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Eigenschaften

Acepromazin ist das heute am häufigsten gebrauchte Phenothiazinderivat (Ebert 2002a). Es ist ein potentes Neuroleptikum und Sedativum, das auch antiemetisch, anticholinerg und antihistaminerg wirkt (Alef 2003a). Allerdings hat Acepromazin nur eine geringe antihistaminerge Wirkung, aber dafür einen guten spasmolytischen Effekt auf die glatte Muskulatur und auf den Darm (Hall 2001b).
 

Wirkungsort & -mechanismus

Blockade von Dopamin2-Rezeptoren

Es gibt 5 verschiedene Dopaminrezeptoren: D1-D5. Neuroleptika blockieren nur die D2-Rezeptoren im ZNS (Starke 2001a). Zusätzlich zu der Rezeptorblockade wird auch die Freisetzung und der Turnover von Dopamin gehemmt (Plumb 2002a). Dies führt zu einem sedativen und antipsychotischen Effekt (Hall 2001b). Alle Phenothiazine erniedrigen die spontane Motorik; in hohen Dosen allerdings führen sie zu kataleptischen Reaktionen und extrapyramidalen Symptomen, wie Tremor, Steifheit und Bewegungsstarre (Gross 2001a).
 
Die starke antiemetische Wirkung, vor allem gegen Opioid-induziertes Erbrechen, lässt sich ebenfalls mit dem Dopaminantagonismus erklären (Hall 2001b).
 

Blockade von α1-adrenergen-Rezeptoren

Zusätzlich zu einer Blockade der zentralen Effekte der Katecholamine blockieren Phenothiazine auch die peripheren Wirkungen von Katecholaminen (Gross 2001a). Durch die Hemmung dieser Rezeptoren kommt es zu einer peripheren Vasodilatation, welche zu einem markanten Blutdruckabfall führt (Ludders 1983a). Ausserdem werden die α1-Rezeptoren in der Milz blockiert, wodurch es zu einer Dilatation der Milzgefässe und dadurch zu einem starken Hämatokritabfall kommt (Hall 2001b).
 
Bei Wildtieren, denen Acepromazin nach dem Einfangen verabreicht wurde, reduzierte die periphere Vasodilatation das Risiko einer stressinduzierten Myopathie (Montané 2003a).
 

Weitere Effekte

Poikilothermie

Phenothiazine führen zu einer Entkopplung der zentralen Thermoregulation. Zusätzlich mit einer α1-Blockade peripherer Rezeptoren, die eine Vasodilatation der Hautgefässe bewirkt, kommt es oft zu einem Abfall der Körpertemperatur (Hall 2001b).
 

Antiarrythmischer Effekt

Acepromazin kann die Entstehung von kardialen Arrhythmien und Kammerflimmern, bedingt durch die Anwendung von Halothan oder Adrenalin, vermindern (Muir 1975b; Johnston 1995a).
 

Muskelrelaxation

Acepromazin hat eine muskelrelaxierende Wirkung, darf jedoch bei Epileptikern nicht angewendet werden (Plumb 2002a), da es die Reizschwelle für Krampfanfälle herabsetzt (Short 1984b).
 

Sphinkterrelaxation

Duch eine Relaxation des Kardiasphinkters bei Wiederkäuern kann es zu Regurgitieren kommen (Hall 2001b).
 

Relaxation der glatten Muskulatur der Urethra

Acepromazin hat als Folge des α1-adrenergen-Rezeptor-Antagonismus einen relaxierenden Effekt auf die glatte Muskulatur des präprostatischen und prostatischen Teils der Urethra bei männlichen Katzen und führt zu einer Erniedrigung des intraurethralen Druckes (Marks 1996a).
 

Verhinderung von stressinduzierter maligner Hyperthermie bei Schweinen

Eine Dosis von 1,1 mg/kg, bzw. 1,65 mg/kg Acepromazin verhindert die Entstehung von maligner Hyperthermie (MH) bei 40% bzw. 73,3% der MH-prädisponierten Schweine. Dies kommt durch die sedativen, hypnotischen und psychomotorischen Effekte zustande (McGrath 1981b).
 

Renale Vasodilatation Hund

Mit Acepromazin kann der Blutdruck unter die Autoregulationsschwelle der Niere fallen. Die Glomeruläre Filtrationsrate (GFR) und der relative renale Blutfluss bleiben aber trotzdem erhalten, da Acepromazin, indem es die α-Rezeptoren der Gefässe in den Nieren blockiert, zu einer lokalen Vasodilatation führt (Bostrom 2003a).
 

Anticholinerger Effekt

Durch die peripher anticholinergen und zentral depressiven Wirkungen von Acepromazin kommt es zu einer erniedrigten oesophagealen und gastrointestinalen Sekretion, einem tieferen Tonus und einer herabgesetzten Peristaltik (Muir 1991c).
 

Antihistaminerger Effekt

Acepromazin hat eine geringe antihistaminerge Wirkung (Hall 2001b).
 

Prolaktinsekretion

Dopamin ist ein Prolaktininhibitor (White 2003a). Somit fördert Acepromazin als Dopaminantagonist die Freisetzung von Prolaktin (Gross 2001a).
© {{ new Date().getFullYear() }} - Institut für Veterinärpharmakologie und ‑toxikologie

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