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Bemerkung: Die Angaben in diesem Kapitel gelten für die Wirkstoffklasse Glukokortikoide allgemein. Spezifische Daten bezüglich Chemie, Pharmakologie, Pharmakokinetik, Dosierungen und substanzspezifische Eigenschaften betreffend unerwünschten Wirkungen, Toxizität und Interaktionen sind bei den einzelnen Glukokortikoiden beschrieben.
 

Abwägung des Behandlungsrisikos

Insbesondere im Fall von Indikationen, bei denen die Applikation von Glukokortikoiden lebensrettend sein kann (z.B. ZNS-Trauma, septischer Schock), werden schwere Nebenwirkungen in Kauf genommen. So ist die Anwendung von GK im Fall einer bakteriellen Infektionen in Kombination mit einer erregerspezifischen und lückenlösen antibiotischen bzw. chemotherapeutischen Abdeckung möglich. Dasselbe gilt beispielsweise für Patienten, die an Diabetes mellitus leiden und eine GK-Therapie benötigen (z.B. autoimmunbedingte hämolytische Anämie). Bei der Anwendung von GK muss mit einer GK-induzierten Insulinresistenz gerechnet werden, die eine Erhöhung der Insulindosis zu Folge hat (siehe Unerwünschte Wirkungen - Insulinresistenz). Man spricht daher von relativen Kontraindikationen, bei welchen das Auftreten von Komplikationen von der Therapiedauer, der Höhe der Dosierung und vom Zustand des Patienten abhängig ist. Trotzdem sollten GK beim Vorliegen einer Kontraindikation grundsätzlich nicht, oder nur mit grosser Vorsicht angewandt werden (Behrend 1997a; Neumann 1998a).
 

Kontraindikationen

-Systemmykosen, septische Prozesse, virale und bakterielle Infektionen sowie schwere parasitäre Infektionen (z.B. mit Demodex) (Plumb 2002a; Behrend 1997a; Bigler 2001a)
-septische Prozesse im Gelenk bei der intraartikulären Behandlung (Balch 1977a; Gibson 1977a; Moskowitz 1970a)
-bekannte Überempfindlichkeit gegenüber GK; kann als absolute Kontraindikation angesehen werden (Rasanen 1993a)
-intramuskuläre Injektion bei der idiopatischen Thrombozytopenie (Plumb 2002a)
-Trächtigkeit; bei Rind, Ziege Schaf insbesondere das letzte Trimester (Gilbert 1992a; Kunesh 1977a)
-Magen-Darm-Ulzera (Neumann 1998a)
-Diabetes mellitus; Erhöhung der Insulindosis erforderlich (Barthel 2003a)
-Immundefizienz (Montaner 1993a)
-kongestive Herzinsuffizienz, schwere Hypertonie (Ungemach 2003a)
-chronische Niereninsuffizienz (Aurich 2002a; Neumann 1998a; Kietzmann 2002a)
-schlecht heilende Wunden (Neumann 1998a; Kietzmann 2002a; Aurich 2002a)
-Ulzeration, oberflächliche Hornhautabschürfungen oder aktive Infektionen der Kornea können zu den absoluten Kontraindikationen gezählt werden (Martin 1971a; Brown 1970a; Miller 1995b; Solomon 1997a). Die GK hemmen die Heilung der Kornea (Waterbury 1987a; Hersh 1990a; Martin 1971a), indem sie die Aktivität von Kollagenasen, die z.B. aus Pseudomonaden oder auch aus Leukozyzen stammen, steigern (Brown 1970a).
-Glaukom (Zhan 1992a)
-aseptische Knochennekrose, Osteoporose (Wang 2002a)
-Anwendung von GK nach der aktiven Immunisierung (Aurich 2002a; Neumann 1998a; Kietzmann 2002a). Eine aktive Immunisierung sollte nicht während und bis zwei Wochen nach der GK-Therapie durchgeführt werden, um das Risiko neurologischer Komplikationen und eine ungenügende Immunantwort zu vermeiden (Ungemach 2003a).
 

Glukokortikoide und Infektionen

GK sollten insbesondere bei septischen Prozessen nur in lebensbedrohlichen Situationen (vitale Indikationen; siehe Indikationen: Infektionskrankheiten) angewandt werden. Die Kombination mit einer erregerspezifischen und lückenlosen chemotherapeutischen Behandlung wird empfohlen. Es sollten bakterizide antimikrobielle Wirkstoffe eingesetzt werden (Ungemach 1992a).
 
Es wurde beschrieben, dass es bei Rindern unter GK-Therapie und einer folglich erhöhten Infektionsanfälligkeit (Immunsuppression) zum Ausbruch von Babesiosen und Kokzidiosen (Roth 1982a) und zu Sekundärinfektionen mit Pasteurellen nach Virusinfektionen der Atemwege kam (Roth 1982a; Jenkins 1984a). Klinisch und serologisch inapparente IBR-Infektionen wurden reaktiviert und führten zur Virusausscheidung und folglich zu Krankheitsausbrüchen in Rinderställen (Ungemach 2003a). Gutartig verlaufende bovine Virusdiarrhoen können sich bei Kälbern zu unstillbaren Durchfällen bis hin zu tödlich verlaufenden Virämien entwickeln (Roth 1982a; Ungemach 2003a).
 
Beim Hund kann sich unter der GK-Therapie eine relativ harmlose lokalisierte Demodikose zu einer komplizierten generalisierten Demodikose entwickeln. Die Anwendung von GK bei Demodikose sollte somit als Kunstfehler betrachtet werden (Bigler 2001a).
 
Allgemein gilt, dass das Risiko einer Infektion mit der Therapiedauer steigt. Nutzen und Risiko der GK-Therapie ist vor jeder Anwendung und während der Therapie für jeden Patienten individuell zu beurteilen.
 

Nager

Beim Gebrauch von GK bei kleinen Nagern ist extreme Vorsicht geboten, um Überdosierungen zu vermeiden. Nebenwirkungen wie gastrointestinale Irritationen und Ulzera sind mögliche Folgen. Deshalb ist mit einer tiefen Dosis zu beginnen, die, falls nötig, gesteigert werden kann (Allen 1993a).
 

Vögel

GK sollten nur als letzte Therapiemöglichkeit verwendet werden; nicht bei Nierenproblemen anwenden. GK führen zu einer massiven Immunsuppression, deshalb wird eine zuzätzliche antibiotische Behandlung empfohlen. Es wurden nach lokaler Applikation Federverluste und Hautveränderungen beschrieben (Krautwald-Junghans M- 1992a).
 

Reptilien

GK sollten mit grosser Vorsichtig angewandt werden. Mit einer Immunsupression und dem Auftreten bakterieller Infektionen muss bereits nach einmaliger Applikation gerechnet werden (Hatt 2004a).
© {{ new Date().getFullYear() }} - Institut für Veterinärpharmakologie und ‑toxikologie

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