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Zutreffende Spezies (Botanik)

Callisia fragrans (Lindl.) Woodson - giftig
Commelina diffusa Burm.f. - giftig
Murdannia nudiflora (L.) Brenan - giftig
Tinantia anomala (Torr.) C.B.Clarke - giftig
Tradescantia fluminensis Vell. - giftig
Tradescantia pallida (Rose) D.R.Hunt - giftig
Tradescantia spathacea Sw. - giftig
Tradescantia zebrina hort. ex Bosse - giftig
 

Toxizitätsgrad

Giftig + (Erläuterungen)
Vögel: sehr stark giftig +++
 

Hauptwirkstoffe

Dicarbonsäuren: fast alle Mitglieder der Commelinaceae enthalten zahlreiche Calciumoxalat-Kristalle; nadelförmige Kristalle (Raphide) wurden in Tradescantia spathacea, Tradescantia pallida und Tinantia anomala sowie in den Staubbeuteln von Callisia fragrans nachgewiesen (Brizuela et al., 2007; De Capitani et al., 2015; Gebura & Winiarczyk, 2016).
Polysaccharide: Callisia fragrans enthält Glykoproteine mit einem hohen Anteil an Kohlenhydraten (Lee & Mason, 2006).
Stickstoffverbindungen: Tradescantia fluminensis enthält Nitrat (McBarron & Bryant, 1977).
 

Zielorgane

Haut; Schleimhaut des Magendarmtraktes; Kreislauf; Blut; Kapillaren
 

Wirkungsmechanismen

Der Pflanzensaft einiger Commelinaceae kann bei Hunden eine zellvermittelte Kontaktdermatitis auslösen.
-Die Glykoproteine von Callisia fragrans scheinen eine IgE-vermittelte Hypersensivitätsreaktion vom Typ I zu verursachen. Nach dem Kontakt mit anderen Commelinaceae, u.a. mit Commelina diffusa, Murdannia nudiflora und Tradescantia fluminensis, wurde eine Hypersensivitätsreaktion vom Typ IV beschrieben (Lee & Mason, 2006).
-Oxalate, insbesonders die nadelförmigen Raphide, sind haut- und schleimhautreizend und können eine Kontaktdermatitis begünstigen. Freie Oxalsäuren bilden nach der Resorption mit Ca++ und Mg++ schwer lösliche Salze und kommt zu einer Hypokalzämie sowie zu einer Hypomagnesiämie. Die Folgen sind akute Herzrhythmusstörungen, muskuläre Faszikulationen und ZNS-Symptome.
Nitrathaltige Pflanzen können eine Nitrat/Nitrit-Vergiftung auslösen.
-Nitrat wird in Nitrit umgewandelt. Die Schleimhäute werden durch Nitrat/Nitrit lokal gereizt. Nitrit ist ein potentes Oxidationsmittel und führt durch die Oxidation von Hämoglobin (Fe2+) zu Methämoglobin (Fe3+) zu einer Methämoglobinämie und Gewebshypoxie. Bei der weiteren Reduktion von Nitrit entsteht Stickoxid, das zur Dilatation der Blutgefässe führt (Knott, 1971; Casteel & Evans, 2004)
 
Veterinärtoxikologie

Toxische Dosis

Unbekannt
 

Klinische Symptome

Der Pflanzensaft kann bei Hunden eine zellvermittelte Kontaktdermatitis in Form vesico-pustulöser Haut- und Schleimhautläsionen mit Pruritus, Erythem, Schwellung sowie Exsudation auslösen. Weitere mögliche Symptome sind akuter Kreislaufkollaps, Vomitus, Abdominalschmerzen und Apathie (Lee & Mason, 2006).
 
Innerhalb 1-2 Stunden, nachdem Färsen auf einer Weide mit Tradescantia fluminensis gegrast hatten, starben sie an einer Nitrat-Vergiftung (McBarron & Bryant, 1977).
 

Fallbeispiel

Ein 3-jähriger Staffordshire Bullterrier zeigte nach Kontakt mit Callisia fragrans einen akuten Kollaps, danach Apathie, Vomitus, Andominalschmerzen, verwaschene Schleimhäute, eine langsame Kapillarfüllungszeit und vesico-pustulöse Haut- und Schleimhautläsionen (Lee & Mason, 2006).
 

Therapie

Symptomatische Therapie (siehe Notfalltherapie); Pflanzenkontakt vermeiden; Antidottherapie bei Methämoglobinämie: Methylenblau in 1%iger Lösung: beim Rind 9 mg/kg langsam i.v., kann nach 30 Minuten wiederholt werden; Vitamin C, initial 20 mg/kg i.v., dann 30 mg/kg p.o. 3-mal täglich; Methylenblau und Vitamin C reduzieren Methämoglobin (Fe3+) zu Hämoglobin (Fe2+).
 
Veterinärpathologie

Sektionsbefunde

-Die Zytologie des Pustelinhaltes wies vorwiegend toxisch degenerierte Neutrophile (z.T. aucht nicht-toxische) auf, eine kleine Anzahl akantholytischer Zellen sowie wenige Kokken.
-Die Hautbiopsie zeigte fokale oberflächliche Koagulationsnekrosen und an anderer Stelle eine milde Parakeratose mit diffuser eosinophiler Spongiose. Die oberflächliche Dermis war ödematös und mit eosinophilen Granulozyten, Mastzellen sowie Lymphozyten infiltriert. Die oberflächlichen Gefässe wurden deutlich von eosinophilen Granulozyten umrandet, auch in der Gefässwand gab es Eosinophile sowie vereinzelt Thromben. Die Gefässe der mittleren Dermis waren dilatiert und von Eosinophilen eingefasst.
(Lee & Mason, 2006)
 
Literatur
-Brizuela M., Montenegro T., Carjuzaa P. & Maldonado S. (2007) Insolubilization of potassium chloride crystals in Tradescantia pallida. Protoplasma 231, 145-149
-Casteel S.W. & Evans T.J. (2004) Nitrate. In: Clinical and veterinary toxikology. K.H. Plumlee (ed.), Mosby, St. Louis, pp. 127-130
-De Capitani E.M., Cunha J.S., Gattai S.R.C., Borrasca-Fernandes C.F. & Dutilh J.H.A. (2015) Toxic effects due to ingestion of Tradescantia spathacea (Sw.) leaves by an adult dog. Clinical Toxicology 53(4), 271-272
-Gebura J. & Winiarczyk K. (2016) A study on calcium oxalate crystals in Tinantia anomala (Commelinaceae) with special reference to ultrastructural changes during anther development. J Plant Res. 129(4), 685-695
-Knott S.G. (1971) Nitrite poisoning in livestock. Queensland Agricultural Journal 97(9), 485-489
-Lee S.E. & Mason K.V. (2006) Immediate hypersensitivity to leaf extracts of Callisia fragrans (inch plant) in a dog. Vet Dermatol. 17(1), 70-80
-McBarron E.J. & Bryant A.C. (1977) The Wandering Jew plant can poison cattle. Agricultural Gazette of New South Wales 88(3), 3
-Prychid C.J., Furness C.A. & Rudall P.J. (2003) Systematic significance of cell inclusions in Haemodoraceae and allied families: silica bodies and tapetal raphides. Ann Bot. 92(4),571-580
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