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Dibutylphthalat

I. Allgemeine Toxikologie

1. Chemisch-physikalische Eigenschaften

Dibutylphthalat (DBP, DNBP) ist eine farblose, ölige Flüssigkeit, mit einem schwachen aromatischen Geruch und der Summenformel C16H22O4. Es ist ein Ester aus 1-Butanol und Phthalsäure und gehört damit neben Diethylhexylphthalat (DEHP), Diisononylphthalat, Dimethylphthalat (DMP) und Diethylphthalat zur Gruppe der Phthalate.
 

 

2. Quellen

Industriell wird Dibutylphthalat als Weichmacher in Polyvinylchlorid (PVC), Klebstoffen, Farbstoffen und Druckfarben verwendet, als Absorbens zur Reinigung von Gasgemischen und organischen Verbindungen, in der Medizin als Zusatzstoff von Medikamentenhüllen sowie zum Teil als Lösungsmittel in Knicklichtern (Leuchtstäben). In den Knicklichtern werden Dibutylphthalat (oder ein anderer Phthalsäureester), Oxalsäureester (Diphenyloxalat) und eine fluoreszenzfähige Verbindung (Fluorophor, Fluoreszer) durch 30%iges Wasserstoffperoxid, das sich in einem Glasröhrchen befindet und durch Knicken freigesetzt wird, zum Leuchten (Peroxyoxalat-Chemilumineszenz) gebracht.
In Babyartikeln, Kosmetika und Spielzeug ist Dibutylphthalat verboten.
 

3. Toxisches Prinzip

Dibutylphthalat ist, so wie Oxalsäureester und Wasserstoffperoxid, reizend für Augen, Haut und Schleimhäute. Der unangenehme, bittere Geschmack des Dibutylphthalats verhindert die Einnahme grösserer Mengen.
 

5. Toxizität bei Labortieren

-Die akute orale LD50 von Dibutylphthalat bei Ratten ist > 8 g/kg Körpergewicht; die tödliche Exposition für andere Tierarten ist unbekannt.
-Bei Ratten, denen 1 mg Dibutylphthalat/kg Körpergewicht, oral, 2-mal wöchentlich über einen Zeitraum von 1.5 Jahren verabreicht wurde, traten keine unerwünschten Wirkungen auf; keine Symptome zeigten Ratten und andere Labortiere bei 2 g Dibutylphthalat/kg Körpergewicht, oral, einmal täglich über 10 Tage.
 

6. Lebensmitteltoxikologie

Von der WHO wurde der ADI-Wert (akzeptable tägliche Aufnahme) für Dibutylphthalat im Juli 2005 von 100 auf 10 µg/kg Körpergewicht gesenkt, da es als "frucht- und entwicklungsschädigend" eingestuft wurde.
 

II. Spezielle Toxikologie - Kleintier

1. Toxizität

Dibutylphthalat hat eine geringe akute Toxizität mit einer grossen Sicherheitsspanne.
 

2. Latenz

Sofort, nach dem Beissen in Leuchtstäbe. Katzen haben durch die Fellpflege eine höhere orale und okuläre Expositionsgefahr.
 

3. Symptome

3.1Allgemeinzustand, Verhalten
Agitation
  
3.2Nervensystem
Keine Symptome
  
3.3Oberer Gastrointestinaltrakt
Starker Speichelfluss, Vomitus
  
3.4Unterer Gastrointestinaltrakt
Keine Symptome
  
3.5Respirationstrakt
Bei experimentell vergifteten Tieren mit tödlichem Ausgang (nicht bei Knicklichtern): Dyspnoe und Atemlähmung
  
3.6Herz, Kreislauf
Keine Symptome
  
3.7Bewegungsapparat
Keine Symptome
  
3.8Augen, Augenlider
Starker Tränenfluss, Photophobie, Bindehautödem, Bindehautentzündung
  
3.9Harntrakt
Keine Symptome
  
3.10Haut, Schleimhäute
Reizung, Brennen, Rötung, Kontaktdermatitis
  
3.11Blut, Blutbildung
Keine Symptome
  
3.12Fruchtbarkeit, Jungtiere, Laktation
Keine Symptome
 

4. Sektionsbefunde

Keine spezifischen Befunde.
 

5. Weiterführende Untersuchungen

Im Allgemeinen ist eine Labordiagnostik nicht erforderlich.
 

6. Differentialdiagnose

Einnahme anderer reizenden Produkte wie Parfüme, Desinfektionsmittel, Floh- und Zeckenmitteln oder oxalathaltige Pflanzen.
 

7. Therapie

7.1Notfallmassnahmen/Dekontamination
-Oropharyngeale Spülung, Wasser anbieten, allenfalls Augen spülen (ca. 10 Minuten mit lauwarmem Wasser) und Fell säubern (mit mildem Detergens).
-Die Symptome sind im Allgemeinen selbstlimitierend und klingen nach der Dekontamination schnell ab.
-Bei ophthalmischen Symptomen: Augen kontrollieren.
-Die provozierte Emesis oder eine Magenspülung sind nicht indiziert.
-Aktivkohle ist nicht notwendig.
 
7.4Weitere symptomatische Massnahmen
Bei widererwarten starken Symptomen:
-Flüssigkeitszufuhr s.c. oder i.v.
-Antiemetika: Metoclopramid 1 mg/kg s.c. oder i.v. (Hund > 4 Monate) alle 24 Stunden oder Ondansetron Hunde: 0.5-1 mg/kg i.v. alle 12 Sunden; KAtzen: 0.1-1 mg/kg i.v., s.c., i.m. alle 6-12 Stunden.
 

8. Erwarteter Verlauf und Prognose

-Die Symptome sind i.d.R. selbstlimitierend und können zu Hause ohne tierärztliches Eingreifen behandelt werden.
-Tiere mit einer Augenreizung sollten von einem Tierarzt untersucht werden.
 

9. Literatur

Chemie.de (2024) www.chemie.de/lexikon/Dibutylphthalat.html
 
Gwaltney-Brant SM (2013) Miscellaneous indoor toxicants: glow jewelry. In: Small animal toxicology, 3rd ed. (ME Peterson & PA Talcott, eds) Elsevier Saunders, Missouri, p. 301
 
Hovda LR, Brutlag AG, Poppenga RH & Epstein SE (2024) Blackwell's five-minute veterinary consult clinical companion: small animal toxicology, 3rd edition. Wiley Blackwell, pp. 669-672
 
PubChem (2024) pubchem.ncbi.nlm.nih.gov
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