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Benzonitril-Herbizide

I. Allgemeine Toxikologie

1. Chemisch-physikalische Eigenschaften

Benzonitrile sind kristallin und farblos. Sie sind grösstenteils nur wenig wasserlöslich und deshalb als Emulsionskonzentrate oder Granulate im Handel.
 

2. Quellen

Die hier behandelten Benzonitrilverbindungen werden in der Landwirtschaft als Herbizide eingesetzt.
 

3. Kinetik

Toxikokinetische Daten sind nur lückenhaft bekannt. Beim Menschen wurde für Ioxynil eine Eliminationshalbwertseit von 112 Stunden ermittelt. Ein kleiner Teil des Wirkstoffes wird in unveränderter Form mit dem Harn ausgeschieden.
 

4. Toxisches Prinzip

Als möglicher Wirkmechanismus wird die Entkoppelung der oxidativen Phosphorylierung in den Mitochondrien in Betracht gezogen. Dazu kommen starke Reizwirkungen besonders auf Augen und Nasenschleimhaut.
 

5. Toxizität bei Labortieren

Akute orale LD50 (in mg/kg Körpergewicht):

 MausRatteKaninchenHuhn
Bromoxynil111110-190260 
Chlortiamid500750 500
Dichlobenil2'4603'160-4'500  
Ioxynil230110180200
Propyzamid 5'620-8'350  
 

II. Spezielle Toxikologie - Pferd

1. Toxizität

Angaben über eine minimale toxische oder minimale letale Dosis bei Equiden liegt für keinen Vertreter dieser Stoffgruppe vor.
 

2. Latenz

Auch zur Latenzzeit zwischen Giftaufnahme und Ausbruch der Symptome stehen für Equiden keine Angaben zur Verfügung.
 

3. Symptome

3.1Allgemeinzustand, Verhalten
Anorexie, Apathie, Ataxie, Depression, Erschöpfung, Durst, Fieber
  
3.2Nervensystem
Paresen, Muskelschwäche, manchmal Konvulsionen im Agoniestadium
  
3.3Oberer Gastrointestinaltrakt
Salivation
  
3.4Unterer Gastrointestinaltrakt
Kolik
  
3.5Respirationstrakt
Hyperventilation
  
3.6Herz, Kreislauf
Tachykardie
  
3.7Bewegungsapparat
Muskelschwäche
  
3.8Augen, Augenlider
Keine Symptome
  
3.9Harntrakt
Keine Symptome
  
3.10Fell, Haut, Schleimhäute
Schweissausbrüche
  
3.11Blut, Blutbildung
Keine Symptome
  
3.12Fruchtbarkeit, Jungtiere, Laktation
Keine Symptome
 

4. Sektionsbefunde

Es sind keine spezifischen pathologischen Veränderungen zu erwarten.
 

5. Weiterführende Diagnostik

Möglich ist der Nachweis in Urin und Serum mit Flüssig- oder Gaschromatographie.
 

6. Differentialdiagnosen

Zu beachten sind vor allem mögliche Giftpflanzen und Vergiftungen mit anderen Herbiziden.
 

7. Therapie

7.1Boxenruhe
Pferd in einer ruhigen Boxe einstellen
  
7.2Krämpfe
Diazepam oder Barbiturate verabreichen
  
7.3Dekontamination
Aktivkohle und Glaubersalz oder Paraffinöl per Nasenschlundsonde
  
7.4Kreislauf
Flüssigkeit- und Elektrolytersatz
  
7.5Azidose
Ringerlaktat- oder Bikarbonatinfusion
  
7.6Regulierung der Körpertemperatur
Abkühlen mit kaltem Wasser
 

8. Fallbeispiel

Gesicherte Vergiftungsfälle bei Equiden sind weder in der Literatur noch in der Dokumentation des Tox Info Suisse zu finden.
 

9. Literatur

Carpenter K, Cottrell HJ, De Silva WH, Hewyood BJ, Leeds WG, Rivett KF et al (1964) Clinical and biological properties of two new herbicides-ioxynil and bromoxynil. Weed Res 4, 175-195
 
Dickey W, McAleer JJ & Callender ME (1988) Delayed sudden death after ingestion of MCPP and ioxynil. An unusual presentation of hormonal weedkiller intoxication. Postgrad Med J 64, 681-682
 
Flanagan RJ & Rurah M (1989) HPLC measurement of chlorphenoxyherbicides, bromoxynil and ioxynil in biological specimens to aid diagnostis of acute poisoning. Clin Chem 35, 1342-1347
 
Lorgue, G., Lechenet, J., Rivière, A. (1987) Précis de Toxicologie Clinique Vétérinaire. Édition du Point Vétérinaire, Maisons-Alfort, pp 50-51
 
Perkow W (1988) Wirksubstanzen der Pflanzenschutz- und Schädlingsbekämpfungsmittel. Parey Verlag, Berlin
 
Vogelaers D, Ectors M, de Wilde V, Klostin M, Khalil A, de Wispelaere I & Heyndrickx A (1989) Ioxynil intoxication. Newsletter Europ Assoc Pois Control Cent, March 1989
 
Windholz M (1983) The Merck Index. Merck & Co, Rahway, New Jersey
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