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Englisch    Coriander seeds
 

Verwendete Pflanzen (Botanik)

Coriandrum sativum L.
 
Verwendete Pflanzenteile

Definition

Nach Ph. Eur. 10:
Die getrockneten Früchte von Coriandrum sativum L.
 
Gehalt: mindestens 3 ml/kg ätherisches Öl, bezogen auf die getrocknete Droge (Ph. Eur. 10, 2020).
 
Reinheit:
-Fremde Bestandteile: Die Droge muss der Prüfung entsprechen. Keine Frucht darf Frassspuren von Insekten aufweisen (Ph. Eur. 10, 2020).
-Trocknungsverlust: höchstens 10.0%, mit 1.000 g pulverisierter Droge durch 2 Stunden langes Trocknen im Trockenschrank bei 105°C bestimmt (Ph. Eur. 10, 2020).
-Asche: höchstens 8.0% (Ph. Eur. 10, 2020).
 
Extraktionsverfahren:
-Infus (Infus; Blaschek, 2016).
-Ethanol 70% (Tinktur; Reichling et al. 2016)
 
Verfälschungen: kommen in der Praxis nicht vor (Blaschek, 2016).
 

Übliche Zubereitungen

Zerkleinerte Droge, Pulver, Infus, Destillat, Tinktur und Ölauszug in Tropfen, Tabletten sowie seltener auch in Salben (Aichberger et al., 2012; Blaschek, 2016; Brendieck-Worm & Melzig, 2021; Pharmavista, 2024; Reichling et al., 2016; Teuscher et al., 2012).
 

Pharmakognosie

Organoleptische Angaben

Aussehen

Nach Ph. Eur. 10:
-Die Frucht ist braun oder hellbraun, mehr oder weniger kugelig mit einem Durchmesser von etwa 1.5-5 mm, oder bei ovaler Form mit einer Länge von 2-6 mm. Die Gesamtfrucht besteht aus Teilfrüchten, die gewöhnlich miteinander verbunden sind. Die Frucht ist kahl und zeigt 10 gewellte, wenig hervortretende Hauptrippen sowie 8 gerade, deutlicher hervortretende Nebenrippen. Die Fugenseite der Teilfrüchte ist konkav. Der Scheitel trägt das zugespitzte Griffelpolster. Ein kurzer Rest des Fruchtstiels kann vorhanden sein.
-Das Pulver ist braun (Ph. Eur. 10, 2020).
 

Geruch

Unreife Früchte und Blätter riechen unangenehm wanzenartig ("Wanzenkraut"; gegen Insekten eingesetzt) (Aichberger et al., 2012).
 

Geschmack

Süsslich und etwas brennend (Sticher et al., 2015). (Blaschek, 2016; Hänsel & Sticher, 2015).
 
Inhaltsstoffe

Leitsubstanzen

Ätherisches Öl (0.4-1.5%), Phenolcarbonsäuren, Flavonoide, 2-C-Methyl-D-erythritol- und Monoterpenglykoside, Hydroxycumarine, Phthalide, Triterpenalkohole, Zucker, Proteine (11-17%) und fettes Öl (13-21%).
-Ätherisches Öl: Monoterpenalkohole, Monoterpenkohlenwasserstoffe und aliphatische Aldehyde: Linalool (60-75%) sowie weitere Monoterpene (20%) wie u.a. Campher (3-6%), γ-Terpinen (3-9%), Geranylacetat (1-5%), Geraniol (1-3%), α-Pinen (4-9%), π-Cymen (1-4%) und Limonen (0.5-4%).
-Phenolcarbonsäuren: Chlorogen-, Kaffee-, Vanillin- und Ferulasäure.
-Flavonoide: Quercetin- und Kämpferolglykoside.
-Hydroxycumarine: Scopoletin, Umbelliferon.
-Phthalide: Neocnidilid.
-Triterpenalkohole: Coriandrinondiol.
-Zucker: Glucose, Fructose, Saccharose.
(Aichberger et al., 2012; Brendieck-Worm & Melzig, 2021; Hiller & Melzig, 2010; Reichling et al., 2016; Sticher et al., 2015; Teuscher et al., 2012).
 
 
Pharmakologie

Wirkung

-Verdauungsfördernde, spasmolytische, antibakterielle (Pseudomonas aeruginosa, Bacillus subtilis, Salmonella thyphosa, Campylobacter jejuni, Mycobacterium avium, β-hämolysierende Streptokokken, Staphylococcus aureus, auch MRSA), antimykotische (u.a. gegen Microsporum canis) und juckreizmindernde Wirkung (Brendieck-Worm & Melzig, 2021).
-Verdauungsfördernde (Anregung der Magensaftsekretion an, Förderung des Gallenflusses), spasmolytische, leicht antimikrobielle (u.a. gegen Staphylococcus aureus, Streptococcus pyogenes, Escherichia coli, Pseudomonas aeruginosa) und blähungstreibende Wirkung (Reichling et al., 2016).
-Ätherisches Öl: antimikrobielle und schwach spasmolytische Wirkung (Sticher et al., 2015).
-Magensaftsekretionssteigernde, karminative, leicht spasmolytische, antibakterielle und antimykotische Wirkung (Aichberger et al., 2012).
-Verdauungsfördernde und karminative Wirkung (Teuscher et al., 2012).
-Schwach spasmolytische, blähungstreibende und verdauungsfördernde Wirkung (Hiller & Melzig, 2010).
-Diuretische und karminative Wirkung (Wynn & Fougère, 2007).
 
Monographien

Monographien

-Ph. Eur. 10/2020: 10.0/1304
-ESCOP: keine Monographie vorhanden (9.1.2024)
-WHO: keine Monographie vorhanden (9.1.2024)
-HMPC (EMA): keine Monographie vorhanden (9.1.2024)
-Kommission E: Monographie vorhanden, ATC-Code: A16AY (BAnz. Nr. 173 vom 18.9.1986)
 

Medizinische Anwendungen

Veterinärmedizin

Anwendungen

Anerkannte tiermedizinische Anwendung

-An trächtigen Ratten mit Streptozotocin-induzierten Diabetes, denen täglich ein Korianderfruchtextrakt (250 mg/kg Körpergewicht) verabreicht wurde, konnte gezeigt werden, dass die meisten der durch Diabetes hervorgerufenen histologischen, immunhistochemischen, biochemischen und apoptotischen Veränderungen der Geschlechtsorgane, dieser Ratten und deren Nachkommen, gelindert werden konnten (Attaallah et al., 2023).
 

Traditionelle Anwendung

-Innerlich als Stomachikum, Spasmolytikum und Karminativum; in der traditionellen Tierheilkunde hat Koriander keine Rolle gespielt, da er schwächer wirkt als Kümmel; für Kleinnager und Kaninchen ist er gut geeignet (Brendieck-Worm & Melzig, 2021).
-Bei Appetitlosigkeit, Verdauungsbeschwerden mit leichten Krämpfen im Magen-Darm-Bereich, Blähungen und zur Förderung der Verdauung (Reichling et al., 2016).
-Innerlich bei Appetitlosigkeit, Verdauungsstörungen, Blähungen, Nervosität und Unruhe (Aichberger et al., 2012).
-Äusserlich bei Wunden, Verbrennungen, Gelenkschmerzen, Rheuma und zur Insektenabwehr (Aichberger et al., 2012).
 

Dosierung

Innerliche Anwendung
 Korianderfrüchte
(g Droge/Tag)
Pferd10-25
Rind25-50
Schaf, Ziege5-10
Schwein5-10
Hund0.5-2
Hühner0.2-0.5
(Brendieck-Worm & Melzig, 2021; Reichling et al., 2016)
 

Zubereitung

Innerliche Anwendung
-Infus: 2 Teelöffel frisch gequetschte Korianderfrüchte mit 250 ml kochendem Wasser übergiessen und zugedeckt 10 Minuten ausziehen lassen (Brendieck-Worm & Melzig, 2021).
-Infus: die Früchte werden unmittelbar vor Gerbrauch zerkleinert oder zerquetscht, direkt oder in Form eines Infuses bei Appetitlosigkeit, Verdauungsbeschwerden (leichte Magen-Darm-Krämpfe) und Blähungen verwenden (Aichberger et al., 2012).
-Früchte: 2 × 1 Esslöffel voll für Kühe zur Förderung der Verdauung (Reichling et al., 2016).
 
Äusserliche Anwendung
-Coriandri aetheroleum (Korianderöl): wird durch Wasserdampfdestillation aus den reifen Früchten gewonnen (Brendieck-Worm & Melzig, 2021).
-Salbe: 1-6% Korianderöl in eine geeignete Salbengrundlage einarbeiten und 2 × tägl. auftragen (Brendieck-Worm & Melzig, 2021).
 

Kombinationen

-Fertigprodukte für Kleinnager und Kaninchen zur Anwendung bei gestörten Verdauungsvorgängen: mit Extrakten aus Koriander, Engelwurz, Fenchel, Kamille, Kümmel, Löwenzahn, Mariendistel und Wermut (Brendieck-Worm & Melzig, 2021; Reichling et al., 2016).
 

Hinweise

-Koriander peroral ist für Kleinnager und Kaninchen gut geeignet (Brendieck-Worm & Melzig, 2021).
-Koriander peroral ist für Katzen nicht geeignet (Brendieck-Worm & Melzig, 2021).
-Korianderzubereitungen sind zur äusserlichen Anwendung für Katzen eingeschränkt geeignet, wiederholte Anwendung nur nach strenger Indikation (niedrig dosieren, Wiederholung maximal jeden 2. Tag) (Brendieck-Worm & Melzig, 2021).
-Es liegen gute klinische Erfahrungen mit Koriandersalbe bei superinfizierten Ekzemen, Candidosen, Mykosen, Follikulitis, Impetigo und Intertrigo vor (Brendieck-Worm & Melzig, 2021).
-Korianderzubereitungen sind gut hautverträglich und juckreizmindernd (Brendieck-Worm & Melzig, 2021).
-Mögliche Wechselwirkung mit Insulin und oralen Hypoglämika (Wynn & Fougère, 2007).
 

Toxizität

-Siehe unter Coriandrum sativum.
 

Verfügbarkeit

Siehe unter Fertigpräparate und -produkte Schweiz und Deutschland; Früchte und Fertigprodukte sind in Arzneibuchqualität im Fachhandel erhältlich (Pharmavista, 2024).
 

Gesetzliche Vorschriften, Doping

Rückstandsregelungen

-TAMV: Korianderfrüchte sind nicht auf der Liste 2/Anhang 2 aufgeführt und dürfen deshalb bei Nutztieren nicht als Wirkstoff eingesetzt werden.
Coriandri aetheroleum (Korianderöl) ist auf der Liste 2/Anhang 2 aufgeführt, darf bei Nutztieren als Wirkstoff eingesetzt werden und erfordert keinen Rückstandshöchstgehalt.
-European Feed Materials Register (momentan für die Schweiz nicht gültig): Korianderexpeller (Erzeugnis der Ölherstellung, gewonnen durch mechanisches Zusammenpressen von Koriander (Coriandrum sativum L.)) und nach Siebung untermassige Korianderfrüchte (Quelle für Ballaststoffe und Lignin) sind in der EU als Einzelfuttermittel registriert unter 009343-EN (2022-09-28); 005692-EN, 005692-IT (2015-06-29).
 

Doping

Korianderfrüchte sind keine verbotene Substanz.
Die Dopingrelevanz von Pflanzen ändert sich kontinuierlich. Die aktuellen Daten zum Pferdesport (FEI) sind ersichtlich unter der Liste der verbotenen Substanzen.
 
Literatur
-Attaallah A., Elmrazeky A.R., El-Beltagy A.E.B.M., Abdelaziz K.K. & Soliman M.F. Modulatory role of Coriandrum sativum (coriander) extract against diabetic complications on the gonads of female rats and their offspring. Tissue Cell. 83, 102127
-Aichberger L., Graftschafter M., Fritsch F., Gansinger D., Hagmüller W., Hahn-Ramssl I., Hozzank A., Kolar V. & Stöger E. (2012) Kräuter für Nutztiere und Heimtiere. 2. Auflage. Eigenverlag Wien, pp. 74-75
-Blaschek W. (2016) Wichtl - Teedrogen und Phytopharmaka: Ein Handbuch für die Praxis. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart, pp. 194-195
-Brendieck-Worm C. & Melzig M.F. (2021) Phytotherapie in der Tiermedizin. Georg Thieme Verlag KG, Stuttgart, pp. 90, 112, 143, 146, 150, 156, 165, 391 & 417-418
-Hiller K. & Melzig (2010) Lexikon der Arzneipflanzen und Drogen. 2. Auflage. Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg, p. 169
-Kommission E (1990) Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte, Bundesanzeiger Verlagsgesellschaft, 50445 Köln
-Ph. Eur. 10: Pharmacopoea Europaea (2020), Grundwerk, 10. Ausgabe, pp. 2267-2268
-Pharmavista (2019) www.pharmavista.net, Produkte Schweiz
-PubChem (2018) pubchem.ncbi.nlm.nih.gov
-Reichling J., Frater-Schröder M., Saller R., Fitzi-Rathgen J. & Gachnian-Mirtscheva R. (2016) Heilpflanzenkunde für die Veterinärpraxis. 3. Auflage. Springer Verlag, Berlin, pp. 44, 49 & 95-97
-Sticher O., Heilmann J. & Zündorf I. (2015) Hänsel/Sticher Pharmakognosie Phytopharmazie. 10. Auflage. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart, pp. 679-680
-Teuscher E., Melzig M.F. & Lindequist U. (2012) Biogene Arzneimittel: Lehrbuch der Pharmazeutischen Biologie. 7. Auflage. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart, p. 409
-Wynn S.G. & Fougère B.J. (2007) Veterinary herbal medicine. Mosby Elsevier, St. Louis, Missouri, pp. 77 & 198
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