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Deutsch    Lycopi herba; Herba lycopi; Herba marrubii aquatici
Deutsch    Wolfstrappkraut; Wolfsfusskraut
Franzoesisch    Parties aériennes de lycope d'Europe
Italienisch    Erba sega comune parte aerea
Englisch    Bugleweed herb
 

Verwendete Pflanzen (Botanik)

Lycopus europaeus L.s.l.
 
Verwendete Pflanzenteile

Definition

Die zur Blütezeit gesammelten und getrockneten oberirdischen Tiele von Lycopus europaeus L. (Hiller & Melzig, 2010).
 
Extraktionsverfahren:
-Wasser (Infus; Brendieck-Worm & Melzig, 2018)
 

Übliche Zubereitungen

Infus, Pulver, Tinktur, Tropfen, Tabletten, Spray und Tonikum (Brendieck-Worm & Melzig, 2018; Pharmavista, 2019).
 

Pharmakognosie

Organoleptische Angaben

Aussehen

-Stängel etwa 20-100 cm hoch, mit stark vortretenden Kollenchymleisten, einfach oder mit sparrig abstehenden Ästen. Laubblätter meist länger als die Stängelinternodien, sitzend oder sehr kurz gestielt, 3-8 cm lang und 1-3 cm breit, scharf zugespitzt, mehr oder weniger grob und tief gesägt; die Unteren besonders an nassen Standorten oft tief fiederspaltig, mit eiförmig-lanzettlichen bis linealen, ganzrandigen Fiederlappen und geraden, auf der Unterseite stark vortretenden Fiedernerven. Die blütentragenden Laubblätter von den übrigen nicht verschieden, langsam kleiner werdend, auch die Obersten mehrfach länger als die Scheinquirle. Blüten 4-5 mm lang, sitzend, in 10-20 fast kugeligen, sehr viel- und dichtblütigen, 1 cm breiten Scheinquirlen mit mehr oder weniger kelchlangen, lanzettlichen, stechend begrannten Vorblättern. Kelch weit glockig, mit 10 sehr undeutlichen Nerven, locker behaart, mit 5 lanzettlichen, die Röhre an Länge übertreffenden, stechend begrannten, gerade vorgestreckten Zähnen. Krone den Kelch kaum überragend, mit nur schwach ausgerundeter, ganz weisser Oberlippe und dreilappiger, weisser und rot punktierter Unterlippe, im Schlund zottig behaart. Die beiden fertilen Staubblätter deutlich, vorragend, mit nackten, vorn verschmolzenen Pollensäcken. Griffel mit abgeflachten, fast gleichen Narbenästen. Staminodien sehr klein, fädlich oder ganz fehlend. Nüsschen abgeflacht, tetraedrisch, vorn gestutzt, 1.5-2 mm lang, viel kürzer als der Kelch, mit wulstigen Kanten, fein papillös, vorn drüsig, glänzend dunkelbraun (Hagers Handbuch, 1976).
 
Inhaltsstoffe

Leitsubstanzen

Phenolsäuren (Lamiaceengerbstoffe, 2-3%), Flavonoide (2.3%), Di- und Triterpene, Alkaloide (0.24%), ätherisches Öl (0.2%), Cumarine (0.12%) und Fluor (0.05-0.1%).
-Phenolsäuren: Rosmarinsäure, Lithospermsäure, p-Cumarsäure, Kaffeesäure, Chlorogensäure, Sinapinsäure und Ellagsäure.
-Triterpene: u.a. Ursolsäure.
-Flavonoide: u.a. Luteolin-7-glucosid, Luteolin-7-glucuronid, Apigenin-7-glucosid.
-Ätherisches Öl: u.a. mit Bornylacetat, Camphen, Campher, Geraniol, Limonen und Linalool.
(Brendieck-Worm & Melzig, 2018; Hagers Handbuch, 1976; Hiller & Melzig, 2010; Wynn & Fougère, 2007)
 
 
Pharmakologie

Wirkung

-Antigonadotrope, prolaktinhemmende und thyreostatische Wirkung, indem der Jodtransport und die periphere Dejodierung von T4 gehemmt und T4 vermehrt über den Urin ausgeschieden wird; die Rezeptordichte am Herzen, der Prolaktinspiegel und die pathologisch erhöhte Körpertemperatur werden gesenkt, der Grundumsatz, Puls und Blutdruck normalisieren sich und die Herzhypertrophie geht zurück (Brendieck-Worm & Melzig, 2018).
-Antigonadotrope und antithyreotrope Wirkung (Hagers Handbuch, 1976)
 
Monographien

Monographien

-Ph. Eur. 10/2020: keine Monographie vorhanden (24.1.2022)
-ESCOP: keine Monographie vorhanden (16.1.2020)
-WHO: keine Monographie vorhanden (16.1.2020)
-HMPC (EMA): keine Monographie vorhanden (16.1.2020)
-Kommission E: Monographie vorhanden, ATC-Code: H03D (BAnz. Nr. 22a vom 1.2.1990)
 

Medizinische Anwendungen

Veterinärmedizin

Anwendungen

Anerkannte tiermedizinische Anwendung

-In einer Studien an hyperthyreoten Ratten konnte gezeigt werden, dass die orale Verabreichung von 5 mg/kg 2-mal täglich eines 50%igen-Lycopus europaeus-Ethanolextraktes bzw. Drogenpulvers eine signifikante Reduktion der hyperthyreoten Symptome, d.h. der erhöhten Körpertemperatur, der signifikant erhöhten Beta-Rezeptordichte am Herzen sowie der Herzhypertrophie, bewirkte (Vonhoff & Winterhoff, 2006).
 

Traditionelle Anwendung

-Innerlich bei leichten Formen der Hyperthyreose mit vegetativ-nervösen Beschwerden und bei Mastodynie (Brendieck-Worm & Melzig, 2018; Wynn & Fougère, 2007).
-Innerlich bei funktionellen und organischen Herzerkrankungen sowie bei Leber- und Nierenerkrankung (Brendieck-Worm & Melzig, 2018).
-Innerlich bei feliner Hyperthyreose, Urolithiasis bei Dalmatinern und Lungenblutung bei Pferden (Wynn & Fougère, 2007).
 

Dosierung

Innerliche Anwendung
Wolfstrapp-Blätter und BlütenPulverInfusTinktur (1:5)
Kleintiere12-16 mg/kg KGW, 3-mal täglich50-100 ml/10 kg KGW/Tag, auf 3 Gaben verteilt1-2 Tropfen/kg KGW, 2- bis 3-mal täglich
KGW = Körpergewicht
(Brendieck-Worm & Melzig, 2018; Wynn & Fougère, 2007)
 

Zubereitung

Innerliche Anwendung
-Infus: 5-30 g Droge auf 200 ml kochendes Wasser, 10 Minuten ziehen lassen (Brendieck-Worm & Melzig, 2018).
-Pulver: direkt verabreichen oder in Hartgelatinekapseln abfüllen (Brendieck-Worm & Melzig, 2018).
-Tinktur: auf Brot geben oder mit Wasser verdünnt eingeben (Brendieck-Worm & Melzig, 2018).
-Extrakt: Fertigpräparate (Brendieck-Worm & Melzig, 2018).
 
Kombinationen
-Empfohlen wird die Kombination mit Herzgespann (Leonurus cardiaca L.) (Brendieck-Worm & Melzig, 2018).
 

Hinweise

-Gegenanzeige: die gleichzeitige Gabe von Schilddrüsenhormonen ist kontraindiziert (Brendieck-Worm & Melzig, 2018).
-Die Therapie sollte einschleichend begonnen und nicht abrupt beendet, sondern ausgeschlichen werden (Brendieck-Worm & Melzig, 2018).
-Mögliche Wechselwirkungen mit Schilddrüsenmedikamenten (Wynn & Fougère, 2007).
 

Toxizität

Zubereitungen von Lycopus europaeus bis zu 200 mg/kg Körpergewicht 2-mal täglich zeigten keine toxische Effekte (Vonhoff & Winterhoff, 2006).
 

Verfügbarkeit

Siehe unter Fertigpräparate und -produkte Schweiz und Deutschland; die pulverisierte Droge sowie Extrakte sind in Arzneibuchqualität im Fachhandel erhältlich (Pharmavista, 2020).
 

Gesetzliche Vorschriften, Doping

Rückstandsregelungen

-TAMV: Lycopus europaeus ist nicht auf der Liste 2/Anhang 2 aufgeführt und darf deshalb bei Nutztieren nicht als Wirkstoff eingesetzt werden.
-European Feed Materials Register (momentan für die Schweiz nicht gültig): keine Einträge (20.1.2020).
 

Doping

Lycopus europaeus ist keine dopingverdächtige Substanz.
Die Dopingrelevanz von Pflanzen ändert sich kontinuierlich. Die aktuellen Daten zum Pferdesport (FEI) sind ersichtlich unter der Liste der verbotenen Substanzen.
 
Literatur
-Brendieck-Worm C. & Melzig M.F. (2018) Phytotherapie in der Tiermedizin. Georg Thieme Verlag KG, Stuttgart, pp. 249, 260-261, 466 & 481
-Hagers Handbuch der pharmazeutischen Praxis, Band 5 (1976) 4. Auflage. Hrsg.: Kern W., Roth H.J., Schmid W., List P.H. & Hörhammer J. Springer-Verlag Berlin, p. 609
-Hiller K. & Melzig (2010) Lexikon der Arzneipflanzen und Drogen. 2. Auflage. Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg, p. 364
-Kommission E (1990) Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte, Bundesanzeiger Verlagsgesellschaft, 50445 Köln
-Pharmavista (2019) www.pharmavista.net, Produkte Schweiz
-PubChem (2018) pubchem.ncbi.nlm.nih.gov
-Vonhoff C. & Winterhoff H. (2006) Kardiale Effekte von Lycopus europaeus L. im Tierexperiment. Zeitschrift für Phytotherapie 27, 110-119
-Wynn S.G. & Fougère B.J. (2007) Veterinary herbal medicine. Mosby Elsevier, St. Louis, Missouri, pp. 197, 310, 321 & 497-498
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