Kleine Strongyliden (Cyathostominae u.a.) / Undifferenzierte Strongyliden
Wichtige Grundlagen
Das Ziel des Parasitenmanagements besteht bei den kleinen Strongyliden in der Begrenzung der Infektionen auf ein geringgradiges Niveau. Gesunde, adulte Pferde werden nur behandelt, wenn die Eiausscheidung über 200 EpG liegt. Das Anstreben einer Elimination von kleinen Strongyliden aus einem Bestand ist weder sinnvoll noch erfolgreich.
Dagegen ist bei den grossen Strongyliden (diese kommen in der Schweiz nur noch sehr selten vor) die Erreger-Elimination primäres Ziel der Kontrollmassnahmen (siehe Grosse Strongyliden).
Tipp
Die Behandlung sollte unter Einbezug aller diagnostizierten Helminthen auf Bestandesebene koordiniert werden. Der/die für das Parasitenmanagement zuständige Tierarzt/-ärztin sollte über detaillierte Kenntnisse zur epidemiologischen Situation im Bestand verfügen. Im Hinblick auf eine stallumfassende Strategie ist es am sinnvollsten, wenn die Verantwortung für das Parasitenmanagement nur von einer tierärztlichen Person wahrgenommen wird.
Empfohlene Antiparasitika
Die Auswahl der Wirkstoffe soll auf Basis einer Wirksamkeitsprüfung im Bestand erfolgen.
- | Anwendung / Dosierung: 7,5 mg/kg, p.o., einmalig |
- | Anwendung / Dosierung: 0,2 mg/kg, p.o., einmalig |
- | Anwendung / Dosierung: 0,4 mg/kg, p.o., einmalig |
- | Anwendung / Dosierung: Pyrantel: 6,6 mg/kg entspricht Pyrantelembonat: 19 mg/kg, p.o., einmalig |
Für Problemfälle mit einer aus dem epidemiologischen Umfeld heraus vermuteten hohen Larvenpopulation in der Darmschleimhaut
- | Anwendung / Dosierung: 7,5 mg/kg, p.o., 1 × täglich für 5 Tage |
- | Anwendung / Dosierung: 0,4 mg/kg, p.o., einmalig |
Bitte beachten Sie die jeweiligen Hinweise zu den besonderen Vorsichtsmassnahmen für die Entsorgung nicht verwendeter Tierarzneimittel oder bei der Anwendung entstehender Abfälle in der Arzneimittelinformation des verwendeten Präparates.
Parasitenmanagement
Bei den Strongyliden wird ein Parasitenmanagement auf Bestandesebene empfohlen.
Für Grosse Strongyliden siehe dort.
Pferde ≥ 4 Jahre
Selektive Behandlung
● |
Da geringgradige Infektionen mit kleinen Strongyliden die Wahrung der Tiergesundheit nicht beeinträchtigen, werden diese bei den selektiven Behandlungen toleriert. Das Ziel liegt somit nicht in einer Erregerelimination. Nur Pferde mit einer Ausscheidung von ≥ 200 EpG sind mit einem im Bestand als wirksam geprüften Anthelminthikum zu behandeln. Mit diesem Vorgehen sollen Refugien für empfindliche Parasiten geschaffen werden, um die Resistenzbildung zu verlangsamen und wirksame Anthelminthika zu erhalten. |
● |
Pferde, die während der Saison kein Anthelminthikum erhielten, sollen im November einer Behandlung unterzogen werden, um eine Neuetablierung mit grossen Strongyliden zu verhindern (für empfohlene Wirkstoffe siehe Grosse Strongyliden). |
Strategische Behandlung, nicht empfohlen
● |
Die sogenannte strategische Behandlung sieht die Entwurmung aller adulten Pferde eines Bestandes zu fixen Zeitpunkten in der Saison vor. Dieses Schema wird aufgrund der aktuellen epidemiologischen Lage in der Schweiz für Betriebe, die frei von grossen Strongyliden sind, nicht mehr empfohlen. |
Pferde < 4 Jahre
Für Pferde unter 4 Jahren sind für die epidemiologischen Verhältnisse in der Schweiz noch keine allgemeingültigen Empfehlungen etabliert. Das Parasitenmanagement in der Zucht / Aufzucht verlangt bestandesspezifische Lösungen, die entsprechend dem epidemiologischen Umfeld fortlaufend weiter optimiert werden müssen. Hier die grundsätzlichen Empfehlungen:
● |
Alle Pferde < 4 Jahren sollen 4 × im Jahr individuell beprobt und gemäss dem Kotbefund und der Resistenzsituation im Bestand gezielt behandelt werden (unter Einbeziehung aller diagnostizierten Parasiten). |
● |
In kleinen Beständen sollten alle behandelten Einzeltiere mit einer Kontrollkotprobe nach 10 - 14 Tagen überprüft werden. |
● |
In grossen Beständen sind stichprobenartige Kontrollkotproben möglich (3 - 4 Kontrollen pro Parasit und eingesetztem Wirkstoff). |
● |
Die erste Behandlung der Fohlen sollte im Alter von 8 Wochen erfolgen |
● |
Auch bei negativem Kotbefund ist es in den allermeisten Aufzuchtbeständen notwendig 4 × pro Jahr entsprechend der Wirksamkeitsprüfung im Bestand zu entwurmen (Intervall ca. 2 Monate während der Weidesaison). |
● |
Je nach Infektionsdruck im Bestand / Gruppe kann die Behandlungsintensität gegenüber den jüngeren Tieren bereits reduziert werden. |
Weitere Massnahmen
● | Regelmässige Differenzierung der Strongyliden-Population (Larvenkulturen) |
● | Wirksamkeitskontrollen der Anthelminthika |
● | Quarantänemassnahmen bei Neuzugängen: Kotuntersuchung und anthelminthische Behandlung mit Erfolgskontrolle bevor Tiere in den Bestand integriert werden |
● | Weidehygiene: mindestens 1 × pro Woche Kot auf der Weide aufsammeln |
● | Weidemanagement: Überbesatz vermeiden, alternierende Flächennutzung mit Wiederkäuern oder Mähnutzung |
Resistenz-Situation
Bekannte Resistenzen in der Schweiz:
● | Benzimidazole (z.B. Fenbendazol): 49% der untersuchten Bestände (Meier 2005a) |
● | Pyrantelembonat: 21% von 76 untersuchten Pferden (Meier 2005a) |
● | Makrozyklische Laktone (Ivermectin & Moxidectin): In der Schweiz gibt es erst Hinweise auf Resistenz-Vorstufen (zeitlich verkürzte Unterdrückung der Eiausscheidung; Hertzberg, nicht publizierte Daten 2019). In der Wissenschaft gilt es aber als weitgehend akzeptiert, dass eine Resistenzbildung unvermeidbar ist (Matthews 2004b). Aus Europa (UK & Italien) gibt es bereits erste Berichte von Ivermectin-Resistenzen und multiplen Resistenzen bei Cyathostominae (Traversa 2009c). In Brasilien wurde auch bei Moxidectin bereits eine reduzierte Wirksamkeit gefunden (Canever 2013a), wobei Molento et al. (Molento 2012a) davon ausgehen, dass bei einer Resistenz gegen Ivermectin ebenfalls eine gegen Moxidectin vorliegt. |
Empfohlene Literatur
● | Helminthenmanagement beim adulten Pferd: Notwendigkeit einer Neuorientierung (Hertzberg 2014a) |
● | Behandlung und Kontrolle gastrointestinaler Parasiten bei Pferden und anderen Equiden (ESCCAP 2019a) |