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Deutsch    Vaccinii macrocarpii fructus; Macrocarponii fructus; Fructus macrocarponii
Deutsch    Kranichbeere; Cranberry
Franzoesisch    Fruit de canneberge
Italienisch    Mirtillo rosso americano
Englisch    Cranberry; Cranberry fruit
 

Verwendete Pflanzen (Botanik)

Vaccinium macrocarpon Aiton
 
Verwendete Pflanzenteile

Definition

Nach AHP: Fructus macrocarponii besteht aus den frischen oder getrockneten reifen Früchten von Vaccinium macrocarpon Ait. (Ericaceae) (Upton et al., 2002; WHO, 2009; EMA, 2022).
 
Extraktionsverfahren: Gepresster Saft aus der frischen Frucht (DER 1: 0.6-0.9) (EMA, 2022).
 

Übliche Zubereitungen

Zerkleinerte oder pulverisierte Droge, Saft, Trockenextrakt, Tinktur, Kapseln, Sticks, Lutschtaler, Latwerge und Tee (Brendieck-Worm & Melzig, 2021; EMA, 2022; Pharmavista, 2023; Teuscher et al., 2012; Wynn & Fougère, 2007).
 

Pharmakognosie

Organoleptische Angaben

Aussehen

Nach AHP:
-Die getrocknete Beere ist dunkelrot bis fast schwarz, 7.0-11.5 mm breit und 10-15 mm lang, mit einer glatten, aber tief gefurchten, leicht glänzenden Oberfläche. An der Fruchtspitze befindet sich die getrocknete, leicht erhabene, nektarhaltige Scheibe, 1.5-2 mm breit, mit einer flachen Vertiefung in der Mitte, in der eine kleine Ausstülpung aus den Resten des Griffels ist. An der Basis der Frucht befindet sich eine kleine Narbe, wo die Beere am Stiel befestigt war. Die Textur ist schwammig. Im Querschnitt sind das Mesokarp und das Endokarp stumpfrot. Das Mesokarp weist grosse Lufteinschlüsse auf und variiert nach dem Trocknen in der Dicke von 0.1-2 mm. Im Querschnitt ist die Frucht in 4 Kammern (Karpellen) unterteilt, die sich jeweils über die gesamte Länge der Frucht erstrecken. Die Kammern sind durch stumpfrote, dünne, durchscheinende Scheidewände getrennt und enthalten jeweils 1-5 Samen. Jeder Samen ist schmal eiförmig mit spitzer Spitze, 1-2.7 mm lang und etwa 1 mm breit, mit einer glänzenden rosa bis roten Schale, die in Längsrichtung faltig ist. Das Endosperm ist undurchsichtig weiss (Upton et al., 2002; WHO, 2009).
-Das Pulver enthält zahlreiche Fragmente des Exokarps mit farblosen Zellwänden und violettem Inhalt; dünnwandiges Parenchym des Mesokarps; verdickte und löchrige Zellen der Testa; Öltröpfchen (Upton et al., 2002; WHO, 2009).
 

Geruch

Leicht fruchtig und süss (Upton et al., 2002; WHO, 2009).
 

Geschmack

Sehr sauer und herb (Upton et al., 2002; WHO, 2009).
 
Inhaltsstoffe

Leitsubstanzen

Organische Säuren (2.6-3.6%), Phenolsäuren (bis 0.5%), Proanthocyanidine (kondensierte Tannine), Anthocyane (rote Pigmente; 13.6-171 mg/100 g frische Früchte), Flavonole, Iridoidglykoside, Triterpenoide, Vitamine, Zucker und komplexe Kohlenhydrate (3.6-5.0 g/100 g), Cellulose, Pektin und Hemicellulose.
-Organische Säuren: mindestens 14 organische Säuren, u.a. Chinasäure, Äpfelsäure und Zitronensäure.
-Phenolsäuren: u.a. Hydroxybenzoesäure und Hydroxyzimtsäure.
-Proanthocyanidine: Oligomere und Polymere verschiedener Flavan-3-ol-Oligomere mit primär Epicatechin-Einheiten, in Spuren Catechin und (Epi)Gallocatechine, v.a. als Tetramere (49 %) und Pentamere (37 %).
-Anthocyane: Arabinose-, Galaktose- und Glukose-3-O-Glykoside der Aglykone Cyanidin, Peonidin, Malvidin, Pelargonidin, Delphinidin und Petunidin: v.a. Anthocyan-Galactoside, dann Anthocyan-Arabinoside und sehr geringen Mengen Anthocyan-Glucoside.
-Flavonole: v.a. Quercetin und Myricetin, auch Kaempferol und ihre 3-O-Glykoside.
-Iridoidglykoside: u.a. Monotropein und Coumaroyl (verantwortlich für den Geschmack).
-Triterpenoide: Ursolsäure und Derivate.
-Vitamine: hoher Gehalt an Vitamin C (Ascorbinsäure, 200 mg/kg frische Beeren).
-Zucker: hohes Glukose-Fruktose-Verhältnis, Sorbitol nur in Spuren, lösliche Oligosaccharide wie Xyloglucane und Arabinoxyloglucane.
(EMA, 2022; ESCOP, 2009; Hiller & Melzig, 2010; Teuscher et al., 2012; WHO, 2009; Wynn & Fougère, 2007)
 
 
Pharmakologie

Wirkung

-Antiadhäsive Wirkung gegen uropathogene Escherichia coli (ex vivo/in vitro); anti-Biofilm- und anti-Motolitäts-Wirkung (in vitro); antibakterielle Wirkung (in vitro); adjuvante antibakterielle Wirkung; entzündungshemmende Wirkung, Wirkung auf das Immunsystem (in vitro); antiproliferative Wirkung (in vitro) (EMA, 2022).
-Harndesinfizierende Wirkung (Brendieck-Worm & Melzig, 2021).
-Antiadhäsive Wirkung gegen uropathogene Bakterien an den Schleimhäuten der Harnorgane (Teuscher te al., 2012).
-Antimikrobielle Wirkung (Wynn & Fougère, 2007).
 
Monographien

Monographien

-Ph. Eur. 10/2020: keine Monographie vorhanden (22.5.2023)
-ESCOP: Monographie vorhanden (2009)
-WHO: Monographie vorhanden (2009)
-HMPC (EMA): Monographie vorhanden (Doc.Ref.: EMA/HMPC/49135/2017 vom 23.11.2022)
-Kommission E: keine Monographie vorhanden (27.3.2023)
 

Medizinische Anwendungen

Veterinärmedizin

Anwendungen

Anerkannte tiermedizinische Anwendung

-An männlichen C57BL6-Mäusen, die über 9 Wochen mit einer fett- und zuckerreichen Diät (HFHS) gefüttert wurden, konnte gezeigt werden, dass flavonoidreiche Cranberry-Polyphenole (CP) und Agavin (AG), ein stark verzweigtes Neo-Fruktan aus der Agave, die mit Fettleibigkeit verbundene Darmdysbiose und die Glukose-Homöostase verbesserten, indem, im Vergleich zu unbehandelten Kontrollgruppe, CP die für die metabolischen Gesundheit nützliche Bakterien erhöhte; AG allein oder mit CP (CP & AG) hauptsächlich glykanabbauenden Bakterien stimulierte, deren Zunahme bei AG im Einklang mit einer signifikant erhöhten Butyratkonzentration stand; CP & AG die LBP-Plasmakonzentration signifikant verringerten und die Barrierefunktion des Darmepithels verbesserten. CP und AG trugen zudem zur Dämpfung der pro-inflammatorischen Immunantwort bei, indem sie die Toll-like-Rezeptors-2 (TLR-2)-Expression erhöhten und die Interleukin-1β (IL-1β)-Expression verringerten. AG förderte selektiv den entzündungshemmenden Marker FoxP3, während CP die Expression des NOD-like receptor family pyrin domain 6 (Nlrp6) des Inflammasoms erhöhte. Die Kombination von CP & AG erhöhte auch deutlich die Expression von Aryl-Kohlenwasserstoff-Rezeptoren (Ahr) und stärkte somit das Immunsystem des Darms (Medina-Larqué et al., 2022).
 

Traditionelle Anwendung

-Innerlich zur Vorbeugung gegen Harnwegsinfektionen, u.a. mit Escherichia coli (Brendieck-Worm & Melzig, 2021).
-Innerlich zur Vorbeugung von Harnwegsinfektionen; möglicherweise zur Vorbeugung von Struvit- und Kalziumkarbonat-Urolithiasis; als Hilfsmittel bei akuter und chronischer Blasenentzündung; nach Urethrostomie-Operationen (Wynn & Fougère, 2007).
 

Dosierung

Innerliche Anwendung
 Trockenextrakt
(g Droge/Tag)
Saft (Fertigprodukt
ohne Zucker)
(Droge/Tag)
Tinktur (1:2-1:3)
(Droge/Tag)
Kleintiere20 mg/kg KGW
auf mehrere Gaben am Tag verteilt
1 ml/kg KGW
auf mehrere Gaben am Tag verteilt
1-3 ml/10 kg KGW
auf 3 Gaben am Tag verteilt
KGW = Körpergewicht
(Brendieck-Worm & Melzig, 2021; Wynn & Fougère, 2007)
 

Zubereitung

Innerliche Anwendung
-Saft, getrocknete oder pulverisierte Droge: dem Futter zusetzen (Brendieck-Worm & Melzig, 2021).
-Trockenextrakt: Fertigprodukte (Brendieck-Worm & Melzig, 2021).
 
Kombinationen
-Ergänzungsfuttermittel für mehrere Tierarten, in denen Kranichbeeren u.a. mit Birkenblättern, Brennnessel, Goldrute, Hauhechel, Schwarzer Johannisbeere, Kürbiskernextrakt, Schachtelhalm und Zitrustrestern kombiniert sind (Brendieck-Worm & Melzig, 2021).
 

Hinweise

-Die Kranichbeere (Cranberry) ist für Katzen nicht geeignet (Brendieck-Worm & Melzig, 2021).
-Gegenanzeige: Bei Patienten mit Niereninsuffizienz ist Vorsicht geboten; in einer Studie an normalen und urämischen Menschen erhöhte Cranberry die Nierenausscheidung von Hippursäure und die Säuresekretion im Nephron; bei Patienten mit Urat- oder Kalziumoxalatsteinen sollte wegen des hohen Oxalatgehalts der Cranberry auf diese verzichtet werden (Wynn & Fougère, 2007).
-Mögliche Wechselwirkungen mit Omeprazol (Wynn & Fougère, 2007).
 

Toxizität

-Akute Toxizität: Die einmalige orale Gabe von bis zu 5.6 g Cranberry-Extrakt/kg Körpergewicht an Mäuse verursachte keine Todesfälle; die orale LD50 von auf 1.5 % Proanthocyanidin "standardisiertem" Cranberry-Pulver bei weiblichen Sprague-Dawley-Ratten ist grösser als 5 g/kg Körpergewicht (EMA, 2022).
-Chronische Toxizität: Die 14-wöchige Gabe an männlichen Wistar-Ratten von bis zu 0.60 mg Proanthocyanidine/kg Körpergewicht/Tag verursachte keine Veränderung der hämatologische Parameter, des Körpergewichts oder Nahrungsaufnahme (EMA, 2022).
 

Verfügbarkeit

Siehe unter Fertigpräparate und -produkte Schweiz und Deutschland; die getrocknete, zerkleinerte und pulverisierte Droge sowie Fertigprodukte sind in Arzneibuchqualität im Fachhandel erhältlich (Pharmavista, 2023).
 

Gesetzliche Vorschriften, Doping

Rückstandsregelungen

-TAMV: Kranichbeeren sind nicht auf der Liste 2/Anhang 2 aufgeführt und dürfen deshalb bei Nutztieren nicht als Wirkstoff eingesetzt werden.
-European Feed Materials Register (momentan für die Schweiz nicht gültig): Kranichbeeren (getrocknet, zerkleinert, pulverisiert, mazeriert, konzentrierter Saft) sind in der EU als Einzelfuttermittel registriert unter 009313-EN (2022-07-04); 006875-EN, 006875-IT (2017-04-20); 006867-EN, 006867-SV (2017-04-12); 006651-EN, 006651-FR (2017-01-27); 005606-EN, 005606-DE (2015-05-26); 002944-EN, 002944-PL (2012-04-19); 002580-EN, 002580-DE (2011-11-24).
 

Doping

Kranichbeeren sind keine dopingverdächtige Substanz.
Die Dopingrelevanz von Pflanzen ändert sich kontinuierlich. Die aktuellen Daten zum Pferdesport (FEI) sind ersichtlich unter der Liste der verbotenen Substanzen.
 
Literatur
-Brendieck-Worm C. & Melzig M.F. (2021) Phytotherapie in der Tiermedizin. 2. Auflage. Georg Thieme Verlag KG, Stuttgart, pp. 277 & 280-281
-ESCOP monographs. The scientific foundation for herbal medicinal products, 2nd edition, supplement (2009) Ed. F.H. Kemper, Thieme Verlag, Stuttgart, pp. 255-269
-European Medicines Agency (EMA) (2018) Committee on Herbal Medicinal Products (HMPC): Assessment report on Vaccinium macrocarpon Aiton, fructus, final. Doc. Ref.: EMA/HMPC/517879/2016, 23 November 2022, http://www.ema.europa.eu (1995-2023)
-European Medicines Agency (EMA) (2022) Committee on Herbal Medicinal Products (HMPC): European Union herbal monograph on Vaccinium macrocarpon Aiton, fructus, final. Doc. Ref.: EMA/HMPC/49135/2017, 23 November 2022, http://www.ema.europa.eu (1995-2023)
-Hiller K. & Melzig (2010) Lexikon der Arzneipflanzen und Drogen. 2. Auflage. Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg, p. 612
-Medina-Larqué A.S., Rodríguez-Daza M.C., Roquim M., Dudonné S., Pilon G., Levy É., Marette A., Roy D., Jacques H. & Desjardins Y. (2022) Cranberry polyphenols and agave agavins impact gut immune response and microbiota composition while improving gut barrier function, inflammation, and glucose metabolism in mice fed an obesogenic diet. Front Immunol. 13, 871080
-Pharmavista (2022) www.pharmavista.net, Produkte Schweiz
-PubChem (2022) pubchem.ncbi.nlm.nih.gov
-Teuscher E., Melzig M.F. & Lindequist U. (2012) Biogene Arzneimittel: Lehrbuch der Pharmazeutischen Biologie. 7. Auflage. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart, p. 320
-Upton R., Graff A. & Swisher D. eds. (2002) Cranberry fruit. Vaccinium macrocarpon Aiton. In: American herbal pharmacopeia (AHP). Santa Cruz, CA, American Herbal Pharmacopeia.
-WHO monographs on selected medicinal plants - volume 4 (2009) Herba millefolii. World Health Organization, pp. 149-166
-Wynn S.G. & Fougère B.J. (2007) Veterinary herbal medicine. Mosby Elsevier, St. Louis, Missouri, pp. 198, 377, 379-380 & 528-529
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