mdi-book-open-variant Impressum mdi-help Hilfe / Anleitung mdi-printer Webseite ausdrucken mdi-bookmark Bookmark der Webseite speichern mdi-magnify Suche & Index Arzneidrogen mdi-sitemap Sitemap CliniPharm/CliniTox-Webserver mdi-home Startseite CliniPharm/CliniTox-Webserver mdi-email Beratungsdienst: Email / Post / Fax / Telefon
Deutsch    Rubi fruticosi folium; Folia rubi fruticosi
Deutsch    Brombeerblätter
Franzoesisch    Feuilles de mûrier
Italienisch    Foglie di mora; Foglie di rovo
Englisch    Blackberry leaf
 

Verwendete Pflanzen (Botanik)

Rubus fruticosus aggr.
 
Verwendete Pflanzenteile

Definition

Die während der Blütezeit gesammelten, getrockneten, ganzen oder geschnittenen Laubblätter von Rubus fruticosus L.s.l. (Reichling et al., 2016).
 
Gehalt: Gerbstoffgehalt nach DAC mindestens 4%, berechnet als Pyrogallol (Wichtl, 2009).
 
Extraktionsverfahren:
-Heisswasser (Infus; Reichling et al., 2016; Wichtl, 2009)
-Wasser (Dekokt; Klarer et al., 2013; Reichling et al., 2016)
 
Verfälschungen: mit Himbeerblättern (Rubi idaei folium), die auf der Blattunterseite stark filzig behaart sind; im Gegensatz zu den Brombeerblättern handelt es sich um peitschenförmig gewundene Haare (Wichtl, 2009).
 

Übliche Zubereitungen

Infus, Dekokt (Pharmavista, 2018; Reichling et al., 2016; Teuscher et al., 2012; Wichtl, 2009).
 

Pharmakognosie

Organoleptische Angaben

Aussehen

3- bis 5-zählige Blätter, das Fiederblatt bis 7 cm lang, eiförmig, mit gesägtem Rand. Die Schnittdroge besteht aus Blattstückchen, die am unterseits hervortretenden Mittelnerv feine weissliche Stacheln aufweisen. An dickeren Blattstiel- oder Sprossachsenstückchen sind die Stacheln deutlicher. Das Blatt ist oberseits grün, unterseits meist nur schwach behaart (Wichtl, 2009).
 

Geruch

Schwach, cumarinartig (Reichling et al., 2016).
 

Geschmack

Adstringierend (Reichling et al., 2016; Wichtl, 2009).
 
Inhaltsstoffe

Leitsubstanzen

Hydrolysierbare Gerbstoffe (5-14%), Pflanzensäuren, Flavonoide, pentazyklische Triterpensäuren, Schleimstoffe und ätherisches Öl.
-Hydrolysierbare Gerbstoffe: Gallotannine und dimere Ellagitannine.
-Pflanzensäuren: u.a. Ascorbinsäure, Citronen- und Isocitronensäuren.
(Hiller & Melzig, 2010; Reichling et al., 2016; Wichtl, 2009)
 
 
Pharmakologie

Wirkung

-Gastrointestinaltrakt: Wirkung gegen Protozoen (in vitro) (Ayrle et al., 2016).
-Respirationstrakt: entzündungshemmende Wirkung (in vivo) (Ayrle et al., 2016).
-In vitro Hinweise auf eine immunmodulierende Wirkung (Ayrle et al., 2016).
-Adstringierende, antibakterielle, antivirale (u.a. gegen Herpes-simplex-Virus, Grippeviren), entzündungshemmende und blutstillende Wirkung (Reichling et al., 2016).
-Adstringierende Wirkung (Klarer et al., 2013; Wynn & Fougère, 2007).
 
Monographien

Monographien

-Ph. Eur. 08/2014: keine Monographie vorhanden (8.1.2018)
-ESCOP: keine Monographie vorhanden (8.1.2018)
-WHO: keine Monographie vorhanden (8.1.2018)
-HMPC (EMA): keine Monographie vorhanden (8.1.2018)
-Kommission E: Monographie vorhanden, ATC-Code: A07XA (BAnz. Nr. 22a vom 1.2.1990)
 

Medizinische Anwendungen

Veterinärmedizin

Anwendungen

Anerkannte tiermedizinische Anwendung

In einer Studie an Ratten konnte gezeigt werden, dass die orale Verabreichung eines wässeriger Rubus fructicosis-Blätter-Extraktes (100 mg/kg Körpergewicht) den Blutzuckerspiegel signifikant senkte (Juad et al., 2002).
 

Ethnoveterinärmedizinische Studien

Gemäss einer Übersichtsarbeit zu ethnoveterinärmedizinischen Studien Europas wird Rubus fruticosus bei Rindern als Mittel bei Magen-Darm-Problemen und bei Schafen bei Hautproblemen eingesetzt (Mayer et al., 2014).
 

Traditionelle Anwendung

-Innerlich bei Erkrankungen des Gastrointestinaltraktes (Ayrle et al., 2016).
-Innerlich bei unspezifischen, akuten Durchfallerkrankungen (besonders bei Pferden) (Reichling et al., 2016).
-Innerlich bei blutigem, sehr dünnem, grünen Durchfall (Milchkälber, speziell nach Alpung) (Klarer et al., 2013).
-Äusserlich bei leichten Schleimhautentzündungen im Maul- und Rachenraum, Blutungen des Zahnfleisches, bei auf die gesamte Mundschleimhaut übergreifender Gingivitis, bei Aphthen und Halsentzündungen (Reichling et al., 2016).
-Äusserlich bei Stomatitis und topisch bei Hautausschlägen (Klarer et al., 2013; Wynn & Fougère, 2007).
 

Dosierung und Zubereitung

Innerliche Anwendung
-Grosse Tiere: Infus oder Dekokt aus 6-10 g getrockneten Brombeerblättern und 500 ml siedendem Wasser (Reichling et al., 2016).
-Brombeerblätterinfus: 2 gehäufte Teelöffel Blätter (jung, voll entfaltet) mit ¼ Liter kochendem Wasser übergiessen und abseihen; bei Durchfall von Pflanzenfressern und Schweinen (Brendieck-Worm et al., 2015).
-Brombeerblätterinfus: Blätter mit Wasser kurz aufkochen, 5 g Brombeerblätter/100 kg Körpergewicht; Rind, Pferd, Ziege, Schaf und Schwein, alle Altersstufen: 2- bis 3-mal täglich 1 Liter verabreichen (Klarer et al., 2013).
-Kleintiere: 25-125 mg getrocknetes Kraut/kg Körpergewicht, aufgeteilt auf 3-mal täglich, 3- bis 4-fache Menge bei frischem Kraut; Infus: 10-30 g pro Tasse (250 ml) Wasser, ¼-½ Tasse/10 kg Körpergewicht, aufgeteilt auf 3-mal täglich (Wynn & Fougère, 2007).
-Bei Durchfall von Pferden und Kühen werden dem Trinkwasser 2 Handvoll zerkleinerte Blätter hinzugefügt (Reichling et al., 2016; Wynn & Fougère, 2007).
 
Äusserliche Anwendung
-Als Spülung wird ein Infus aus 15 g oder ein Dekokt aus 6-10 g getrockneten Brombeerblättern mit 500 ml siedendem Wasser zubereitet; das Infus wird bei Zahnfleischblutungen des Hundes angewendet (Reichling et al., 2016).
 

Hinweise

-Mögliche Wechselwirkungen mit Insulin und oralen Hypoglykämika (Wynn & Fougère, 2007).
 

Toxizität

-Akute Toxizität: Dosen von 0-6 g/kg Körpergewicht des wässrigen Brombeerblätter-Extraktes verursachten keine signifikanten Verhaltensveränderungen bei Mäusen, Dosen von > 6g/kg Körpergewicht bewirkten Tachypnoe, Piloerektion und Diurese, die LD50 betrug 8.1 g/kg Körpergewicht (Juad et al., 2002).
 

Verfügbarkeit

Siehe unter Fertigpräparate und -produkte Schweiz und Deutschland; die getrocknete und geschnittene Droge sowie Extrakte sind in Arzneibuchqualität im Fachhandel erhältlich (Pharmavista, 2018).
 

Gesetzliche Vorschriften, Doping

Rückstandsregelungen

-TAMV: Brombeerblätter sind nicht auf der Liste 2/Anhang 2 aufgeführt und dürfen deshalb bei Nutztieren nicht als Wirkstoff eingesetzt werden.
-FMBV (Nr. 68/2013): Die Verfütterung von getrockneten Blättern essbarer Pflanzen an lebensmittelliefernde Tiere ist laut der Futtermittelbuch-Verordnung, Anhang 1.418, erlaubt.
-European Feed Materials Register (momentan für die Schweiz nicht gültig): Brombeerblätter (getrocknet, geschnitten) sind registriert unter 001218-DE (2011-01-24) und 001218-EN (2011-01-24).
 

Doping

Brombeerblätter sind keine dopingverdächtige Substanz.
Die Dopingrelevanz von Pflanzen ändert sich kontinuierlich. Die aktuellen Daten zum Pferdesport (FEI) sind ersichtlich unter der Liste der verbotenen Substanzen.
 
Literatur
-Ayrle H., Mevissen M., Kaske M., Nathues H., Gruetzner N., Melzig M. & Walkenhorst M. (2016) Medicinal plants - prophylactic and therapeutic options for gastrointestinal and respiratory diseases in calves and piglets? A systematic review. BMC Vet Res. 12(1), 89-120
-Brendieck-Worm C. & Melzig M.F. (2018) Phytotherapie in der Tiermedizin. Georg Thieme Verlag KG, Stuttgart, pp. 88, 91, 118, 438 & 449
-Brendieck-Worm C., Klarer F. & Stöger E. (2015) Heilende Kräuter für Tiere: Pflanzliche Hausmittel für Heim- und Nutztiere. Haupt Verlag, Bern, p. 107
-Hiller K. & Melzig (2010) Lexikon der Arzneipflanzen und Drogen. 2. Auflage. Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg, p. 511
-Jouad H., Maghrani M. & Eddouks M. (2002) Hypoglycaemic effect of Rubus fructicosis L. and Globularia alypum L. in normal and streptozotocin-induced diabetic rats. J Ethnopharmacol. 81(3), 351-356
-Klarer F., Stöger E. & Meier B. (2013) Jenzerwurz und Chäslichrut: Pflanzliche Hausmittel für Rinder, Schafe, Ziegen, Schweine und Pferde. Haupt Verlag, Bern, pp. 67 & 171
-Kommission E (1985 & 1990) Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte, Bundesanzeiger Verlagsgesellschaft, 50445 Köln
-Mayer M., Vogl C.R., Amorena M., Hamburger M. & Walkenhorst M. (2014) Treatment of organic livestock with medicinal plants: A systematic review of European ethnoveterinary research. Forsch Komplementmed. 21(6), 375-386
-Pharmavista (2018) www.pharmavista.net, Produkte Schweiz
-PubChem (2018) pubchem.ncbi.nlm.nih.gov
-Reichling J., Frater-Schröder M., Saller R., Fitzi-Rathgen J. & Gachnian-Mirtscheva R. (2016) Heilpflanzenkunde für die Veterinärpraxis. 3. Auflage. Springer Verlag, Berlin, pp. 132-134 & 208
-Teuscher E., Melzig M.F. & Lindequist U. (2012) Biogene Arzneimittel: Lehrbuch der Pharmazeutischen Biologie. 7. Auflage. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart, pp. 352-353
-Wichtl M. (2009) Teedrogen und Phytopharmaka: Ein Handbuch für die Praxis auf wissenschaftlicher Grundlage. 5. Auflage. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart, pp. 576-578
-Wynn S.G. & Fougère B.J. (2007) Veterinary herbal medicine. Mosby Elsevier, St. Louis, Missouri, pp. 197, 327 & 490-491
© 2024 - Institut für Veterinärpharmakologie und ‑toxikologie

Es kann keinerlei Haftung für Ansprüche übernommen werden, die aus dieser Webseite erwachsen könnten.