Wirkungsort und -mechanismus
Tolazolin wirkt vor allem an α
2-Rezeptoren, hat aber auch eine geringe α
1-antagonistische Wirkung (
Amelang 1988a). Ausserdem wirkt Tolazolin sympathomimetisch, hat antihypertensive Wirkungen (
Boothe 2001b) und ist ein starker Histamin-(H
2)-Rezeptor-Agonist mit den gleichen vasodepressiven Eigenschaften wie das Histamin selber (
Gross 1989a).
Tolazolin blockiert sowohl post- als auch präsynaptische α-Rezeptoren, wodurch die Freisetzung von Noradrenalin steigt (
Ebert 2002a). Tolazolin hat von allen Antagonisten die geringste Spezifität für die α
2-Rezeptoren (
Schwartz 1998b), kann aber einige Wirkungen von Xylazin besser antagonisieren als Yohimbin (
Thurmon 1989a). Vor allem bei Wiederkäuern wirkt Tolazolin besser als Yohimbin (
Riebold 1995a), im Gegensatz zu Monogastriern, bei denen Yohimbin die bessere Wirkung hat (
Hsu 1989a).
ZNS
Tolazolin antagonisiert gleich wie
Yohimbin die durch Xylazin verursachte ZNS-Depression. Tolazolin führt zu einem Aufwachen aus der Sedation (
Hsu 1987a;
Amelang 1988a) und wirkt antagonistisch auf die analgetische Wirkung des Xylazins (
Takase 1986a). Tolazolin wird verwendet, um die Wirkungen von Xylazin (
Boothe 2001b) und anderen α
2-Agonisten, wie Detomidin (
Carroll 1997b), umzukehren (
Ebert 2002a).
Tolazolin antagonisiert auch die α
2-agonistischen Wirkungen von
Amitraz und wird bei einer Intoxikation eingesetzt (
Hsu 1986a).
Kardiovaskuläres System
Tolazolin führt durch seine α
2-antagonistische Wirkung zu einer zentralen Stimulation des Sympathikotonus und zu einer Hemmung der Barorezeptor-Aktivität (
Grasser 1988a). Die Folge davon ist eine Erhöhung der Herzfrequenz (
Riebold 1995a;
Skarda 1990a;
Hsu 1987a;
Kollias-Baker 1993b).
Tolazolin führt ausserdem durch seine histaminerge Wirkung (
Riebold 1995a) zu einer peripheren Vasodilatation. Die klinischen Symptome davon sind ein Blutdruckabfall, Schwitzen und hyperämische Schleimhäute (
Plumb 2002a).
Tolazolin kann durch einen direkten antagonistischen Effekt auf die α
1-Rezeptoren im Herzen zu einer vorübergehenden Bradykardie, einem Sinusstillstand und einer schweren Hypotension führen (
Lewis 1999b).
Respirationstrakt
Mit der Antagonisierung von Xylazin tritt eine rasche Normalisierung der Atmung ein (
Amelang 1988a;
Roming 1987a). Tolazolin erhöht die Atemfrequenz (
Skarda 1990a;
Hsu 1987a) und kehrt die durch Xylazin verursachte Tachypnoe beim Schaf um (
Hsu 1987a).
Gastrointestinaltrakt
Tolazolin antagonisiert die durch Xylazin verursachte Hemmung der Pansenmotilität (
Skarda 1990a;
Toutain 1982b;
Takase 1986a) und führt zu einer deutlichen Steigerung der Magen-Darm-Motorik (
Amelang 1988a).
Tolazolin führt durch die histaminerge Wirkung zu einer erhöhten Sekretion im Magen (
Riebold 1995a). Beim Menschen führt Tolazolin durch die H
2-Rezeptor-agonistische Wirkung nach chronischer Anwendung zu gastrointestinalen Blutungen (
Thurmon 1996e), zu abdominalen Schmerzen und Uebelkeit (
Silverman 1970a).
Pankreas
Tolazolin hebt die Wirkungen von Xylazin auf das Pankreas auf, so dass die Insulinsekretion wieder in Gang kommt (
Amelang 1988a).