Zutreffende Spezies (Botanik)
Toxizitätsgrad
Sehr stark giftig
+++ (
Erläuterungen)
Hauptwirkstoffe
Cyanogene Glykoside Linamarin, Lotaustralin - sie werden durch das Enzym Linamarase in Aceton, Blausäure und Glukose gespalten. Die Enzymaktivität ist von pH und Wassergehalt der Pflanze abhängig; Linatin (Vitamin B
6-Antagonist). Junge grüne Schösslinge können bis zu 5% des Trockengewichts an Linamarin und Lotaustralin enthalten. Das Kochen der Leinsamen während mindestens 10 Minuten zerstört das Enzym, das für die Freisetzung der Blausäure verantwortlich ist, und verhindert somit die Blausäurebildung.
Wirkungsmechanismen
Blausäurevergiftung durch Nassverfütterung zu grosser Mengen von Leinsamen und Ölkuchen und Extraktionsschrot. Trockene Verabreichung ungefährlich. Blausäure hemmt die Cytochrom-Oxidase (Blockierung der Atmungskette), die Folgen sind Gewebsanoxie und Krämpfe. Der Tod tritt durch Atemlähmung ein. Bedingt durch das Dipeptid Linatin kann es zu geringeren Wachstumsleistungen kommen. Leinsamen ist daher in der Hühnermast ungeeignet.
Veterinärtoxikologie
Toxische Dosis
Nicht mehr als 400 g Ölkuchen pro 100 kg Körpergewicht pro Tag verabreichen.
Klinische Symptome
Taumeln, Vomitus, Tachypnoe - Zittern, Zuckungen, Krämpfe - Bradykardie, Koma, Atemstillstand. Im Extremfall kann der Tod innerhalb weniger Sekunden auftreten. Vergiftungsfälle bei Pferden, Lämmern und Kälbern.
Wiederkäuer sind in der Regel empfindlicher als Monogastrier, da die hydrolisierenden Enzyme in saurem Milieu gehemmt werden. Blausäure wird auch in der Milch ausgeschieden.
Therapie
Schnellste Behandlung notwendig!
Beatmung (95% Sauerstoff, 5% Kohlendioxid)
1%ige Natriumnitritlösung: 20-25 mg/kg Körpergewicht i.v., gefolgt von 25%iger Natriumthiosulfatlösung: 0.5-1.25 g/kg Körpergewicht i.v.; wenn nötig, mit halber Dosis wiederholen.
Prophylaxe: Hitzebehandlung des Ölkuchens, dadurch wird das Enzym inaktiviert (Uebergiessen mit heissem Wasser genügt nicht).
Veterinärpathologie
Sektionsbefunde
Lungenödem; Zyanose, akut: Blut hellrot, später dunkelbraun; die inneren Organe riechen nach Bittermandeln.
Literatur
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- | Brioux C. & Richart A. (1928) Hydrocyanic acid in linseed cake. Toxicity of some oilseed cakes. Bulletin de l'académie vét. de France 1, 134-146 |
- | Colin M.A.M. (1937) Toxicity of linseed cake for sheep. Thesis. Ecole nationale vétérinaire d'Alfort (F), p. 51 |
- | Humphreys D.J. (1988) Veterinary toxicology. 3rd edition. Baillière Tindall, London (GB) |
- | Perrot M. (1928) Poisoning of sheep by linseed cake. Recueil de médecine vétérinaire 104, 15-18 |
- | Rizk A.F.M. (1990) Poisonous plant contamination of edible plants. CRC Press, Boca Raton, Florida (USA) |
- | Villet C. (1965) Alimentary toxicology of linseed cake in cattle. Thesis. Ecole nationale vétérinaire de Lyon (F), p. 69 |