Liquid Potpourri) enthalten i.d.R. ätherische Öle und Alkohol, in ausländischen Produkten sind z.T. auch stark reizende, katonische Tenside enthalten.
-In den folgenden Listen sind die ätherischen Öle aufgeführt, deren Verwendung am Tier aufgrund ihrer Toxizität oder Toxizitätspotenzials nicht empfohlen wird. Die oralen LD50-Werte wurden an Labornagern oder Mäusen ermittelt und dienen nur als Anhaltspunkte, da sie nur bedingt auf andere Tierarten extrapoliert werden können.
 

Toxische ätherische Ölen, akute orale LD50 (in g/kg Körpergewicht) bei Labortieren:

ÖlPflanzeorale LD50
(in g/kg KGW)
Toxische Komponente
Boldo-BlätterPeumus boldus0.13Ascaridol 16%
Mexikanischer Drüsengänsefuss,
Epazote
Chenopodium ambrosioides0.25Ascaridol 60-80%
Schwarzer SenfBrassica nigra0.34Allylisothiocyanat 99%
Weisser BeifussArtemisia herba-alba0.37Thujon (α-Thujon) 35%
Polei-MinzeMentha pulegium0.40Pulegon 55-95%
RainfarnTanacetum vulgare0.73Thujon 66-81%
ThujaThuja occidentalis0.83Thujon 30-80%
KalmusAcorus calamus var. angustatus0.84Asaron 45-80%
Echter Wermut, Echter BeifussArtemisia absinthium0.96Thujon 34-71%
BittermandelPrunus amygdalus var. amara0.96Blausäure 3%
Strauch-BeifussArtemisia arborescenskeine DatenIso-Thujon (β-Thujon) 30-45%
BuchuAgathosma betulina
Barosma betulina
keine DatenPulegon 50%
Meerrettich, KrenCochlearia armoraciakeine DatenAllylisothiocyanat 50%
Duft-Eberraute,
Amerikanischer Beifuss
Artemisia afrakeine DatenThujon 4-66%
Frauenminze, FlohkrautHedeoma pulegioideskeine DatenPulegon 60-80%
EberrauteArtemisia abrotanumkeine DatenThujon
Riesen-LebensbaumThuja plicatakeine DatenThujon 85%
 

Potentiell toxische ätherische Ölen, akute orale LD50 (in g/kg Körpergewicht) bei Labortieren:

ÖlPflanzeorale LD50
(in g/kg KGW)
Toxische Komponente
WintergrünGaultheria procumbens1.20Methylsalicylat 98%
Japanische MinzeMentha arvensis var. piperascens,
Mentha canadensis
1.25L-Menthol 35-50%,
Menthon 15-30%,
Pulegon 0.2-5%
Echtes Bohnenkraut;
Winter-Bohnenkraut
Satureja hortensis;
Satureja montana
1.37Carvacol 3-67%,
Thymol 1-49%,
p-Cymol 7-26%
GewürznelkeSyzygium aromaticum1.37Eugenol 70-95%,
Isoeugenol 0.14-0.23%
BasilikumOcimum basilicum1.40Estragol 40-87%,
Methyleugenol 0.3-4.2%,
Linalool 0.5-6.3%
YsopHyssopus offcinalis1.40Pinocamphon 40%,
Isopinocamphon 30%
Brasilianischer SassafrasOcotea odorifera,
Ocotea pretiosa
1.58Safrol 85-90%
MyrrheCommiphora spp.1.65keine Daten
Zucker-BirkeBetula lenta1.70Methylsalicylat 98%
Bay, Bayrumbaum,
Westindischer Lorbeer
Pimenta racemosa1.80Eugenol 38-75%
Oregano;
Kopfiger Thymian u.a.
Origanum vulgare;
Coridothymus capitatus u.a.
1.85Thymol,
Carvacrol
SassafrasbaumSassafras albidum1.90Safrol 85-90%
EstragonArtemisia dracunculus1.90Estragol 70-87%,
Methyleugenol 0.1-1.5%
Australischer TeebaumMelaleuca alternifolia1.90Terpene 50-60%,
Cineol 6-8%
SadebaumJuniperus sabinakeine DatenSabinylacetat 20-53%,
Sabinen 20-42%
 

II. Spezielle Toxikologie - Kleintier

1. Toxizität

-Die Toxizität ätherischer Öle und die klinischen Anzeichen sind je nach Art und Konzentration sehr unterschiedlich.
-Katzen sind wegen ihrer verminderten Glucuronyltransferase-Aktivität empfindlicher als Hunde. Bei Tieren mit einer Grunderkrankung der Atemwege, z.B. Asthma, kann es zu einer erhöhten Belastung der Atemwege kommen.
-Pennyroyal: schlechte Prognose bei erheblicher Exposition.
-Teebaumöl 100%: TD Hund & Katze dermal: 7-8 Tropfen bis 10 ml; LD50 verschiedene Tierarten oral: 1.9-5 g/kg Körpergewicht oder 1.9-2.6 ml/kg Körpergewicht. Vergiftungen werden am häufigsten bei direkter Anwendung von 100%-igem Öl beobachtet. Produkte mit geringen Konzentrationen (z.B. Shampoo, Spülung, Zahnpasta) werden im Allgemeinen nicht als toxisch angesehen.
 

2. Latenz

Die ersten Symptome treten in der Regel sofort bis innerhalb von 8 Stunden auf. Leichte Fälle klingen innerhalb weniger Stunden ab. In schweren Fällen können die klinischen Anzeichen tagelang anhalten.
 

3. Symptome

3.1Allgemeinzustand, Verhalten
Schwäche, Apathie, Anorexie, Ataxie; Hypothermie (Teebaumöl)
  
3.2Nervensystem
Tremor (Teebaumöl), ZNS-Depression (Teebaumöl), Hyperästhesie, zentrale Krämpfanfälle (Ysopöl, Wermutöl, Salbeiöl, Thujaöl, Eukalyptusöl, Wintergrünöl, Birkenöl, Minzenöle)
  
3.3Oberer Gastrointestinaltrakt
Salivation, Erbrechen; Verätzungen (Phenolische Verbindungen; kationische Tenside als Zusatzstoffe)
  
3.4Unterer Gastrointestinaltrakt
Diarrhoe
  
3.5Respirationstrakt
Husten, Tachypnoe (direkte Reizung oder Aspirationspneumoie infolge Erbrechen)
  
3.6Herz, Kreislauf
Tachykardie, Bradykardie, Hyper- oder Hypotension
  
3.7Bewegungsapparat
Keine Symptome
  
3.8Augen, Augenlider
Blepharospamus, Tränenfluss, Cornea-Ulzerationen
  
3.9Harntrakt
Polyurie, Oligurie (infolge akuter Nierenschädigung)
  
3.10Fell, Haut, Schleimhäute
Hautreizung; Phototoxizität (Zitrusöl, Bergamotte, Feigenblatt, Angelicawurzel und Eisenkraut); toxische epidermale Nekrolyse bei Katzen (Zitrusöl)
  
3.11Blut, Blutbildung
Anämie (Kiefernöl)
  
3.12Fruchtbarkeit, Jungtiere, Laktation
Keine Symptome
 

4. Sektionsbefunde

Keine pathognomonischen Befunde. Veränderungen, die mit dem klinischen Verlauf übereinstimmen. Lebernekrosen nach Exposition gegenüber Pennyroyal, Calamint, Buchu, Birkenteer, Cassiarinde und Zimtöl. Reizung oder Verletzung der Haut, der Augen und der Schleimhäute.
 

5. Weiterführende Diagnostik

5.1Direkter Nachweis
Die Tiere riechen nach dem ätherischen Öl.
 
5.2Veränderte Laborwerte
-Blutbild/Erlektrolyte: Hämokonzentration und Elektrolytveränderungen infolge Dehydratation.
-Blutchemie: erhöhte AST (Aspartat-Aminotransferase)-, ALP (Alkalische Phosphatase)- und ALT (Alanin-Aminotransferase)-Serumwerte durch Hepatotoxine (v.a. Teebaumöl bei Katzen) oder hepatische Lipidose bei anorektischen Katzen.
 

6. Differentialdiagnosen

-Gastroenteritis diätetischer, parasitärer und infektiöser Genese; Verschlucken von ätzenden Substanzen; NSAIDs, Aspirin; Neoplasien
-Fokale oder diffuse primäre ZNS-Erkrankung (z.B. Neoplasie, Staupe oder andere Infektionskrankheiten, Hypokalzämie, hepatische oder urämische Enzephalopathie
-Vergiftung mit Metaldehyd, Strychnin, Pyrethroiden, Nikotin, Drogen, Pilzen, Chlorierten cyklischen Kohlenwasserstoffen, Bromethalin, Carbamaten/Organophosphaten, Ethylenglykol, NSAIDs, Aspirin
-Reizung der Atemwege mit anderen reizenden Substanzen; Infektion
-Hepatopathie anderer Genese
 

7. Therapie

Je nach Exposition, sehr unterschiedlich; weitgehend unterstützend und symptomatisch.
 
7.1Notfallmassnahmen
-Kreislauf stabilisieren
-Atmung stabilisieren, O2-Gabe, evtl. Intubation, um eine Aspirationspneumonie zu verhindern
-Krämpfe kontrollieren mit GABA-Agonisten wie Benzodiazepine (Diazepam 0.5-1 mg/kg Körpergewicht i.v. oder rectal; Midazolam 0.25-0-5 mg/kg Körpergewicht i.v., nach Bedarf wiederholen; Propofol; Barbituraten (Phenobarbital 4-8 mg/kg Körpergewicht i.v., nach Bedarf wiederholen) oder Levetiracetam 30-60 mg/kg Körpergewicht i.v., als langsamen Bolus über 5-15 Minuten).
 
7.2Dekontamination und Elimination
-Orale Exposition: Keine Emesis wegen Aspirationgefahr und/oder Verätzungen. Aktivkohle: i.d.R. nicht erforderlich; bei schweren Fällen mit dem Risiko einer systemischen Toxizität (einschliesslich Hepatotoxizität; v.a. bei Teebaumöl): Gabe einer oder mehrere Dosen Aktivkohle (Produits vétérinaires), wenn der Patient seine Atemwege schützen kann und keine Hypernatriämie besteht. Bei Verstopfung zusätzlich Glaubersalz. Radiologie, Ultraschall und/oder Endoskopie (mit Vorsicht anzuwenden): können zur Beurteilung des Schweregrads von gastrointestinalen Ulzerationen und für Folgeerscheinungen wie Perforation eingesetzt werden.
-Dermale Exposition: Reinigung von Fell und Haut mit milder Seife.
-Inhalative Exposition: Frischluft/Sauerstoff/befeuchtete Luft, falls klinisch notwendig.
 
7.3Forcierte Ausscheidung
-Bei schweren Symptomen: 20%ige Lipidinfusion: Katze: Bolus von 1.5 ml/kg Körpergewicht i.v., dann 0.25 ml/kg Körpergewicht/Minute während 30-60 Minuten. Hund: Bolus von 2 ml/kg Körpergewicht i.v., dann 0.5 ml/kg Körpergewicht/Minute während 30-60 Minuten. Die Therapie kann bei ungenügendem Effekt nach 4-6 Stunden wiederholt werden, sobald das Serum nicht mehr lipämisch ist. Bei mdr1-defizienten Hunden kann die Wirksamkeit verlangsamt sein, da die intestinale Elimination der Avermectine durch P-Glykoproteine vermittelt wird.
 
7.4Weitere symptomatische Massnahmen
-Dehydratation ausgleichen.
-Regulierung der Körpertemperatur
-Antiemetika, wenn das Erbrechen andauert: Maropitant (Tierarzneimittel), 1 mg/kg Körpergewicht s.c. oder langsam (über 1-2 Minuten) i.v. alle 24 Stunden; Metoclopramid (Tierarzneimittel) oder Domperidon (Tierarzneimittel).
-Schutz der Magenschleimhaut: Omeprazol 0.5-1 mg/kg Körpergewicht p.o. alle 12 Stunden; Sucralfat 0 5-1 g/Hund [nicht mg/kg] p.o. alle 8 Stunden, in Wasser auflösen; Ranitidin; Vergleichende Untersuchungen haben gezeigt, dass Ranitidin eine bessere Schutzwirkung entfaltet als Cimetidin.
-Bei schwerer Bradykardie (Teebaumöl): Atropin 0.02-0.04 mg/kg Körpergewicht i.v., i.m. oder s.c.
-Bei persistierender Hypotonie (Teebaumöl): Dopamin (Teebaumöl): 2-20 µg/kg Körpergewicht/Minute i.v. oder Dobutamin.
-Antibiotische Versorgung (falls indiziert): Breitspektrumantibiotika.
-Hepatoprotektiva: S-Adenosyl-L-Methionin am 1. Tag 40 mg/kg Körpergewicht p.o., dann 20 mg/kg Körpergewicht p.o. alle 24 Stunden für 2-4 Wochen; N-Acetylcystein auf 5% oder weniger verdünnen, am 1. Tag 140 mg/kg Körpergewicht i.v. oder p.o., dann 70 mg/kg Körpergewicht i.v. oder p.o. alle 6 Stunden, 7-17 Dosen.
 

8. Fallbeispiele

8.1Drei adulte, weibliche Katzen, die geschorenen waren und deutliche Flohbissläsionen aufwiesen, erhielten je 20 ml konzentriertes Teebaumöl auf die Haut. Innerhalb von 5 Stunden nach der Applikation wurde Katze 1 zum Tierarzt gebracht. Sie war wach, unterkühlt, unkoordiniert und konnte nicht stehen. Die Katzen 2 und 3 wurden später am Tag eingeliefert. Katze 2 lag im Koma, war stark unterkühlt und dehydriert. Katze 3 war wach, nervös, leicht ataktisch und zitterte. Alle 3 Katzen rochen nach Teebaumöl. Die Blutserumwerte der Katzen 1,2 und 3 waren wie folgt: ALT-Werte: 233, 135 und 82 U/l (Referenzbereich 10-88 U/l), AST-Werte: 88, 413 bzw. 107 U/l (Referenzbereich 10-80 U/l), Katze 2 hatte zudem einen leicht erhöhten Blut-Harnstoff-Stickstoff (BUN)-Gehalt, der Kreatininwert war in der Norm. Das Differentialblutbild der Katze 2 zeigte eine Leukozytose (28,000 Leukozyten; Referenzbereich 5,500-19,500) mit einer Neutrophilie (26,880; Referenzbereich, 1,925-10,725) ohne unreifen neutrophilen Granulozyten. Katze 3 erholte sich innerhalb von 24 Stunden nach der Einlieferung, Katze 1 innerhalb von 48 Stunden. Katze 2 erholte sich zuerst ein wenig, blieb aber ataktisch und reduziert. Trotz aggressiver Flüssigkeitstherapie blieb sie dehydriert. Am Abend des 3.Tages wurde sie tot aufgefunden (Bischoff & Fessesswork, 1998).
 

9. Literatur

Bischoff K & Fessesswork G (1998) Australian tea tree (Melaleuca alternifolia) oil poisoning in three purebred cats. J Vet Diagn Invest 10, 208-210
 
Hausner EA & Poppenga RH (2013) Essential Oils. In: Small Animal Toxicology, Third Edition. Eds. Peterson ME & Talcott PA. W.B. Saunders Company, Philadelphia, pp. 346-348
 
Hovda LR, Brutlag AG, Poppenga RH & Epstein SE (2024) Blackwell's five-minute veterinary consult clinical companion: small animal toxicology, 3rd edition. Wiley Blackwell, pp. 546-556, 598-604
 
Khan SA, McLean MK & Slater MR (2014) Concentrated tea tree oil toxicosis in dogs and cats: 443 cases (2002-2012). J Am Vet Med Assoc 244, 95-99
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