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Englisch    Green tea
 

Verwendete Pflanzen (Botanik)

Camellia sinensis (L.) Kuntze
 
Verwendete Pflanzenteile

Definition

Nach Ph. Eur. 10: Die jungen, unfermentierten, schnell durch kurzzeitiges Erhitzen stabilisierten und anschliessend getrockeneten Blätter von Camellia sinensis (L.) Kuntze.
-Durch die Trocknung wird die enzymatische Oxidation der Catechine verhindert (EMA, 2013; Hänsel & Sticher, 2010; Hagers Enzyklopädie, 2015).
 
Gehalt:
-Coffein (C8H10N4O2; Mr 194.2): mindestens 1.5%, bezogen auf die getrocknete Droge (Ph. Eur. 10, 2020).
-Gesamtcatechine, berechnet als (-)-Epigallocatechin-3-O-gallat (C22H18O11; Mr 458.4) mindestens 8.0%, bezogen auf die getrocknete Droge (Ph. Eur. 10, 2020).
-Gehaltsbestimmung: Flüssigchromatographie (Ph. Eur. 10, 2020).
 
Reinheit:
-Trocknungsverlust: höchstens 8.0%, mit 1.000 g pulverisierter Droge durch 2 Stunden langes Trocknen im Trockenschrank bei 105°C bestimmt (Ph. Eur. 10, 2020).
-Asche: höchstens 9.0% (Ph. Eur. 10, 2020).
 
Lagerung: vor Feuchtigkeit geschützt (Ph. Eur. 10, 2020).
 
Minderqualität: hoher Anteil an älteren Blättern und viele Stängel sowie ein niedriger Coffeingehalt (Hagers Enzyklopädie, 2015).
 
Verfälschungen: kommen heute praktisch nicht mehr vor, früher u.a. durch Weidenröschenblätter (Epilobium sp.), Weidenblätter und Blätter von Prunus-Arten (Hagers Enzyklopädie, 2015).
 
Extraktionsverfahren:
-Wasser (Infus; Blaschek, 2016; EMA, 2013)
-Lösungsmittel, Wasser (45-56:1) (gereinigtes Trockenextrakt mit 55-72% (-) Epigallocatechin-3-O-gallat; EMA, 2013)
-Alkohol, Methanol, Aceton oder Wasser oder Mischungen der Lösungsmittel (6:1 bis 10:1) (entkoffeiniert Trockenextrakt, das nicht weniger als 60% Polyphenole, berechnet als (-) Epigallocatechin-3-O-gallat, nicht weniger als 40% (-) Epigallocatechin-3-O-gallat und nicht mehr als 0.1% Coffein enthält; EMA, 2013)
 

Übliche Zubereitungen

Infus aus Blättern und Pulver, Trockenextrakt und Kapseln (Blaschek, 2016; Hänsel & Sticher, 2010; Pharmavista, 2018; Reichling et al., 2016; Teuscher et al., 2012).
 

Pharmakognosie

Organoleptische Angaben

Aussehen

Nach Ph. Eur. 10:
-Von den Blattstielen befreite, graugrüne Blätter, eingerollt und häufig gefaltet oder in sich verdreht, ganz oder vor dem Rollen geschnitten.
-Die Prüfung erfolgt, nachdem die Blätter zunächst für einige Minuten in lauwarmes Wasser gelegt werden, damit sie sich entrollen können. Das einzelne Blatt ist oval, länglich und zugespitzt. Ausgehend vom unteren Viertel sind die Blattränder gesägt mit eigenartig geformten Zähnen, die eine kleine, schwarze, krallenartig gekrümmte Spitze zeigen. Von der Mittelrippe zweigen sekundäre Blattadern ab, die zum Blattrand hin bogenförmig verlaufen und anastomosieren. Auf der Unterseite der Blätter befinden sich zahlreiche gewundene, konische Deckhaare (Ph. Eur. 10, 2020).
-Das Pulver ist grünlich grau (Ph. Eur. 10, 2020).
-Infus: grünlich (Hagers Enzyklopädie, 2015).
 

Geruch

-Fast geruchlos (Hagers Enzyklopädie, 2015; Reichling et al., 2016).
 

Geschmack

-Adstringierend und angenehm bitter (Hagers Enzyklopädie, 2015; Reichling et al., 2016); adstringierend, bitter (Blaschek, 2016).
 
Inhaltsstoffe

Leitsubstanzen

Polyphenole (8-25%), Glykoside der Flavonole Quercetin, Kaempferol, Myricetin und Agigenin (0.5%), Proanthocyanidine (0.1%), Flavonoide Flavon-C-Glykosid (0.65%) und Bisflavonol (0.3%), Gallussäure (0.3%), Theogallin (0.6%); Methylxanthine: Coffein (frische Blätter: 3.18% vom Trockengewicht; verarbeiteter Tee: 3.6%), Theobromin (verarbeiteter Tee: 0.15-2%) und Theophyllin (verarbeiteter Tee: 0.02-0.04%).
-Polyphenole: Thearubigene (20-30%), Theaflavine, Catechine (4.2%).
-Coffein: durchschnittlicher Gehalt im August für Tee aus Pakistan 4%, aus Indien 3.4%, aus Indonesien 3% aus Sri Lanka 2.9% (im Januar 2.4%).
 

 

Begleitsubstanzen

Mineralstoffe: Kalium, Fluorid, Aluminium, Mangan; ätherisches Öl.
(Blaschek, 2016; Hagers Enzyklopädie, 2015; Hiller & Melzig, 2010)
 
Pharmakologie

Wirkung

-Gastrointestinaltrakt: mit Antibiotika synergistische Wirkung (in vitro), antiadhäsive Wirkung (in vitro), Wirkung gegen Diarrhoe (in vivo) (Ayrle et al., 2016).
-Respirationstrakt: mit Antibiotika synergistische Wirkung (in vivo) und schleimlösende Wirkung (in vivo) (Ayrle et al., 2016).
-In vitro und in vivo Hinweise auf eine immunmodulierende Wirkung, entzündungshemmende Wirkung (in vitro und in vivo), analgetische Wirkung (in vivo) (Ayrle et al., 2016).
-Zentral anregende, leicht diuretische, antidiarrhoische, die Herztätigkeit fördernde, antioxidative, antiangiogene und apoptotische Wirkung (Reichling et al., 2016).
 
Monographien

Monographien

-Ph. Eur. 10/2020: 10.0/2668
-ESCOP: keine Monographie vorhanden (12.2.2018)
-WHO: keine Monographie vorhanden (12.2.2018)
-HMPC (EMA): Monographie vorhanden (Doc.Ref.: EMA/HMPC/283630/2012 vom 12.11.2013)
-Kommission E: keine Monographie vorhanden (12.2.2018)
 

Medizinische Anwendungen

Veterinärmedizin

Anwendungen

Anerkannte tiermedizinische Anwendung

In einer Studie an Kühen konnte gezeigt werden, dass die orale Verabreichung eines 0.056%igen Oregano-Extraktes in der Trockensubstanz der Diät und eines 0.028%igen Grüntee-Extraktes in der Trockensubstanz der Diät die Methan-Emission pro Kilogramm eingenommener verdaulicher Trockenmasse während des ersten Drittels der Laktationsperiode im Vergleich zu einer Kontrollgruppe senkte (Kolling et al., 2018).
 

Traditionelle Anwendung

-Innerlich bei Erkrankungen des Gastrointestinaltraktes (Ayrle et al., 2016).
-Innerlich bei unspezifischen Durchfallerkrankungen, bei Magen-Darm-Störungen mit Durchfall, bei Kolitis, Kolienteritis und Dyspepsie (Reichling et al., 2016).
-Coffeinfreier Tee innerlich als kapillarkräftigendes Mittel (Reichling et al., 2016).
-Innerlich als Tonikum bei Schwäche im Rekonvaleszenzstadium, als hypertonisches Mittel und zur Anregung der Atmung (Reichling et al., 2016).
-Äusserlich bei Mastitis bei Milchkühen sowie bei Dermatitis, Abschürfungen oder Hot spots bei Kleintieren (Wynn & Fougère, 2007).
 

Dosierung

Innerliche Anwendung
 Grüner Tee/Tag (Teeblätter, Dekokt)
Hund½ Kaffeetasse im Abstand von 25 Stunden
Katze1 Teelöffel 1- bis 2-mal täglich
(Reichling et al., 2016)
 

Zubereitung

Innerliche Anwendung
-Dekokt: 1 Telöffel Teeblätter in 500 ml Wasser 1 Minute lang kochen und dann sofort abseihen (Reichling et al., 2016).
 

Hinweise

-Unerwünschte Wirkungen: Magenreizungen, Teezubereitungen mit hohem Gerbstoffgehalt können eine Opstipation verursachen (Reichling et al., 2016).
-Mögliche Wechselwirkungen mit Medikamenten, die durch CYP1A1, CYP1A2 und CYP2B1 metabolisiert werden, Antikoagulanzien, Aspirin, Medikamenten gegen atopische Dermatitis (Neurodermatitis), Benzodiazepinen, β2-Sympathomimetika, Cimetidin, Cisplatin, Clozapin, Disulfiram, Doxorubicin, Ephedrin, Ergotamin, Östrogen, Fluvoxamin, Furafyllin, nichtsteroidalen Antiphlogistika, Idrocilamid, Insulin, oralen Hypoglykämika, Eisen, Lithium, MAO-Hemmer, Methotrexat, Methoxsalen, Metoprolol, Mexiletin, orale Kontrazeptiva, Phenylpropanolamin, Propanolol, Chinolonen, Terbinafin, Methylxanthinen und Verapamil (Wynn & Fougère, 2007).
 

Toxizität

Siehe Camellia sinensis
 

Verfügbarkeit

Siehe unter Fertigpräparate und -produkte Schweiz und Deutschland; die getrocknete und geschnittene Droge sowie Extrakte sind in Arzneibuchqualität im Fachhandel erhältlich (Pharmavista, 2018).
 

Gesetzliche Vorschriften, Doping

Rückstandsregelungen

-TAMV: Teeblätter sind nicht auf der Liste 2/Anhang 2 aufgeführt und dürfen deshalb bei Nutztieren nicht als Wirkstoff eingesetzt werden.
-FMBV (Nr. 68/2013): Die Verfütterung von getrockneten Blättern essbarer Pflanzen an lebensmittelliefernde Tiere ist laut der Futtermittelbuch-Verordnung, Anhang 1.418, erlaubt.
-European Feed Materials Register (momentan für die Schweiz nicht gültig): Teeblätter (getrocknet, geschnitten oder pulverisiert) sind registriert unter 005409-EN (2015-03-27) und 005409-FR (2015-03-27); Grüner Tee (geschnitten und pulverisiert) ist registriert unter 001851-DE (2011-04-27), 001851-EN (2011-04-27), 001851-NL (2011-04-27) und 001851-DA (2011-04-27).
 

Doping

Teeblätter sind keine dopingverdächtige Substanz.
Die Dopingrelevanz von Pflanzen ändert sich kontinuierlich. Die aktuellen Daten zum Pferdesport (FEI) sind ersichtlich unter der Liste der verbotenen Substanzen.
 
Literatur
-Blaschek W. (2016) Wichtl - Teedrogen und Phytopharmaka: Ein Handbuch für die Praxis. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart, pp. 644-646
-European Medicines Agency (EMA) (2013) Committee on Herbal Medicinal Products (HMPC): Assessment report on Camellia sinensis (L.) Kuntze, non fermentatum folium, final. EMA/HMPC/283629/2012, 12 November 2013, http://www.ema.europa.eu/ema/ (1995-2018)
-European Medicines Agency (EMA) (2012) Committee on Herbal Medicinal Products (HMPC): Community herbal monograph on Camellia sinensis (L.) Kuntze, non fermentatum folium, final. EMA/HMPC/283630/2012, 12 November 2013, http://www.ema.europa.eu/ema/ (1995-2018)
-Hänsel R. & Sticher O. (2010) Pharmakognosie - Phytopharmazie. 9. Auflage. Springer Verlag, Berlin, pp. 213-214
-Hagers Enzyklopädie der Arzneistoffe und Drogen (2015) Theae folium (Teeblatt), Verf.: E. Teuscher, aktualisiert V. Schulz, aktualisiert K. Leibhard-Bohm, http://www.drugbase.de, Datenstand 21.12.2015
-Hiller K. & Melzig (2010) Lexikon der Arzneipflanzen und Drogen. 2. Auflage. Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg, pp. 109-110
-Kolling G.J., Stivanin S.C.B., Gabbi A.M., Machado F.S., Ferreira A.L., Campos M.M., Tomich T.R., Cunha C.S., Dill S.W., Pereira L.G.R. & Fischer V. (2018) Performance and methane emissions in dairy cows fed oregano and green tea extracts as feed additives. J Dairy Sci. 101, 1-14
-Ph. Eur. 10: Pharmacopoea Europaea (2020), Grundwerk, 10. Ausgabe, pp. 2197-2199
-Pharmavista (2018) www.pharmavista.net, Produkte Schweiz
-PubChem (2018) pubchem.ncbi.nlm.nih.gov
-Reichling J., Frater-Schröder M., Saller R., Fitzi-Rathgen J. & Gachnian-Mirtscheva R. (2016) Heilpflanzenkunde für die Veterinärpraxis. 3. Auflage. Springer Verlag, Berlin, pp. 85-87 & 138-139
-Teuscher E., Melzig M.F. & Lindequist U. (2012) Biogene Arzneimittel: Lehrbuch der Pharmazeutischen Biologie. 7. Auflage. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart, pp. 546-547
-Wynn S.G. & Fougère B.J. (2007) Veterinary herbal medicine. Mosby Elsevier, St. Louis, Missouri, pp. 204-205, 318, 367 & 383
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