Rhei radix; Rhizoma rhei | |||
Rhabarberwurzel | |||
Racine de rhubarbe | |||
Radice di rabarbaro | |||
Rhubarb root |
● | Rheum officinale Baill. |
● | Rheum palmatum L. |
- | Mindestens 2.2% Hydroxyanthracen-Derivate, berechnet als Rhein (C15H8O6; Mr 284.2) und bezogen auf die getrocknete Droge (Ph. Eur. 10, 2020). |
- | Die Bestimmung wird unter Ausschluss direkter Lichteinwirkung durchgeführt (Ph. Eur. 10, 2020). |
- | Rheum rhaponticum: Dünnschichtchromatographie unter Verwendung von Kieselgel G R als Beschichtung (Ph. Eur. 10, 2020). |
- | Trocknungsverlust: höchstens 12.0%, mit 1.000 g pulverisierter Droge durch 2 Stunden langes Trocknen im Trockenschrank bei 105°C bestimmt (Ph. Eur. 10, 2020). |
- | Asche: höchstens 12.0% (Ph. Eur. 10, 2020). |
- | Salzsäureunlösliche Asche: höchstens 2.0% (Ph. Eur. 10, 2020). |
- | Das Aussehen ist variabel: scheibenförmige Stücke mit einem Durchmesser von bis zu 10 cm und einer Dicke von 1-5 cm; zylindrische, rundlich ovale oder plankonvexe Stücke. Die Oberfläche ist blassrosa getönt und gewöhnlich mit einer Schicht bräunlich gelben Pulvers bedeckt. Sie zeigt, besonders nach dem Befeuchten, ein Netz dunklerer Linien. Diese Struktur bedingt das marmorierte Aussehen der Droge. Der Bruch ist körnig. Der Querschnitt des Rhizoms zeigt eine schmale äussere Zone aus radiären, bräunlich roten Linien. Diese Markstrahlen werden im rechten Winkel von einem dunklen Kambiumring gekreuzt. Innerhalb dieser Zone befindet sich ein Ring von kleinen, sternförmigen Formationen anomaler Leitbündel. Die Wurzel besitzt eine mehr radiale Struktur. |
- | Das Pulver ist orange bis bräunlich gelb (Ph. Eur. 10, 2020). |
- | Hydroxyanthracenderivate: v.a. (60-80%) Mono- (1- bzw. 8-O-Glucoside) und Diglucoside vom Rhein, Chrysophanol, Aloeemodin, Physcion und Emodin sowie kleine Mengen derer Aglykone. |
- | Laxierende und adstringierende Wirkung (Brendieck-Worm & Melzig, 2021). |
- | Antiresorptiv und sekretagog wirkendes Laxanz (Blaschek, 2016). |
- | Laxierende (Anthranoide) und antimikrobielle Wirkung (in vitro, Dekokte und Glycerinextrakte wirken virustatisch, viruzid und antibakteriell gegen verschiedene grampositive und gramnegative Bakterien) Wirkung (Reichling et al., 2016). |
- | In vitro: antibakterielle, antimykotische (gegen Aspergillus fumigatus, Candida albicans vergleichbar mit Nystatin, in geringerem Masse gegen Geotrichum candidum, Rhodotorula rubra, Escherichia coli und Bacillus subtilis) und antivirale Wirkung (gegen Herpes-simplex-Virus Typ 1 und 2, Varizella-Zoster-Virus, Aujeszky-Virus und Influenzaviren) (EMA, 2020). |
- | In vivo: Verbesserung der Nierenfunktion bei Ratten mit chronischem Nierenversagen; Erhöhung der Empfindlichkeit gegenüber Paclitaxel; mässige zytotoxische Aktivität gegen verschiedene Arten von Karzinomazellen; Aktivierung der Transkription durch östrogenempfindliche Elemente (durch Bindung von Emodin an den Östrogenrezeptor) (EMA, 2020). |
- | Appetitanregende, verdauungsfördernde, laxierende, antibakterielle und antivirale Wirkung (Aichberger et al., 2012). |
- | Laxative (Anthracenderivate; hohe Dosierung), antidiarrhoische (Gerbstoffe; tiefe Dosierung) und östrogene (Stilbenderivate) Wirkung (Teuscher et al., 2012). |
- | Laxative (Anthracenderivate; hohe Dosierung) und adstringierende (Tannine; tiefe Dosierung) Wirkung (Wynn & Fougère, 2007). |
- | Ph. Eur. 10/2020: 10.0/0291 |
- | ESCOP: Monographie vorhanden (2003 & 2017) |
- | WHO: Monographie vorhanden (1999) |
- | HMPC (EMA): Monographie vorhanden (Doc.Ref.: EMA/HMPC/113700/2019 vom 6.5.2020) |
- | Kommission E: Monographie vorhanden, ATC-Code: A06AB (BAnz. Nr.133 vom 21.7.1993) |
- | Innerlich als Laxans bei Obstipation oder als Stomachikum bei Magen-Darm-Katarrhen (Brendieck-Worm & Melzig, 2021). |
- | Innerlich in kleinen Mengen zum Anregen der Fresslust und zur Förderung der Verdauung, in grösseren Mengen zur kurzzeitigen Anwendung bei Verstopfung (Obstipation) (Reichling et al., 2016). |
- | Innerlich zur Steigerung der Fresslust (in kleinen Mengen), Förderung der Verdauung (in kleinen Mengen), bei nichtinfektiösem Durchfall (in mittleren Mengen), bei Verstopfung (in grossen Mengen), zum Galletreiben, bei Magen-Darm-Katarrh und schmerzhaftem Zahnen (Aichberger et al., 2012). |
- | Äusserlich bei Brandwunden und Hauterkrankungen (Aichberger et al., 2012). |
Rhabarberwurzel als Laxans (einmalig/kurzfristig) | Rhabarberwurzel als Stomachikum (Droge/Tag) | Rhabarberwurzel als Styptikum (Droge/Tag) | ethanolisch-wässriger Rhabarberextrakt als Laxans (einmalig/kurzfristig) | ethanolisch-wässriger Rhabarberextrakt als Stomachikum (Droge/Tag) | |
Pferd | 10-25 g | 25-50 g | |||
Fohlen | 50-100 g | 2-5 g | 5-10 g | ||
Rind | 10-25 g | 25-50 g | |||
Kalb | 50-100 g | 2-5 g | 5-10 g | ||
Schaf | 50-100 g | 2-5 g | 5-10 g | ||
Lamm | 2-5 g | 0.1-0.5 g | 0.5-1 g | ||
Schwein | 50-100 g | 2-5 g | 5-10 g | ||
Hund | 5-15 g | 0.5-1 g | 1-2 g | 2-5 EL | ½-1 TL |
Katze | 2-5 g | 0.1-0.5 g | 0.5-1 g | ½-2 EL | 10-20 Tropfen |
Geflügel | 2-5 g | 0.1-0.5 g | 0.5-1 g |
Rhabarberwurzel als Laxans (einmalig/kurzfristig) | Rhabarberwurzel als Stomachikum (Droge/Tag) | Rhabarberwurzel als Adstingens* (Droge/Tag) | |
Pferd | 300-400-450 g | 10-25 g | 100 g |
Rind | 300-400 g | 20-40 g | 250 g |
Ziege, Schaf | 80-90 g | 2-10 g | 50 g |
Schwein | 50-60-75 g | 1-5 g | 30 g |
Hund | 15-20 g | 0.5-2 g | 3 g |
Katze | 2.5-5 g | 1 g | |
Hühner | 1-4 g |
- | Pulver: in Latwergen oder Boli einarbeiten (Brendieck-Worm & Melzig, 2021). |
- | Ethanolisch-wässriger Extrakt: mit Wasser verdünnt eingeben (Brendieck-Worm & Melzig, 2021). |
- | Dekokt (1:10), als Latwerge oder Bissen; zum Anregen der Fresslust und zur Förderung der Verdauung sowei zur kurzzeitigen Anwendung bei Verstopfung (Obstipation) (Reichling et al., 2016). |
- | Dekokt (1:10): kurzzeitig, gegen Verstopfung (Aichberger et al., 2012). |
- | Medizinal-Rhabarber ist für Katzen eingeschränkt geeignet, wiederholte Anwendung nur nach strenger Indikation (niedrig dosieren, Wiederholung maximal jeden 2. Tag) (Brendieck-Worm & Melzig, 2021). |
- | Die Wirkstoffe der Droge werden mit dem Urin, dem Schweiss und der Milch ausgeschieden (Brendieck-Worm & Melzig, 2021; Reichling et al., 2016). |
- | Die Wirkstoffe verfärben die Milch gelblich (Aichberger et al., 2012; Reichling et al., 2016). |
- | Treten krampfhafte Magen-Darm-Beschwerden auf, ist die Dosis zu reduzieren (Brendieck-Worm & Melzig, 2021). |
- | Bei längerer Anwendung kommt es zu Kaliumverlusten und infolgedessen zu Muskelschwäche und Störungen der Herzfunktion, insbesondere bei gleichzeitiger Einnahme von herzwirksamen Steroidglykosiden, Diuretika und Nebennierenrindensteroiden (Brendieck-Worm & Melzig, 2021). |
- | Anwendung nur über kurze Zeit (1-2 Wochen) (Aichberger et al., 2012). |
- | Verdacht auf Ileus, akut-entzündliche Darmerkrankungen; schwere Dehydratation mit Wasser- und Elektrolytverlusten; Gravidität, Laktation (Aichberger et al., 2012; Brendieck-Worm & Melzig, 2021). |
- | Mit Antiarrhythmia, Cisplatin, Kortikosteroiden, Herzglykosiden, Diuretika, Laxanzien und Quinidin (Wynn & Fougère, 2007). |
- | Verändert die Arzneimittelabsorption (Wynn & Fougère, 2007). |
- | 3 Wochen alten und 1-jährigen Ratten wurde ein wässrig-ethanolischer Extrakt (2.57 g/kg, 10.26 g/kg bzw. 40 g/kg per oral) täglich über 5 Wochen verabreicht. Die Gewichtsentwicklung war bei den 3 Wochen alten Tieren nur bei der höchsten Dosierung signifikant, aber reversibel verlangsamt. Die Überlebensrate lag in allen Gruppen der jungen Tiere und nach der niedrigsten Dosierung bei den alten Tieren bei 100 %. In der histopathologischen Untersuchung zeigten die jungen Tiere aller Gruppen weder Veränderungen in Leber, Knochenmark noch Kolon; nach Absetzen der Behandlung nur minimale, reversible Läsionen in den proximalen Nierentubuli. Bei den alten Tieren waren dosisabhängige, minimale bis moderate pathologische Veränderungen in Nieren (schwerer als in jungen Tieren) und Leber zu beobachten, die ebenfalls reversibel waren (Blaschek, 2016). |
- | In einer Studie an 6-8 Wochen alten Ratten, mit CCl4-induzierten Leberschäden, wurden nach 12-wöchiger Behandlung bei hohen Dosierungungen (14.7 bzw. 40 g/kg) hepatotoxische, bei niedrigen Dosierungen (2 bzw. 5.4 g/kg) hepatoprotektive Effekte festgestellt (Blaschek, 2016). |
- | TAMV: Standardisierte Extrakte und Zubereitungen aus Rhei radix sind auf der Liste 2/Anhang 2 aufgeführt, dürfen bei Nutztieren als Wirkstoff eingesetzt werden und erfordern keinen Rückstandshöchstgehalt. |
- | European Feed Materials Register (momentan für die Schweiz nicht gültig): Rharbarberwurzel (getrocknet, zerkleinert, pulverisiert) ist in der EU als Einzelfuttermittel registriert unter 007442-EN, 007442-FR (2018-03-28); 005198-EN, 005198-DE (2014-11-03); 002682-EN, 002682-DE (2011-12-21). |
- | Aichberger L., Graftschafter M., Fritsch F., Gansinger D., Hagmüller W., Hahn-Ramssl I., Hozzank A., Kolar V. & Stöger E. (2012) Kräuter für Nutztiere und Heimtiere. 2. Auflage. Eigenverlag Wien, pp. 108-109 |
- | Blaschek W. (2016) Wichtl - Teedrogen und Phytopharmaka: Ein Handbuch für die Praxis. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart, pp. 550-553 |
- | Brendieck-Worm C. & Melzig M.F. (2021) Phytotherapie in der Tiermedizin. 2. Auflage. Georg Thieme Verlag KG, Stuttgart, pp. 90 & 178-179 |
- | El-Saied M.A., Sobeh M., Abdo W., Badr O.M., Youssif L.T., Elsayed I.H., Osman S.M. & Wink M. (2018) Rheum palmatum root extract inhibits hepatocellular carcinoma in rats treated with diethylnitrosamine. J Pharm Pharmacol. 70(6), 821-829 |
- | ESCOP monographs. The scientific foundation for herbal medicinal products, 2nd edition, completely revised and expanded (2003) Ed. F.H. Kemper, Thieme Verlag, Stuttgart, pp. 419-424 |
- | ESCOP monographs. The scientific foundation for herbal medicinal products (2017) https://escop.com/downloads/rhei-radix-rhubarb-escop/ |
- | European Medicines Agency (EMA) (2020) Committee on Herbal Medicinal Products (HMPC): Assessment report on Rheum palmatum L. and Rheum officinale Baillon, radix, final - revision 1. Doc. Ref.: EMA/HMPC/113701/2019, 6 May 2020, http://www.ema.europa.eu (1995-2023) |
- | European Medicines Agency (EMA) (2020) Committee on Herbal Medicinal Products (HMPC): European Union herbal monograph on Rheum palmatum L. and Rheum officinale Baillon, radix, final - revision 1. Doc. Ref.: EMA/HMPC/113700/2019, 6 May 2020, http://www.ema.europa.eu (1995-2023) |
- | Hiller K. & Melzig (2010) Lexikon der Arzneipflanzen und Drogen. 2. Auflage. Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg, pp. 497-498 |
- | Kommission E (1990) Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte, Bundesanzeiger Verlagsgesellschaft, 50445 Köln |
- | Ph. Eur. 10: Pharmacopoea Europaea (2020), Grundwerk, 10. Ausgabe, pp. 2375-2377 |
- | Pharmavista (2022) www.pharmavista.net, Produkte Schweiz |
- | PubChem (2022) pubchem.ncbi.nlm.nih.gov |
- | Reichling J., Frater-Schröder M., Saller R., Fitzi-Rathgen J. & Gachnian-Mirtscheva R. (2016) Heilpflanzenkunde für die Veterinärpraxis. 3. Auflage. Springer Verlag, Berlin, pp. 49, 106, 152 & 159-161 |
- | Sticher O., Heilmann J. & Zündorf I. (2015) Hänsel/Sticher Pharmakognosie Phytopharmazie. 10. Auflage. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart, pp. 837-838 |
- | Teuscher E., Melzig M.F. & Lindequist U. (2012) Biogene Arzneimittel: Lehrbuch der Pharmazeutischen Biologie. 7. Auflage. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart, p. 342 |
- | WHO monographs on selected medicinal plants - volume 1 (1999) Rhizoma rhei. World Health Organization, pp. 231-240 |
- | Wynn S.G. & Fougère B.J. (2007) Veterinary herbal medicine. Mosby Elsevier, St. Louis, Missouri, pp. 164, 203 & 334 |