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Verwendete Pflanzen (Botanik)

Juglans regia L.
 
Verwendete Pflanzenteile

Definition

Die getrockneten, ganzen oder geschnittenen, von der Spindel befreiten Fiederblätter von Juglans regia L. (Blaschek, 2016; Brendieck-Worm & Melzig, 2021; EMA, 2013).
 
Extraktehalt: nach DAC mind. 2.0% mit Hautpulver fällbare Gerbstoffe, berechnet als Pyrogallol (Blaschek, 2016).
 
Extraktionsverfahren: Wasser (Infus, Dekokt; Blaschek, 2016; EMA, 2013).
 
Verfälschungen: kommen in der Praxis nicht vor (Blaschek, 2016).
 

Übliche Zubereitungen

Getrocknete und geschnittene Blätter, Infus, Dekokt, Tropfen, Nahrungsergänzungsmittel, Spray, Gesichtspeeling, Gesichtsmaske und Lotion (Blaschek, 2016; Brendieck-Worm & Melzig, 2021; EMA, 2013; Pharmavista, 2024).
 
 

Pharmakognosie

Organoleptische Angaben

Aussehen

Die Schnittdroge besteht aus beiderseits nahezu gleich bräunlich-grün gefärbten, brüchigen, ziemlich steifen, unbehaarten Blattfragmenten. In den Nervenwinkeln der Blattunterseite sind mit der Lupe kleine Büschel feiner Haare zu sehen. Charakteristisch ist die Aderung auf der Blattunterseite: auf den vom rotbraunen Hauptnerv abgehenden Seitennerven 1. Ordnung (Sekundärnerven) stehen die Seitennerven 2. Ordnung (Tertiärnerven) senkrecht, wodurch charakteristische, mehr oder weniger rechteckige Felder entstehen; innerhalb dieser Felder ist eine dichte, aber nicht hervortretende Netznervatur sichtbar (Blaschek, 2016).
 

Geruch

Schwach aromatisch (Blaschek, 2016); schwach aromatisch bis würzig (Reichling et al., 2016).
 

Geschmack

Adstringierend, etwas bitter und kratzend (Blaschek, 2016); etwas kratzend, bitter, zusammenziehend (Reichling et al., 2016).
 
Inhaltsstoffe

Leitsubstanzen

Gerbstoffe, Naphthochinonderivate, Cumarine, Flavonoide (3.4%), Diarylheptanoide, Phenolcarbonsäuren, Anthrachinone, Megastigmane und oligomere Proanthocyanidine, Ascorbinsäure (0.8-1%) und ätherisches Öl (0.01-0.03%).
-Gerbstoffe: ca. 10% Gallotannine bzw. Ellagitannine sowie Catechingerbstoffe.
-Naphthochinone: Juglon (5-Hydroxy-1,4-naphthochinon) und Hydrojuglon (va. in Form ihrer Monoglucoside); Juglon ist instabil und polymerisiert leicht zu braunen und schwarzen Pigmenten.
-Flavonoide: va. Hyperosid, Quercetin, Quercitrin und Kämpferol.
-Phenolcarbonsäuren: u.a. Kaffeesäure, Vanillinsäure, Ellagsäure, Gallusäure, Salicylsäure und Chlorogensäure.
-Ätherisches Öl: va. Germacren D, Caryophyllen, (E)-β-Ocimen, β-Pinen und Limonen.
(Brendieck-Worm & Melzig, 2021; Blaschek, 2016; ESCOP, 2024; Hiller & Melzig, 2010; Reichling et al., 2016; Teuscher et al., 2012)
 
 
Pharmakologie

Wirkung

-Adstringierende, antiphlogistische, antimikrobielle, sekretionshemmende, kapillarpermeabilitätshemmende, juckreizstillende, mild oberflächenanästhesierende und insektenrepellierende Wirkung (Brendieck-Worm & Melzig, 2021).
-Adstringierende, entzündungshemmende, antiparasitäre (Nematoden) und insektenrepellierende Wirkung; Drogenextrakte sowie das isolierte Juglon, in vitro: antibakterielle (u.a. gegen Streptokokken und Staphylokokken) und antivirale (u.a. gegen Herpesviren) Wirkung (Reichling et al., 2016).
-In vitro: antioxidative, antimikrobielle, antimykotische, antivirale und vasorelaxierende Wirkung; Wirkung gegen Krebs und Hemmung von Enzymaktivitäten (Cytochrom P450, Östrogen, Tyrosinase) (EMA, 2013).
-In vivo: antidiabetische und insektizide Wirkung; Wirkung gegen Krebs und wachstumsregulierende Wirkung bei Insekten (EMA, 2013).
-Juglon, in vitro: zytotoxische, genotoxische und enzymhemmende Wirkung (Teuscher et al., 2012).
-Adstringierende (gegen Diarrhoe) und wundheilende Wirkung (Hagers Enzyklopädie, 2009).
 
Monographien

Monographien

-Ph. Eur. 10/2020: keine Monographie vorhanden (9.4.2024)
-ESCOP: Monographie vorhanden (2024)
-WHO: keine Monographie vorhanden (9.4.2024)
-HMPC (EMA): Monographie vorhanden (Doc.Ref.: EMA/HMPC/346737/2011 vom 9.7.2013)
-Kommission E: Monographie vorhanden, ATC-Code: D11AG (BAnz. Nr. 101 vom 1.6.1990)
 

Medizinische Anwendungen

Veterinärmedizin

Anwendungen

Anerkannte tiermedizinische Anwendung

-An Ratten mit einem induzierten Typ-2-Diabetes konnte gezeigt werden, dass ein Juglans regia-Extrakt den Nüchternblutzuckerspiegel (FBG) ab dem 14. Tag senkte. Zudem wurde ein signifikanter Anstieg der Plasmakonzentrationen von FNDC5 (Fibronectin Type III Domain Containing 5) und ADP (Adiponectin) im Vergleich zur unbehandelten Diabeteskontrolle verzeichnet (p < 0.05), während die Plasmakonzentrationen von TNF-α (Tumornekrosefaktor-alpha) im Vergleich zur Diabeteskontrolle sanken (p < 0.001). Es konnte demzufolge gezeigt werden, dass Juglans regia und seine bioaktiven Bestandteile die Insulinresistenz durch Erhöhung von ADP und FNDC5 und Senkung des FBG an Ratten mit einem induzierten Typ-2-Diabetes linderten. Highlights: der Extrakt aus Juglans regia erhöhte die Insulinempfindlichkeit, senkte den Nüchternblutzuckerspiegel signifikant, senkte die TNF-α-Werte und verhinderte den Gewichtsverlust bei Ratten mit Typ-2-Diabetes (Atila Uslu & Uslu, 2022).
 

Ethnoveterinärmedizinische Studien

-Bäuerinnen und Bauern der Deutschschweiz und des Tessins verwenden Juglans regia-Blätter, -Öl und -Spray bei Pferden, Rindern, Ziegen und Hunden als Hausmittel zur allgemeinen Stärkung sowie als Antiparasitikum und Repellent (Bischoff et al., 2016; Disler et al., 2014; Mayer et al., 2017; Mertenat et al., 2019; Schmid et al,. 2012; Stucki et al., 2019).
 

Traditionelle Anwendung

-Innerlich bei Magen-Darm-Katarrhen (Brendieck-Worm & Melzig, 2021).
-Äusserlich bei leichten, oberflächlichen Entzündungen der Haut (Brendieck-Worm & Melzig, 2021).
-Äusserlich bei leichten, oberflächlichen Entzündungen der Haut und Schleimhaut, zur Behandlung von eitrigen Wunden, Verbrennungen, Hautpilzerkrankungen (verursacht durch Trichophyton, Microsporum u.a.) sowie bei Zahnfleisch-, Maul- und Rachenentzündungen (Reichling et al., 2016).
 

Dosierung

Innerliche Anwendung
 Walnussblätter/Tag*
(in g Droge/Tag)
Pferd50-100
Rind50-100
Ziege, Schaf10-25
Schwein5-10
Hund1-5
Geflügel1-2
(Brendieck-Worm & Melzig, 2021)
 
Äusserliche Anwendung
 Schweizerische ethnoveterinärmedizinische Dosierung:
Juglans regia-Kraut
(in g getrocknete Droge/100 g Fertigprodukt:
Median (Quartile))
Rind, Pferd,
Ziege, Hund
0.4-0.5 (0.4-0.5)
(Bischoff et al., 2016; Disler et al., 2014; Mayer et al., 2017; Mertenat et al., 2020; Schmid et al., 2012; Stucki et al., 2019)
 

Zubereitung

Innerliche Anwendung
-Dekokt: 2 Teelöffel fein geschnittene Walnussblätter mit 250 ml kaltem Wasser übergiessen, zum Sieden bringen und ca. 5 Minuten am Sieden halten, dann abseihen; eine Verdünnung mit Kamillentee (1:1) ist günstig (Brendieck-Worm & Melzig, 2021).
-Pulver: kann zur innerlichen Einnahme mit Honig oder Fruchtmus vermengt werden (Brendieck-Worm & Melzig, 2021).
 
Äusserliche Anwendung
-Breiumschlag: frische Blätter klein schneiden, mit wenig Wasser pürieren, auf ein Tuch streichen, direkt auf den betroffenen Bereich auflegen und mit einem Verband fixieren (Brendieck-Worm & Melzig, 2021).
-Dekokt: 1 Teil frische (0.5 Teile getrocknete) Walnussblätter mit 20 Teilen kaltem Wasser übergiessen, zum Sieden bringen und 3-5 Minuten am Sieden erhalten, dann abseihen; als Spül- und Badelösung, für Umschläge, Kompressen, Pfoten-, Huf- und Klauenbäder mehrmals täglich einsetzen (Brendieck-Worm & Melzig, 2021).
-Infus: 3 Löffel Walnussblätter und 500 ml Wasser; für Kompressen oder man streicht einen Brei aus den Blättern auf die kranke Stelle (Reichling et al., 2016).
-"Hot Spot"(plötzlich auftretende, schmerzhafte und juckende Oberflächenpyodermie, öfters allergische Ursache): nach Schur des Bezirks eignet sich der Walnussblätterdekokt; bei stark nässendem "Hot Spot" Kombination mit Eichenrinde (1:1); 2-3 × täglich mit einer Spüllösung abwaschen, abgetupfen oder besprühen (Brendieck-Worm & Melzig, 2021).
 
Kombinationen
-Dekokt: Verdünnung mit Kamillentee (1:1) (Brendieck-Worm & Melzig, 2021).
-Stark nässende "Hot Spots": Kombination mit Eichenrinde (1:1) (Brendieck-Worm & Melzig, 2021).
-Zur Behandlung von Dermatosen können die Blätter mit dem oberirdischen Teil vom Wilden Stiefmütterchen (Violae herba cum flore) kombiniert werden (Reichling et al., 2016).
 

Hinweise

-Walnusszubereitungen zur äusserlichen Anwendung sind für Katzen eingeschränkt geeignet, wiederholte Anwendung nur nach strenger Indikation (niedrig dosieren, Wiederholung maximal jeden 2. Tag). Walnuss ist zur innerlichen Anwendung bei der Katze nicht geeignet (Brendieck-Worm & Melzig, 2021).
-Magenempfindliche Patienten können auf hohe Dosen oder langfristigen Einsatz von Walnussblätterdekokt mit Magenreizung, Übelkeit und Erbrechen reagieren (Brendieck-Worm & Melzig, 2021).
 

Toxizität

-Akute Toxizität: Die orale LD50 für Ratten beträgt 112 mg Juglon/kg Körpergewicht und für Mäuse 2.5 mg Juglon/kg Körpergewicht (EMA, 2013).
-Chronische Toxizität: Die wiederholte Verabreichung führte zu einer Akkumulation von Juglon-Addukten in der Niere. Nach einer 7-tägigen Behandlung von Mäusen mit 1 mg Juglon/kg Körpergewicht wurden histologische Veränderungen in den Nieren, aber nicht in der Leber, Milz und dem Herzen festgestellt (EMA, 2013).
 

Verfügbarkeit

Siehe unter Fertigpräparate und -produkte Schweiz und Deutschland; die getrocknete, gerebelte und geschnittene Droge sowie Extrakte sind in Arzneibuchqualität im Fachhandel erhältlich (Pharmavista, 2024).
 

Gesetzliche Vorschriften, Doping

Rückstandsregelungen

-TAMV: Juglans regia ist nicht auf der Liste 2/Anhang 2 aufgeführt und darf deshalb bei Nutztieren nicht als Wirkstoff eingesetzt werden.
-European Feed Materials Register (momentan für die Schweiz nicht gültig): Juglans regia (getrocknet, geschnitten, pulverisiert, Früchte, Schalen, Blätter) ist in der EU als Einzelfuttermittel registriert unter 009414-EN (2023-02-14); 007198-EN, 007198-FR (2017-11-13); 002643-EN, 002643-DE (2011-12-06).
 

Doping

Juglans regia ist keine dopingverdächtige Substanz.
Die Dopingrelevanz von Pflanzen ändert sich kontinuierlich. Die aktuellen Daten zum Pferdesport (FEI) sind ersichtlich unter der Liste der verbotenen Substanzen.
 
Literatur
-Atila Uslu G. & Uslu H. (2022) Evaluating the effects of Juglans regia L. extract on hyperglycaemia and insulin sensitivity in experimental type 2 diabetes in rat. Arch Physiol Biochem. 128(1), 121-125
-Bischoff T., Vogl C.R., Ivemeyer S., Klarer F., Meier B., Hamburger M. & Walkenhorst M. (2016) Plant and natural product based homemade remedies manufactured and used by farmers of six central Swiss cantons to treat livestock. Livestock Science 189, 110-125
-Blaschek W. (2016) Wichtl - Teedrogen und Phytopharmaka: Ein Handbuch für die Praxis. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart, pp. 354-356
-Brendieck-Worm C. & Melzig M.F. (2021) Phytotherapie in der Tiermedizin. Georg Thieme Verlag KG, Stuttgart, pp. 391-392, 399-400 & 430
-Disler M., Ivemeyer S., Hamburger M., Vogl C.R., Tesic A., Klarer F., Meier B. & Walkenhorst M. (2014) Ethnoveterinary herbal remedies used by farmers in four north-eastern Swiss cantons (St. Gallen, Thurgau, Appenzell Innerrhoden and Appenzell Ausserrhoden). J Ethnobiol Ethnomed. 10, 32-54
-ESCOP monographs. The scientific foundation for herbal medicinal products (2024) Juglandis folium (Walnut leaf). January 16, 2024; https://www.escop.com/downloads/juglandis-folium-walnut-leaf/
-European Medicines Agency (EMA) (2013) Committee on Herbal Medicinal Products (HMPC): Assessment report on Juglans regia L., folium, final. Doc. Ref.: EMA/HMPC/346740/2011, 9 July 2013, http://www.ema.europa.eu (1995-2024)
-European Medicines Agency (EMA) (2013) Committee on Herbal Medicinal Products (HMPC): Community herbal monograph on Juglans regia L., folium, final. Doc. Ref.: EMA/HMPC/346737/2011, 9 July 2013, http://www.ema.europa.eu (1995-2024)
-Hagers Enzyklopädie der Arzneistoffe und Drogen (2009) Juglans regia (Echte Walnuss), http://www.drugbase.de
-Hiller K. & Melzig (2010) Lexikon der Arzneipflanzen und Drogen. 2. Auflage. Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg, p. 169
-Kommission E (1990) Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte, Bundesanzeiger Verlagsgesellschaft, 50445 Köln
-Mayer M., Zbinden M., Vogl C.R., Ivemeyer S., Meier B., Amorena M., Maeschli A., Hamburger M. & Walkenhorst M. (2017) Swiss ethnoveterinary knowledge on medicinal plants - a within-country comparison of Italian speaking regions with north-western German speaking regions. J Ethnobiol Ethnomed. 13, 1-23
-Mertenat D., Dal Cero M., Vogl C.R., Ivemeyer S., Meier B., Maeschli A., Hamburger M. & Walkenhorst M. (2020) Ethnoveterinary knowledge of farmers in bilingual regions of Switzerland - is there potential to extend veterinary options to reduce antimicrobial use? J Ethnopharmacol. 246, 112184
-Ph. Eur. 10: Pharmacopoea Europaea (2020), Grundwerk, 10. Ausgabe, pp. 2267-2268
-Pharmavista (2019) www.pharmavista.net, Produkte Schweiz
-PubChem (2018) pubchem.ncbi.nlm.nih.gov
-Reichling J., Frater-Schröder M., Saller R., Fitzi-Rathgen J. & Gachnian-Mirtscheva R. (2016) Heilpflanzenkunde für die Veterinärpraxis. 3. Auflage. Springer Verlag, Berlin, pp. 50, 203, 119 & 221-223
-Schmid K., Ivemeyer S., Vogl C., Klarer F., Meier B., Hamburger M. & Walkenhorst M. (2012) Traditional use of herbal remedies in livestock by farmers in 3 Swiss cantons (Aargau, Zurich, Schaffhausen). Forsch Komplementmed. 19(3), 125-136
-Sticher O., Heilmann J. & Zündorf I. (2015) Hänsel/Sticher Pharmakognosie Phytopharmazie. 10. Auflage. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart, pp. 92 & 496
-Stucki K., Dal Cero M., Vogl C.R., Ivemeyer S., Meier B., Maeschli A., Hamburger M. & Walkenhorst M. (2019) Ethnoveterinary contemporary knowledge of farmers in pre-alpine and alpine regions of the Swiss cantons of Bern and Lucerne compared to ancient and recent literature - Is there a tradition? J Ethnopharmacol. 234, 225-244
-Teuscher E., Melzig M.F. & Lindequist U. (2012) Biogene Arzneimittel: Lehrbuch der Pharmazeutischen Biologie. 7. Auflage. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart, pp. 328 & 353
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