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Zutreffende Spezies (Botanik)

Vitis vinifera L. - speziesspezifisch stark giftig
 

Toxizitätsgrad

Speziesspezifisch stark giftig ±± (Erläuterungen)
Hund: Trauben, Rosinen, Korinthen, Sultaninen, Trester: stark giftig ++
Katzen scheinen nicht sehr anfällig für eine durch Vitis-Früchte verursachte akute Niereninsuffizienz zu sein.
 

Hauptwirkstoffe

Dicarbonsäuren: Weinsäure (2,3-Dihydroxybernsteinsäure, 2,3-Dihydroxybutandisäure, Weinsteinsäure) und Oxalsäure; die Konzentration der Weinsäure in Trauben variiert zwischen 0.35-2% (Tamarindenmark enthält 8-18% Weinsäure, Früchte wie Kirschen und Himbeeren 0.008% bzw. 0.009%). Sowohl in Trauben als auch in Tamarinden liegt die Weinsäure als freie Säure, als Kaliumbitartratsalz und in geringerer Menge als Calciumtartrat vor. In den Trauben wird während des Reifungsprozesses ein zunehmnder Anteil der Weinsäure als Salze ausgefällt.
Monosaccharide: Glukose und Fruktose (reife Füchte >15%, Rosinen > 40%).
 

Zielorgane

Nieren
 

Wirkungsmechanismen

Es ist nicht genau bekannt, warum Weintrauben und deren Produkte für Hunde in grösseren Mengen ein Nierenversagen bewirken. Die Weinsäure und ihre Salze könnten wie die Maleinsäure selektiv die NaK-ATPase-Aktivität hemmen und/oder ATP in den proximalen Tubuli abbauen. Weitere Thesen sind, dass das Nierenversagen die Folge der Hyperkalzämie ist, da bei den meisten Hunden nach der Ingestion von Weintrauben/Rosinen im Blutserum eine Hyperkalzämie zu messen ist, oder die Folge einer nephrotoxischen oder idiosynkratischen Reaktion (Anaphylaxie) mit hypovolämischem Schock und renaler Ischaemie.
 
Veterinärtoxikologie

Toxische Dosis

TD Hund oral: 10-30 g Weintrauben/kg Körpergewicht, Rosinen ca. 3 g/kg Körpergewicht. Es bestehen grosse interindividuelle Unterschiede.
TD Hund oral: 400 mg/kg Natrium-Kaliumtartrat (Rocheller Salz)/ kg Körpergewicht.
 

Klinische Symptome

Hund: Innerhalb von 24 Stunden Erbrechen, Diarrhoe, Lethargie und Anorexie, später Polydipsie, Polyurie oder verminderter Urinausscheidung (Oligurie bis Anurie), Ataxie, Abdominalschmerzen, Lethargie und neurologische Symptome. Das akute Nierenversagen mit Oligurie oder Anurie tritt innert 24-72 Stunden auf und führt unbehandelt zum Tod.
Die biochemischen Parameter einer Niereninsuffizienz sind 24-48 Stunden nach der Aufnahme erhöht und umfassen: erhöhte Serum-Kreatinin- und Harnstoffkonzentrationen, Hyperkalzämie und Hyperphosphatämie und z.T. erhöhte Amylase-Werte sowie eine Proteinurie. Hunde mit höheren medianen
Ca x P-Werten haben eine schlechtere Prognose.
Katze: Nach der Einnahme von Trauben/Rosinen können Magen-Darm-Symptome auftreten. Die provozierte Emesis kann nach der Einnahme grosser Trauben-Mengen in Betracht gezogen werden, wird anhand der Fachliteratur jedoch nicht ausreichend gestützt. Bei Symptomen wie starkem Erbrechen mit fehlender Flüssigkeitsaufnahme muss der Flüssigkeitshaushalt aufrecht erhalten werden.
Frettchen, Kaninchen: nach Einnahme von Trauben symptomatische Therapie.
 

Therapie

Hund: Dekontamination (bis 12 Stunden nach der Einnahme): provozierte Emesis oder Magenspülung, danach Gabe von Aktivkohle, gefolgt von einer intravenösen Flüssigkeitsdiurese für mindestens 48 Stunden. Die chemischen Werte sollten 72 Stunden lang auf die Entwicklung einer akuten Niereninsuffizienz überwacht werden und die Therapie bei Symptomen verlängert werden (siehe Notfalltherapie). Bei bestehender Niereninsuffizienz ist ein intensives Management notwendig: es wird eine peritoneale Lavage oder Hämodialyse empfohlen.
Nach der Einnahme einer grösseren Menge Weinstein und Tamarinde sollte auch eine Dekontamination und eine intravenöse Flüssigkeitsdiurese in Betracht gezogen werden.
 
Veterinärpathologie

Sektionsbefunde

Akute renale Tubulonekrose, vor allem in den proximalen Tubuli. Bei chronischen Geschehen eventuell Anzeichen von Regeneration und metastatische Mineralisation zahlreicher Gewebe.
 
Literatur
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