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Verwendete Pflanzen (Botanik)

Aesculus hippocastanum L.
 
Verwendete Pflanzenteile

Definition

Nach Ph. Eur. 10: Die ganzen oder zerkleinerten, getrockneten reifen Samen von Aesculus hippocastanum L.
 
Gehalt:
-Mindestens 1.5% Triterpenglycoside, ausgedrückt als Protoaescigenin (C30H50O6; Mr 506.7) und bezogen auf die getrocknete Droge (Ph. Eur. 10, 2020).
-Gehaltsbestimmung: Flüssigchromatographie (Ph. Eur. 10, 2020).
 
Reinheit:
-Trocknungsverlust: höchstens 10.0%, mit 1.000 g pulverisierter Droge durch 2 Stunden langes Trocknen im Trockenschrank bei 105°C bestimmt (Ph. Eur. 10, 2020).
-Asche: höchstens 4.0% (Ph. Eur. 10, 2020).
 
Extraktionsverfahren:
-Wasser (Trockenektrakt; EMA, 2020)
-Ethanol 19% m/m (Flüssigextrakt; EMA, 2020)
-Ethanol 25-50% V/V (Trockenextrakt mit einer spezifischen Menge an Triterpenglykosiden, berechnet als Protoaescigenin; EMA, 2020)
-Ethanol 40-80% V/V (Trockenextrakt mit einer standardisierten Menge von 6.5-10% Triterpenglykosiden, berechnet als Protoaescigenin; EMA, 2020)
-Ethanol 50% V/V (Flüssigextrakt, Trockenextrakt; EMA, 2020)
-Ethanol 55% V/V (Flüssigextrakt; EMA, 2020)
-Ethanol 60% V/V (Trockenextrakt; EMA, 2020)
-Methanol 80% V/V (Trockenextrakt; EMA, 2020)
 
Verfälschungen: kommen in der Praxis nicht vor (Wichtl, 2009).
 

Übliche Zubereitungen

Pulver, Flüssig- und Trockenextrakt, Tinktur, Tropfen, Tabletten, Kapseln, Salben, Balsame, Sprays, Gele und Suppositorien (Aichberger et al., 2012; Brendieck-Worm & Melzig, 2018; EMA, 2020; Pharmavista, 2020; Reichling et al., 2016; Teuscher et al., 2012; Wichtl, 2009).
 

Pharmakognosie

Organoleptische Angaben

Aussehen

Nach Ph. Eur. 10:
-Die ganzen, kugeligen bis ovalen, leicht abgeflachten Samen messen 2-4 cm im Durchmesser. Sie besitzen eine glänzende, dunkelbraune Samenschale mit einem grossen, runden, matten, hellbraunen Fleck (Hilum). Insbesondere bei grösseren Samen markiert eine kurze, schmale, v-förmige, wulstige Leiste die Lage der Keimwurzel, deren Spitze nahe am Hilum endet.
-Die zerkleinerten Samen liegen als mehr oder weniger polyedrische Stücke mit einem Durchmesser von etwa 1-2 cm oder als Scheiben vor. Die Oberflächen der Keimblätter sind matt und hellbraun mit sauberen Bruchflächen; die Oberflächen der Samenschalen sind glänzend und dunkelbraun, ausser im Bereich des Hilums, wo sie matt und hellbraun sind. Die Samenschale ist lose mit den Keimblättern verbunden und oft abgelöst (Ph. Eur. 10, 2020).
-Das Pulver ist gelblich braun (Ph. Eur. 10, 2020).
 

Geruch

Die Droge ist geruchlos (Hagers Enzyklopädie, 2013).
 

Geschmack

Anfangs mehlig, dann kratzend und anhaltend bitter (Hänsel & Sticher, 2010); anfangs süsslich, später bitter, Samenschale adstringierend (Hagers Enzyklopädie, 2013; Wichtl, 2009).
 
Inhaltsstoffe

Leitsubstanzen

Triterpensaponine (3-6%), Flavonoide, Gerbstoffe und Cumarine (in der Samenschale), Vitamine B und C, Sterole, wenig ätherisches Öl, Zucker, Stärke (30-60%) und andere Polysaccharide, fettes Öl, Purine, Proteine, Mineralstoffe.
-Triterpensaponine: Aescin (3-10%; u.a. Aescin Ia, Ib, IIa und IIb), ein Gemisch acetylierter Triterpenglycoside, mit Protoaescigenin und Barringtogenol C als wichtigste Aglykone.
-Flavonoide: v.a. Glykoside des Quercetins und Kämpferols.
(Brendieck-Worm & Melzig, 2018; EMA, 2020; ESCOP, 2003; Hänsel & Sticher, 2010; Hiller & Melzig, 2010; Reichling et al., 2016; Teuscher et al., 2012; WHO, 2004; Wichtl, 2009)
 
 
Pharmakologie

Wirkung

-Antiphlogistische, antiexudative, kapillargefässabdichtende, ödemprotektive, venentonisierende und membranstabilisierende Wirkung (Brendieck-Worm & Melzig, 2018; EMA, 2020; ESCOP, 2003; Reichling et al., 2016; WHO, 2004).
-Antiphlogistische und antiödematöse Wirkung (Hiller & Melzig, 2010).
-Aescin wirkt venentonisierend, indem es die Lysosomenmembran stabilisiert und dadurch die Konzentration lysosomaler Enzyme, die bei Venenerkrankten stark erhöht ist, senkt. Die lysosomalen Enzyme schädigen die Gefässwände im Kapillarbereich durch den Abbau der Glykokalyx (Brendieck-Worm & Melzig, 2018).
 
Monographien

Monographien

-Ph. Eur. 10/2020: 10.0/1830
-ESCOP: Monographie vorhanden (2003)
-WHO: Monographie vorhanden (2002)
-HMPC (EMA): Monographie vorhanden (Doc.Ref.: EMA/HMPC/628242/2018 vom 15.1.2020)
-Kommission E: Monographie vorhanden, ATC-Code: C05CX (BAnz. Nr. 71 vom 15.4.1994)
 

Medizinische Anwendungen

Veterinärmedizin

Anwendungen

Ethnoveterinärmedizinische Studien

Gemäss einer Übersichtsarbeit zu ethnoveterinärmedizinischen Studien Europas wird Aesculus hippocastanum L. u.a. bei Pferden mit gastrointestinalen Beschwerden sowie als Antidiarrhoikum und intestinales Antiphlogistikum eingesetzt (Mayer et al., 2014).
 

Traditionelle Anwendung

-Innerlich bei chronisch venöser Insuffizienz, Varikosis, posttraumatischen und postoperativen Weichteilschwellungen, Hämatomen; bei Venenentzündung, Beinvenenthrombose, venösem Ulkus und Hämorrhoiden (Aichberger et al., 2012; Brendieck-Worm & Melzig, 2018).
-Innerlich bei Hunden mit Kapillarblutungen, Venenentzündung, auch infolge Thrombenbildung, und Ödemen (Reichling et al., 2016).
-Innerlich bei Pferden mit Schweratmigkeit; bei Husten und Katarrhen (Aichberger et al., 2012; Brendieck-Worm & Melzig, 2018).
-Innerlich bei Diarrhoe (Aichberger et al., 2012; Brendieck-Worm & Melzig, 2018).
-Innerlich und äusserlich gut geeignet bei Frakturödem und postoperativen Weichteilschwellungen (Brendieck-Worm & Melzig, 2018).
-Äusserlich zur Behandlung von Rhagaden und Fissuren (Reichling et al., 2016).
 

Dosierung und Zubereitung

Innerliche Anwendung
-Rosskastaniensamen gemahlen (1.5% Aescin): die Dosierung für Grosstiere können von der Humandosierung abgeleitet werden (Tagesdosis Mensch: 50-60 mg Aescin) (Brendieck-Worm & Melzig, 2018).
-Rosskastaniensamentinktur, standardisierte Fertigarzneimittel (ethanolisch-wässrige Extrakte 1:10, als Retard-Formulierung, HM): Hund 10-15 Tropfen 1-mal täglich in Wasser verdünnt unmittelbar vor dem Füttern, während 5-7 Tagen (Brendieck-Worm & Melzig, 2018; Reichling et al., 2016).
 
Äusserliche Anwendung
-Rosskastanienextrakt-Salben (2% Aescin): 1- bis 2-mal täglich auftragen (Brendieck-Worm & Melzig, 2018; Reichling et al., 2016).
 

Hinweise

-Rosskastanienzubereitungen sind für Katzen eingeschränkt geeignet, wiederholte Anwendung nur nach strenger Indikation: niedrig dosieren, Wiederholung maximal jeden 2. Tag (Brendieck-Worm & Melzig, 2018).
-Mögliche Wechselwirkungen mit Antikoagulantien, Diuretika, Insulin und oralen Hypoglykämika (Wynn & Fougère, 2007).
Gegenanzeigen:
-Rosskastanienzubereitungen nicht zusammen mit blutgerinnungshemmenden Mitteln einnehmen, da deren Wirkung verstärkt werden kann (Aichberger et al., 2012; Brendieck-Worm & Melzig, 2018).
-Bei Nierenschädigung/Niereninsuffizienz ist Vorsicht geboten, ebenso während der Trächtigkeit und der Säugeperiode (Brendieck-Worm & Melzig, 2018; Reichling et al., 2016).
-Nicht aus offene Wunden auftragen (Reichling et al., 2016).
 

Toxizität

-In Langzeitversuchen an Hunden konnte auch in Dosen, die dem 8-fachen der Humandosis entsprachen, keine Toxizität festgestellt werden. Höhere Dosen verursachten Erbrechen (Brendieck-Worm & Melzig, 2018; Reichling et al., 2016).
-Nach der oralen, 34 Wochen langen Verabreichung eines Trockenextraktes (50% V/V, standardisiert auf eine Aescinkonzentration von 50 mg in 240-290 mg Extrakt) an Hunde in einer Dosierung von 20, 40 oder 80 mg/kg Körpergewicht/Tag, an 5 Tagen/Woche, und an Ratten in einer Dosierung von 100, 200 and 400 mg/kg Körpergewicht/Tag konnte weder eine toxischer Effekt noch eine Veränderung der Organe festgestellt werden. Die höchste Dosierung bei den Hunden entsprach der 8-fachen therapeutischen Dosis bei Menschen, diejenige der Ratten, der 40-fachen (EMA, 2020).
-Die Akzeptanz von Rosskastanienpulver ist erfahrungsgemäss schlecht. Es sollte deshalb nicht pur verabreicht werden (Brendieck-Worm & Melzig, 2018).
-Siehe auch unter Aesculus hippocastanum L.
 

Verfügbarkeit

Siehe unter Fertigpräparate und -produkte Schweiz und Deutschland; Tinkturen sind in Arzneibuchqualität im Fachhandel erhältlich (Pharmavista, 2020).
 

Gesetzliche Vorschriften, Doping

Rückstandsregelungen

-TAMV: Aesculus hippocastanum Samen, als homöopathisches Einzelmittel in der Potenzierung D1 oder höher, sind auf der Liste 2/Anhang 2 aufgeführt, dürfen bei Nutztieren als Wirkstoff eingesetzt werden und erfordern keinen Rückstandshöchstgehalt.
-European Feed Materials Register (momentan für die Schweiz nicht gültig): Hippocastani fructus (geschnitten, pulverisiert) ist registriert unter 003617-EN (2013-04-17).
 

Doping

Hippocastani semen sind keine dopingverdächtige Substanz.
Die Dopingrelevanz von Pflanzen ändert sich kontinuierlich. Die aktuellen Daten zum Pferdesport (FEI) sind ersichtlich unter der Liste der verbotenen Substanzen.
 
Literatur
-Aichberger L., Graftschafter M., Fritsch F., Gansinger D., Hagmüller W., Hahn-Ramssl I., Hozzank A., Kolar V. & Stöger E. (2012) Kräuter für Nutztiere und Heimtiere. 2. Auflage. Eigenverlag Wien, pp. 112-113
-Brendieck-Worm C. & Melzig M.F. (2018) Phytotherapie in der Tiermedizin. Georg Thieme Verlag KG, Stuttgart, pp. 200, 218, 249, 271-273, 329-330, 335 & 360
-ESCOP monographs. The scientific foundation for herbal medicinal products, 2nd edition, completely revised and expanded (2003) Ed. F.H. Kemper, Thieme Verlag, Stuttgart, pp. 248-256
-European Medicines Agency (EMA) (2020) Committee on Herbal Medicinal Products (HMPC): Assessment report on Aesculus hippocastanum L., semen, final - Revision 1. Doc. Ref.: EMA/HMPC/638244/2018, 15 January 2020, http://www.ema.europa.eu (1995-2020)
-European Medicines Agency (EMA) (2020) Committee on Herbal Medicinal Products (HMPC): European Union herbal monograph on Aesculus hippocastanum L., semen, final - Revision 1. Doc. Ref.: EMA/HMPC/628242/2018, 15 January 2020, http://www.ema.europa.eu (1995-2020)
-European Medicines Agency (EMA) (1999) Committee for Veterinary Medicinal Products (CVMP): Aesculus hippocastanum (use in veterinary homeopathy), summary report. EMEA/MRL/681/99-FINAL, http://www.ema.europa.eu/ema/ (1995-2020)
-Hänsel R. & Sticher O. (2010) Pharmakognosie - Phytopharmazie. 9. Auflage. Springer Verlag, Berlin, pp. 890-892
-Hagers Enzyklopädie der Arzneistoffe und Drogen (2013) Hippocastani semen (Rosskastanien), Verf.: M. Beck; aktualisiert V. Schulz, Hrsg.: Blaschek W., Ebel S., Hilgenfeldt U., Holzgrabe U. & Reichling J., http://www.drugbase.de, Datenstand 24.01.2013
-Hagers Handbuch der pharmazeutischen Praxis, Band 2 (1969) 4. Auflage. Hrsg.: Kern W., Roth H.J., Schmid W., List P.H. & Hörhammer J. Springer-Verlag Berlin, pp. 1110-1115
-Hiller K. & Melzig (2010) Lexikon der Arzneipflanzen und Drogen. 2. Auflage. Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg, p. 14
-Kommission E (1990) Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte, Bundesanzeiger Verlagsgesellschaft, 50445 Köln
-Mayer M., Vogl C.R., Amorena M., Hamburger M. & Walkenhorst M. (2014) Treatment of organic livestock with medicinal plants: A systematic review of European ethnoveterinary research. Forsch Komplementmed. 21(6), 375-386
-Ph. Eur. 10: Pharmacopoea Europaea (2020), Grundwerk, 10. Ausgabe, pp. 2384-2386
-Pharmavista (2020) www.pharmavista.net, Produkte Schweiz
-PubChem (2020) pubchem.ncbi.nlm.nih.gov
-Reichling J., Frater-Schröder M., Saller R., Fitzi-Rathgen J. & Gachnian-Mirtscheva R. (2016) Heilpflanzenkunde für die Veterinärpraxis. 3. Auflage. Springer Verlag, Berlin, pp. 197-199
-Teuscher E., Melzig M.F. & Lindequist U. (2012) Biogene Arzneimittel: Lehrbuch der Pharmazeutischen Biologie. 7. Auflage. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart, pp. 255-256
-WHO monographs on selected medicinal plants - volume 2 (2002) Semen hippocastani. World Health Organization, pp. 137-148
-Wichtl M. (2009) Teedrogen und Phytopharmaka: Ein Handbuch für die Praxis auf wissenschaftlicher Grundlage. 5. Auflage. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart, pp. 351-354
-Wynn S.G. & Fougère B.J. (2007) Veterinary herbal medicine. Mosby Elsevier, St. Louis, Missouri, p. 201
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