Ratanhiae radix | |||
Ratanhiawurzel | |||
Racine de ratanhia | |||
Radice di ratania | |||
Rhatany root |
● | Krameria triandra Ruiz. & Pav. |
- | Mindestens 5% Gerbstoffe, berechnet als Pyrogallol (C6H6O3; Mr 126.1) und bezogen auf die getrocknete Droge (Ph. Eur. 10, 2020). |
- | Gehaltsbestimmung: Die Bestimmung wird mit 0.750 g pulverisierter Droge durchgeführt (Ph. Eur. 10, 2020). |
- | Fremde Bestandteile: höchstens 2% fremde Bestandteile und höchstens 5% Fragmente des Wurzelkopfs oder von Wurzeln mit einem Durchmesser von mehr als 25 mm; Wurzeln ohne Rinde dürfen in sehr geringer Menge vorhanden sein (Ph. Eur. 10, 2020). |
- | Trocknungsverlust: höchstens 12.0%, mit 1.000 g pulverisierter Droge durch 2 Stunden langes Trocknen im Trockenschrank bei 105°C bestimmt (Ph. Eur. 10, 2020). |
- | Asche: höchstens 5.5% (Ph. Eur. 10, 2020). |
- | Die Pfahlwurzel ist dunkel-rötlich-braun und hat einen dicken, knotigen Wurzelkopf. Die Seitenwurzeln haben die gleiche Farbe und sind fast gerade oder leicht gewunden. Die Rinde der älteren Teile ist rau bis schuppig, die der jüngeren Teile glatt, mit scharfen Querrissen; sie löst sich leicht vom Holz ab. Der Bruch der Rinde ist faserig, der des Holzes splitternd. Die glatte Oberfläche eines Querschnitts zeigt eine dunkel-bräunlich-rote Rinde, deren Dicke etwa ein Drittel des Radius einnimmt. Das Holz ist dicht, blass-rötlich-braun und feinporig mit zahlreichen feinen Markstrahlen. Das Kernholz ist oft dunkler. |
- | Das Pulver ist rötlich braun (Ph. Eur. 10, 2020). |
- | Catechingerbstoffe: Proanthocyanidine (Polyphenole) mit 2-14 Flavonol-Einheiten, adstringierend wirksam; durch Kondensations- und Oxidationsvorgänge entstehen lagerungsbedingt höhermolekulare, unlösliche und weniger adstringierende Phlobaphene (Gerbstoffrote, Ratanhiarot). |
- | Lignane: v.a. Conocarpan und Eupomatenoid, auch Ratanhiaphenole I, II, III (Norneolignane) und Ratanhin (Dineolignan). |
- | Adstringierende und antiphlogistische Wirkung (Brendieck-Worm & Melzig, 2021). |
- | Adstringierende und antioxidative Wirkung (Blaschek, 2016). |
- | Ausgeprägte adstringierende und entzündungshemmende Wirkung; wässrige bzw. wässrig-acetonische Drogenextrakte (in vitro): antibakterielle (u.a. gegen Staphylococcus aureus) und antivirale (u.a. gegen Polio- und Grippeviren) Wirkung (Reichling et al., 2016). |
- | Adstringierende, antimikrobielle und antioxidative Wirkung; für die antimikrobielle und antioxidative Wirkung sind neben den Gerbstoffen auch die Lignane verantwortlich (Sticher et al., 2015). |
- | Ph. Eur. 10/2020: 10.0/0289 |
- | ESCOP: Monographie vorhanden (2009) |
- | WHO: Keine Monographie vorhanden (13.9.2022) |
- | HMPC (EMA): Keine Monographie vorhanden (13.9.2022) |
- | Kommission E: Monographie vorhanden, ATC-Code: A01AF (BAnz. Nr. 43 vom 2.3.1989) |
- | Innerlich und äusserlich bei Entzündungen der Mund- und Rachenschleimhaut; bei Durchfällen, Erkrankungen der weiblichen Geschlechtsorgane und der Harnwege, Hämorrhoiden, blutenden Wunden und Verbrennungen (Brendieck-Worm & Melzig, 2021). |
- | Innerlich bei akuten, unspezifischen Durchfällen (Reichling et al., 2016). |
- | Äusserlich bei Epistaxis, Blutungen aus Zahnextraktionsstellen, Zahnfleischbluten Wunden und Analfissuren (Wynn & Fougère, 2007). |
Zerkleinerte Ratanhiawurzel (g Droge/Tag) | |
Pferd | 20-25-30-50 |
Rind | 20-25-30-50 |
Schaf, Ziege | 5-10 |
Schwein | 5-10 |
Hund | 1-4-5 |
Katze | 1-2 |
Hühner | 1-2 |
- | Pulver: Schüttelmixtur herstellen, in Latwergen einarbeiten oder in Kapseln anwenden (Brendieck-Worm & Melzig, 2021). |
- | Dekokt: 10 g auf 150 ml Wasser geben (Brendieck-Worm & Melzig, 2021). |
- | Tinktur (1:5): 5-10 Tropfen Tinktur in 1 Glas Wasser geben (Brendieck-Worm & Melzig, 2021). |
- | Innerlich wird die Ratanhiawurzel in Form von Pulver, Abkochung, Tinktur und als wässriger Extrakt verwendet. Die Ratanhiatinktur wird verdünnt oder als Latwerge benutzt (Reichling et al., 2016). |
- | Tinktur (1:5): unverdünnt zur Pinselung im Bereich der Mundhöhle; mehrmals täglich auftragen (Brendieck-Worm & Melzig, 2021). |
- | Spüllösung: 5-10 Tropfen Tinktur in 1 Glas Wasser; mehrmals täglich spülen (Brendieck-Worm & Melzig, 2021). |
- | Magen-Darm-Katarrh des Hundes: Ratanhiawurzeldekokt 10:150, Tinctura aromatica* 5 g und Sirup 10 g mischen und 3-stündlich 1 Esslöffel (Teelöffel) einem grossen (kleinen) Hund eingeben. *) Tinctura aromatica: Zimt gepulvert 5 Teile, Ingwerwurzel mittelfein zerschnitten 2 Teile, Galgantwurzel mittelfein zerschnitten 1 Teil, Gewürznelken mittelfein zerschnitten 1 Teil, Malabar-Kardamom gequetscht 1 Teil in verdünntem Weingeist 50 Teile mazerieren. Die Tinctura aromatica kann tropfenweise in Wasser oder auf Brot verabreicht werden. Ein Hund erhält 5-10 Tropfen (Brendieck-Worm & Melzig, 2021). |
- | Weitere Kombinationsmöglichkeiten: Ratanhiatinktur mit Myrrhentinktur, Tormentillwurzelstocktinktur und Salbeitinktur: Mischungen jeweils zu gleichen Teilen (Brendieck-Worm & Melzig, 2021). |
- | Traditionelle Zubereitung: Ratanhia- und Myrrhetinktur gemischt mit Kalk (Wynn & Fougère, 2007). |
- | Ratanhia ist für Katzen eingeschränkt geeignet, wiederholte Anwendung nur nach strenger Indikation (niedrig dosieren, Wiederholung maximal jeden 2. Tag) (Brendieck-Worm & Melzig, 2021). |
- | Gegenanzeigen: Mensch: in sehr seltenen Fällen können allergische Schleimhautreaktionen auftreten (Blaschek, 2016; Reichling et al., 2016; Wynn & Fougère, 2007). |
- | TAMV: Krameria triandra ist nicht auf der Liste 2/Anhang 2 aufgeführt und darf deshalb bei Nutztieren nicht als Wirkstoff eingesetzt werden. |
- | European Feed Materials Register (momentan für die Schweiz nicht gültig): Ratanhia (Wurzel, getrocknet, geschnitten, pulverisiert) ist in der EU als Einzelfuttermittel registriert unter 007446-EN, 007446-FR (2018-03-28). |
- | Blaschek W. (2016) Wichtl - Teedrogen und Phytopharmaka: Ein Handbuch für die Praxis. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart, pp. 541-542 |
- | Brendieck-Worm C. & Melzig M.F. (2021) Phytotherapie in der Tiermedizin. 2. Auflage. Georg Thieme Verlag KG, Stuttgart, pp. 88, 89, 92 & 126 |
- | ESCOP monographs. The scientific foundation for herbal medicinal products, 2nd edition, supplement (2009) Ed. F.H. Kemper, Thieme Verlag, Stuttgart, pp. 213-215 |
- | Hiller K. & Melzig (2010) Lexikon der Arzneipflanzen und Drogen. 2. Auflage. Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg, p. 332 |
- | Kommission E (1990) Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte, Bundesanzeiger Verlagsgesellschaft, 50445 Köln |
- | Ph. Eur. 10: Pharmacopoea Europaea (2020), Grundwerk, 10. Ausgabe, pp. 2374-2375 |
- | Pharmavista (2021) www.pharmavista.net, Produkte Schweiz |
- | PubChem (2021) pubchem.ncbi.nlm.nih.gov |
- | Reichling J., Frater-Schröder M., Saller R., Fitzi-Rathgen J. & Gachnian-Mirtscheva R. (2016) Heilpflanzenkunde für die Veterinärpraxis. 3. Auflage. Springer Verlag, Berlin, pp. 130, 142-143, 194 & 220 |
- | Sticher O., Heilmann J. & Zündorf I. (2015) Hänsel/Sticher Pharmakognosie Phytopharmazie. 10. Auflage. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart, pp. 817-818 |
- | Teuscher E., Melzig M.F. & Lindequist U. (2012) Biogene Arzneimittel: Lehrbuch der Pharmazeutischen Biologie. 7. Auflage. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart, p. 352 |
- | Wynn S.G. & Fougère B.J. (2007) Veterinary herbal medicine. Mosby Elsevier, St. Louis, Missouri, p. 384 |