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Deutsch    Dauci radix; Radix dauci
Deutsch    Mohrrübe (Wurzel); Gelbe Rübe (Wurzel)
Franzoesisch    Racine de carotte
Italienisch    Radice di carota
Englisch    Carrot
 

Verwendete Pflanzen (Botanik)

Daucus carota L.
 
Verwendete Pflanzenteile

Definition

Die Wurzel von Daucus carota L., meist wird der Saft gewonnen, sehr selten wird sie getrocknet; die Wurzeln werden im späten Herbst ausgegraben (Aichberger et al., 2012; Hagers Enzyklopädie, 2010).
 
Extraktionsverfahren: Wasser (Brei; Aichberger et al., 2012).
 

Übliche Zubereitungen

Frische Karotten, Saft, Brei, Pulver, Tropfen, Konzentrat, Extrakt, Nahrungsergänzungsmittel, Trockenmilch, Crème, Lotion, Mascara, Shampoo und Duschmittel (Aichberger et al., 2012; Brendieck-Worm & Melzig, 2021; EMA, 2012; Hagers Enzyklopädie, 2014; Pharmavista, 2024).
 

Pharmakognosie

Organoleptische Angaben

Aussehen

Die Wurzel der wilden Pflanze ist weisslich, dünn, holzig. Die vielfachen Varianten, in denen die Pflanze angebaut wird, haben eine weisse, gelbe oder rötliche Wurzel, die stark rübenförmig oder mehr kugelig ist. Das ausserordentlich parenchymreiche Gewebe lässt schmale Markstrahlen, im Holz vereinzelt die Gefässe erkennen. Im Parenchym zahlreiche Farbstoffkörperchen von Carotin (Hagers Enzyklopädie, 2010).
 

Geruch

Karottengeruch (Dietl & Jorquera, 2003).
 

Geschmack

Stark aromatisch (Hagers Enzyklopädie, 2010); Wildform: scharf würzig (Dietl & Jorquera, 2003).
 
Inhaltsstoffe

Leitsubstanzen

Carotinoide, ätherisches Öl (bis zu 0.2%, Aromastoffe), Phytosterole, Vitamine, Polyine (Bitterstoffe), Zucker und Pektine.
-Carotinoide: α-, β-, γ-Carotin (Provitamine A), Lycopin und Lutein; Carotinoide (Tetraterpene) sind zusammen mit α-Tocopherol (Diterpene, Seitenkette) für den Prozess der Photosynthese essenziell.
-Ätherisches Öl: v.a. Mono- und Sesquiterpene (98%); Monoterpene: α-Pinen, Terpinol, β-Myrcen, p-Cymol; Sesquiterpene: β-Caryophyllen, β-Humulen, γ-Bisabolen.
-Phytosterole: u.a. Daucosterin (Daucosterol, Eleutherosid A), das Glucosid von β-Sitosterol.
-Vitamine: Vitamine B1, B2 und C.
-Polyine: Falcarinol und Falcarindiol.
-Zucker: Monosacharide: v.a. Glucose und Fructose, Disaccharide: v.a. Saccharose.
(Aichberger et al., 2012; Brendieck-Worm & Melzig, 2021; Hagers Enzyklopädie, 2010; Hiller & Melzig, 2010; Schulz-Witte et al., 2010; Schulz-Witte, 2011; Sticher et al., 2015; Teuscher et al., 2012).
 
 
Pharmakologie

Wirkung

-Antimikrobielle, anthelminthische, antidiarrhoische und fruchtbarkeitssteigernde Wirkung (Brendieck-Worm & Melzig, 2021).
-Antitumoröse Wirkung (β-Carotin) (Sticher et al., 2015).
-Antimikrobielle, spasmolytische, anthelminthische und antioxidative Wirkung; verbessert die Sehschärfe und das Dämmerungssehen, vitaminhaltig (Aichberger et al., 2012).
-Bakteriostatische und fungistatische Wirkung (Teuscher et al., 2012).
-Anthelminthische, antidiarrhoische, diuretische, bakteriostatische und schwach bakterizide Wirkung; vorübergehnde Senkung des Bludrucks (Hagers Enzyklopädie, 2010).
 
Monographien

Monographien

-Ph. Eur. 10/2020: keine Monographie vorhanden (6.2.2024)
-ESCOP: keine Monographie vorhanden (6.2.2024)
-WHO: keine Monographie vorhanden (6.2.2024)
-HMPC (EMA): keine Monographie vorhanden (6.2.2024)
-Kommission E: keine Monographie vorhanden (6.2.2024)
 

Medizinische Anwendungen

Veterinärmedizin

Anwendungen

Anerkannte tiermedizinische Anwendung

-An weiblichen und männlichen Ratten mit einer Gentamicin induzierten Nephrotoxizität, denen 1 Stunde vor der Gentamicin-Verabreichung 200 mg/kg bzw. 400 mg/kg Körpergewicht eines Karottenwurzelextraktes (16.9% w/w) verabreicht wurde, konnte gezeigt werden, dass der Extrakt eine dosisabhängig signifikante nephroprotektive Wirkung zeigte, indem sie die Gentamicin-induzierte Nephrotoxizität verringerte; gemessen anhand der Harnstoff-, Harnsäure- und Kreatinin-Serumspiegel, der Veränderung des Körpergewichts, des Nierenfeuchtgewichts sowie der histologischen Untersuchungen (Sodimbaku et l., 2016).
 

Traditionelle Anwendung

-Innerlich als Diätetikum zur Behandlung von Verdauungsstörungen; zur Fruchtbarkeitssteigerung (β-Carotin ist wichtig für die Fruchtbarkeit des Rindes, ein Mangel kann zu Stillbrünstigkeit, Brunstlosigkeit, Eierstockzysten, embryonalem Furchttod oder Frühabort führen) (Brendieck-Worm & Melzig, 2021).
-Innerlich bei Verdauungs- und Ernährungsstörungen, Durchfall und Tonsillitis, v.a. bei Jungtieren (Aichberger et al., 2012).
-Äusserlich bei Hautentzündungen, Verbrennungen, Geschwüren und schlecht heilenden Wunden (Aichberger et al., 2012).
 

Dosierung

Innerliche Anwendung
 Karotte roh*
(Droge/Tag)
Karottensaft**
(Droge/Tag)
Karottenchips***
(Droge/Tag)
Pferd1 kg/500 kg KGW1.5 l/500 kg KGW 
Rind1 kg/500 kg KGW1.5 l/500 kg KGW 
Schaf, Ziege250 g/100 kg KGW0.5 l/100 kg KGW 
Schwein250 g/100 kg KGW0.5 l/100 kg KGW 
Hund50 g/10 kg KGW80 ml/10 kg KGW 
Legehennen  mind. 250-500 g/1000 Tiere
KGW = Körpergewicht
*) Zur Fruchtbarkeitssteigerung bzw. zur Optimierung des Karotingehalts im Kolostrum und unterstützend bei Wurmbefall.
**) Bei Hyperazidität des Magens.
***) Geschnittene und getrocknete Karotten ("Karottenchips") eignen sich ganzjährig als "Beschäftigungsmaterial" für Legehennen zur Vermeidung von Kannibalismus, zudem wirken sie sich positiv auf Darmgesundheit, Legeleistung und Dotterfarbe aus.
(Aichberger et al., 2012; Brendieck-Worm & Melzig, 2021)
 

Zubereitung

Innerliche Anwendung
-Moro'sche Karottensuppe: 500 g geschälte Karotten in 1 Liter Wasser 1-1.5 Stunden kochen, dann durchsieben und pürieren, Gesamtmenge auf 1 Liter auffüllen und 3 g Kochsalz zufügen; zur Akzeptanzverbesserung kann beim Fleischfresser Knochen- oder Fleischbrühe statt Wasser zugesetzt werden, für Säuglinge evtl. dünnflüssiger zubereiten; als Antidiarrhoikum, Kleintiere: teelöffelweise eingeben, Jungtiere von Grosstieren: in Mengen, die einer normalen Mahlzeit entsprechen (Aichberger et al., 2012; Brendieck-Worm & Melzig, 2021).
-Karottenbrei: 500 g geschälte Karotten reiben und mit 200 g Wasser dick einkochen, den Brei durch ein Sieb drücken und 1 Liter dicke Fleischbrühe hinzumischen; bei Magen-Darm-Erkrankungen; schlecht wachsenden Jungtieren zufüttern (Aichberger et al., 2012). (Aichberger et al., 2012).
-Rohe Karotten, frischen Karottensaft: unterstützend bei Wurmbefall (Aichberger et al., 2012).
-Karottensaft, Karottensirup: frischen Karottensaft unter Zugabe von Kandiszucker zu einem Sirup dick einkochen, in weithalsige Gläser füllen und mit Pergamentpapier gut verschliessen, esslöffelweise eingeben bzw. direkt den frischen Saft verabreichen; bei Erkältungskrankheiten Grippe, Bronchitis, Hals-, Kehlkopfentzündung und Tonsillitis (Aichberger et al., 2012).
-Karottensaft: zur Vorbeugung von Magengeschwüren, bei rheumatischen Beschwerden und Gicht (Aichberger et al., 2012).
-Karottenpulver, Karottenbrei: dei Durchfallproblemen (Aichberger et al., 2012).
-Karottenpulver: als Futterzusatz (Brendieck-Worm & Melzig, 2021).
 
Kombinationen
-Ergänzungsfuttermittel zur Unterstützung des Organismus bei Neigung zu Verdauungsstörungen in denen Karottenpulver u.a. mit Bananenmehl, Guarkernmehl, Johannisbrotmehl und pflanzlichen Ölen vorkommt (Brendieck-Worm & Melzig, 2021).
 
Äusserliche Anwendung
-Karottenstücke, -brei, -saft: frisch angeschnittene Stücke direkt mit der Schnittstelle auf schlecht heilende Wunden legen; frischen Brei auf Brandwunden auflegen bzw. frischen Saft aufträufeln, den Breiumschlag stündlich erneuern (Aichberger et al., 2012).
 

Hinweise

-Karotten sind für Katzen bedingt geeignet (niedrig dosieren, einschleichend beginnen) (Brendieck-Worm & Melzig, 2021).
-Carotinoide sind lipophil und werden nur gemeinsam mit Fett resorbiert, d.h. jede Gabe von Karotten sollte man mit einem pflanzlichen Öl kombinieren; dies gilt nicht für den Einsatz der Moro'schen Karottensuppe bei Diarrhö (Brendieck-Worm & Melzig, 2021).
-Mögliche Wechselwirkungen mit Antiypertensiva (Wynn & Fougère, 2007).
 

Toxizität

-Essbare Pflanze (Dietl & Jorquera, 2003).
 

Verfügbarkeit

Siehe unter Fertigpräparate und -produkte Schweiz und Deutschland; Fertigprodukte sind in Arzneibuchqualität im Fachhandel erhältlich (Pharmavista, 2024).
 

Gesetzliche Vorschriften, Doping

Rückstandsregelungen

-TAMV: Daucus carota ist nicht auf der Liste 2/Anhang 2 aufgeführt und darf deshalb bei Nutztieren nicht als Wirkstoff eingesetzt werden.
-European Feed Materials Register (momentan für die Schweiz nicht gültig): Daucus carota (Samen, Saftkonzentrat, schwarzes Saftkonzentrat, getrockneter Trester) ist in der EU als Einzelfuttermittel registriert unter 009315-EN (2022-07-05); 006830-EN (2017-04-11); 006832-EN (2017-04-11); 002736-EN, 002736-DE (2012-01-02).
 

Doping

Daucus carota ist keine verbotene Substanz.
Die Dopingrelevanz von Pflanzen ändert sich kontinuierlich. Die aktuellen Daten zum Pferdesport (FEI) sind ersichtlich unter der Liste der verbotenen Substanzen.
 
Literatur
-Aichberger L., Graftschafter M., Fritsch F., Gansinger D., Hagmüller W., Hahn-Ramssl I., Hozzank A., Kolar V. & Stöger E. (2012) Kräuter für Nutztiere und Heimtiere. 2. Auflage. Eigenverlag Wien, pp. 68-70
-Brendieck-Worm C. & Melzig M.F. (2021) Phytotherapie in der Tiermedizin. Georg Thieme Verlag KG, Stuttgart, pp. 89-90, 128-131, 195, 439 & 463-464
-Chizzola R. (2010) Composition of the essential oil from Daucus carota ssp. carota growing wild in Vienna. Jeobp 13(1), 12-19
-Dietl W. & Jorquera M. (2003) Wiesen- und Alpenpflanzen. Agrarverlag, FAL Reckenholz, ISBN 3-7040-1994-1, pp. 488 & 605-606
-Hagers Enzyklopädie der Arzneistoffe und Drogen (2010) Daucus. http://www.drugbase.de, Datenstand 14.06.2010
-Hiller K. & Melzig (2010) Lexikon der Arzneipflanzen und Drogen. 2. Auflage. Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg, p. 186
-Kommission E (1990) Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte, Bundesanzeiger Verlagsgesellschaft, 50445 Köln
-Pharmavista (2019) www.pharmavista.net, Produkte Schweiz
-PubChem (2018) pubchem.ncbi.nlm.nih.gov
-Schulz-Witte J., Nothnagel T. & Schulz H. (2010) Comparison of different clean-up methods for simultaneous HPLC determination of carotenoids and polyacetylenes in carrot roots. Journal of Applied Botany and Food Quality-Angewandte Botanik 83(2), 123-127
-Schulz-Witte J.F. (2011) Diversität wertgebender Inhaltsstoffe bei Daucus carota L. Dissertation. Fakultät für Lebenswissenschaften der Technischen Universität Carolo-Wilhelmina zu Braunschweig, 1-243
-Sodimbaku V., Pujari L., Mullangi R. & Marri S. (2016) Carrot (Daucus carota L.): Nephroprotective against gentamicin-induced nephrotoxicity in rats. Indian J Pharmacol. 48(2), 122-127
-Sticher O., Heilmann J. & Zündorf I. (2015) Hänsel/Sticher Pharmakognosie Phytopharmazie. 10. Auflage. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart, pp. 86, 569-570 & 572-573
-Teuscher E., Melzig M.F. & Lindequist U. (2012) Biogene Arzneimittel: Lehrbuch der Pharmazeutischen Biologie. 7. Auflage. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart, pp. 181-182
-Wynn S.G. & Fougère B.J. (2007) Veterinary herbal medicine. Mosby Elsevier, St. Louis, Missouri, p. 205
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