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Verwendete Pflanzen (Botanik)

Piper methysticum G.Forst.
 
Verwendete Pflanzenteile

Definition

-Nach DAC (1998) besteht die pflanzliche Substanz aus dem getrockneten Rhizom, gewöhnlich frei von Wurzeln und manchmal geschält, von Piper methysticum G. Forst. (Piperaceae).
 
Gehalt: nicht weniger als 3.5% Kavalactone, berechnet als Kavain (C14H14O3; Mr 230.2) (DAC, 1998; EMA, 2017; WHO, 2004).
 
Reinheit:
-Allgemeine Identitätsprüfungen: makroskopische, mikroskopische und mikrochemische Untersuchungen sowie Dünnschichtchromatographie für das Vorhandensein der charakteristischen ungesättigten α-Pyrone, bekannt als Kavapyrone (WHO, 2004).
-Fremde Bestandteile: höchstens 2.0% (WHO, 2004).
-Asche: höchstens 8.0% (WHO, 2004).
-Säureunlösliche Asche: höchstens 1.5% (WHO, 2004).
-Wasserlösliche Extrakte: mindestens 5% (WHO, 2004).
-Trocknungsverlust: höchstens 12.0% (WHO, 2004).
 
Extraktionsverfahren
-Wasser (& Kokonussmilch) (Mazerat; EMA, 2017)
-Aceton 60% V/V oder höher (Extrakt; EMA, 2017)
-Ethanol 60% V/V oder höher (Extrakt; EMA, 2017)
-Ethanol 96% V/V (Spissumextrakt, Trockenextrakt; EMA, 2017)
-Ethanol 75% m/m (Trockenextrakt; EMA, 2017)
-Kavalactone sind wasserunlöslich, jedoch löslich in Ethanol 95% oder Aceton (EMA, 2017).
 

Übliche Zubereitungen

Homöopathische Tabletten, homöopathische Tropfen (EMA, 2014; Pharmavista, 2022; Teuscher et al., 2012; Wichtl, 2009).
 

Pharmakognosie

Organoleptische Angaben

Aussehen

-Das getrocknete Rhizom besteht aus unregelmässigen, quer und längs verlaufenden Stücken, die in Grösse und Form stark variieren: 3-20 cm in der Länge und 1-5 cm im Durchmesser. Die Aussenfläche ist hellgelblich oder graubraun, längs faltig, mit grossen, weisslichen, kreisförmigen Wurzelnarben. Der Bruch ist grob faserig, die Innenfläche ist gelb-weiss, mit dünner Rinde, strahlenförmigem Xylem und grossem Mark (EMA, 2017; WHO, 2004).
-Das Pulver ist hellgelb-hellbraun (WHO, 2004).
 

Geruch

Leicht, angenehm (WHO, 2004); erdig-aromatisch (Wichtl, 2009).
 

Geschmack

Süsslich, stechend, manchmal leicht bitter, gefolgt von einem leichten Taubheitsgefühl (WHO, 2004); leicht bitter, pfefferartig, seifig kratzig, beim Kauen lang andauernde Anästhesie auf der Zunge (Wichtl, 2009).
 
Inhaltsstoffe

Leitsubstanzen

Kavapyrone (= Kavalactone, ca. 5 %), Dihydrochalkone, Pipermethystin (ein Alkaloid, geringe Mengen, v.a. in der Rinde), Ätherisches Öl (geringe Mengen).
-Kavapyrone: u.a. Kavain (1-2%), Dihydrokavain (Marindinin, 0.6-1.0%), Methysticin (1.2-2.0%), Dihydromethysticin (0.5-0.8%), Yangonin (1.0%) und Dimethoxyyangonin (1.0%).
-Dihydrochalkone: Flavokavin A, B und C.
(Brendieck-Worm & Melzig, 2021; EMA, 2017; ESCOP, 2003; Hänsel & Sticher, 2010; Hiller & Melzig, 2010; Kuck, 2021; Mayer, 2009; Teuscher et al., 2012; WHO, 2004; Wichtl, 2009; Wynn & Fougère, 2007)
 

 

Weitere Bestandteile

Stärke (43 %), Fasern (20 %), Zucker (3.2 %), Proteine (3.6 %, darunter Peptide wie Glutathion) und 3.2 % Mineralstoffe (Kalium, Kalzium, Magnesium, Natrium, Aluminium, Eisen) (EMA, 2017).
 
Pharmakologie

Wirkung

-Anxiolytische, aufmerksamkeitssteigernde, entspannende und stimmungsaufhellende Wirkung (Brendieck-Worm & Melzig, 2021).
-Neurologische, sedierende , krampflösende, muskelentspannende und spasmolytische Wirkung (in vitro und in vivo). Der Einfluss der Kavalactone (Yangonin, (+)-Kavain, (+)-Dihydrokavain, (+)-Methysticin und (+)-Dihydromethysticin) auf den GABAA-Rezeptor wurde mit Hilfe der Radiorezeptorbestimmung nachgewiesen (in vitro); es wird vermutet, dass die Hemmung von MAO-B und die nicht-stereoselektive Hemmung der [3H]-Noradrenalin-Aufnahme ein wichtiger Mechanismus für die psychotrope Wirkung der Kavalactone sein könnte (in vitro); die CB 1-Rezeptor-Affinität von Yangonin deutet daraufhin, dass das Endocannabinoid-System zur anxiolytischen Wirkung von Kava beitragen könnte (in vitro). Sedierende, beruhigende und muskelentspannende Wirkung (in vivo) (EMA, 2017).
-Kavapyrone: anxiolytische, sedativ-hypnotische, muskelrelaxierende, lokalanästhetische und antikonvulsive Wirkungen (Hänsel & Sticher, 2010).
-Relaxierende Wirkung (Teuscher et al., 2012).
-Anxiolytische, narkosepotenzierende (sedierende), antikonvulsive, spasmolytische, zentral muskelrelaxierende, analgetische und lokalanästhetische Wirkung (Wichtl, 2009).
-Anxiolytische, sedative, analgetische, lokalanästhetische (Schleimhäute), antikonvulsive, spasmolytische, muskelrelaxierende (glatte Muskulatur), neuroprotektive und antimikrobielle Wirkung (Wynn & Fougère, 2007).
 
Monographien

Monographien

-Ph. Eur. 10/2020: keine Monographie vorhanden.
-ESCOP: Monographie vorhanden (2003)
-WHO: Monographie vorhanden (2002)
-HMPC (EMA): keine Monographie vorhanden (18.7.2022)
-Kommission E: Monographie vorhanden, ATC-Code: N05BX (BAnz. Nr. 101 vom 1.6.1990)
 

Medizinische Anwendungen

Veterinärmedizin

Anwendungen

Anerkannte tiermedizinische Anwendung

-An Mäusen konnte gezeigt werden, dass ein Kava-Extrakt (40 mg/kg Körpergewicht, p.o.) das durch Amphetamin induzierte stereotype Verhalten im Vergleich zur Kontrollgruppe reduzierte. Zudem wirkte es anxiolytisch und erhöhte die Bewegungsaktivität der Mäuse (Krum et al., 2021).
 

Traditionelle Anwendung

-Innerlich bei bei nervösen Angst-, Spannungs- und Unruhezuständen wie Angst vor aussergewöhnlichen Ereignissen (Feuerwerk, Gewitter), Trennungsangst, Hyperaktivität aufgrund von Angst, generalisierter Angststörung, Phobien, Angstaggression, agitierte Depression, Unsauberkeit der Katze infolge psychosozialen Stresses, feline interstitielle Zystitis mit schmerzhafter Drangsymptomatik, felines Hyperästhesie-Syndrom, Schwanzjagen, zwanghaftes Lecken und Automutilation; bei gestörtem Tag-Nacht-Rhythmus bzw. gestörtem Schlafverhalten im Zusammenhang mit kognitiver Dysfunktion bei Hund und Katze (Brendieck-Worm & Melzig, 2021).
-Innerlich bei Angst u.a. vor Feuerwerk, Gewitter, Stress und Trennung; Katze: bei interstitieller Zystitis, anderen Krankheiten des unteren Harntraktes sowie bei Unsauberkeit; als Muskelrelaxans (Wynn & Fougère, 2007).
-Äusserlich bei Wunden und Leckgranulomen; bei Muskelschmerzen (Wynn & Fougère, 2007).
 

Dosierung

Innerliche Anwendung
 Wurzelpulver
(Droge/Tag)
Wurzeltrockenextrakt
(Droge/Tag)
Wurzeltinktur
(Droge/Tag)
Pferd1-2 Teelöffel*  
Kleintiere(25-)40-70(-300) mg/kg KGW/Tag, aufgeteilt auf 3-mal täglich2-4 mg/kg KGW, 3-mal täglich2-4 Tropfen/kg KGW, 3-mal täglich;
0.5-1.5 ml/10 kg KGW (60% Ethanol, 1:2-1:3), aufgeteilt auf 3-mal täglich
KGW = Körpergewicht
(Brendieck-Worm & Melzig, 2021; Wynn & Fougère, 2007; Wynn & Marsden, 2005)
 
*) Für Pferde, die unter dem Tying-up-Syndrom leiden, empfiehlt Basko (2004) Kava-Kava als getrocknete Droge in einer Dosierung von 1 Teelöffel 4-mal täglich (Brendieck-Worm & Melzig, 2021; Wynn & Fougère, 2007).
 
-Kava-Kava sollte so niedrig wie möglich dosiert und nur so lange wie nötig verabreicht werden. Die Kombination mit anderen psychotropen Drogen ist möglich. Auf Interaktionen ist zu achten (Brendieck-Worm & Melzig, 2021).
 

Zubereitung

Innerliche Anwendung
-Es wird empfohlen, Fertigprodukte zu nutzen (Brendieck-Worm & Melzig, 2021).
-Ergänzungsfuttermittel: für Hund und Katze sind Ergänzungsfuttermittel mit Kava-Kava im Handel (Brendieck-Worm & Melzig, 2021).
 
Äusserliche Anwendung
-Topisch: 1 Teelöffel Kava-Kava-Pulver kann mit 1 Teelöffel Calendulasalbe gemischt und direkt auf schmerzhafte Wunden und Leckgranulome appliziert werden (Wynn & Fougère, 2007).
 

Hinweise

-Gegenanzeigen: Trächtigkeit, Laktation; Mensch: endogene Depression (Brendieck-Worm & Melzig, 2021; Wynn & Fougère, 2007).
-Die Hepatotoxizität scheint idiokratisch bedingt zu sein; Anwendungsdauer maximal 3 Monate (Wynn & Fougère, 2007).
-Mögliche Wechselwirkungen mit zentral wirksamen Substanzen wie Barbiturate und Psychopharmaka (Brendieck-Worm & Melzig, 2021); mit Alprazolam, Antipsychotika, Barbituraten, Benzodiazepinen, ZNS-Depressiva, Östrogenen sowie Arzneimittel mit hepatotoxischem Potential (Wynn & Fougère, 2007).
 

Toxizität

Akute Toxizität
-Die oralen LD50-Werte eines Aceton-Wasser-Extrakts von Kava (70% Kavalactone) bei Mäusen waren: 1800 mg/kg, bei Ratten: 1600 mg/kg. Die Symptome waren dosisabhängig und äusserten sich mit einer verminderten Motilität, Ataxie, Apathie, Seitelage mit Hyporeflexie, Koma und Tod durch Atemlähmung (EMA, 2017).
 
Chronische Toxizität
-LD Maus und Ratte, oral: 2 g Kava-Kava-Extrakt/kg Körpergewicht über 13 Wochen (Behl et al., 2011; EMA, 2017); siehe auch unter Piper methysticum.
 

Verfügbarkeit

Siehe unter Fertigpräparate und -produkte Schweiz und Deutschland; Fertigprodukte sind in Arzneibuchqualität im Fachhandel erhältlich (Pharmavista, 2022).
 

Gesetzliche Vorschriften, Doping

Rückstandsregelungen

-TAMV: Piper methysticum ist nicht auf der Liste 2/Anhang 2 aufgeführt und darf deshalb bei Nutztieren nicht als Wirkstoff eingesetzt werden.
-European Feed Materials Register (momentan für die Schweiz nicht gültig): Piper methysticum (Wurzel, Pulver) ist in der EU als Einzelfuttermittel registriert unter 008704-EN, 008704-IT (2019-08-02).
 

Doping

Piper methysticum ist eine verbotene Substanz.
Die Dopingrelevanz von Pflanzen ändert sich kontinuierlich. Die aktuellen Daten zum Pferdesport (FEI) sind ersichtlich unter der Liste der verbotenen Substanzen.
 
Literatur
-Behl M., Nyska A., Chhabra R.S., Travlos G.S., Fomby L.M., Sparrow B.R., Hejtmancik M.R. & Chan P.C. (2011) Liver toxicity and carcinogenicity in F344/N rats and B6C3F1 mice exposed to Kava Kava. Food Chem Toxicol. 49(11), 2820-2829
-Brendieck-Worm C. & Melzig M.F. (2021) Phytotherapie in der Tiermedizin. 2. Auflage. Georg Thieme Verlag KG, Stuttgart, pp. 466, 479-481, 492 & 515
-ESCOP monographs. The scientific foundation for herbal medicinal products, 2nd edition, completely revised and expanded (2003) Ed. F.H. Kemper, Thieme Verlag, Stuttgart, pp. 365-382
-European Medicines Agency (EMA) (2014) Committee on Herbal Medicinal Products (HMPC): Assessment report on Piper methysticum G. Forst., rhizoma, final. Doc. Ref.: EMA/HMPC/450589/2016, 21 November 2017, http://www.ema.europa.eu (1995-2022)
-Hänsel R. & Sticher O. (2010) Pharmakognosie - Phytopharmazie. 9. Auflage. Springer Verlag, Berlin, pp. 1152-1154
-Hiller K. & Melzig (2010) Lexikon der Arzneipflanzen und Drogen. 2. Auflage. Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg, p. 456
-Kommission E (1990) Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte, Bundesanzeiger Verlagsgesellschaft, 50445 Köln
-Krum B.N., Molz de Freitas C., Chiapinotto Ceretta A.P., Barbosa C.P., de Moraes Reis E., Scussel R., da Silva Córneo E., Machado-de-Ávila R.A., Boligon A.A. & Fachinetto R. (2021) Kava decreases the stereotyped behavior induced by amphetamine in mice. J Ethnopharmacol 265, 1-9
-Pharmavista (2021) www.pharmavista.net, Produkte Schweiz
-PubChem (2021) pubchem.ncbi.nlm.nih.gov
-Teuscher E., Melzig M.F. & Lindequist U. (2012) Biogene Arzneimittel: Lehrbuch der Pharmazeutischen Biologie. 7. Auflage. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart, pp. 288-289
-WHO monographs on selected medicinal plants - volume 2 (2002) Radix piperis methystici. World Health Organization, pp. 231-245
-Wichtl M. (2009) Teedrogen und Phytopharmaka: Ein Handbuch für die Praxis auf wissenschaftlicher Grundlage. 5. Auflage. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart, pp. 375-377
-Wynn S.G. & Fougère B.J. (2007) Veterinary herbal medicine. Mosby Elsevier, St. Louis, Missouri, pp. 187, 201, 267, 351-353, 355, 357-358 & 587
-Wynn S.G. & Marsden S. (2005) Leitfaden Naturheilverfahren in der Kleintierpraxis. Urban & Fischer-Verlag, München, Jena
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