mdi-book-open-variant Impressum mdi-help Hilfe / Anleitung mdi-printer Webseite ausdrucken mdi-bookmark Bookmark der Webseite speichern mdi-magnify Suche & Index Arzneidrogen mdi-sitemap Sitemap CliniPharm/CliniTox-Webserver mdi-home Startseite CliniPharm/CliniTox-Webserver mdi-email Beratungsdienst: Email / Post / Fax / Telefon
Deutsch    Theae nigrae folium
Deutsch    Schwarzer Tee; Schwarztee
Franzoesisch    Feuilles de thé noir
Italienisch    Foglie di tè nero
Englisch    Black tea
 

Verwendete Pflanzen (Botanik)

Camellia sinensis (L.) Kuntze
 
Verwendete Pflanzenteile

Definition

Schwarzteeblätter bestehen aus den fermentierten Blättern, Blattknospen und zarten Stielen von Camellia sinensis (L.) Kuntze (Hänsel & Sticher, 2010; Hagers Enzyklopädie, 2015).
 
Gehalt: mindestens 2% Coffein (Hagers Enzyklopädie, 2015).
 
Minderqualität: hoher Anteil an älteren Blättern und Stängeln sowie ein niederiger Coffeingehalt (Hagers Enzyklopädie, 2015).
 
Extraktionsverfahren: Wasser (Infus, Dekokt; Brendieck-Worm, 2015; Hänsel & Sticher, 2010; Wichtl, 2009).
 
Verfälschungen: kommen heute praktisch nicht mehr vor, früher u.a. durch Weidenröschenblätter, Steinsamenblätter, Heidelbeerblätter, Blätter der kaukasischen Heidelbeere, Weidenblätter, fermentierte Brombeerblätter und Blätter von Prunus-Arten (Hagers Enzyklopädie, 2015; Wichtl, 2009).
 

Übliche Zubereitungen

Infusa aus Blätter und Pulver (Brendieck-Worm, 2015; Hänsel & Sticher, 2010; Pharmavista, 2018; Wichtl, 2009).
 
 

Pharmakognosie

Organoleptische Angaben

Aussehen

-Ganzdroge: Das unzerkleinerte Blatt, das gewöhnlich nicht in den Handel kommt, ist lanzettlich oder elliptisch-eiförmig, an der Spitze stumpf oder in eine längere Spitze ausgezogen. Der Blattrand ist feingesägt. Jeder Zahn endet bei den jungen Blättern in einer Drüsenzotte. Die Sekundärnerven bilden in einiger Entfernung vom Blattrand bogenförmige Schlingen, von denen Abzweigungen in die Randzähne entsandt werden. Die jüngsten, oft nicht völlig entfalteten Blättchen, sind auf der Unterseite silbrig, die älteren Blätter hingegen nur spärlich behaart (Hagers Enzyklopädie, 2015).
-Schnittdroge: rotbraune bis nahezu schwarze, stark geknitterte Blattbruchstücke (Wichtl, 2009).
-Reinheit: Aschegehalt 5-6.5%, Schwermetallfreiheit der Asche; Feuchtigkeitsgehalt maximal 8.5%; Tee: säureunlösliche Asche maximal 1.0% im Trockenzustand, Massenverlust maximal 8%; Tee-Extrakte in Pulverform: Asche maximal 8.0%, Massenverlust maximal 6% (Hagers Enzyklopädie, 2015).
-Infus: rotbraun (Hagers Enzyklopädie, 2015).
 

Geruch

-Schwach aromatisch (Hagers Enzyklopädie, 2015; Wichtl, 2009).
 

Geschmack

-Leicht adstringierend (Hagers Enzyklopädie, 2015); adstringierend, bitter (Wichtl, 2009).
 
Inhaltsstoffe

Leitsubstanzen

Polyphenole (8-25%), Glykoside der Flavonole Quercetin, Kaempferol, Myricetin und Agigenin (0.5%), Proanthocyanidine (0.1%), Flavonoide Flavon-C-Glykosid (0.65%) und Bisflavonol (0.3%), Gallussäure (0.3%), Theogallin (0.6%); Methylxanthine: Coffein (frische Blätter: 3.18% vom Trockengewicht; verarbeiteter Tee: 3.6%), Theobromin (verarbeiteter Tee: 0.15-2%) und Theophyllin (verarbeiteter Tee: 0.02-0.04%).
-Polyphenole: Thearubigene (20-30%), Theaflavine, Catechine (4.2%).
-Coffein: durchschnittlicher Gehalt im August für Tee aus Pakistan 4%, aus Indien 3.4%, aus Indonesien 3% aus Sri Lanka 2.9% (im Januar 2.4%).
 

 

Begleitsubstanzen

Mineralstoffe: Kalium, Fluorid, Aluminium, Mangan; ätherisches Öl.
(Hagers Enzyklopädie, 2015; Hiller & Melzig, 2010; Wichtl, 2009)
 
Pharmakologie

Wirkung

-Gastrointestinaltrakt: mit Antibiotika synergistische Wirkung (in vitro), antiadhäsive Wirkung (in vitro), Wirkung gegen Diarrhoe (in vivo) (Ayrle et al., 2016).
-Respirationstrakt: mit Antibiotika synergistische Wirkung (in vivo) und schleimlösende Wirkung (in vivo) (Ayrle et al., 2016).
-In vitro und in vivo Hinweise auf eine immunmodulierende und entzündungshemmende Wirkung (in vitro und in vivo) sowie eine analgetische Wirkung (in vivo) (Ayrle et al., 2016).
-Anregende Wirkung auf Herz, Kreislauf und Stoffwechsel, mit grösserer Wachheit und vermehrter Harnbildung; wirkt zudem als Radikalfänger und damit entzündungshemmend und leberschützend; Darm: insbesondere durch die Gerbstoffe stopfende und antimikrobielle Wirkung (Aichberger et al., 2012; Brendieck-Worm et al., 2015).
 
Monographien

Monographien

-Ph. Eur. 08/2014: keine Monographie vorhanden (12.2.2018)
-ESCOP: keine Monographie vorhanden (12.2.2018)
-WHO: keine Monographie vorhanden (12.2.2018)
-HMPC (EMA): keine Monographie vorhanden (12.2.2018)
-Kommission E: keine Monographie vorhanden (12.2.2018)
 

Medizinische Anwendungen

Veterinärmedizin

Anwendungen

Anerkannte tiermedizinische Anwendung

-In einer Studie an Absetzferkeln, welche eine enterotoxische Escherichia coli (ETEC)-Infektion aufwiesen, konnte gezeigt werden, dass die orale Verabreichung eines 0.8%igen Schwarztee-Extraktes das Auftreten von Diarrhoe um 20% reduzierte, jedoch, während der ganzen Verabreichungszeit, wegen des adstringierenden Beigeschmacks auch die Futteraufnahme (um 16%) und die Futterverwertung (um 12%). Der 0.4%ige Schwarztee-Extrakt verringerte die Futterverwertung sowie die Gewichtszunahme erst ab dem 13. Tag (Bruins et al., 2011).
 

Ethnoveterinärmedizinische Studien

-Bäuerinnen und Bauern der Deutschschweiz und des Tessins verwenden Camellia sinensis-Blätter-Infus (Schwarztee) bei Rindern, Ziegen, Schafen, Schweinen und Hunden als Hausmittel für den Verdauungstrakt und Stoffwechsel (Bischoff et al., 2016; Disler et al., 2014; Mayer et al., 2017; Mertenat et al., 2019; Schmid et al., 2012; Stucki et al., 2019).
 

Traditionelle Anwendung

-Innerlich bei Erkrankungen des Gastrointestinaltraktes (Ayrle et al., 2016).
-Innerlich bei Durchfall, Kolitis und Dyspepsie (Aichberger et al., 2012; Brendieck-Worm et al., 2015).
-Äusserlich bei Mastitis bei Milchkühen sowie bei Dermatitis, Abschürfungen oder Hot spots bei Kleintieren (Wynn & Fougère, 2007).
 

Dosierung

Innerliche Anwendung
 Schwarztee-Kraut/Tag*
(in g Droge/Tag)
Schweizerische ethnoveterinärmedizinische Dosierung:
Schwarztee-Kraut/Tag**
(in g Droge/Tag: Median (Quartile))
Rind5-7.555 (40-95)
Pferd5-7.5 
Ziege, Schaf2.510 (5-15)
Schwein2.510 (5-15)
Hund0.5-1.252 (2-4)
Kaninchen (1-2-5 kg KGW)0.4-0.7-1.4 
Meerschweinchen (1 kg KGW)0.4 
Huhn (1-5 kg KGW)0.4-1.4 
Median CH-Ethnovet** (g/kg0.75) 0.4 (0.3-0.7)
KGW = Körpergewicht
kg0.75 = Metabolisches Körpergewicht (MBW): 1 kg KGW ≡ 1 MBW (z.B. Meerschweinchen, Huhn, Kaninchen); 10 kg KGW ≡ 5.6 MBW (z.B. Ferkel, Hund); 70 kg KGW ≡ 24.2 MBW (z.B. Kalb, Ziege, Schaf, Schwein); 700 kg KGW ≡ 136.1 MBW (z.B. Kuh, Pferd)
* (Brendieck-Worm et al., 2015)
** (Bischoff et al., 2016; Disler et al., 2014; Mayer et al., 2017; Mertenat et al., 2020; Schmid et al., 2012; Stucki et al., 2019)
 

Zubereitung

Innerliche Anwendung
-Infusa: Die Gerbstoffwirkung wird umso stärker, je länger das Infus zieht. 1 Teelöffel Teeblätter mit ¼ Liter kochendem Wasser übergiessen und 3-5 Minuten ziehen lassen = anregende Wirkung. Wird das Infus 10 Minuten ziehen gelassen, so ist es weniger anregend und besser stopfend. Bei Durchfall ist die stopfende Wirkung gewünscht: Schwarztee wird 5-10 Minuten gekocht. Durchfall führt bei jungen Tieren rasch zu Kreislaufschwäche. Hier ist die kreislaufanregende Wirkung des Schwarztees von Vorteil, dazu Elektrolyte und Wärme zuführen (Brendieck-Worm et al., 2015).
-Dekokte: 1 Teelöffel Schwarztee & ½ Liter Wasser, 10 Minuten kochen lassen und dann abseihen; vor allem bei Durchfall, Kolitis und Dyspepsie. Hunde erhalten davon 1- bis 2-mal täglich ½ Tasse Infus/Tag, Katzen 1 Teelöffel, Rinder und Pferde 1-1.5 Liter, Schweine, Schafe und Ziegen etwa 0.5 Liter (Aichberger et al., 2012).
 
Bewährte Kombinationen
-Schwarztee mit Kamillenblüten bei Durchfall durch Darmschleimhautentzündung.
-Schwarztee mit Kamillenblüten und Fenchelfrüchten oder Schafgarbe bei Durchfall mit Blähungen und Krämpfen.
-Schwarztee mit Kamillenblüten und Wermut bei Durchfall mit Schwäche oder Appetitlosigkeit.
-Schwarztee mit Kamillenblüten und Brennnesseln bei Durchfall mit Schwäche.
(Brendieck-Worm et al., 2015)
 

Hinweise

-Nicht bei Herzerkrankungen und Magengeschwüren verwenden; Magenreizungen sind möglich; häufige Anwendung von Infusa mit hohem Gerbstoffgehalt können eine Opstipation verursachen und die Aufnahme anderer Stoffe beeinträchtigen (z.B. sollten Eisenpräparate ½ Stunde vor dem Infus eingegeben werden) (Aichberger et al., 2012).
-Mögliche Wechselwirkungen mit Medikamenten, die durch CYP1A1, CYP1A2 und CYP2B1 metabolisiert werden, Antikoagulanzien, Aspirin, Medikamenten gegen atopische Dermatitis (Neurodermatitis), Benzodiazepinen, β2-Sympathomimetika, Cimetidin, Cisplatin, Clozapin, Disulfiram, Doxorubicin, Ephedrin, Ergotamin, Östrogen, Fluvoxamin, Furafyllin, nichtsteroidalen Antiphlogistika, Idrocilamid, Insulin, oralen Hypoglykämika, Eisen, Lithium, MAO-Hemmer, Methotrexat, Methoxsalen, Metoprolol, Mexiletin, orale Kontrazeptiva, Phenylpropanolamin, Propanolol, Chinolonen, Terbinafin, Methylxanthinen und Verapamil (Wynn & Fougère, 2007).
 

Toxizität

Siehe Camellia sinensis
 

Verfügbarkeit

Siehe unter Fertigpräparate und -produkte Schweiz und Deutschland; die getrocknete und geschnittene Droge sowie Extrakte sind in Arzneibuchqualität im Fachhandel erhältlich (Pharmavista, 2018).
 

Gesetzliche Vorschriften, Doping

Rückstandsregelungen

-TAMV: Teeblätter sind nicht auf der Liste 2/Anhang 2 aufgeführt und dürfen deshalb bei Nutztieren nicht als Wirkstoff eingesetzt werden.
-FMBV (Nr. 68/2013): Die Verfütterung von getrockneten Blättern essbarer Pflanzen an lebensmittelliefernde Tiere ist laut der Futtermittelbuch-Verordnung, Anhang 1.418, erlaubt.
-European Feed Materials Register (momentan für die Schweiz nicht gültig): Teeblätter (getrocknet, geschnitten oder pulverisiert) sind registriert unter 005409-EN (2015-03-27) und 005409-FR (2015-08-17).
 

Doping

Teeblätter sind keine dopingverdächtige Substanz.
Die Dopingrelevanz von Pflanzen ändert sich kontinuierlich. Die aktuellen Daten zum Pferdesport (FEI) sind ersichtlich unter der Liste der verbotenen Substanzen.
 
Literatur
-Aichberger L., Graftschafter M., Fritsch F., Gansinger D., Hagmüller W., Hahn-Ramssl I., Hozzank A., Kolar V. & Stöger E. (2012) Kräuter für Nutztiere und Heimtiere. 2. Auflage. Eigenverlag Wien, pp. 126-127
-Bischoff T., Vogl C.R., Ivemeyer S., Klarer F., Meier B., Hamburger M. & Walkenhorst M. (2016) Plant and natural product based homemade remedies manufactured and used by farmers of six central Swiss cantons to treat livestock. Livestock Science 189, 110-125
-Brendieck-Worm C., Klarer F. & Stöger E. (2015) Heilende Kräuter für Tiere: Pflanzliche Hausmittel für Heim- und Nutztiere. Haupt Verlag, Bern, pp. 48-59 & 106
-Bruins M.J., Vente-Spreeuwenberg M.A., Smits C.H. & Frenken L.G. (2011) Black tea reduces diarrhoea prevalence but decreases growth performance in enterotoxigenic Escherichia coli-infected post-weaning piglets. J Anim Physiol Anim Nutr (Berl). 95(3), 388-398
-Disler M., Ivemeyer S., Hamburger M., Vogl C.R., Tesic A., Klarer F., Meier B. & Walkenhorst M. (2014) Ethnoveterinary herbal remedies used by farmers in four north-eastern Swiss cantons (St. Gallen, Thurgau, Appenzell Innerrhoden and Appenzell Ausserrhoden). J Ethnobiol Ethnomed. 10, 32-54
-Hänsel R. & Sticher O. (2010) Pharmakognosie - Phytopharmazie. 9. Auflage. Springer Verlag, Berlin, pp. 213-214
-Hagers Enzyklopädie der Arzneistoffe und Drogen (2015) Theae folium (Teeblatt), Verf.: E. Teuscher, aktualisiert V. Schulz, aktualisiert K. Leibhard-Bohm, http://www.drugbase.de, Datenstand 21.12.2015
-Hiller K. & Melzig (2010) Lexikon der Arzneipflanzen und Drogen. 2. Auflage. Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg, p. 109
-Mayer M., Zbinden M., Vogl C.R., Ivemeyer S., Meier B., Amorena M., Maeschli A., Hamburger M. & Walkenhorst M. (2017) Swiss ethnoveterinary knowledge on medicinal plants - a within-country comparison of Italian speaking regions with north-western German speaking regions. J Ethnobiol Ethnomed. 13, 1-23
-Mertenat D., Dal Cero M., Vogl C.R., Ivemeyer S., Meier B., Maeschli A., Hamburger M. & Walkenhorst M. (2020) Ethnoveterinary knowledge of farmers in bilingual regions of Switzerland - is there potential to extend veterinary options to reduce antimicrobial use? J Ethnopharmacol. 246, 112184
-Pharmavista (2018) www.pharmavista.net, Produkte Schweiz
-PubChem (2018) pubchem.ncbi.nlm.nih.gov
-Schmid K., Ivemeyer S., Vogl C., Klarer F., Meier B., Hamburger M. & Walkenhorst M. (2012) Traditional use of herbal remedies in livestock by farmers in 3 Swiss cantons (Aargau, Zurich, Schaffhausen). Forsch Komplementmed. 19(3), 125-136
-Stucki K., Dal Cero M., Vogl C.R., Ivemeyer S., Meier B., Maeschli A., Hamburger M. & Walkenhorst M. (2019) Ethnoveterinary contemporary knowledge of farmers in pre-alpine and alpine regions of the Swiss cantons of Bern and Lucerne compared to ancient and recent literature - Is there a tradition? J Ethnopharmacol. 234, 225-244
-Teuscher E., Melzig M.F. & Lindequist U. (2012) Biogene Arzneimittel: Lehrbuch der Pharmazeutischen Biologie. 7. Auflage. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart, p. 546
-Wichtl M. (2009) Teedrogen und Phytopharmaka: Ein Handbuch für die Praxis auf wissenschaftlicher Grundlage. 5. Auflage. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart, pp. 657-660
-Wynn S.G. & Fougère B.J. (2007) Veterinary herbal medicine. Mosby Elsevier, St. Louis, Missouri, pp. 204-205, 367 & 383
© 2024 - Institut für Veterinärpharmakologie und ‑toxikologie

Es kann keinerlei Haftung für Ansprüche übernommen werden, die aus dieser Webseite erwachsen könnten.