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Verwendete Pflanzen (Botanik)

Alchemilla vulgaris L.
 
Verwendete Pflanzenteile

Definition

Nach Ph. Eur. 10: Die blühenden, ganzen oder geschnittenen, getrockneten, oberirdischen Tiele von Alchemilla vulgaris L.s.l.
 
Gehalt:
-Mindestens 6.0% Gerbstoffe, berechnet als Pyrogallol (C6H6O3; Mr 126.1) und bezogen auf die getrocknete Droge (Ph. Eur. 10, 2020).
-Gerbstoffgehalt: Die Bestimmung wird mit 50.0 g pulverisierter Droge durchgeführt (Ph. Eur. 10, 2020).
 
Reinheit:
-Trocknungsverlust: höchstens 10.0%, mit 1.000 g pulverisierter Droge durch 2 Stunden langes Trocknen im Trockenschrank bei 105°C bestimmt (Ph. Eur. 10, 2020).
-Asche: höchstens 12.0% (Ph. Eur. 10, 2020).
 
Extraktionsverfahren: Wasser (Infus, Dekokt; Reichling et al., 2016; Wichtl, 2009).
 

Übliche Zubereitungen

Infus, Dekokt, Mazerat, zerkleinerte Droge, Pulver, Flüssig- und Trockenextrakt (Pharmavista, 2019; Reichling et al., 2016; Teuscher et al., 2012; Wichtl, 2009).
 
 

Pharmakognosie

Organoleptische Angaben

Aussehen

Nach Ph. Eur. 10:
-Die grundständigen Blätter, aus denen die Droge hauptsächlich besteht, sind graugrün, teilweise bräunlich grün, nierenförmig oder annähernd halbkreisförmig, mit einem Durchmesser von normalerweise bis zu 8 cm, selten bis zu 11 cm; sie haben eine 7- bis 9- oder 11-lappige Spreite und einen langen Stiel. Die Stängelblätter sind kleiner, 5- bis 9-lappig, kürzer gestielt oder sitzend und tragen an der Basis ein Paar grosse Nebenblätter. Die Blätter sind stark behaart, vor allem auf der Unterseite, und haben einen grob gesägten Blattrand. Junge Blätter sind gefaltet und silbrig weiss behaart. Ältere Blätter sind nur schwach behaart und zeigen eine feine, auf der Unterseite hervortretende Netzaderung. Der Blattstiel ist graugrün oder gelblich grün, behaart, etwa 1 mm dick mit einer Rinne auf der Oberseite. Die Blüten sind gelblich grün oder hellgrün, kronblattlos und haben einen Durchmesser von etwa 3 mm. Der Kelch ist doppelt mit einem kleinen, 4-teiligen Aussenkelch und einem dazu wechselständigen Innenkelch mit 4 grösseren, annähernd spitzen oder dreieckigen Kelchblättern. Im Blüteninnern befinden sich 4 kurze Staubblätter und ein einzelnes Fruchtblatt mit köpfchenförmiger Narbe. Der Stängel ist graugrün oder gelblich grün mit mehr oder weniger längs verlaufenden Rillen, flaumig behaart und hohl.
-Das Pulver ist gelb bis gelblich braun (Ph. Eur. 10, 2020).
 

Geruch

Nahezu geruchlos (Reichling et al., 2016).
 

Geschmack

Leicht bitter und adstringierend (Reichling et al., 2016; Wichtl, 2009).
 
Inhaltsstoffe

Leitsubstanzen

Gerbstoffe (5-8%), Flavonoide (2-2.5%), Lipide (0.08% im Kraut).
-Gerbstoffe: v.a. Ellagitannine mit dem Hauptinhaltsstoff Agrimoniin (3.5-3.8%), daneben Laevigatin F (0.9%) und Pedunculagin (1,2%).
-Flavonoide: Flavonoidglykoside (im Kraut, ca. 0.2%), Leukocyanidine (in den Blüten, ca. 3%).
(Hänsel & Sticher, 2010; Hagers Enzyklopädie, 2010; Hiller & Melzig, 2010; Teuscher et al., 2012; Reichling et al., 2016; Wichtl, 2009).
 
 
Pharmakologie

Wirkung

-Adstringierende Wirkung (Hagers Enzyklopädie, 2010; Hänsel & Sticher, 2010; Reichling et al., 2016).
 
Monographien

Monographien

-Ph. Eur. 10/2020: 10.0/1387
-ESCOP: keine Monographie vorhanden (2.9.2019)
-WHO: keine Monographie vorhanden (2.9.2019)
-HMPC (EMA): keine Monographie vorhanden (2.9.2019)
-Kommission E: Monographie vorhanden, ATC-Code: A09AX (BAnz. Nr. 173 vom 18.9.1986)
 

Medizinische Anwendungen

Veterinärmedizin

Anwendungen

Ethnoveterinärmedizinische Studien

-Gemäss zwei Übersichtsarbeiten zu ethnoveterinärmedizinischen Studien Europas und der Schweiz wird Alchemilla vulgaris bei Rindern bei Problemen des Urogenitaltraktes und Unfruchtbarkeit eingesetzt (Mayer et al., 2014; Stucki et al., 2019).
-Gemäss einer Übersichtsarbeit zu ethnoveterinärmedizinischen Studien Europas wird Alchemilla vulgaris zur Therapie von gastrointestinalen und dermalen Erkrankungen sowie als Diuretikum eingesetzt (Mayer et al., 2014).
-Bäuerinnen und Bauern der Deutschschweiz und des Tessins verwenden Alchemilla vulgaris-Blätter- und Kräuter-Infus bei Rindern und Ziegen als Hausmittel für den Urogenitaltrakt (Bischoff et al., 2016; Disler et al., 2014; Mertenat et al., 2020; Stucki et al., 2019).
 

Traditionelle Anwendung

-Äusserlich zur Behandlung von Wunden und Geschwüren (Reichling et al., 2016).
 

Dosierung

Innerliche Anwendung
 Schweizerische ethnoveterinärmedizinische Dosierung:
Frauenmantelkraut/Tag
(in g Droge/Tag: Median (Quartile))
Rind15 (5-15)
Ziege2 (1-2)
Median CH-Ethnovet (g/kg0.75)0.1 (0.04-0.1)
KGW = Körpergewicht
kg0.75 = Metabolisches Körpergewicht (MBW): 1 kg KGW ≡ 1 MBW (z.B. Meerschweinchen, Huhn, Kaninchen); 10 kg KGW ≡ 5.6 MBW (z.B. Ferkel, Hund); 70 kg KGW ≡ 24.2 MBW (z.B. Kalb, Ziege, Schaf, Schwein); 700 kg KGW ≡ 136.1 MBW (z.B. Kuh, Pferd)
(Bischoff et al., 2016; Disler et al., 2014; Mertenat et al., 2020; Stucki et al., 2019)
 

Zubereitung

Äusserliche Anwendung
-Infus (5 Teile Frauenmantelkraut & 250 Teile Trinkwasser), Dekokt oder Mazerat; für Spülungen und Kompressen zur Wundbehandlung (Reichling et al., 2016).
 

Hinweis

-Seltene Fälle von Leberschäden durch die im Frauenmantel enthaltenen Tanningerbstoffe (Hagers Enzyklopädie, 2010).
 

Toxizität

Siehe unter Alchemilla vulgaris
 

Verfügbarkeit

Siehe unter Fertigpräparate und -produkte Schweiz und Deutschland; die getrocknete, ganze, geschnittene und pulverisierte Droge sowie Extrakte sind in Arzneibuchqualität im Fachhandel erhältlich (Pharmavista, 2019).
 

Gesetzliche Vorschriften, Doping

Rückstandsregelungen

-TAMV: Alchemilla vulgaris ist nicht auf der Liste 2/Anhang 2 aufgeführt und darf deshalb bei Nutztieren nicht als Wirkstoff eingesetzt werden.
-FMBV (Nr. 68/2013): Die Verfütterung von getrockneten Blättern essbarer Pflanzen an lebensmittelliefernde Tiere ist laut der Futtermittelbuch-Verordnung, Anhang 1.418, erlaubt.
-European Feed Materials Register (momentan für die Schweiz nicht gültig): Alchemilla vulgaris (Pflanze, getrocknet, geschnitten, pulverisiert) ist registriert unter 01179-DE (2011-01-24), 04199-EN (2013-10-25) und 4200-FR (2013-10-25).
 

Doping

Der Frauenmantel ist keine dopingverdächtige Substanz.
Die Dopingrelevanz von Pflanzen ändert sich kontinuierlich. Die aktuellen Daten zum Pferdesport (FEI) sind ersichtlich unter der Liste der verbotenen Substanzen
 
Literatur
-Bischoff T., Vogl C.R., Ivemeyer S., Klarer F., Meier B., Hamburger M. & Walkenhorst M. (2016) Plant and natural product based homemade remedies manufactured and used by farmers of six central Swiss cantons to treat livestock. Livestock Science 189, 110-125
-Disler M., Ivemeyer S., Hamburger M., Vogl C.R., Tesic A., Klarer F., Meier B. & Walkenhorst M. (2014) Ethnoveterinary herbal remedies used by farmers in four north-eastern Swiss cantons (St. Gallen, Thurgau, Appenzell Innerrhoden and Appenzell Ausserrhoden). J Ethnobiol Ethnomed. 10, 32-54
-Hagers Enzyklopädie der Arzneistoffe und Drogen (2010) Alchemillae herba (Frauenmantelkraut), Verf.: Moeck S., Hrsg.: Blaschek W., Ebel S., Hilgenfeldt U., Holzgrabe U. & Reichling J., http://www.drugbase.de, Datenstand 15.08.2010
-Hänsel R. & Sticher O. (2010) Pharmakognosie - Phytopharmazie. 9. Auflage. Springer Verlag, Berlin, p. 1175
-Hagers Enzyklopädie der Arzneistoffe und Drogen (2014) Cardui mariae fructus (Mariendistelfrüchte), Verf.: R. Liersch, W. Grimmiger, E. Leng, U. Peschlow, U. Mengs; aktualisiert von V. Schulz. http://www.drugbase.de, Datenstand 24.01.2013
-Hiller K. & Melzig (2010) Lexikon der Arzneipflanzen und Drogen. 2. Auflage. Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg, pp. 21-22
-Kommission E (1990) Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte, Bundesanzeiger Verlagsgesellschaft, 50445 Köln
-Mayer M., Vogl C.R., Amorena M., Hamburger M. & Walkenhorst M. (2014) Treatment of organic livestock with medicinal plants: A systematic review of European ethnoveterinary research. Forsch Komplementmed. 21(6), 375-386
-Mertenat D., Dal Cero M., Vogl C.R., Ivemeyer S., Meier B., Maeschli A., Hamburger M. & Walkenhorst M. (2020) Ethnoveterinary knowledge of farmers in bilingual regions of Switzerland - is there potential to extend veterinary options to reduce antimicrobial use? J Ethnopharmacol. 246, 112184
-Ph. Eur. 10: Pharmacopoea Europaea (2020), Grundwerk, 10. Ausgabe, pp. 2165-2167
-Pharmavista (2019) www.pharmavista.net, Produkte Schweiz
-PubChem (2018) pubchem.ncbi.nlm.nih.gov
-Reichling J., Frater-Schröder M., Saller R., Fitzi-Rathgen J. & Gachnian-Mirtscheva R. (2016) Heilpflanzenkunde für die Veterinärpraxis. 3. Auflage. Springer Verlag, Berlin, pp. 187-189
-Stucki K., Cero M.D., Vogl C.R., Ivemeyer S., Meier B., Maeschli A., Hamburger M. & Walkenhorst M. (2019) Ethnoveterinary contemporary knowledge of farmers in pre-alpine and alpine regions of the Swiss cantons of Bern and Lucerne compared to ancient and recent literature - Is there a tradition? J Ethnopharmacol. 234, 225-244
-Teuscher E., Melzig M.F. & Lindequist U. (2012) Biogene Arzneimittel: Lehrbuch der Pharmazeutischen Biologie. 7. Auflage. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart, p. 353
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