Lokale Nebenwirkungen
I.m. und s.c. Injektionen sind schmerzhaft (
Kukanich 2009a). Bei Kaninchen können nach der intranasalen Applikation eine Schwellung der Nasenschleimhaut und lokale entzündliche Reaktionen mit einer Obstruktion der Atemwege auftreten (
Santangelo 2016a).
Systemische Nebenwirkungen
Die Nebenwirkungen sind schwächer als bei Morphin (
Löscher 2010a)
ZNS
Hund
Als unerwünschte Wirkungen werden Sedation, Dysphorie und vorübergehende Ataxie beobachtet (
Kukanich 2009a;
Löscher 2010a). Ein stärkerer Effekt auf das ZNS kann in höheren Dosierungen beobachtet werden und äussert sich als Miosis, ventromediale Rotation der Augäpfel und Abnahme des Kiefer- und Zungentonus. Nach 30 Minuten nimmt die sedative Wirkung ab und nach einer Stunde ist sie aufgehoben (
Trim 1983a). Die sedative Wirkung kann (
Trim 1983a;
Allen 1993a) länger als die Analgesie anhalten (
Houghton 1991a).
Katze
Es können Dysphorie (
Lascelles 2004b), Euphorie und seltener eine leichte Sedation auftreten (
Robertson 2003c). Butorphanol führt als κ-Agonist jedoch zu weniger Dysphorie als reine μ-Agonisten (
Kukanich 2009a).
Pferd
Die beim Pferd am häufigsten beobachtete Nebenwirkung ist eine Ataxie, die zwischen 3 und 10 Minuten dauert. Ferner können Zittern, Unruhe und Rastlosigkeit nach der Anwendung auftreten (
Löscher 2010a). Die Pferde sind aufgeregt und zeigen einen erhöhten Bewegungsdrang (
Knych 2013a;
Nolan 1994a;
Kalpravidh 1984c). Ausserdem wirkt Butorphanol insbesondere bei neonatalen Fohlen sedativ (
Arguedas 2008a;
Kalpravidh 1984a). Diese Nebenwirkungen halten ein bis zwei Stunden an (
Kalpravidh 1984a).
Schaf
Bei Schafen kann eine Dysphorie auftreten (
Riebold 2007a).
Ziege
Ziegen zeigen nach der Applikation Verhaltensveränderungen wie erhöhte Aufmerksamkeit und Hyperaktivität. Diese Symptome treten bereits nach 5 Minuten auf und persistieren nach einer i.v. Injektion während mind. 90 Minuten, nach einer i.m. Applikation mind. 2 Stunden (
Carroll 2001b).
Gastrointestinaltrakt
Es kann eine herabgesetzte gastrointestinale Motilität und Konstipation auftreten (
Kukanich 2009a). Butorphanol wirkt am Duodenum leicht spasmolytisch (
Erhardt 2004a).
Hund
Die orale Einnahme führt selten zu Anorexie, Nausea und Durchfall (
Allen 1993a;
Löscher 2010a). Butorphanol wirkt beim Hund ausserdem antiemetisch (
Moore 1994a).
Pferd
Butorphanol reduziert die Dünndarmmotilität und hat einen minimalen Einfluss auf die Aktivität des Kolons der Beckenflexur (
Mair 1998a). Darmgeräusche werden bis zu 24 Stunden markant abgeschwächt (
Knych 2013a). In Kombination mit Xylazin wird die Motilität des Duodenums reduziert (
Merritt 1998a), die reguläre zyklische Aktivität des Jejunums verhindert (
Sojka 1988a) und die Motilität des Caecums herabgesetzt (
Rutkowski 1991a). Eine verminderte Magendarmtätigkeit tritt ebenfalls bei mit Isofluran anästhesierten Pferden nach einer kontinuierlichen Butorphanol-Infusion auf (
Dias 2014a).
Auge
Katze
Nach der Applikation wird bei der Katze eine über mehrere Stunden anhaltende Mydriasis beobachtet (
Allen 1993a;
Demuth 2005a;
Lascelles 2004b;
Robertson 2003c).
Hund
Beim Hund kann nach der Gabe von Butorphanol die Tränenproduktion vermindert sein (
Thomson 2007a).
Respirationstrakt
Bei der Anwendung in analgetisch wirksamen Dosierungen kann wie bei allen Opioiden eine Atemdepression auftreten. Dank des "Ceiling-Effekts" verstärkt sich bei höheren Dosierungen die Wirkung jedoch nicht (
Heel 1978b;
Murphy 1981a).
Hund
Butorphanol ist ein potentes Antitussivum (
Branson 1995b). Die antitussive Wirkung ist beim Hund 4-mal stärker als diejenige von Morphin, 10-mal stärker als diejenige von Pentazozin und 100-mal stärker als diejenige von Codein (
Christie 1980a).
Kaninchen
Der Wirkstoff kann dosisabhängig zu einer Atemdepression führen (
van Zeeland 2014b). Auch die kombinierte intranasale Applikation von Dexmedetomidin, Midazolam und Butorphanol führte bei Kaninchen zu einer Atemdepression (
Santangelo 2016a).
Kardiovaskuläres System
Butorphanol verursacht in den empfohlenen Dosierungen nur minimale kardiovaskuläre Nebenwirkungen (
Kukanich 2009a). Wird der Wirkstoff schnell i.v. injiziert, kann es jedoch zu einer mittelgradigen bis ausgeprägten kardiopulmonalen Depression kommen (
Löscher 2010a).
Hund
Es kann eine Reduktion der Herzfrequenz und des mittleren und diastolischen Blutdruckes beobachtet werden (
Greene 1990b;
Tyner 1989a;
dos Santos 2011a). Bei der i.v. Applikation von 0,2 mg/kg Butorphanol während einer Halothananästhesie reduziert sich die Herzfrequenz sowie der mittlere und diastolische Blutdruck. Diese Veränderungen sind jedoch nur vorübergehend, dauern max. 15 Minuten und scheinen ausser der Bradykardie wenig klinische Relevanz zu besitzen (
Greene 1990b). Auch bei mit Isofluran narkotisierten Hunden führt die i.v. Injektion von 0,2 mg/kg Butorphanol zu einer signifikanten Senkung des mittleren systolischen und diastolischen arteriellen Blutdrucks und des Herzauswurfes (
Tyner 1989a). Deshalb ist die Konzentration des Narkosegases anzupassen um die kardiovaskuläre Stabilität zu gewährleisten (
Dyson 1990c). Bei wachen Hunden konnten nach der i.v. Injektion von 0,03 mg/kg ein leichter Abfall des mittleren Blutdruckes in der Aorta sowie eine leicht reduzierte Herzfrequenz beobachtet werden (
Pircio 1976a).
Katze
Bei Katzen kann eine hohe Dosis von 0,8 mg/kg i.v. zu einer Tachykardie führen (
Sawyer 1987a).
Kaninchen
Bei Kaninchen führte die kombinierte intranasale Applikation von Dexmedetomidin, Midazolam und Butorphanol zu einer Hypotension (
Santangelo 2016a).
Pferd
In den ersten 60 Minuten nach einer i.m. Injektion kann eine erhöhte Herzfrequenz beobachtet werden (
Kalpravidh 1984c;
Knych 2013a). Auch nach einer i.v. applizierten Einzeldosis von 0,1 mg/kg steigt die Herzfrequenz (
Knych 2013a).
Rind
Bei mit Isofluran anästhesierten Kälbern, welche Butorphanol als kontinuierliche Infusion i.v. erhielten, konnten weder hämodynamische Nebenwirkungen noch Abweichungen der Blutgaswerte verzeichnet werden (
de Arajo 2014a).
Endokrinologie
In höheren Dosierungen verursacht Butorphanol die Ausschüttung von Antidiuretischem Hormon (ADH), was zu einer Reduktion des Urinflusses führt (
Erhardt 2004a). Die Gabe des Wirkstoffes kann, ähnlich wie durch Stress induziert, neurohormonale und metabolische Veränderungen wie erhöhte Werte von Epinephrin, Cortisol und Glucose im Plasma hervorrufen (
Ambrisko 2005a).
Toleranzentwicklung
Bei Versuchen an Mäusen wurde festgestellt, dass die analgetische Wirkung bei chronischer Anwendung nachliess und sich eine Toleranz entwickelte (
Pircio 1976a).
Hyperthermie
Katze
Bei Katzen steigt die Körpertemperatur an (
Posner 2010a).
Pferd
Bei Pferden ist nach der Anwendung von Butorphanol Schwitzen möglich (
Muir 2008b).
Haut / Intradermaltest
Hund
Es ist üblich, bei der Durchführung eine Intradermaltests (IDT) eine Sedierung zu verwenden. Morphine und ihre Derivate wurden dabei aufgrund ihrer Histamin-freisetzenden Wirkung lange vermieden. In einer Studie konnte gezeigt werden, dass Butorphanol den IDT bei Hunden nicht beeinflusst (
Milosevic 2013a).