2. Quellen
Tetrodotoxin findet man in der Hautsekreten und Eiern der
Triturus-Arten, jedoch nur in sehr geringen Konzentrationen. Die Enzyme Amylasen, Phosphatasen und Arylamidasen sind auch in den Sekreten dieser Tiere nachgewiesen worden. In Mitteleuropa leben (
Triturus alpestris/Mesotriton alpestris), Berg- oder Alpenmolch,
Triturus helveticus/
Lissotriton helveticus, der Fadenmolch,
Triturus vulgaris, der Teichmolch,
Triturus cristatus, der Kammolch und
Triturus carnifex, der Italienische Kammolch.
Bufadienolide sind im Hautsekret um im Sekret der Glandula parotis der mitteleuropäischen Kröten
Bufo bufo/
Bufo vulgaris (Erdkröte),
Bufo calamita (Kreuzkröte) und
Bufo viridis (Wechselkröte, die in der Schweiz ausgestorben ist) nachweisbar.
Die giftigen Steroid-Alkaloide sind im Hautsekret beider mitteleuropäischen
Salamandra-Arten, dem Feuersalamander (
Salamandra salamandra/Salamandra maculosa) und dem Alpensalamander (
Salamandra atra) zu finden. Der Feuersalamander enthält 17-24 mg Alkaloide pro Tier, der Alpensalamander 4-5 mg Alkaloide.
3. Toxisches Prinzip
Das Tetrodoxin der
Triturtus sp. ist ein Nervengift. Es blockiert die spannungsaktivierten Natriumkanäle in den Neuronen und verhindert dadurch das Auslösen von Aktionspotentialen. Die Folge sind motorische und sensible Lähmungserscheinungen. Die geringe Menge an Tetrodoxin bei den einheimischen Molchen verursacht kaum solche Symptome.
Das herzwirksame Bufogenin bewirkt schon in kleinen Dosen eine Steigerung der Kontraktionskraft des Herzens und eine Verminderung der Herzfrequenz, das heisst eine Digitalis-ähnliche Wirkung (siehe
Digitalis purpurea). Ausserdem treten lokalanästhetische Effekte auf. In grossen Dosen verursachen die Bufotoxine neben gastrointestinalen Reizerscheinungen, einen Blutdruckanstieg und eine Erregung der glatten Muskulatur.
Samandarin ist ein zentral wirkendes, starkes Krampfgift mit Hauptangriffspunkt an der Medulla oblongata. Der Tod tritt durch primäre Atemlähmung ein. Über den genauen Wirkmechanismus ist wenig bekannt, aber es scheint eine nervenblockierende Eigenschaft zu besitzen, was zu lokalanästhetischen Effekten führt. Ausserdem ist es stark schleimhautreizend, durch die Erregung des Vasomotorenzentrums blutdrucksteigernd und zusätzlich antibiotisch. Vergiftungssymptome bei Tieren sind zunächst Unruhe, Mydriasis, epileptiforme Krämpfe sowie Störungen der Herz- und Atemtätigkeit. Dananch kommt es zu minutenlangen Krampfanfällen und zu Lähmungen bis zum Tod durch Atemlähmung.
4. Toxizität bei Labortieren
Die akute LD
50 von Tetrodoxin bei der Maus ist 0.332 mg/kg Körpergewicht.
II. Spezielle Toxikologie - Kleintier
1. Toxizität
Unterschiedlich, je nach Amphibienart und Zeitraum bis zur Behandlung.
2. Latenz
10-90 Minuten.
3. Symptome
3.1 | Allgemeinzustand, Verhalten |
| Apathie, Somnolenz, Koma |
|
3.2 | Nervensystem |
| Krämpfe, Lähmungserscheinungen, Taumeln |
|
3.3 | Oberer Gastrointestinaltrakt |
| Salivation, Schäumen, Erbrechen |
|
3.4 | Unterer Gastrointestinaltrakt |
| Vomitus, Diarrhoe |
|
3.5 | Respirationstrakt |
| Dyspnoe |
|
3.6 | Herz, Kreislauf |
| Bradykardie, Arrhythmie |
|
3.7 | Bewegungsapparat |
| Keine Symptome |
|
3.8 | Augen, Augenlider |
| Reizung bei Kontakt mit den Sekreten |
|
3.9 | Harntrakt |
| Keine Symptome |
|
3.10 | Haut, Schleimhäute |
| Kirschrote oder bläuliche Schleimhäute (Zyanose) |
|
3.11 | Blut, Blutbildung |
| Keine Symptome |
|
3.12 | Fruchtbarkeit, Jungtiere, Laktation |
| Keine Symptome |
4. Sektionsbefunde
Keine spezifischen Befunde.
5. Weiterführende Untersuchungen
Keine spezifischen Untersuchungen.
6. Differentialdiagnosen
- | Vergiftungen mit anderen Toxinen. |
- | Gastroenteritis oder Neuropathie anderer Ursache. |
7. Therapie
- | Langes und sorgfältiges Waschen der Augen und des Mauls mit lauwarmem Wasser. |
- | Sofern guter Schluckreflex: wiederholte Verabreichung von Aktivkohle mit einem Laxans, z.B. Carbodote, Trinklösung (24 g Carbo activatus/100 ml) oder Carbovit® (15 g Carbo activatus/100 ml). |
7.3 | Weitere symptomatische Massnahmen |
- | Antiemetika: Metoclopramid oder Domperidon bei anhaltendem Erbrechen. |
8. Fallbeispiel
Ein Hund, 6 kg schwer, starb 1.5 Stunden, nachdem er einen Salamander gefressen hatte. Die Symptome beim Eintreffen des Tierarztes waren: zentrale Krämpfe, Koma, Zyanose der Schleimhäute und Dyspnoe (Tox Info Suisse, Zürich).
9. Literaturverzeichnis
Fitzgerald KT, Vera R & Hansen SR (2006) Poisonings in the captive reptile. In: Small Animal Toxicology (ME Peterson and PA Talcott, eds) Saunders, Philadelphia, pp 543-544
Habermann E (1998) Tierische Gifte. In: Allgemeine und spezielle Pharmakologie und Toxikologie , 7. Auflage (W Forth, D Henschler, W Rummel & K Starke Hrgs) Spektrum, Akademischer Verlag, pp 890-895
Mebs D & Pogoda W (2006) Variability of alkaloids in the skin secretion of the European fire salamander (
Salamandra salamandra terrestris). Toxicon 45, 603-603
Mebs D (2005) Tierische Gifte. In: Allgemeine und spezielle Pharmakologie und Toxikologie , 9. Auflage (K Aktories, U Förstermann, FB Hofmann & K Starke Hrgs) Urban & Fischer Verlag, München, Jena, pp 1065-1072
Teuscher E & Lindequist U (1994) Biogene Gifte. Gustav Fischer Verlag, Suttgart, pp 207-208, 436, 541-542