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Klassifizierung: Benzole >> Benzomorphane >> Morphinderivate Nervensystem, zentrales (ZNS) >> Analgetika >> Opioidrezeptor-Agonisten & -Antagonisten Synonyme: Etorphine; Immobilon; 19-Propylorvinol; M99; Etorfina Lateinisch: Etorphinum Englisch: Etorphine Französisch: Étorphine Italienisch: Etorfina CAS-Nummern: Etorphin = 14521-96-1

Applikationshinweise

Die Applikation geschieht in der Regel als Distanznarkose mittels Blasrohr oder mit dem Blasrohrgewehr bzw. Pfeilsystem (Wiesner 1982a). Dabei wird die Wirkstoffmischung mit einer 2 ml Spritze in fettarme Körperpartien, wie z.B. in die Nacken- oder Schultermuskulatur injiziert. Andere Körperregionen sind weniger geeignet, da sie eine bis zu 7,5 cm dicke subkutane Fettschicht aufweisen, was die Wirkstoffabsorption und den Wirkungseintritt verzögert (Branson 2001b). Eine abdominale und intraperitoneale Applikation sollte vermieden werden (Branson 1995b).
 

Damhirsch

Es konnte gezeigt werden, dass die Verwendung einer längeren Injektionsnadel die Distanz zwischen dem Abschiessen des Medikamentenpfeils bzw. dessen Abschussort und dem Auffinden des immobilisierten Wildtieres deutlich verkürzt. Bei im Freiland gehaltenen Damhirschen empfiehlt sich eine Nadellänge von 40 mm zu verwenden (Bergvall 2015a).
 

Rind

Bei Rindern sollte die Etorphin/Acepromazin Mischung i.v. verabreicht werden, da nach der i.m. Applikation Exzitationen auftreten können (Dobbs 1973a).
 

Kamel / Dromedar

Die i.v. Applikation ist bei Kamelen und Dromedaren kontraindiziert (Branson 2001b).
 

Elefant

Bei Elefanten kann Etorphin i.m. oder i.v. appliziert werden (Fowler 2006a).
 

Unterdosierung vermeiden

Ungenügend hohe Dosierungen können zu Übererregung, Hyperventilation und zu einer schweren Alkalose bis hin zum Tod führen. Deshalb sollte Etorphin in hohen Dosen bzw. der Maximaldosis angewendet werden; die Wirkung ist so rasch wie möglich durch Antagonisten wie Diprenorphin aufzuheben (Alford 1974a; Branson 2001b).
 

Giraffe

Auch bei Giraffen können zu geringe Mengen (Dosierungen ≤ 2,75 mg für ein adultes Tier) zu Exzitationen führen und lebensbedrohliche Hyperthermien hervorrufen (Wiesner 1989a).
 

Dosierungsempfehlung Immobilisierung

Die Dosierung zur Immobilisation von Wildtieren wird mit 0,5 - 1,0 μg/kg i.m. angegeben (Ammer 2010a). Für die Immobilisation der meisten Exoten werden Totaldosen von 1 - 2 mg i.m. benötigt (Branson 2001b).
 

Wirkstoffkombinationen

Etorphin, Acepromazin und/oder Xylazin

Eine speziell für Grosstiere bestimmte Zubereitungsvariante enthält zusätzlich Acepromazin und ist unter dem Namen Immobilon L.A. (large animal) ® bekannt (O'Neil 2001a; NCBI 2011a). Durch die Kombination von Etorphin mit Acepromazin wird eine synergistische Analgesie erreicht (Hermansen 1974a). Etorphin wurde in den USA nur für Wildtiere und/oder exotische Tiere zugelassen, während das kombinierte Präparat in Grossbritannien im Jahr 1969 auch für domestizierte Tiere eingeführt (Branson 1995b), 1999 jedoch wieder vom Markt genommen wurde (Fletcher 1999a).
 
Trächtige Tiere
Bei tragenden Tieren, welche kombiniert Etorphin und Xylazin erhalten, muss wegen der Abortgefahr die Xylazin-Dosierung reduziert, und ein Uterusrelaxans appliziert werden (Wiesner 1982a).
 

Rehantilope

Verglichen mit Carfentanil und Xylazin führt eine Kombination aus Etorphin und Xylazin zu einer besseren Narkosequalität und kürzeren Aufwachphase (Howard 2004a).
 
Pferd
Zusammen mit Acepromazin wurde Etorphin häufig zur Ruhigstellung von domestizierten Pferden verwendet (Bogan 1978a). Gewisse Autoren empfehlen zur Immobilisierung von wilden Hengsten eine Kombination von Etorphin, Xylazin und Atropinsulfat i.v. (Plotka 1987a).
 
Hund
Mit der Kombination von Etorphin und Acepromazin wurde eine gute Analgesie und Immobilisierung für chirurgische Eingriffe erzielt. Dabei traten keine schwerwiegenden kardiovaskulären und respiratorischen Nebenwirkungen auf (Hermansen 1974a).
 
Rind
Die kombinierte Verabreichung von Etorphin und Acepromazin sowie die Antagonisierung mit Diprenorphin eignen sich zur reversiblen Immobilisierung und Analgesie von Hausrindern. Dabei sollte die i.v. Applikation der i.m. Verabreichung vorgezogen werden (Dobbs 1973a).
 
Elefant
Etorphin in Kombination mit Acepromazin bewährt sich zur Immobilisation wilder Elefanten (Fowler 2006a). Eine Neuroleptanalgesie mit Etorphin und Acepromazin i.m. mit einer Wirkungsdauer von bis zu 1 Stunde erwies sich bei gesunden Asiatischen Elefanten als relativ sicher (Dangolla 2004a).
 
Bär
Bei Braun- und Eisbären verlängert die Zugabe von Xylazin (Rompun®) die Nachschlafphase (Wiesner 1982a).
 

Etorphin / Azaperon

Nashorn
Breitmaulnashörner werden üblicherweise mit einer Kombination aus Etorphin, Azaperon und Hyaluronidase immobilisiert (Boardman 2014a; Haw 2014a).
 
Zebra
Zebras wurde zur Immobilisation vergleichend entweder Ketamin (3,30 ± 0,18 mg/kg) und Butorphanol (0,40 ± 0,02 mg/kg) und Medetomidin (0,16 ± 0,01 mg/kg), oder Etorphin (0,02 ± 0,001 mg/kg) und Azaperon (0,20 ± 0,01 mg/kg) mittels Betäubungspfeil i.m. verabreicht. Die Zeit bis sich die Tiere hin legten dauerte nach der Applikation von Ketamin/Butorphanol/Medetomidin 420 (282 - 564) Sekunden, nach Etorphin/Azaperon lediglich 240 (204 - 294) Sekunden. Während die Ketamin/Butorphanol/Medetomdin-Narkose mit Atipamezol (jeweils die Hälfte i.m. bzw. i.v appliziert) und Naltrexon (i.v.) antagonisiert wurde, erhielten die Zebras mit der Etorphin/Azaperon-Narkose nur Naltrexon. Nach der Applikation von Atipamezol/Naltrexon dauerte es 92 (34 - 1337) Sekunden bis zur Stehfähigkeit, die Tiere die nach Etorphin/Azaperon mit Naltrexon antagonisiert wurden benötigten 26 (22 - 32) Sekunden bis sie stehen konnten. Eine mögliche Einschränkung bei der Anwendung der Wirkstoffkombination Ketamin/Butrophanol/Medetomidin ist die Notwendigkeit einer grossen und somit schweren 7 ml Pfeilspritze, welche bei der i.m. Applikation mittels Betäubungsgewehr ein Weichteiltrauma verursachen kann. Darüber hinaus wird empfohlen, diese Pfeile nicht aus einer Entfernung von > 10 Meter abzufeuern, da die zum Antrieb des Pfeiles erforderliche kintetische Energie ebenfalls zu erheblichen Verletzungen führen kann (Stemmet 2019a).
 
Massai-Giraffe
Die kombinierte Verabreichung von 0,012 ± 0,001 mg/kg Etorphin und 0,07 ± 0,01 mg/kg Azaperon i.m. mittels Betäubungspfeil, führte zu einer sicheren und wirksamen Immobilisation von wild lebenden Massai-Giraffen. Nach der Applikation dauerte es 5,6 ± 1,4 Minuten bis die Tiere mithilfe von Seilen kontrolliert in Seitenlage gebracht werden konnten (Vitali 2020a).
 

Etorphin / Azaperon / Thiafentanil

Wasserbüffel
Die kombinierte Applikation von Thiafentanil (0,01 mg/kg), Etorphin (0,01 mg/kg) und Azaperon (80 mg/Tier) i.m. mittels Betäubungspfeil sowie die anschließende Antagonisierung mit Naltrexon (150 mg/Tier) i.v. führte zu einer sicheren und wirksamen Vollnarkose bei wild lebenden Wasserbüffeln (Bryant 2019a).
 

Etorphin / α-2-Agonist (Detomidin, Medetomidin) / Ketamin

Grevyzebra
Zebras wurden vergleichend mit Etorphin und einem α-2-Agonisten, oder Etorphin, einem α-2-Agonisten sowie Ketamin, oder Thiafentanil, einem α-2-Agonisten und Ketamin i.m. immobilisiert. Die Dauer, bis sich die Tiere hin legten betrug nach Etorphin und dem α-2-Agonisten 6,2 ± 1,6 Minuten, nach der Verabreichung von Etorphin, einem α-2-Agonisten und Ketamin 7,6 ± 4,6 Minuten und nach der Gabe von Thiafentanil, einem α-2-Agonisten und Ketamin 13,4 ± 6 Minuten. Die Wirkung wurde mit Naltrexon und Atipamezol bzw. Yohimbin aufgehoben (Stuchin 2019a).
 

Zusatz von Hyaluronidase

Der Zusatz von Hyaluronidase führt zu einer verbesserten Absorption, was einen rascheren Wirkungseintritt bewirkt (Wiesner 1982a; Fowler 2006a; Branson 2001b).
 
Elefant
Bei der Immobilisation von Elefanten werden pro Pfeil 1500 - 4500 IU Hyaluronidase beigemischt (Fowler 2006a).
 
Gnu
Bei der Immobilisation von Gnus, beschleunigte der Zusatz von Hyaluronidase den Wirkungseintritt der Etorphin-Azaperon-Mischung (Dittberner 2015a).
 

Etorphin / Azaperon / Butorphanol

Warzenschwein
20 wild lebende Warzenschweine wurden mit 0,039 ± 0,005 mg/kg Etorphin und 0,44 ± 0,06 mg/kg Azaperon i.m. mittels Betäubungsmittelpfeil immobilisiert. Die Dauer bis sich die Tiere hin legten und sicher gehandhabt werden konnten, betrug 5,9 ± 1,4 Minuten. Sobald die Tiere immobilisiert waren, wurde Butorphanol (1 mg pro mg Etorphin) i.v. appliziert. Nach der Antagonisierung mit Naltrexon, standen die Tiere innerhalb von 1 ± 0,4 Minuten auf. Die Wirkstoffkombination eignet sich zur raschen Immobilisation von Warzenschweinen, sollte aber aufgrund der möglichen kardiorespiratorischen Nebenwirkungen nur mit Vorsicht bei gesundheitlich beeinträchtigten Tieren angewendet werden (Neiffer 2019a).
 
Breitmaulnashorn
Die Verabreichung von 10 mg Butorphanol pro 1 mg Etorphin i.v., 5 Minuten nach der Immobilisierung mit Etorphin, Azaperon und Hyaluronidase, verbesserte die Blutgaswerte sowie die kardiopulmonäre Funktion während mindestens 10 Minuten (Boardman 2014a). Ausserdem tolerierten Breitmaulnashörner, welchen zusätzlich Butorphanol i.v. nach der Immobilisierung verabreicht wurde, längere Hypoxämie- und Hyperkapnie-Phasen (Buss 2015a). In einer anderen Studie konnte mit der Verabreichung von Sauerstoff und einer einmaligen Gabe von Butorphanol i.v. die Opioid-induzierte Hypoxämie teilweise korrigiert werden (Haw 2014a).
 

Etorphin / Azaperon / Medetomidin

Steppenzebra
Die kombinierte Applikation von Etorphin (0,017 mg/kg), Medetomidin (0,017 mg/kg) und Azaperon (0,24 mg/kg) i.m. mittels Betäubungspfeil, führte zu einer Immobilisation von Steppenzebras. Die Wirkung wird mit Naltrexon (0,23 mg/kg) i.v. aufgehoben. Bei Verwendung dieses Protokolls müssen aufgrund der Gefahr einer Apnoe die physiologischen Parameter jedoch sorgfältig überwacht werden (Gaudio 2020a).
 

Verabreichung von Serotonin-Agonisten

Impala
Die beiden Serotonin-Agonisten Metoclopramid und Buspiron zeigen bei Impalas einen positiven Effekt auf die Opioid-induzierte Atemdepression indem sie den Sauerstoffpartialdruck im Blut erhöhen (Meyer 2010a).
 

Narkose-Aufrechterhaltung mit Halothan

Afrikanische Elefanten
Nach der Immobilisation mit Etorphin kann mittels Intubationsnarkose und einem Halothan-Sauerstoffgemisch die Anästhesie aufrecht erhalten werden (Heard 1988a; Stegmann 1999b; Tamas 1983a).
 

Narkose-Aufrechterhaltung mit Ketamin

Breitmaulnashorn
Nach der Immobilisation mit Etorphin und Azaperon i.m., gefolgt von einem Bolus Ketamin und Butorphanol i.v., wurde die Anästhesie mit Etorphin und Ketamin in Ringerlaktat vermischt und als Dauertropfinfusion i.v. verabreicht, aufrechterhalten (Pohlin 2019a).
 

Antagonisierung

Die Wirkung von Etorphin ist so rasch wie möglich durch Opioid-Antagonisten aufzuheben. Das gebräuchlichste Antidot von Etorphin ist Diprenorphin (Barron 1986a; Lees 1983a), welches i.m., s.c. oder i.v. injiziert wird (Branson 2001b). Ferner kann Naloxon als Antidot verwendet werden (Omersa 1986a). Die antagonisierende Wirkung von Diprenorphin ist derjenigen von Nalorphin, Naloxon oder Naltrexon überlegen, da es eine höhere Affinität zu µ-Opioidrezeptoren besitzt als Etorphin selbst (Crooks 1970a; Ammer 2016a). Das Dosierungsverhältnis von Diprenorphin zu Etorphin sollte 2:1 betragen (Alford 1974a). In der Regel wird die durch Etorphin hervorgerufene ZNS-Depression 5 - 20 Minuten nach der Diprenorphin-Gabe aufgehoben (Alford 1974a) und das Stehvermögen nach 1 - 3 Minuten wiedererlangt (Branson 1995b). Die Bradykardie kann mit Atropin antagonisiert werden (Hermansen 1974a).
 

Applikation des Antidots

Das Antidot wird i.v. in die Vena jugularis oder Ohrvene injiziert. Bei Bären kann es auch in die Unterzungenvene appliziert werden; bei in Kisten verladenen, grösseren Huftieren wird das Antidot in die Schwanz- oder Zungenvene verabreicht (Wiesner 1982a). Bei Elefanten wird empfohlen die Hälfte des Antidots i.v. und die andere Hälfte i.m. zu verabreichen (Fowler 2006a).
 
Pferd
Bei mit Etorphin, Xylazin und Atropin immobilisierten freilebenden Hengsten führte eine Diprenorphin-Dosis, welche im Verhältnis zur Etorphin-Dosierung 1:1 betrug, zu einer ausreichenden Antagonisierung (Plotka 1987a). Nach der Verabreichung von 30 μg/kg Diprenorphin i.v., stehen die Pferde nach 2 Minuten auf (Dobbs 1972a).
 
Hund
Bei Hunden wurde die Wirksamkeit von Naloxon-Hydrochlorid zur Antagonisierung einer Immobilon®-Narkose evaluiert. Während eine Dosis von 0,02 mg/kg Naloxon die respiratorische und kardiovaskuläre Depression anatagonisierte, war zur Wiedererlangung des Bewusstseins eine Dosis von mindestens 0,6 mg/kg erforderlich. Da die Wirkung von Naloxon relativ kurz ist, musste nach 10 - 15 Minuten nachdosiert werden (Dodman 1978a).
 
Ziege
Nach einer Immobilisierung mit Etorphin und Triflupromazin wird die Gabe von Diprenorphin in einer Dosierung von 0,14 mg/kg i.v. empfohlen (Thurmon 1974a).
 
Impala
Diprenorphin antagonisiert die Wirkung von Etorphin vollständig und die Tiere erreichen das Stehvermögen innerhalb von 28 - 59 Sekunden nach der Injektion (Meyer 2010a).
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