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Deutsch    Schöllkraut
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Englisch    Greater celandine herb
 

Verwendete Pflanzen (Botanik)

Chelidonium majus L.
 
Verwendete Pflanzenteile

Definition

Nach Ph. Eur. 10: Die während der Blütezeit gesammelten, getrockneten, ganzen oder geschnittenen oberirdischen Teilen von Chelidonium majus L.
 
Gehalt: mindestens 0.6% Gesamtalkaloide, berechnet als Chelidonin (C20H19O5; Mr 353.4) und bezogen auf die getrocknete Droge (Ph. Eur. 10, 2020).
 
Reinheit:
-Fremde Bestandteile: höchstens 10.0% (Ph. Eur. 10, 2020).
-Trocknungsverlust: höchstens 10% mit 1.000 g pulverisierter Droge durch 2 Stunden langes Trocknen im Trockenschrank bei 105°C bestimmt (Ph. Eur. 10, 2020).
-Asche: höchstens 13.0% (Ph. Eur. 10, 2020).
 
Extraktionsverfahren:
-Heisswasser (Infus; Hiller & Melzig, 2010)
-Ethanol (Trockenextrakt; EMA, 2011)
-Ethanol 25% V/V (Flüssigextrakt; EMA, 2011)
-Ethanol 45% V/V (Tinktur; EMA, 2011)
-Ethanol 70% V/V (Urtinktur; EMA, 2011)
 
Verfälschungen: kommen in der Praxis kaum vor (Wichtl, 2009).
 

Übliche Zubereitungen

Geschnittene Droge, Flüssigextrakt, Tinktur und Tropfen; Infusa nicht gebräuchlich (EMA, 2011; Pharmavista, 2020; Teuscher et al., 2012; Wichtl, 2009).
 
 

Pharmakognosie

Organoleptische Angaben

Aussehen

Nach Ph. Eur. 10:
-Die Stängel sind rundlich, gerippt, gelblich oder grünlich braun, etwas flaumig behaart, etwa 3-7 mm im Durchmesser, hohl und meist kollabiert. Die Blätter sind dünn, unregelmässig gefiedert, die Fiedern eiförmig bis länglich mit grob gezähnten Rändern, die Endfieder ist oft 3-lappig; die Blattoberseite ist bläulich grün und kahl, die Unterseite heller und besonders über der Nervatur flaumig behaart. Die Blüten besitzen 2 ausgeprägt konkav-konvexe Kelchblätter, die leicht abfallen, und 4 gelbe, breit eiförmige, weit ausgebreitete, etwa 8-10 mm lange Kronblätter; die zahlreichen Staubblätter sind gelb, der Fruchtknoten ist oberständig mit kurzem Griffel; selten sind lange, noch unreifen Kapselfrüchte vorhanden.
-Das Pulver ist dunkelgraugrün oder bräunlich grün (Ph. Eur. 10, 2020).
 

Geruch

Eigenartig, unangenehm (Wichtl, 2009).
 

Geschmack

Bitter, etwas scharf (Wichtl, 2009).
 
Inhaltsstoffe

Leitsubstanzen

Über 20 Benzylisochinolin-Alkaloide (0.1-1.7%), die bevorzugt dem Photoberberin-, Protopin- und Benzophenanthridin-Typ angehören.
-Alkaloide: Hauptalkaloid: Coptisin (80-90% des Gesamtalkaloidgehalts), Nebenalkaloide: u.a. Chelidonin, Chelerythrin, Cryptopin, Stylopin, Protopin, Sanguinarin und Berberin.
(ESCOP, 2003; Hänsel & Sticher, 2010; Hiller & Melzig, 2010; Teuscher et al., 2012; Wichtl, 2009)
 
 
Pharmakologie

Wirkung

-Spasmolytische Wirkung (in vitro) (EMA, 2011; ESCOP, 2003; Teuscher et al., 2012; Wichtl, 2009).
-Choleretische Wirkung (EMA, 2011; ESCOP, 2003).
-Entzündungshemmende Wirkung (in vitro und in vivo) (EMA, 2011; ESCOP, 2003).
-Antimikrobielle Wirkung (in vitro und in vivo) (EMA, 2011; Teuscher et al., 2012).
-Antivirale Wirkung (in vitro und in vivo) (EMA, 2011; ESCOP, 2003).
-Krebshemmende Wirkung (in vitro und in vivo) (EMA, 2011).
-Antidiuretische Wirkung (in vitro) (EMA, 2011).
-Immunomodulierende Wirkung (in vitro und in vivo) (EMA, 2011).
-Analgetische Wirkung (in vitro) (EMA, 2011).
-Hepatoprotektive, antigenotoxische und antikanzerogene Wirkung (in vivo) (Teuscher et al., 2012).
-Coptisin, Chelidonin und Protopin wirken muskulotrop spasmolytisch (in vivo) (Teuscher et al., 2012; Wichtl, 2009).
-Die quaternären Alkaloide, u.a. Sanguinarin, Chelerythrin, Berberin, sind antimikrobiell und zytostatisch wirksam indem sie Enzyme sowie die Zellteilung hemmen. Letztere wird durch Reaktion mit nukleophilen bzw. anionischen Gruppen von Proteinen und Nukleinsäuren gehemmt (Teuscher et al., 2012).
 
Monographien

Monographien

-Ph. Eur. 10/2020: 10.0/1861
-ESCOP: Monographie vorhanden (2003)
-WHO: Monographie vorhanden (2007)
-HMPC (EMA): Monographie vorhanden (Doc.Ref.: EMA/HMPC/212895/2008)
-Kommission E: Monographie vorhanden, ATC-Code: A05AX (BAnz. Nr. 90 vom 15.5.1985)
 

Medizinische Anwendungen

Veterinärmedizin

Anwendungen

Ethnoveterinärmedizinische Studien

-Gemäss einer Übersichtsarbeit zu ethnoveterinärmedizinischen Studien Europas wird Chelidonium majus bei Magen-Darm-Problemen (als Antidiarrhoikum, zur Entzündungshemmung, bei funktionellen Störungen, zur Gallen- und Lebertherapie), als Anthelmintikum, als Dermatologikum (zur Behandlung von Wunden und Ulzera), als Ophthalmologikum und bei gynäkologischen Erkrankungen eingesetzt (Mayer et al., 2014).
-Bäuerinnen und Bauern der Deutschschweiz verwenden Chelidonium majus-Kräuter-Tinktur, -Blätter und -Saft bei Rindern und Pferden als Hausmittel für die Haut (Mayer et al., 2017; Mertenat et al., 2019; Schmid et al., 2012; Stucki et al., 2019).
 

Traditionelle Anwendung

-Innerlich bei Verdauungsstörungen, Störungen der Darmflora, chronischer Gastroenteritis, Koprophagie, Stoffwechselstörungen und Appetitlosigkeit bei Kühen (ausser Laktationsphase), Schweinen und Pferden. Wird nicht mehr eingesetzt (EMA, 2000).
 

Dosierung

Keine Angaben in der Fachliteratur.
 

Toxizität

Siehe unter Chelidonium majus
 

Verfügbarkeit

Siehe unter Fertigpräparate und -produkte Schweiz und Deutschland; Extrakte sind in Arzneibuchqualität im Fachhandel erhältlich (Pharmavista, 2018).
 

Gesetzliche Vorschriften, Doping

Rückstandsregelungen

-TAMV: Chelidonium majus ist nicht auf der Liste 2/Anhang 2 aufgeführt und darf deshalb bei Nutztieren nicht als Wirkstoff eingesetzt werden.
-European Feed Materials Register (momentan für die Schweiz nicht gültig): Schöllkraut (Pflanzen oder Pflanzenteile, Kraut, Blätter; getrocknet, geschnitten, als Pulver, Suspension und Extrakt) ist in der EU als Einzelfuttermittel registriert unter 02735-DE (2011-12-29), 05200-DE (2014-11-03), 04062-DE (2013-09-13), 01541-EN (2011-03-22), 04511-EN (2014-03-25) und 04061-EN (2013-09-13).
 

Doping

Chelidonium majus ist keine dopingverdächtige Substanz.
Die Dopingrelevanz von Pflanzen ändert sich kontinuierlich. Die aktuellen Daten zum Pferdesport (FEI) sind ersichtlich unter der Liste der verbotenen Substanzen.
 
Humanmedizin

Anwendungen

Anerkannte medizinische Anwendungen

Herpes-simplex-Infektionen, Verdauungsbeschwerden, Flatulenz und Gallenbeschwerden (Pharmavista; Wichtl, 2009).
 

Traditionelle Anwendungen

Bei krampfartigen Beschwerden im Bereich der Gallenwege und des oberen Magen-Darm-Traktes, bei Reizdarm und Nausea (Teuscher et al., 2012; Wichtl, 2009).
 

Zubereitung

Innerlichen Anwendung
-Vor allem in Form von Trockenextrakten in Fertigarzneimitteln, die Tagesmaximaldosis beträgt 2.5 mg Gesamtalkaloide (EMA, 2011; Teuscher et al., 2012; Wichtl, 2009).
 

Behandlungsdauer

Bei einer Behandlungsdauer von mehr als 4 Wochen müssen die Leberwerte überprüft werden (ESCOP, 2003; Teuscher et al., 2012).
 

Hinweise

-Nicht anwenden bei Gallensteinen (ESCOP, 2003).
-Als Nebenwirkungen werden Magen-Darm-Symptome wie Magenverstimmung, Nausea und Diarrhoe beobachtet (ESCOP, 2003; Teuscher et al., 2012).
-Bei einer überdosierung wurden Bauchschmerzen, Magen-Darm-Krämpfe, Harndrang, Benommenheit, und Hämaturie beobachtet (ESCOP, 2003).
-Bei einer Tagesdosen von mehr als 5 mg Alkaloiden trat eine reversible Hepatitis auf, jedoch nicht bei täglichen Gaben von 2.5 mg Alkaloiden oder weniger (Hänsel & Sticher, 2010; Teuscher et al., 2012).
-Wechselwirkungen: keine bekannt (ESCOP, 2003).
-Nicht anwenden während der Schwangerschaft und Stillzeit (ESCOP, 2003).
-Das BfArM erlässt im Stufenplanverfahren der Stufe II für schöllkrauthaltige Arzneimittel zur innerlichen Anwendung folgenden Bescheid: Für Arzneimittel mit einer Tagesdosierung von mehr als 2.5 mg Gesamtalkaloide wird die Zulassung widerrufen, für Arzneimittel mit einer Tagesdosierung von 2.5 µg bis höchstens 2.5 mg Gesamtalkaloide werden Änderungen der Produktinformationen angeordnet.
 

Toxizität

Hepatotoxizität wurde beobachtet (Teuscher et al., 2012).
 

Fertigpräparate

In der Schweiz sind homöopathische Arzneimittel mit Schöllkraut verfügbar. Die geschnittene und pulverisierte Droge ist in Arzneibuchqualität im Fachhandel erhältlich, ferner Hausspezialitäten, Einzelherstellungen und Verschreibungen (Pharmavista).
 
Literatur
-BfArM: Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (2018) https://www.bfarm.de/SharedDocs/Risikoinformationen/Pharmakovigilanz/DE/RV_STP/s-z/schoellkraut.html, 15.4.2018
-Brendieck-Worm C. & Melzig M.F. (2018) Phytotherapie in der Tiermedizin. Georg Thieme Verlag KG, Stuttgart, pp. 90 & 188
-ESCOP monographs. The scientific foundation for herbal medicinal products, 2nd edition, completely revised and expanded (2003) Ed. F.H. Kemper, Thieme Verlag, Stuttgart, pp. 74-78
-European Medicines Agency (EMA) (2000) Committee for Veterinary Medicinal Products (CVMP): Update of the position paper on availability of veterinary medicines agreed on 21 June 2000, final. EMEA/CVMP/411/00-FINAL, http://www.ema.europa.eu (1995-2017)
-European Medicines Agency (EMA) (2011) Committee on Herbal Medicinal Products (HMPC): Assessment report on Chelidonium majus L., herba, final. EMA/HMPC/369801/2009, 13 September 2011, http://www.ema.europa.eu (1995-2017)
-Hänsel R. & Sticher O. (2010) Pharmakognosie - Phytopharmazie. 9. Auflage. Springer Verlag, Berlin, p. 1288
-Kommission E (1990) Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte, Bundesanzeiger Verlagsgesellschaft, 50445 Köln
-Mayer M., Vogl C.R., Amorena M., Hamburger M. & Walkenhorst M. (2014) Treatment of organic livestock with medicinal plants: A systematic review of European ethnoveterinary research. Forsch Komplementmed. 21(6), 375-386
-Mayer M., Zbinden M., Vogl C.R., Ivemeyer S., Meier B., Amorena M., Maeschli A., Hamburger M. & Walkenhorst M. (2017) Swiss ethnoveterinary knowledge on medicinal plants - a within-country comparison of Italian speaking regions with north-western German speaking regions. J Ethnobiol Ethnomed. 13, 1-23
-Mertenat D., Dal Cero M., Vogl C.R., Ivemeyer S., Meier B., Maeschli A., Hamburger M. & Walkenhorst M. (2020) Ethnoveterinary knowledge of farmers in bilingual regions of Switzerland - is there potential to extend veterinary options to reduce antimicrobial use? J Ethnopharmacol. 246, 112184
-Ph. Eur. 10: Pharmacopoea Europaea (2020), Grundwerk, 10. Ausgabe, pp. 2412-2414
-Pharmavista (2017) www.pharmavista.net, Produkte Schweiz
-PubChem (2017) pubchem.ncbi.nlm.nih.gov
-Schmid K., Ivemeyer S., Vogl C., Klarer F., Meier B., Hamburger M. & Walkenhorst M. (2012) Traditional use of herbal remedies in livestock by farmers in 3 Swiss cantons (Aargau, Zurich, Schaffhausen). Forsch Komplementmed. 19(3), 125-136
-Stucki K., Dal Cero M., Vogl C.R., Ivemeyer S., Meier B., Maeschli A., Hamburger M. & Walkenhorst M. (2019) Ethnoveterinary contemporary knowledge of farmers in pre-alpine and alpine regions of the Swiss cantons of Bern and Lucerne compared to ancient and recent literature - Is there a tradition? J Ethnopharmacol. 234, 225-244
-WHO monographs on selected medicinal plants commonly used in the Newly Independent States (NIS) (2010) Herba Chelidonii. World Health Organization, pp. 73-89
-Teuscher E., Melzig M.F. & Lindequist U. (2012) Biogene Arzneimittel: Lehrbuch der Pharmazeutischen Biologie. 7. Auflage. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart, pp. 483-485
-Wichtl M. (2009) Teedrogen und Phytopharmaka: Ein Handbuch für die Praxis auf wissenschaftlicher Grundlage. 5. Auflage. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart, pp. 167-170
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