Wirkstoff - Toxikologie
Carfentanil

Anwendungssicherheit

Im Umgang mit diesem hochpotenten Opioid gilt äusserste Vorsicht. Ein unbeabsichtigter Kontakt kann rasch zu einer lebensgefährlichen Vergiftung führen. Aus Sicherheitsgründen sollte der Wirkstoff nur in Anwesenheit einer zweiten Person angewendet werden. Ausserdem ist immer ein geeigneter Opioid-Antagonist wie z.B. Diprenorphin oder Naloxon bereit zu halten (Delvaux 1999a; George 2010a; Branson 2001b).
 
Fallbericht:
Ein Tierarzt bekam den Inhalt einer Spritze mit 1,5 mg Carfentanil und 50 mg Xylazin versehentlich in die Augen und den Mund gespritzt. Obwohl er die Wirkstoffe sofort mit Wasser abwusch, wurde er innerhalb von 2 Minuten schläfrig. Er bekam 100 mg Naltrexon parenteral appliziert. Eine Stunde danach fühlte der Patient Schmerzen in der Brust, blieb aber während weiteren 24 Stunden der Überwachung symptomlos (George 2010a).
 

Antagonisierung

Zur Antagonisierung von Carfentanil wird Naloxon und Diprenorphin verwendet (Shaw 1995a; Jessup 1985a). Ferner wird Naltrexon oder Nalmefen eingesetzt (Delvaux 1999a; Ramsay 1995a; Haigh 1995a). Durch die lange Wirkungsdauer von Carfentanil kann es 2 - 24 Stunden nach der Antagonisierung zu einem Narkoserückfall kommen. Die empfohlene Dosis beträgt pro 1 mg verabreichtem Carfentanil 100 mg Naltrexon (George 2010a). Von der Gesamtdosis sollten ¼ i.v. und die restlichen 34 i.m., bzw. s.c. verabreicht werden, was die Gefahr eines Narkoserückfalls vermindert (Delvaux 1999a; Ramsay 1995a; Lanthier 1999a). Anderen Autoren zufolge hat die Gabe von Naloxon mittels verschiedenen Applikationsarten jedoch keinen Vorteil (Mutlow 2004a). Bei einer Atemdepression und Hypoxämie kann die Gabe von O2 indiziert sein und Doxapram appliziert werden (Allen 1994a).
 

Schwarzbär

Auch oral angewendetes Carfentanil wurde mit 100 mg Naltrexon pro 1 mg Carfentanil wirksam antagonisiert. Dabei injizierte man ¼ der Menge des Antagonisten i.v. und 34 s.c.. Auf diese Weise konnte ein Narkoserückfall verhindert werden (Ramsay 1995a).
 

Walross

Bei Walrössern wird empfohlen die Wirkung von 1 mg Carfentanil mit 150 - 275 mg Naltrexon aufzuheben (Lanthier 1999a).
 

Bison

Beim Bison wird Naltrexon in einer Dosierung von 125 mg pro 1 mg verabreichtem Carfentanil empfohlen (Haigh 1995a).
 

Weisswedelhirsch

Eine Immobilisierung mit Carfentanil und Medetomidin kann bei Weisswedelhirschen mittels Naltrexon und Atipamezol i.m. oder intranasal antagonisiert werden. Mit der intranasalen Applikation von 1,5 mg/kg Naltrexon und 0,1 mg/kg Atipamezol wurde die Wirkung von Carfentanil und Medetomidin innerhalb von 9,45 ± 5,37 Minuten aufgehoben (Shury 2010a).
 

Himalaya-Tahr

Eine Anästhesie mit Carfentanil (0.009 ± 0.003 mg/kg) und Xylazin (0.08 ± 0.019 mg/kg) wurde mit Naltrexon (0,867 ± 0,332 mg/kg) und Atipamezol (0,105 ± 0,023 mg/kg) vollständig antagonisiert (Rainwater 2013a).