Antagonisierung der Opioid-Wirkung
Eine der Hauptindikationen von Naloxon ist die Therapie von Opioid-Überdosierungen (
DiPalma 1984a;
Plumb 1999a). Es wird zur völligen oder teilweisen Aufhebung opioidinduzierter ZNS-Depressionen sowie bei durch Morphin, Oxymorphon, Pethidin (Meperidin) oder Fentanyl verursachte Atemdepressionen eingesetzt (
Allen 2005a;
DiPalma 1984a;
Freise 2012a;
Allen 1993a). Die antagonisierende Wirkung auf gemischte Agonisten-Antagonisten (
Müller 2001a) wie Butorphanol, Propoxyphen, Nalbuphin und Pentazocin, sowie des partiellen Agonisten Buprenorphin ist weniger effizient (
Plumb 2011a;
Schaefer 2013a). Die emetische Wirkung von Apomorphin wird durch Naloxon nicht aufgehoben. Es sollte beachtet werden, dass die Atemdepression und Analgesie immer gleichzeitig aufgehoben werden und dass bei einer Opioid-Abhängigkeit die Verabreichung von Naloxon ein sofortiges Entzugssyndrom auslöst (
Illes 2005a).
Naloxon wurde in einer Dosierung von 40 μg/kg sowie 160 μg/kg i.m. zur Antagonsierung einer 5-fachen Überdosierung (13 mg/kg) der zur transdermalen Applikation anzuwendenden, langwirksamen Fentanyl-Lösung (Recuvyra
®) bei Hunden verabreicht. Die Symptome der Fentanyl-Überdosis wie Sedation, Hypothermie und Bradykardie konnten mit der stündlichen Applikation von Naloxon i.m. antagonisiert werden, wobei die höhere Dosierung besser wirksam war (
Freise 2012a).
Schock
Der Opioid-Antagonist wirkt in hohen Dosen verabreicht bei einem septischen, hypovolämischen und kardiogenen Schock vorteilhaft (
Hsu 2008a). Er führte bei Tieren im Schock zu einer längeren Überlebens- und einer niedrigeren Mortalitätsrate (
Allen 1993a;
Allen 2005a). Ein Nachteil bei der Anwendung von Naloxon beim traumatischen Schock ist die Blockade der μ
1-Opioidrezeptoren, welche die Analgesie bewirken (
Branson 2001b).
Neonatale Apnoe / Asphyxie
Naloxon wird nach einem Kaiserschnitt zur Behandlung der Apnoe und Asphyxie bei den Neugeborenen eingesetzt (
Löscher 1999e;
Ebert 2002a;
Hsu 2008a). Nach einer Sectio caesarea wurden Hunde-Welpen mit einer neonatalen Apnoe wirkungsvoll mit 0,012 mg/kg Naloxon i.v. behandelt (
Schmid 1987a).
Scheinträchtigkeit
Naloxon wird zur Therapie der Scheinträchtigkeit beim Hund und Kaninchen verwendet (
Ebert 2002a;
Löscher 1999e;
Löscher 2010a).
Stereotypien / Verhaltensauffälligkeiten
Beim Hund kann Schwanzbeissen, akrale Leckdermatitis und Selbstmutilation mit Naloxon therapiert werden (
Kraft 1999a;
Seksel 2008a). Bei Katzen wird der Wirkstoff bei einer psychogenen Alopezie eingesetzt (
Kraft 1999a). Bei Pferden können Stereotypien wie Krippenbeissen mit Naloxon unterdrückt werden (
Papich 2007a). Die kurze Wirkungsdauer und der parenterale Applikationsweg limitieren jedoch den Einsatz zur Langzeittherapie (
Papich 2007a;
Seksel 2008a).
Zusatzbehandlung bei pulsloser elektrischen Aktivität (PEA)
Bei einer pulslosen elektrischen Aktivität (PEA) kann Naloxon den kardialen Output erhöhen (
Plumb 2011a).
Hyperthermie
Bei Katzen mit einer Hyperthermie nach einer Narkose bewirkte die Applikation von 0,01 mg/kg Naloxon s.c. oder i.m. innerhalb von 30 Minuten eine Senkung der Körpertemperatur (
Plumb 2011a).
Winterschlaf
Naloxon unterbricht den Winterschlaf (
Ebert 2002a).