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Deutsch    Filipendulae ulmariae herba; Spiraeae herba
Deutsch    Mädesüsskraut
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Englisch    Meadowsweet
 

Verwendete Pflanzen (Botanik)

Filipendula ulmaria (L.) Maxim.
 
Verwendete Pflanzenteile

Definition

Nach Ph. Eur. 10: Die ganzen oder geschnittenen, getrockneten blühenden Stängelspitzen von Filipendula ulmaria (L.) Maxim. (Syn. Spiraea ulmaria L.).
 
Gehalt: mindestens 1 ml/kg ätherische Öle (getrocknete Droge) (Ph. Eur. 10, 2020).
 
Reinheit:
-Fremde Bestandteile: höchstens 5.0% Stängelanteile mit einem Durchmesser von mehr als 5 mm und höchstens 2.0 % sonstige fremde Bestandteile (Ph. Eur. 10, 2020).
-Trocknungsverlust: höchstens 12.0%, mit 1.000 g pulverisierter Droge durch 2 Stunden langes Trocknen im Trockenschrank bei 105°C bestimmt (Ph. Eur. 10, 2020).
-Asche: höchstens 7.0% (Ph. Eur. 10, 2020).
 
Extraktionsverfahren:
-Wasser (Infus, Trockenextrakt; EMA, 2011; Wichtl, 2009)
-Ethanol 20% V/V (Infus, Extrakt; Reichling et al., 2016)
-Ethanol 25% V/V (Flüssigextrakt; EMA, 2011)
-Ethanol 45% V/V (Tinktur; EMA, 2011)
 
Verfälschungen: eine Verwechslung mit Holunderblüten ist möglich; mit der Lupe ist ersichtlich, dass Holunderblüten 5 miteinander verwachsene Kronblätter besitzen; mikroskopisch fällt beim Holunder der Kristallsand auf, der bei Mädesüsskraut fehlt (Wichtl, 2009).
 

Übliche Zubereitungen

Geschnittene Droge, pulverisierte Droge, Infus, Spissumextrakt, Tinktur, Tropfen, Kapseln und Trinkampullen (EMA, 2011; Reichling et al., 2016; Pharmavista, 2020; Wichtl, 2009).
 

Pharmakognosie

Organoleptische Angaben

Aussehen

Nach Ph. Eur. 10:
-Der Stängel, mit einem Durchmesser von bis zu 5 mm, ist grünlich braun, steif, kantig, mit Ausnahme des Spitzenbereichs hohl und zeigt regelmässige, gerade Längsfurchen. Das gestielte, unpaarig gefiederte Laubblatt hat 2 rötlich braune, kantig abgewinkelte Nebenblätter und besteht aus 3-9 Paaren ungleichmässig gezähnter Seitenfiedern, einige davon klein und fächerförmig. Die Fiederblätter sind oberseits dunkelgrün und kahl, an der Unterseite filzig behaart und heller, manchmal silbrig. Das endständige Fiederblatt ist das Grösste und dreigeteilt. Die Adern auf der Blattunterseite sind braun und hervortretend. Der komplexe Blütenstand ist aus sehr zahlreichen, in unregelmässigen, zymosen Rispen angeordneten Blüten zusammengesetzt. Die Blüten sind crèmeweiss mit einem Durchmesser von 3-6 mm; der Kelch besteht aus 5 dunkelgrünen, zurückgebogenen und behaarten Kelchblättern, die an der Basis zu einem konkaven Blütenboden verwachsen sind; die 5 freien, leicht ablösbaren Kronblätter sind blassgelb, verkehrt eiförmig und an der Basis deutlich verschmälert; die zahlreichen Staubblätter tragen rundliche Antheren und überragen die Kronblätter; das Gynoeceum besteht aus etwa 4-6 Fruchtblättern, jedes mit kurzem Stiel und kugeliger Narbe. Die Fruchtblätter sind spiralig miteinander verwunden und formen so gelblich braune, schraubenartig gedrehte Früchte. Ungeöffnete Blütenknospen sind häufig vorhanden. Wenn Früchte vorliegen, sind sie schraubenförmig gedreht und enthalten bräunliche Samen.
-Das Pulver ist grün oder gelblich grün (Ph. Eur. 10, 2020).
 

Geruch

Die Droge hat nach dem Zerreiben einen aromatischen Geruch nach Methylsalicylat (Ph. Eur. 10, 2020); nach dem Zerreiben bzw. nach dem Befeuchten mit Wasser aromatischer Geruch nach Methylsalicylat (Hänsel & Sticher, 2010); leicht nach Salicylmethylester (Reichling et al., 2016); schwach, an Salicylsäuremethylester erinnernd (Wichtl, 2009).
 

Geschmack

Zusammenziehend bitter, adstringierend (Reichling et al., 2016).
 
Inhaltsstoffe

Leitsubstanzen

Flavonoide (3-6%), Phenolglykoside (0.3-0.5%), ätherisches Öl, Gerbstoffe, Cumarin (Spuren), Schleim, Kohlenhydrate, Ascorbinsäure, Blüten: Heparin-ähnliche Substanzen.
-Flavonoide: Blüten: v.a. Spiraeosid (= Spiraein, Quercetin-4'-O-glucosid), dann Hyperosid und andere Quercetin- und Kämpferolderivate wie Kämpferol-4'-O-glucosid; in den Blättern fehlen Spiraeosid und Kämpferol-4'-O-glucosid.
-Phenolglykoside: u.a. Monotropitin (= Monotropitosid).
Monotropitin und Spiraeosid setzen nach Hydrolyse Salicylaldehyd und Methylsalicylat frei.
-Ätherisches Öl: mit Salicylaldehyd (bis 70%) und Salicylsäuremethylester (Methylsalicylat).
-Gerbstoffe: Ellagitannine, v.a. Rugosin D.
(Brendieck-Worm & Melzig, 2018; EMA, 2011; ESCOP, 2003; Hänsel & Sticher, 2010; Hiller & Melzig, 2010; Reichling et al., 2016; Teuscher et al., 2012; Wynn & Fougère, 2007).
 
 
Pharmakologie

Wirkung

-Diaphoretische, entzündungshemmende, antirheumatische, antiarthritische, analgetische, krampflösende (Magen) und cholagoge Wirkung, gegen atonische Dyspepsie mit Sodbrennen und Übersäuerung (EMA, 2011).
-Diaphoretische Wirkung (Hänsel & Sticher, 2010; Teuscher et al., 2012).
-Hustenstillende, diuretische und diaphoretische Wirkung (Wichtl, 2009).
-Antazide, antiulzerogene, entzündungshemmende, adstringierende und im Harntrakt milde antiseptische Wirkung (Wynn & Fougère, 2007).
-Antimikrobielle (u.a. grampositive Bakterien wie Staphylococcus aureus und Bacillis subtilis, ethanolische Extrakte), entzündungshemmende (Hemmung der Prostaglandin Biosynthese und der platelet activating factor-induzierten Elastase-Freisetzung aus den neutrophilen Granulozyten; wässrige Extrakte), antioxidtive und immunmodulatorische Wirkung (u.a. Hemmung der T-Zell Proliferation, Stimulation der Aktivität von Maus-Makrophagen; Trockenextrakte), bei Tieren Reduktion von Magengeschwüren (wässriges Dekokt), fiebersenkende, muskelrelaxierende und beruhigende Wirkung (Spissumextrakt, wässriges Dekokt), Hemmung des Tumorwachtums (wässriges Dekokt der Blüten) (Reichling et al., 2016).
-Antimikrobielle (in vitro), entzündungshemmende (in vitro), immunmodulierende (in vitro, Blüten: in vitro und in vivo), Elastase-hemmende (in vitro), gerinnungshemmende und fibrinolytische Wirkung (in vivo), heilungsfördernde Wirkung auf Magengeschwüre (in vivo), fiebersenkende, muskelrelaxierende und beruhigende Wirkung (in vivo), antikanzerogene Wirkung (in vivo) und Wirkung gegen Cervix-Dysplasie (Blüten, in vivo) (ESCOP, 2003).
 
Monographien

Monographien

-Ph. Eur. 10/2020: 10.0/1868
-ESCOP: Monographie vorhanden (2003)
-WHO: keine Monographien vorhanden (23.7.2020)
-HMPC (EMA): Monographie vorhanden (Doc.Ref.: EMA/HMPC/434881/2010 vom 12.7.2011)
-Kommission E: Monographie vorhanden, ATC-Code: R07AX (BAnz. Nr. 43 vom 2.3.1989)
 

Medizinische Anwendungen

Veterinärmedizin

Anwendungen

Anerkannte tiermedizinische Anwendung

-In einer Studie an Ratten konnte gezeigt werden, dass ein Filipendula ulmaria-Extrakt aus den oberirdischen Teilen mit den Hauptkomponenten Rutosid, Spiraeosid und Isoquercitrin, in den Dosierungen 100 und 200 mg/kg Körpergewicht/Tag, im hot-plate-Test im Vergleich zur Kontrollgruppe die Latenzzeit erhöhte. Im Carrageen-induzierten akuten Entzündungstest waren die mittlere maximale Schwellung der Rattenpfote bis 6 Stunden nach der Behandlung und die Entzündungswerte, vor allem nach 24 Stunden, im Vergleich zu Kontrollguppe signifikant reduziert (Katanic, 2016).
 

Traditionelle Anwendung

-Innerlich zur Behandlung von Magen-Darm-Erkrankungen bei Jungtieren, insbesondere bei reduzierter Motilität des Darmes (Reichling et al., 2016).
-Innerlich bei Magenulzera, zur Prävention von Magenulzera bei Pferden, Entzündung des Magen-Darm-Traktes, Gastritis und Colitis (Wynn & Fougère, 2007).
 

Dosierung

Innerliche Anwendung
 Getrocknete PflanzeInfusTinktur (25% Ethanol)
Kleintiere25-300 mg/kg KGW/Tag, auf 3 Gaben verteilt5-30 g/Tasse, ¼-½ Tasse/10 kg KGW, auf 3 Gaben verteilt0.5-1.5 ml/10 kg KGW, verdünnt und auf 3 Gaben verteilt
KGW = Körpergewicht (Wynn & Fougère, 2007)
 

Zubereitung

20% Mädesüsskraut in Ethanol/Wasser (V/V 40:60) wird als Extrakt oder als Infus zubereitet und an Jungtiere verfüttert (Reichling et al., 2016).
 

Hinweise

Nicht anwenden bei Überempfindlichkeit auf Salicylate (EMA, 2016; Reichling et al., 2016; Wynn & Fougère, 2007).
 

Toxizität

Siehe unter Filipendula ulmaria.
 

Verfügbarkeit

Siehe unter Fertigpräparate und -produkte Schweiz und Deutschland; die getrocknete, geschnittene und pulverisierte Droge sowie Tinkturen sind in Arzneibuchqualität im Fachhandel erhältlich (Pharmavista, 2020).
 

Gesetzliche Vorschriften, Doping

Rückstandsregelungen

-TAMV: Filipendula ulmaria ist nicht auf der Liste 2/Anhang 2 aufgeführt und darf deshalb bei Nutztieren nicht als Wirkstoff eingesetzt werden.
-European Feed Materials Register (momentan für die Schweiz nicht gültig): Mädesüss (Filipendula, Spierkraut, getrocknet, geschnitten) ist registriert unter 004395-EN (2014-02-08) und 004395-DE (2014-02-08).
 

Doping

Filipendula ulmaria ist keine dopingverdächtige Substanz.
Die Dopingrelevanz von Pflanzen ändert sich kontinuierlich. Die aktuellen Daten zum Pferdesport (FEI) sind ersichtlich unter der Liste der verbotenen Substanzen.
 
Literatur
-Brendieck-Worm C. & Melzig M.F. (2018) Phytotherapie in der Tiermedizin. Georg Thieme Verlag KG, Stuttgart, p. 345
-ESCOP monographs. The scientific foundation for herbal medicinal products, 2nd edition, completely revised and expanded (2003) Ed. F.H. Kemper, Thieme Verlag, Stuttgart, pp. 157-161
-European Medicines Agency (EMA) (2011) Committee on Herbal Medicinal Products (HMPC): Assessment report on Filipendula ulmaria (L.) Maxim., herba and Filipendula ulmaria (L.) Maxim., flos, final. Doc. Ref.: EMA/HMPC/434892/2010, 12 July 2011, http://www.ema.europa.eu (1995-2020)
-European Medicines Agency (EMA) (2011) Committee on Herbal Medicinal Products (HMPC): Community herbal monograph on Filipendula ulmaria (L.) Maxim., herba, final. Doc. Ref.: EMA/HMPC/434881/2010, 12 July 2011, http://www.ema.europa.eu (1995-2020)
-Hänsel R. & Sticher O. (2010) Pharmakognosie - Phytopharmazie. 9. Auflage. Springer Verlag, Berlin, pp. 1144-1145
-Hiller K. & Melzig (2010) Lexikon der Arzneipflanzen und Drogen. 2. Auflage. Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg, p. 235
-Katanic J., Boroja T., Mihailovic V., Nikles S., Pan S.-P., Rosic G., Selakovic D., Joksimovic J., Mitrovic S. & Bauer R. (2016) In vitro and in vivo assessment of meadowsweet (Filipendula ulmaria) as anti-inflammatory agent. J Ethnopharmacol. 193, 627-636
-Kommission E (1990) Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte, Bundesanzeiger Verlagsgesellschaft, 50445 Köln
-Ph. Eur. 10: Pharmacopoea Europaea (2020), Grundwerk, 10. Ausgabe, pp. 2289-2290
-Pharmavista (2020) www.pharmavista.net, Produkte Schweiz
-PubChem (2020) pubchem.ncbi.nlm.nih.gov
-Reichling J., Frater-Schröder M., Saller R., Fitzi-Rathgen J. & Gachnian-Mirtscheva R. (2016) Heilpflanzenkunde für die Veterinärpraxis. 3. Auflage. Springer Verlag, Berlin, pp. 104-106
-Teuscher E., Melzig M.F. & Lindequist U. (2012) Biogene Arzneimittel: Lehrbuch der Pharmazeutischen Biologie. 7. Auflage. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart, p. 282
-Wichtl M. (2009) Teedrogen und Phytopharmaka: Ein Handbuch für die Praxis auf wissenschaftlicher Grundlage. 5. Auflage. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart, pp. 262-264
-Wynn S.G. & Fougère B.J. (2007) Veterinary herbal medicine. Mosby Elsevier, St. Louis, Missouri, pp. 325, 343 & 598-599
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