Eigenschaften
Osateronacetat ist ein synthetisches, oral verabreichbares, steroides Antiandrogen. Chemisch ist es eng mit Chlormadinonacetat verwandt. Beim Hund und bei der Ratte bewirkt es eine dosisabhängige Reduktion des Gewichts und der Grösse der Prostata und der akzessorischen Geschlechtsdrüsen (Minato 2005a; Mieda 1994a; Takezawa 1995a; Tsutsu 2000a; Takezawa 1992a; Murakoshi 1993a; Murakoshi 1992a). Bei der Ratte wird ausserdem das Wachstum von Prostatatumoren gehemmt (EMEA 2007a; Ichikawa 1993a). Osateroneacetat ist fünfmal potenter als Chlormadinonacetat (Minato 2005a; Mieda 1994a; Takezawa 1995a; Tsutsu 2000a; Murakoshi 1992a). Auch im Vergleich zu Cyproteronacetat besitzt Osateronacetat eine höhere antiandrogene Wirksamkeit (Mieda 1994a).Wirkungsort und -mechanismus
Die Wirkung von Osateronacetat beruht auf einer Hemmung der Testosteronaufnahme in die Prostatazellen. Der antiandrogene Effekt entsteht durch einen konzentrationabhängigen, kompetitiven Androgenrezeptorantagonismus am Zielorgan. Osateronacetat verhindert die Bindung von Androgen an die Rezeptoren und reduziert die Anzahl von Androgenrezeptoren und Androgen-Rezeptor-Komplexen in der Prostata. Als Folge der reduzierten Androgenwirkung in der Prostata sinkt die Aktivität der 5α-Reduktase, einem Enzym, welches Testosteron in der Prostata in die potentere Form Dihydrotestosteron umwandelt (EMEA 2007a; Mieda 1994a; Takezawa 1995a; Tsutsui 2001a; Takezawa 1992a). Beobachtbare histologische Veränderungen in der Prostata sind eine Atrophie der glandulären Epithelien, eine Verminderung der Sekretgranula und unterentwickelte Zellorganellen (Takezawa 1992a; Murakoshi 1993a; Murakoshi 1992a).Die antigonadotrope Wirkung von Osateronacetat ist nur marginal. Es kommt zu einem transienten, leichten Abfall der Serumkonzentration von Testosteron, vermutlich die Folge der antigonadotropen Aktivität von Osateronacetat auf den Hypothalamus und die Sekretion von LH. Dieser Effekt ist jedoch wesentlich geringer als bei anderen Anitandrogenen ausgeprägt und hat keinerlei Auswirkungen auf die männlichen Sexualfunktionen (EMEA 2007a; Tsutsui 2001a; Tsutsu 2000a). Auch histologisch sind keine Veränderungen der Hoden bzw. der LH-sezernierenden Zellen im Hypothalamus zu beobacheten (Murakoshi 1992a).
Osateronacetat hat nur eine geringe Affinität zu den glukokortikoiden Rezeptoren (Mieda 1994a; EMEA 2007a); es kann aber trotzdem einen transienten adrenosuppressiven Effekt hervorrufen. Beim Hund kommt es zu einem transienten Abfall der Kortisolkonzentration während der Behandlung, welcher einige Wochen anhalten kann (EMEA 2007a; Mieda 1994a).